Frage an die Uhrmacher hier - Wie erkennt man einen GUTEN ??

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Barfly
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Frage an die Uhrmacher hier - Wie erkennt man einen GUTEN ??

Beitrag von Barfly »

Hallo liebe Uhrenfreunde,

speziell an die Uhrmacher hier im Forum: Wie erkennt man einen vernünftigen Uhrmacher seines Vertrauens?

Ein Erfahrungsbericht:

OK, z.Z. habe ich einen "etwas" angeschwollenen Hals, ich ärgere mich, aber egal! Eine Zeitreise, es begann, als ich an einem netten Vintage-Fenster vorbeikam. Zugegeben, die Omega Speedmaster Mark irgendwas sah ziemlich amateurhaft abgelutscht aus und verfügte über einen unverschämt hohen Preis, (leider) schreckte mich dies jedoch nicht ab. Auf der Vorderseite befindet sich das dazugehörige Juweliergeschäft. Zufälligerweise befindet sich dieses gerade im Räumungsverkauf (ich ahne nun schon fast warum!):
http://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?t=1144

13.03.06: ich betrat den Vintage Laden mit einem alten Pendulenwerk (Standardwerk), bei dem sich der Anker gelöst hatte. So konnte die Uhr ja auch nicht mehr pendeln. Ich fragte also nun, was es kosten würde und beschrieb den Fehler (mag sein, daß ich keinerlei Ahnung habe, aber ich wußte es sicher, das nur der Anker lose ist!!!). Der Meister seiner Zunft und mehrmalige Buchautor über Taschenuhren erwiderte, daß er zuerst einen Kostenvoranschlag (kostenpflichtig 5 €) machen müsse. In Ermangelung eines potentiellen guten Uhrmachers willigte ich zähneknirschend ein. Ich fragte mich zwar schon zu diesem Zeitpunkt, warum jemand, der schon Highlights der Uhrengeschichte unter den Fingern hatte, bei einem poppeligen Pendulenwerk keine halbwegs klare Aussage treffen konnte. Der Termin für die Erledigung des KV ist datiert auf dem 28.03. (!), schlappe 2 Wochen (!), nur um mir zu sagen, WAS es überhaupt kostet! "Ich rufe Sie dann an", so verblieben wir dann.

Die Zeit verstrich und NATÜRLICH kam KEIN Anruf. In der Zwischenzeit war ich dann auch 2 mal (DIES kostet meine Zeit!) in dem Laden, um nach dem Stand der Dinge zu fragen! "Geben Sie mir noch eine Woche, ich rufe Sie dann an, ich habe den Fehler noch nicht gefunden"! BITTE WAS? Ich schaute ihn verblüfft an "ich sagte ihnen doch, daß der Anker lose sei und nur richtig fixiert werden muß!". Ich vermutete, das es eine reine Schutzbehauptung war, er hat mich also gerade rotzfrech angelogen, dachte ich mir! Und er hat sich das Ding noch nicht einmal angeschaut. Weiterhin verstrich diese weitere Woche abermals OHNE Anruf.

Nachgedacht über diese Lüge und das es meinen Grundsätzen widerspricht (ich hasse Lügen und wenn man mich für dumm verkaufen will) habe ich mich entschlossen, das es nun genug des "Guten" sei und ich mein Uhrwerk lieber wieder abhole.

06.04.06: ich machte mich also heute auf, um es abzuholen. Wieder irgendwo parken, Parkgebühren einwerfen, Verpackungsmaterial mitschleppen, durch die volle Innenstadt dackeln (Handwerkermarkt) und rein in dem Laden.
Jetzt kommt es!! Nach seiner Aussage hätte er das Uhrwerk gerade nicht da, es sei bei einem seiner angestellten "Uhrmacher" und es würde bis NÄCHSTEN SAMSTAG dauern, das ich es abholen könnte und er würde mich ANRUFEN!! BITTE!?!? Weiterhin kam der Hinweis von dem "Meister", daß natürlich die 5 € KV anfallen würden (er sei ja mit dem Uhrwerk hin und her gefahren, hätte sich mit mir unterhalten müssen (was seine kostbare Zeit kostet) usw. usw.). Ich setzte entgegen, das ich dann aber auch die Leistung für den KV haben möchte (sprich: er sagt mir dann was es gekostet hätte, SCHRIFTLICH), da ich mich irgendwie doch schon "leicht" geärgert habe, so veräppelt zu werden.

Was mich jetzt besonders ärgert, ist, daß er einfach mein Uhrwerk zu jemand anderem bringt und er mir demnach heute die Herausgabe meines Eigentum verweigert hat. Einen "Hinterhof-Uhrmacher" hätte ich evtl. auch noch gefunden, so wie er es gemacht hat. Ich frage mich dann auch schon, ob ich überhaupt bei einem Uhrmacher im Laden war. Wenn ihr z.B. mit eurem Benz zu einer Vertragswerkstatt geht und erfahren müßt, das euer Auto bei irgendeiner Hinterhofwrkstatt fertig gemacht wird, würdet ihr das hinnehmen oder nicht zumindest dumm schauen?
Weiterhin noch mehr als eine Woche auf die Herausgabe des Eigentums warten? 5 € (auch wenn es Kleingeld ist) für schlichtes Nichtstun (100 % hat er sich das Ding noch nicht angeschaut) bezahlen?

