Liebe Uhren-Fans,
an einem anderen Ort wurde die Frage nach dem Lot 211 der Omegamania-Auktion, der Speedmaster „Alaska-Project“ gestellt. Ich habe daraufhin etwas recherchiert und einige, leider noch lückenhafte Informationen über diese „seltsame“ Speedmaster zusammengestellt, die sicher auch hier von Interesse sein dürften.
Hier das „Corpus Delicti“:
(Quelle: antiquorum.com)
Zunächst war ich davon ausgegangen, daß es sich um die unter Sammlern bekannte Speedmaster mit weißem Blatt und den speziellen einer Mercury-Kapsel nachempfundenen Zeigern handelt. Aber bei genauerer Betrachtung habe ich festgestellt, daß es offenbar drei unterschiedliche Versionen dieser seltenen Speedmaster gibt.
Die erste Version von 1968:
(Quelle: Eric So, omega4u.net)
Referenz 145.0012, Kaliber 321, Zifferblatt mit aufgesetztem, erhabenem Omega-Logo, 3 „Mercury“-Zeiger, Lünette mit Minuteneinteilung (kein Tachymeter), Speedmaster-unübliche Einteilung der Stundenzählers mit 1,2,3,…,12 und des Minutenzählers mit Punkten.
Laut der bei Chuck Maddox zu findenden Speedmaster-Tabelle von Marco Richon (Kurator des Omega-Museums) war die Uhr 1968 nur für spezielle Märkte (Italien, Südafrika, etc.) gedacht, ob sie dort allerdings jemals in den Handel gelangte ist umstritten. Eine spezielle, von der „normalen“ Speedmaster abweichende Referenznummer gibt Richon übrigens nicht an.
Die zweite Version von 1970:
(Quelle: Jean-Michel, speedmaster-mission.net, Bild wurde im Omega-Museum in Biel gemacht)
Uhr links im Bild, Referenz 145.0022, Kaliber 861, Zifferblatt mit aufgedrucktem Omega-Logo, 3 „Mercury“-Zeiger, Lünette mit Minuteneinteilung (kein Tachymeter), Speedmaster-unübliche Einteilung des Stundenzählers mit 1,2,3,…,12 und des Minutenzählers mit Punkten.
Marco Richon vermerkt in seiner Speedmaster-Tabelle unter 1970 nur, daß es sich um die neue Referenz der bisherigen 145.0012 mit „Apollo“-Zeigern (zur Benennung später mehr) handelt. Auch hier findet sich bei Richon kein Hinweis auf eine spezielle, von der „normalen“ Speedmaster abweichende Referenznummer.
Es gab aber noch eine dritte Version, die in Richons Tabelle nicht erwähnt ist. Die in dem roten „Temperaturschutz-Gehäuse“ zu sehende Uhr verfügt über eine differentes Zifferblatt mit nur zwei „Mercury“-Zeigern und klassischer Speedmaster-Einteilung der Totalisatoren (Stundenzähler mit 3,6,9,12, Minutenzähler mit Strichen). Dieses Zifferblatt entspricht der bei Antiquorum versteigerten Uhr, die aber abweichend von den ersten beiden Versionen über eine Tachymeter-Skala verfügt. Leider ist nicht erkennbar, ob die Uhr in dem roten Schutzgehäuse aus dem Omega-Museum über eine Tachymeter-Skala oder eine „Minuten"-Lünette verfügt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob nur die Uhr mit dem roten Schutzgehäuse unter dem Alaska-Projekt lief oder auch die daneben stehende Uhr ohne Schutzgehäuse.
In Imais Buch „A Time Capsule“ habe ich dann noch zusätzliche Hinweise auf die Uhr gefunden und eingescannt:
(Quelle: Kesahuru Imai „A Time Capsule“)
Diese Uhr entspricht der bei Antiquorum angebotenen Uhr mit Tachymeterskala, klassischer Bezeichnung der Totalisatoren und nur zwei „Mercury“-Zeigern. Die Seriennummer der bei Imai abgebildeten Uhr lautet 29116439 und weicht somit von der bei Antiquorum angebotenen Uhr (29116425) ab. Es gibt also mindestens zwei Exemplare, ob jedoch die dazwischen liegenden 14 Uhren ebenfalls solche Spezial-Versionen waren bleibt unklar.
Und hier noch ein weiteres Bild, wobei der Text auf einen Prototyp für die NASA hinweist, jedoch nicht auf ein „Alaska“-Projekt.
(Quelle: Kesahuru Imai „A Time Capsule“)
Nachfolgend das Innenleben des Schutzgehäuses:
(Quelle: Kesahuru Imai „A Time Capsule“)
Die auf der Uhrenrückseite vermerkte Nummer „315/2“ entspricht der Nummer des Exponates im Schutzgehäuse aus dem Omega-Museum (siehe obiges Bild von Jean-Michel). Bei der abgebildeten Uhr handelt es sich also höchstwahrscheinlich um die Uhr aus dem Omega-Museum. Die nachgestellte „/2“ könnte auf die Zweiteiligkeit des Exponates aus Uhr und Schutzgehäuse oder aber auf ein zweites Exemplar im Besitz des Omega-Museums hinweisen, welches vielleicht jetzt bei Antiquorum versteigert wurde.
Es bleibt unklar, ob die Thermosisolation nur durch Luft oder durch ein auf den Bildern nicht zu sehendes, zusätzliches Isolationsmaterial erfolgte. Das Schutzgehäuses besteht wahrscheinlich aus eloxiertem Aluminium.
Noch ein Hinweis zu der Zeigerform. Oftmals ist in der Literatur von „Apollo“-Zeigern die Rede und auch Marco Richon erwähnt in seiner Speedmaster-Tabelle „Apollo“-Zeiger. Bei genauerer Betrachtung (Dank an Pellaton für den Hinweis) fällt allerdings auf, daß es sich nicht um der Apollo-, sondern der Mercury-Kapsel nachempfundene Zeiger handelt:
(Quelle: nasa.gov)
So, nun übergebe ich aber den Stab an die Speedmaster-Experten, die hoffentlich noch weitere Informationen zu dieser hochinteressanten Speedmaster-Variante geben können.
Viele Grüße
Matthias
Anmerkungen zur Speedmaster „Alaska-Project“
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