in der Uhrenbox des jugendlichen Uhrenstürmers und -Drängers herrscht ja nicht selten ein Kommen und Gehen, Fachleute sprechen hier von einer "Hertie'tis", die in milder bis sehr schwerer Form auftritt. Gemessen wird diese in der Einheit "mHer" oder auch "MilliHertie", wobei gilt 1 MilliHertie = 15 Uhrentransaktionen pro Jahr. In der Normalbevölkerung gelten Werte bis ca. 2 MikroHertie als akzeptabel, bei Schulkindern oder Studenten sind Werte deutlich unter 1 MikroHertie wünschenswert. In der Gruppe der Uhrenfreunde sind übliche Grenzwerte etwas gelockert, hier sollte die per Hertiemeter gemessene Gesamt-Exposure nicht 1,5 bis 2 Millihertie überschreiten, bevor man von einer aktuten Hertie'tis sprechen muss.
Dies vorausgeschickt, folgt ein einschlägiger Fallbericht aus einem empirischen Selbstversuch...
Meine Aufgabe in den letzten zwei Wochen im Nachgang zum NSA-Kauf war relativ einfach und klar definiert:
a. Reduziere den Uhrenbestand um mindestens 1
b. Erhöhe den Festgeldbestand um mindestens x
Erscheint machbar. Freudig werden also Abgangskandidaten identifiziert und Verkaufsanzeigen getextet. Eine JLC wird es treffen. Irgendwann im Verlauf kommt der Gedanke: Wenn schon mal so etwas spannendes gehen muss, könnte man doch eigentlich auch mal einen Tausch in Betracht ziehen. Und tatsächlich ergeben sich schnell verschiedene Optionen - die Idee dabei: kein direkter Verkauf, sondern Tausch gegen was Nettes plus Geld. Ein paar Tage später liegen die spannenden Optionen schon bei 1:1 Tausch, nix Geldzufluss. Nochmal ein paar Tage später kommt plötzlich eine völlig andere Option ins Spiel - eine andere Uhr als geplant würde gehen und Geld noch mit dazu. Unter dem Aspekt "Refinanzierung" oder "Sammlungsbereinigung" eher sinnlos - ein klares Zeichen für "Hertie'tis"
Und als warnendes Beispiel für allle Gefährdeten, hier das erschreckende Resultat eines Verkaufsversuchs:
Eine JLC sollte gehen, statt dessen gingen eine IWC und Geld - und die erste Rolex kam
Meine bessere Hälfte macht übrigens gerade einen Sitzstreik vorm Wohnzimmer und fordert auf Transparenten den sofortigen Austieg aus der mechanischen Zeitmessung. Hitzige Diskussionen zum Thema Uhrenendlagerung und emissionsfreien Sonnenuhren bestimmen jetzt meinen Tagesablauf. Ich habe heimlich den PR-Etat aufgestockt und führe mit den Experten von Fleurop eine Gegenkampagne. Ausgang ungewiss - ich werde berichten.
So kann es gehen... vielleicht sollte man solche Bilder zur Abschreckung auf Uhrenboxen kleben.
Gruß,
Christian
p.s.: Es ist übrigens mal wieder typisch - der Süden profitiert von der Geschichte und trabt jetzt munter durch gepflegte Gartenanlagen, die befriedete Gattin im Arm, während die tickenden Uhrwerke schön im Norden abgeladen werden. Und wir sehen müssen, wie wir damit klar kommem...
...ein starkes Schmunzeln konnte ich mir hier echt nicht verkneifen.