Auch: kann ein erfahrener und guter Uhrmacher nicht evtl. auch ohne so einen Unsinn eines "Kostenvoranschlages" eine halbwegs vernünftige Aussage treffen? Als weiteres Beispiel: habe mal pauschal gefragt, was an meiner Speedmaster der Ersatz des fehlenden Drückers kosten würde. Seine Aussage war auch hier: "da muß ich erst reinschauen, kann ich rein garnichts zu sagen". Hallo!? Einem Uhrmacher hier um die Ecke, der keinerlei "gute" Marken hat, reichte ein Blick durch die Lupe, um mir zu sagen, daß es so ca. ohne Material 15-20 € kosten würde, es wäre kein Ding.

Was halten hier die Experten von meinen Aussagen? Bin ich etwa zu anspruchsvoll? Oder sind die geschriebenen Bücher doch eher Schall und Rauch?

Mein Tip: da würde ich nun nichtmal mehr einen Stift kaufen gehen, Finger weg! Oder?

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P.S.: ich koche immer noch leicht und überlege mir, gleich nicht doch noch ein Fax loszulassen und eine Frist bis Dienstag setzen, wo ich mein Uhrwerk wieder im Empfang nehme.

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Grüße
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Hauke Heffels
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Beitrag von Hauke Heffels »

Also ich antworte mal aus meiner "Praxis" ....

Mit Blitzkostenvoranschlägen und Ferndiagnosen habe ich auch schon manche üble Erfahrung gemacht. Damit meine ich: Kunde sagt es ist nur dies und das... und ich nenne einen Preis um dann fest zu stellen das war dann doch etwas komplizierter und die Vermutung mein Kunde wusste das auch. Fazit seriöse Angebote mache ich nur wenn ich mir die Uhr wirklich richtig angesehen habe. Notfalls dauert es auch eine Zeit da ich z.B. die Kosten eines Fräsers oder die Lieferbarkeit einer Zugfeder ( das leicht bei einer Antiken Uhr mit Sondermasssen zur Kostenfalle werden kann) klären muß. Wird da der Kunde nervös .... lehne ich diese Arbeit lieber ab denn wenn hier schon Probleme auftreten dann wird das im Laufe der Reparaturdauer noch stressiger.

Ich schildere das bewusst aus meiner Sicht. D.h. habe ich das Gefühl der Kunde traut meinen Angaben nicht ist es besser diesen "Auftrag" sofort zu beenden als nachher den Stress zu bekommen. Das kommt selten vor aber es passiert.

Kostenvoranschlag kostet bei mir nichts lediglich die Portokosten reiche ich 1:1 weiter. Da ich mit einem Wertlogistiker versende ist das nicht billig und lohnt sich sicher nicht für einfache Uhren aber es ist sicher. Verlorene Uhren kosten mehr.

Zum Prozedere: Grundsätzlich dürfen Kunden in mein Atelier und dürfen ihre Uhr oder die Arbeiten die daran gemacht werden sehen. Oftmals lade ich die Kunden während des Verlaufs einer komplizierten Reparatur zum "Zwischenstand" ein. Viele Kunden sind begeistert iher Uhr "unter die Bluse" sehen zu dürfen und sind oft über die Arbeiten oder die Maßnahmen erstaunt....und ich habe weniger Rechtfertigungsprobleme beim Reparaturpreis. Denn wer mal zugesehen hat wie eine Schraube poliert wurde wird ermessen können das bei x Schrauben in einer Repetition das alleine einige hundert Euro kostet.

Transparenz halte ich für vertrauensbildend und wichtig. Das gilt aber auch für den Kunden ich hasse nichts mehr als wenn Kunden bei Handhabungsfehlern oder Mißgeschicken lügen. Nach dem Motto: Nein ich habe nicht während des Datumswechsel die Schnellschaltung betätigt.

Und warum sind die Zähne vom Datumsschaltrad abrassiert ?

Unter Transparenz verstehe ich auch der Kunde erfährt warum ein Subunternehmer oder ein Zuliefere eingeschaltet wird. Kommt vor z.B. Zifferblattfabrikanten oder Glässer die eingeschliffen werden müssen etc.

Was ich und ich denke fast jeder Kollege ähnlich empfindet: ich mag keine Bastler. Leute die ihre Uhr am Küchentisch zerlegen und die Ersatzteile schon mal wo anders kaufen und mir die Schachtel mit den Teilen unter die Nase halten "Da muss nur noch...." Sorry macht das besser selber ich habe keine Lust auf die Gewährleistung.
Auch habe ich keine Lust auf Kunden die ewig nerven wann ihre Lieblingsuhr denn endlich fertig ist um sie dann monatelang nicht abzuholen und mich dann noch bitten ihnen zu sagen was man denn für die Uhr erzielen kann :-)

Das was Dir passiert ist .... ist leider der Alltag in Fachgeschäften die alle am Service verdienen möchten den andere machen müssen. Ich persönlich arbeite fast überhaupt nicht mehr für Geschäfte da ich diese Mentalität über habe. Die meisten verdienen sich dumm und dämlich am Päckchen packen und deren Kopmetenz ist auf die Wahl der passenden Schuhe zum Anzug beschränkt. Gerne sind dies Leute King Kotelett vor dem Kunden wenn es um den Weg zur Kasse geht oder um das grosse Lob für die gelungene Arbeit....gibt es Probleme reichen sie dem Kunden meine Telefonnummer weiter und ich habe den stressigen Kunden am Rohr. Meist wurden diese Probleme dann noch durch die unfähigen Mitarbeiter des Juweliers erzeugt.

Weiterhin möchte ich den Kundenkontakt haben, denn so mancher Auftrag wird nicht erteilt weil die unfähige "Kollegin" zwar die Bluse weit aufknöpfen kann aber keinen Kostenvoranschlag erklären kann. Die Srevicewüste sind die Fachgeschäfte nicht die oft diffamierten "Hinterhofwerkstätten". Dort sitzten oft sehr kompetente Fachleute die einfach ohne störendes Ladengeschäft arbeiten wollen. Ich nenne die Kollegen lieber "Unabhängige" :-)

Die Uhrmacher die wir im Vallee de Joux bewundern an ihren Arbeitsplätzen können auch nur diese Arbeiten verrichten weil sie keine "Türklingel" haben die 23o mal am Tag klimpert.

Das diese Situation so ist haben die Marken erkannt und nehmen den Fachfgeschäften den Service aus der Hand. Logisch um selber die Gewinne zu machen aber das fatale ist der gesamte Berufsstand wird diskriminiert wegen ein paar hohlen Nüssen :-)

Also beim nächsten Mal frage nach dem Fachmann oder Frau.... kann man dir denn nicht zeigen dann nimm die Uhr direkt wieder mit :-)

Noch Fragen ?

Hauke Heffels
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Barfly
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Beitrag von Barfly »

Wau, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort (erstmal sacken lassen), ich bin beeindruckt.
Hauke Heffels hat geschrieben:Also ich antworte mal aus meiner "Praxis" ....

Mit Blitzkostenvoranschlägen und Ferndiagnosen habe ich auch schon manche üble Erfahrung gemacht. Damit meine ich: Kunde sagt es ist nur dies und das... und ich nenne einen Preis um dann fest zu stellen das war dann doch etwas komplizierter und die Vermutung mein Kunde wusste das auch. Fazit seriöse Angebote mache ich nur wenn ich mir die Uhr wirklich richtig angesehen habe.
Sicher gebe ich Dir und jedem anderen Dienstleister recht, wenn der mögliche "Schaden" nicht abzusehen ist, wenn z.B. ein Kunde mit der Aussage "die Uhr läuft nicht mehr" im Laden steht. Nur wie sieht es aus, mit vermeindlich leichten Aussagen? Ich erinnere mich z.B. sehr schwach, daß ich schonmal bei diesem Juwelier vorne im Laden stand und nur gefragt habe, was den eine Werkreinigung kostet, die Antwort war "Kostenvoranschlag". Sollte man da als Fachmann nicht einen tatsächlichen Preis nennen können? Oder bei meiner Speedmaster, die Uhr läuft tadellos, nur der dumme Drücker ist weg (OK, jeder Uhrmacher wird sagen, ich bin irgendwo angestoßen, ich glaube es ist ein Materialfehler seitens Omega *g*, aber egal). Kann man da nicht eine halbwegs klare Aussage machen (gerade, wenn ich die Uhr mitgebracht habe)? Oder muß man die gesamte Speedmaster auseinanderschrauben, um festzustellen, daß der Drücker weg ist? Natürlich ist ein KV nicht zu verteufeln, gerade bei mißverständlichen Sachverhalten. Daher habe ich mich ja darauf eingelassen bei dem Pendulenwerk und auch die längere Zeit bis der KV fertig sein sollte (2 Wochen) in Kauf genommen.
Etwas verstimmt hat mich dann schon, daß kein Anruf kam, auch wenn dieser negativ in dem Sinne gewesen wäre, das es noch länger dauert, wobei dies auch schon zu beginn mitgeteilt werden kann, wenn jemand bis zum Hals in Arbeit steckt. Kein Thema.
Hauke Heffels hat geschrieben: Notfalls dauert es auch eine Zeit da ich z.B. die Kosten eines Fräsers oder die Lieferbarkeit einer Zugfeder ( das leicht bei einer Antiken Uhr mit Sondermasssen zur Kostenfalle werden kann) klären muß. Wird da der Kunde nervös .... lehne ich diese Arbeit lieber ab denn wenn hier schon Probleme auftreten dann wird das im Laufe der Reparaturdauer noch stressiger.
Nun, ich habe geduldig 2 Wochen + 1 Woche + noch eine Woche NUR auf den KV gewartet, bin ich da jetzt ungeduldig? Irgendwann sollte soetwas dann doch absehbar sein, oder? Zumal das Werk nicht meiner einer ist, sondern meinen Eltern gehört und ich dort dann auch ständig gelöchert werde, ob ich was gehört habe. Termine haben schon in etwa den Sinn, das es Termine sind und halbwegs eingehalten werden. Sagt man mir direkt zu Anfang, es könne 8 Wochen dauern bis nur der KV und später die Instandsetzung weitere 2 Jahre dauert habe ich wenigstens eine Entscheidungsgrundlage: ich mache es, oder lasse es sein.
Hauke Heffels hat geschrieben: Kostenvoranschlag kostet bei mir nichts lediglich die Portokosten reiche ich 1:1 weiter.
Die "Kosten" von 5 € sind mir natürlich schnuppe. Nur möcht ich dann ja halbwegs dem Sinn des KV eine Aussage haben, sei es auf dem Papier oder mündlich. Mir dann vorzuhalten, die verschwendete kostbare Zeit, die man sich mit dem Kunden auseinandergesetzt hat (durch das Gespräch, abhalt von der Arbeit, etc.), finde ich dann auch verfehlt. Oder auch so eine Aussage "da verdiene ich eh nichts dran" mag ich überhaupt nicht. Jeder darf verdienen was er will, er soll mir nur nicht mit einer Aussage kommen, daß ich schon fast dankbar sein dürfte, das ich es geschenkt bekomme.
Hauke Heffels hat geschrieben: Zum Prozedere: Grundsätzlich dürfen Kunden in mein Atelier und dürfen ihre Uhr oder die Arbeiten die daran gemacht werden sehen. Oftmals lade ich die Kunden während des Verlaufs einer komplizierten Reparatur zum "Zwischenstand" ein. Viele Kunden sind begeistert iher Uhr "unter die Bluse" sehen zu dürfen und sind oft über die Arbeiten oder die Maßnahmen erstaunt....und ich habe weniger Rechtfertigungsprobleme beim Reparaturpreis. Denn wer mal zugesehen hat wie eine Schraube poliert wurde wird ermessen können das bei x Schrauben in einer Repetition das alleine einige hundert Euro kostet.
WAU, das adelt Dich ja wirklich. Das wäre fast immer mein Anliegen, mal den Experten über die Schulter zu schauen, nicht, um ihnen auf die Finger zu schauen, sondern einfach nur aus purem Interesse und staunend wie ein kleiner Junge dabei zu stehen. Sei es in der Autowerkstatt oder bei einem Uhrmacher. Hätte dies auch gerne bei diesem Uhrmacher gefragt, denke aber es wäre nicht möglich gewesen.
Hauke Heffels hat geschrieben: Transparenz halte ich für vertrauensbildend und wichtig. Das gilt aber auch für den Kunden ich hasse nichts mehr als wenn Kunden bei Handhabungsfehlern oder Mißgeschicken lügen.
Mein Reden, ich hasse Lügen und ziehe klare Aussagen ggs. vor. Weiterhin behaupte ich einfach mal, daß ich manchmal dem Gegenüber lügenderweise ertappe. So halte ich auch die Aussage "habe den Fehler noch nicht gefunden" eher für eine Schutzbehauptung (noch nicht reingeschaut), als für eine ehrliche Aussage.
Hauke Heffels hat geschrieben: Unter Transparenz verstehe ich auch der Kunde erfährt warum ein Subunternehmer oder ein Zuliefere eingeschaltet wird. Kommt vor z.B. Zifferblattfabrikanten oder Glässer die eingeschliffen werden müssen etc.
Ach das adelt Dich. Ich möchte schon wissen, wo mein "Werkstück" gerade ist. Bei ZB oder Gläser einschleifen ist es auch schon nachvollziehbar, das der Uhrmacher vor Ort evtl. auf Subhilfe angewiesen ist.
Hauke Heffels hat geschrieben: Was ich und ich denke fast jeder Kollege ähnlich empfindet: ich mag keine Bastler. Leute die ihre Uhr am Küchentisch zerlegen und die Ersatzteile schon mal wo anders kaufen und mir die Schachtel mit den Teilen unter die Nase halten "Da muss nur noch...." Sorry macht das besser selber ich habe keine Lust auf die Gewährleistung.
Mmmmmh, bin zwar auch Bastler (als Kind schon irgendwas auseinandergeschraubt), aber die 2 Uhrwerke, die ich mal irgendwann auseinander schrauben möchte, werde ich niemals zum Uhrmacher schleppen (weil sie dann sowieso im Eimer sind, hehe). Auch habe ich nicht an der Pendule rumgebastelt (ist ja nicht meine). Hat mich zwar gereizt den Anker selbst wieder zu fixieren, habe aber klares Verbot bekommen und es mir selbst dann doch nicht zugetraut. ;)
Hauke Heffels hat geschrieben: Auch habe ich keine Lust auf Kunden die ewig nerven wann ihre Lieblingsuhr denn endlich fertig ist um sie dann monatelang nicht abzuholen und mich dann noch bitten ihnen zu sagen was man denn für die Uhr erzielen kann :-)
Wie schon oben gesagt .... es kam ja nichtmal in 4 Wochen zu einem KV, daher kann ich auch nicht beurteilen, ob ich "genervt" hätte. Hauptsache das Teil wäre irgendwann fertig geworden. Auch will ich nicht wissen, was man dafür bekommen kann, da ich es a) selbst wüßte und b) es nicht zum Verkauf steht und stehen wird.

Hauke Heffels hat geschrieben: Das was Dir passiert ist .... ist leider der Alltag in Fachgeschäften die alle am Service verdienen möchten den andere machen müssen.
Eben nicht. Scheinbar guter Ruf als Uhrmacher. Deshalb habe ich mich ja dorthin begeben, da es noch ein Uhrenverkäufer INCL. einer Werkstatt war/ist. Finde es auch befremdend, daß es immer mehr Fachgeschäfte gibt, die Uhren wie Anzüge verkaufen, aber keinen eigenen Service (= Arbeitskräfte und zufriedene Kunden auch NACH dem Kauf) mehr haben.
Hauke Heffels hat geschrieben: Ich persönlich arbeite fast überhaupt nicht mehr für Geschäfte da ich diese Mentalität über habe. Die meisten verdienen sich dumm und dämlich am Päckchen packen und deren Kopmetenz ist auf die Wahl der passenden Schuhe zum Anzug beschränkt. Gerne sind dies Leute King Kotelett vor dem Kunden wenn es um den Weg zur Kasse geht oder um das grosse Lob für die gelungene Arbeit....gibt es Probleme reichen sie dem Kunden meine Telefonnummer weiter und ich habe den stressigen Kunden am Rohr. Meist wurden diese Probleme dann noch durch die unfähigen Mitarbeiter des Juweliers erzeugt.
Da kann ich Dich gut verstehen. Dies findet sich aber in jedem Bereich, so auch bei z.B. KFZ-Werkstätten.
Hauke Heffels hat geschrieben: Die Srevicewüste sind die Fachgeschäfte nicht die oft diffamierten "Hinterhofwerkstätten". Dort sitzten oft sehr kompetente Fachleute die einfach ohne störendes Ladengeschäft arbeiten wollen. Ich nenne die Kollegen lieber "Unabhängige" :-)
"Hinterhofwerkstatt" meinte ich sicherlich nicht abwertend. Aber wenn ich das Uhrwerk bei XY abgebe, möchte ich nicht, das dieser das Werk weiterreicht und nur für das Weiterreichen Geld verdient. Dann kann ich mir den Umweg auch sparen und gleich beim Ausführenden vorbeischauen. Meine Eltern haben z.B. früher alle ihre Werke nach Holland gebracht, da dort fähige (scheinbar Hobbyuhrmacher) Leute saßen, die hervorragende Qualität abgeliefert haben (danach waren die Werke wie neu). Leider sind die nach und nach ausgestorben. Daher auch mein Weg mit dem Werk zu dieser Adresse. Im Vergleich zu den neueren Nobeljuwelieren ohne eigene Uhrmacher wirkte dies dann auch eher wie eine "Hinterhofwerkstatt", sprich für Qualität.
Hauke Heffels hat geschrieben: Also beim nächsten Mal frage nach dem Fachmann oder Frau.... kann man dir denn nicht zeigen dann nimm die Uhr direkt wieder mit :-)

Noch Fragen ?

Hauke Heffels
Nunja, ich sprach ja mit dem Fachmann direkt. Klar, noch eine Frage: beispielsweise ich hätte Dir das Werk gebracht, Du hättest evtl. genug Zeit gehabt und ich wäre mit der Aussage gekommen, das der Anker lose ist. Deckel auf, 2 Finger auf dem Anker und schon hätte man evtl. diese Aussage verifizieren können. Hättest Du mir annähernd eine Aussage a la "wenn kein weiterer Fehler vorliegt und das Werk nicht gereinigt werden soll, kostet es ca. soviel, da ich dies und das machen muß." machen können?

...
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P.S.: gerade ebend einen Anruf bekommen, das ich morgen das Uhrwerk abholen kann (liest man hier mit?). Schön, dann kann ich mich ja endlich wieder auf die Suche machen, einen vernünftigen Uhrmacher zu finden ... *ARG*
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mike_votec
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Beitrag von mike_votec »

Hallo Barfly,

ich weiß welchen Laden Du meinst. Ich werde dort ebenfalls nicht mehr hingehen. Habe Ende letzten Jahres meine SM 300 zum Lünettenwechsel hinbringen wollen. Wurde unfreundlich abgefertigt. Auf die Frage, wielange es für einen erfahrenen Uhrmacher dauert, die Lünette zu wechseln (eigentlich eine Kleinigkeit......) bekam ich keine Antwort ausser:" Ich könne die Uhr ja mal dalassen, man wird sich dann bei mir melden"

Sorry, kein Bedarf. Habe die Uhr wieder mitgenommen und eine andere Alternative gefunden.

Wenn man dort auch so mit seinen potentiellen Neuuhrenkäufern umgesprungen ist, ist es kein Wunder, dass man jetzt einen Räumungsverkauf organisieren muss.......
Grüße,

Michael
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Beitrag von Barfly »

mike_votec hat geschrieben:Hallo Barfly,

ich weiß welchen Laden Du meinst. Ich werde dort ebenfalls nicht mehr hingehen. Habe Ende letzten Jahres meine SM 300 zum Lünettenwechsel hinbringen wollen. Wurde unfreundlich abgefertigt. Auf die Frage, wielange es für einen erfahrenen Uhrmacher dauert, die Lünette zu wechseln (eigentlich eine Kleinigkeit......) bekam ich keine Antwort ausser:" Ich könne die Uhr ja mal dalassen, man wird sich dann bei mir melden"

Sorry, kein Bedarf. Habe die Uhr wieder mitgenommen und eine andere Alternative gefunden.

Wenn man dort auch so mit seinen potentiellen Neuuhrenkäufern umgesprungen ist, ist es kein Wunder, dass man jetzt einen Räumungsverkauf organisieren muss.......
Mmmmh, also bin ich kein Einzelfall, der es so empfunden hat. Na, hättest Du mir das nicht vorab erzählen können? :) :)

Jetzt aber die Gretchenfrage: WELCHE Alternative hast Du den gefunden? Würde mich sehr interessieren, da ich morgen wieder mit einem Uhrwerk unterwegs bin, was nicht am Arm paßt.

War letztens zum Unruhe wechseln bei einem "kleinen" in Neudorf, evtl. dieser?
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mike_votec
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Beitrag von mike_votec »

Barfly hat geschrieben:
Jetzt aber die Gretchenfrage: WELCHE Alternative hast Du den gefunden? Würde mich sehr interessieren, da ich morgen wieder mit einem Uhrwerk unterwegs bin, was nicht am Arm paßt.

War letztens zum Unruhe wechseln bei einem "kleinen" in Neudorf, evtl. dieser?
Nö, da ich aus MG komme habe ich sie in die Obhut eines kleinen Uhrengeschäftes mit Meisteruhrmacherin! in Schiefbahn gegeben. :wink:
Ging fix, wurde zuvorkommend bedient ("möchten Sie solange eine Leihuhr haben?" :!: :shock: ) und liegt auf dem Nachhauseweg - was will man mehr :wink:
Grüße,

Michael
Uli
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Beitrag von Uli »

Hallo,

da ich bekanntlich viel mit "Großuhren" zu tun habe werde ich Euch erzählen, wie es bei mir in der Werkstatt abläuft.

Der Kunde bringt mir die Uhr oder ich fahre hin.
Die Uhr wird persönlich von mir oder meinen beiden Uhrmacher begutachtet.
Danach kann ich dem Kunden direkt einen KV erstellen (kostenlos).
Sollte sich während der Reparatur herausstellen, dass mehr arbeit nötig ist oder weitere Ersatzteil gebraucht werden, rufe ich persönlich umgehend den Kunden an und teile es ihm mit.
Das kommte allerdings sehr selten vor !
Die Reparaturdauer beträgt in der Regel 10 Werktage.

Leider werden die Großuhrreparaturen von einigen Kollegen irgendwelchen "Fummlern" überlassen, weil kein Interesse an der Reparatur von Goßuhren besteht !
Das müßen dann die Kunden ausbaden !

Gruß Uli
http://www.uhren-kriescher.de
Barfly
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Beitrag von Barfly »

Uli hat geschrieben: Der Kunde bringt mir die Uhr oder ich fahre hin.
Die Uhr wird persönlich von mir oder meinen beiden Uhrmacher begutachtet.
Danach kann ich dem Kunden direkt einen KV erstellen (kostenlos).
Sollte sich während der Reparatur herausstellen, dass mehr arbeit nötig ist oder weitere Ersatzteil gebraucht werden, rufe ich persönlich umgehend den Kunden an und teile es ihm mit.
Das kommte allerdings sehr selten vor !
Die Reparaturdauer beträgt in der Regel 10 Werktage.
Danke für die Antwort, genau so hatte ich mir das eigentlich auch vorgestellt. Reinschauen, eine Aussage mit einer gewissen Tendenz, liegt man daneben kurze Rücksprache halten.
Also lag er mit 4 Wochen (!) nur für den KV doch etwas daneben.
Uli hat geschrieben: Leider werden die Großuhrreparaturen von einigen Kollegen irgendwelchen "Fummlern" überlassen, weil kein Interesse an der Reparatur von Goßuhren besteht !
Das müßen dann die Kunden ausbaden !

Gruß Uli
http://www.uhren-kriescher.de
Ja, genau so hatte er sich, so glaube ich, gestern auch geäußert, das er keinen Bock auf Großuhren hat und diese nur widerwillig annimmt und auch nur, weil er selbst welche verkauft .... empfand diese Aussage einem Kunden gegenüber schon befremdend ...
Das hätte er mir eigentlich auch gleich zu Beginn sagen sollen.

Na, Klasse, da hoffe ich mal, das der "Fummler" nicht noch mehr Defekte produziert hat und ich nachher noch ein völlig defektes Werk zurück bekomme. Dann wird es nervig.

Naja, gleich hole ich das Teil mal ab, ob ich noch nach einem Uhrenaufsteller aus der Geschäftsauflösung fragen sollte ???? :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D (so gebe es für die 5 € wenigstens eine Gegenleistung!)

Viele Grüße
Barfly
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Beitrag von Barfly »

So,

habe heute nun ENDLICH mein Uhrwerk zurück !!! Und der Herr "Uhrmacher" hat mir wirklich die 5 € für keinerlei Leistung abgenommen (wer es nötig hat). Da ich heute einen Schädel wie ein Scheunentor habe, war mir eine weitere Diskussion unwichtig.

Nun offenbart sich mir wenigstens, warum der Laden in den Räumungsverkauf steckt, solch ein "Kundenservice" sucht seinesgleichen. Ich fasse mal zusammen: 4 Wochen (!) habe ich auf einen kleinen Schmierzettel gewartet, der GENAU DIE INFORMATION ENTHIELT, die ich bei der Abgabe (loser Anker) dem Herrn Schmeltzer mitgeteilt habe. WAS !?!?

Respekt für solch eine Unverschämtheit. Das Werk ist hundert Jahre alt, was hat er erwartet? Unfaßbar.

Bild

Bild

(mündliche Zustimmung seitens des Uhrmachers vor unbekanntem Zeugen (Uhreninteressent) für das Einstellen dieser Bilder erhalten!)

Was mir rückblickend aufgefallen ist: da er ja mein Uhrwerk zu einem Subuhrmacher gegeben hat und ich einige male bei ihm in der Werkstatt war (und er ja bis zum Hals in Arbeit steckt nach seiner Aussage); kein einziges mal habe ich ihn bei der Arbeit an einem Uhrwerk gesehen!! Zufall?

Daher: vielen Dank! Mich sehen Sie nicht wieder! :wink: :wink:

Das es auch anders geht, zeigt der Besuch beim Uhrmacher um die Ecke (gerademal Dugena als bekannte Marke im Fenster): rein in den Laden, der Uhrmacher schaut sich das Werk an, ich erzähle ihm meine Vermutung, er gibt seinen Standpunkt ab, ich habe eine ungefähre Preisvorgabe erhalten, Termin ist halbwegs festgelegt, er schreibt sich meine Nummer auf, falls andersweitige Instandsetzungen notwendig sind, Zettel erhalten, raus aus dem Laden. Incl. lästern über den obigen "Uhrmacher", keine 10 min. hat das gedauert. So und nun warte ich mal, was das nun gibt.

Vielen Dank für eure Antworten, schön wenn einem hier im Forum so schnell geholfen wird.
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der_z
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Beitrag von der_z »

Ich habe in diesem Thread auch als Nichtbetroffener gerne mitgelesen - es ist diese Art der Auseinandersetzung mit unserem Thema, die wirklich Spaß macht.

Nach dieser langen Story musst du jetzt übrigens ein Bild des "heilen" Uhrwerks posten :-)
I hate signatures. That's why I don't have one.
Barfly
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Beitrag von Barfly »

Leider dauert das ja nun auch ein bischen und ich will ja den Uhrmacher nicht nerven. :)

Kann aber mit einem (leider nur von einem Foto abgelichtet) anderen Bild dienen. Das betreffende Uhrwerk ist ja von meinen Eltern. Ich selbst habe noch diese hier:

Bild
gpman
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Tätigkeit: Uhrmachermeister

Beitrag von gpman »

Barfly hat geschrieben:Leider dauert das ja nun auch ein bischen und ich will ja den Uhrmacher nicht nerven. :)

Kann aber mit einem (leider nur von einem Foto abgelichtet) anderen Bild dienen. Das betreffende Uhrwerk ist ja von meinen Eltern. Ich selbst habe noch diese hier:

Bild
Der Text der Signatur ist super, könnte auf so machen Uhrenhersteller aus der CH zutreffen.
Barfly
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Auf der Suche nach dem heiligen Gral

Beitrag von Barfly »

Teil II: Die Suche nach einem Uhrmacher seines Vertrauens - den heiligen Gral habe ich schon gefunden ...

Also gut, hier folgt der zweite Teil der Suche: Jüngst vor Ostern übergab ich das oben genannte Uhrwerk dem nächsten Uhrmacher. Nach Ostern sollte es abholbar sein.
Nun dort angekommen signalisierte mir der Uhrmacher, daß er es nicht hinbekommen hätte, er zwar den losen Anker wieder angelötet hatte, dafür jedoch nichts berechnen wird. "Wenigstens fair, dachte ich", wobei, wenn ein Uhrmacher sagt es läuft nicht, oje, dann läuft es zu 100 % nicht. Nach seiner Aussage scheint das Uhrwerk auch extrem "verbastelt" zu sein. Das stimmte soweit ja auch (ich war es nicht). In den 100 Jahren ist es ja auch durch viele (ungeschickte) Pfoten gewandert.
Aber gut, wenigstens keinen Kostenvoranschlag für nichtgetane Arbeit.

Daheim angekommen und dem Uhrwerk Lebensenergie mittels Uhrli-Schlüssel eingehaucht, drehen sich die Zeiger wie auf einem Karusell - OK Zeit ist vergänglich und je älter man wird, desto schneller vergeht sie auch ....

Aber so schnell? Nein, da stimmt was nicht, die Hemmung ist außer Kraft. Zunächst versuchte ich (ich ging bis dahin davon aus, daß er den Anker nach Uhrmacherkunst und Uhrmachererfahrung auch in der "relativ" richtigen Position angelötet hat), die gesamte Ankeraufhängung zu justieren. Ergebnis: zu weit oben und die Uhr dreht durch (im wahrsten Sinne des Wortes), ist das ganze Zeugs jedoch zu weit unten, geht nichts mehr, sitzt fest wie eine verrostete Bremse.

Eine Uhr die nicht läuft, das macht Magenschmerzen. Die letzten Tage/Wochen mit wenig Zeit beglückt, machte ich mich heute auf, mir das ganze nochmal mit viel Ruhe anzuschauen. Also gut, ein Blick ins Innere:
Bild

OK, ich war echt erschrocken, das Werk sieht wirklich fürchterlich aus, ziemlich viele Dummköpfe waren da in den vergangenen Jahrzehnten schon am Werk. Nach kurzer "analyse" des Ganzen mußte ich echt feststellen, daß der Anker einfach nur SCHEISSE festgelötet wurde, nämlich so, daß der Anker ans Zahnrad vorbeigreift. Na herzlichen Glückwunsch. Nach dem Motto "jetzt ist es auch egal" habe ich dann erstmal den Mist ausgebaut:
Bild

Unter den Argusaugen meiner Mutter (ihr gehört ja die Uhr) machte ich mich ans Werk. Lötkolben raus, Anker wieder lösen, weiter nach hinten schieben, versucht zu verstehen, wie genau die horizontale Position sein muß, damit es nicht nur gängig wird , sondern auch tickert. Nach einiger "Feinjustierung" des Gewichts nach links/rechts eingebaut, hingehangen ...

...
...
...
...

SIE LÄUFT ...

Zunächst zwar nur eine halbe Stunde, aber der Rest wird über die Feder der Aufhängung justiert. Der letzte Stand nach Heimfahrt war aber, daß sie nun schon eine Weile durchläuft.

FERTIG! Zeitaufwand incl. Ein- und Ausbau, Löten, justieren: ca. 1 Std. (und das von einem absoluten Noob im Bereich Uhren!).

(Und so sieht es aus)
Bild

Klar, der letzte Uhrmacher ist mir eigentlich immer noch symphatisch, da er nicht diese wiederliche Arroganz wie ein Herr Bernd S. an den Tag gelegt hat. Auch trägt er eine Rolex und ich hoffe die hat er mal selbst zerlegt und gereinigt. Auch glaube ich, daß er einfach keinen Bock mehr hatte, nachdem er das besagte Teil ausgebaut hatte (evtl. zu mühselig?), wobei ich sicherlich auch den Preis des "Mehraufwandes" gezahlt hätte.

Aber soll ich da demnächst meine Omega hinbringen, zum Drückereinbau (falls ich die Drücker jemals bekommen sollte)? Selbst werde ich es sicher NICHT können und machen wollen, also geht die Suche weiter ...

Langsam traue ich aber keinen Dienstleister mehr über dem Weg:
- Nachdem meine Eltern ihr KFZ in einer Werkstatt hatten und dort angeblich 0,75 Liter Öl nachgefüllt wurde, lag ich unter dem Auto (nachdem bei einer Fahrt nach Belgien aus allen Dichtungen Öl gedrückt wurde) und habe erstmal 1,5 (!) Liter Öl abgelassen (nein, die Zylinderkopfdichtung war nicht hin)
- Besagtes Fahrzeug hatte auch mal ein Defekt im Automatikgetriebe, Vertragswerkstatt machte das Getriebe noch mehr "im Eimer", wollte noch ein Ersatzgetriebe für 6.000 andrehen und verlangte noch für das nachschauen (incl. mehr defekt) 500 DM (eine freie Werkstatt hat es dann merkwürdigerweise wieder hinbekommen!)
- Nachdem mir mal eine Renault Vertragswerkstatt geraten hatte bei der Laufleistung des Fahrzeugs doch den Zahnriemen zu wechseln und ich dies auch dann in Auftrag gegeben hatte ...... hatte ich kurze Zeit später einen Motorschaden ... Zufall, oder falsch eingesetzter Riemen??
- Nach der Reperatur eines Lenkkopfes durch eine Werkstatt fiel mir mal ein Reifen einfach ab und hat gleich noch die Antriebswelle mitgenommen ... (seitdem fummel ich SELBST an der Lenkung rum, wenn sterben, dann aus eigener Dummheit!)
- ein Arzt anwesend? Neulich in der Notaufnahme, nachdem ich mir beim MTB fahren die Bänder in der Schulter gerissen habe "sie müssen zuerst die 10 Euro Praxisgebühr am Empfang bezahlen"
- usw. usw. usw.

Viele Grüße Barfly
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Marechal
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Re: Frage an die Uhrmacher hier - Wie erkennt man einen GUTEN ??

Beitrag von Marechal »

Da sagst Du was, deckt sich absolut mit meinen Erfahrungen.

Ich sammle Pendulen, habe da schon jede Menge selber fertigmachen müssen, weil kein Uhrmacher
das hinbekommen hat........

Thomas
Klar macht Handaufzug Spass, ist wie jeden Tag an ner tollen Frau rumzufummeln ;-) Automatik ist wie Verheiratet :-P
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Christoph_Ritter
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Re: Frage an die Uhrmacher hier - Wie erkennt man einen GUTEN ??

Beitrag von Christoph_Ritter »

Bin auch als Uhrmacher tätig, zwar noch in der Lehre, aber nicht mehr lange ;)

Sehr interessante Diskussion in diesem Thread, "weise" Worte von Herr Heffels und berechtigte Aufregung von Barfly!
Bei uns läufts so ab:

Der Kunde bringt die Uhr zu uns ins Geschäft bzw. Uhr wird abgeholt. Dabei wird vor dem Kunde, wenn möglich, ein erster Blick auf das Werk (Rückseite) geworfen (dabei lassen sich ausgelaufene Lager, verharztes Öl, etc. ja schon sehr gut erkennen). Ein grober Kostenvoranschlag wird dem Kunde bereits durchgegeben. Ein endgültiger KV wird dem Kunde spätestens nach 4 Tagen telefonisch durchgegeben, evtl. verzögerungen der Reperatur oder änderungen des Reperaturpreises während der Reperatur(durch spezielle Zugfedern, etc.) wird ebenfalls sofort telefonisch durchgegeben. Die Reperatur ist im Normalfall nach 1-2 Werktagen fertig und die Uhr bleibt noch ca. 5-7 Tage bei uns zur Kontrolle und reglage.

"Spezielle" Kunden mit größeren bzw. eher seltenen Uhren (Stempeluhr, Turmuhr, etc.) werden während der Reperatur zu uns eingeladen, um mal ein Blick auf das Innere werfen zu können und zeigen und erklären was man eigentlich macht.

Ich merke, es ist Zeit mal wieder einen größeren Bericht über eine Reperatur hier einzustellen :)

Mfg, Christoph
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