Lange Uhr vormals Glashütte

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Hertie
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Lange Uhr vormals Glashütte

Beitrag von Hertie »

Hallo zusammen,

gestern sah ich aus den Augenwinkeln eine recht unscheinbare typische 50/60er Jahre Handaufzugs-Uhr, ca. 34-35mm., Schraubboden, mit weissen Zifferblatt ohne Datum. Signiert war sie mit

LANGE
vorm. Glashütte/i.S.

Dazu gab es ein braunes Etui mit großen Lettern "LANGE" und innen noch die Beschriftung "44 erste Preise" oder so ähnlich.

Mehr Infos habe ich leider nicht.

Kann das nicht sein, das diese Uhren damals im Auftrag von Lange in der Schweiz produziert wurden und ein ganz normales Schweizer Werk beinhalten ? Wenn ich mich nicht irre - dies tue ich aber oft - so meine ich schon mal was von einem Felsa-Kaliber gehört zu haben.

Weiss vielleicht jemand näheres zu diesen Uhren ? Qualitativ sind sie ja zwar einfach und bodenständig, historisch aber gar nicht uninteressant. Besonders das Etui gefiel mir. :D
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Speedmaster1969
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Re: Lange Uhr vormals Glashütte

Beitrag von Speedmaster1969 »

Hallo,

. . .die Uhren stammen aus der Zeit, als Walter Lange (der ja heute noch immer bei ALS in Glashütte "aktiv" ist) in Pforzheim ansässig war. Von dort versuchte er, unter dem Namen "LANGE, vorm. Glashütte" wieder eine kleine Uhrenfabrikation auf die Beine zu stellen. Die Uhren waren fast alle mit AS- oder Felsa-Kalibern ausgestattet, Gehäuse meist 20 Mikr. Doublé (aus Pforzheim oder aus der Schweiz), sehr selten Stahlgehäuse. Es gibt bzw. gab Gerüchte, Walter Lange hätte seinerzeit Prototypen mit IWC-Werken im Tresor liegen gehabt, die aber nie auf den Markt kamen.

Meiner Einschätzung nach sind alle diese Uhren, i.w. aufgrund der Historie bzw. der Signatur, weniger aufgrund hochwertiger Technik oder Verarbeitung, sammelwürdig.

Ich würde sie in dieser Hinsicht in eine Kategorie mit den "Kurtz" Uhren einstufen, die ja auch eine Glashütter Wurzel haben.

Gruß,
Matthias
Kurtz-UhrenFan
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Re: Lange Uhr vormals Glashütte

Beitrag von Kurtz-UhrenFan »

Hallo ...
Habe ebenfalls eine" Lange ehem. Glashütte"in meiner Sammlung.Sie hat ein Goldgehäuse und ein ETA Werk
2390.
Habe schon Herrn Walter Lange wegen Auskunft über Werke und event.Produktionszahlen zu dieser Zeit schriftlich befragt,doch er konnte mir nicht weiterhelfen.
Nach Auflösung der Firma wurden alle Unterlagen vernichtet.
Ein Vergleich hinsichtlich der Qualität der damaligen Lange Uhren mit den Kurtz Uhren stimme ich nicht bei.
Die Kurtz Uhren hatten im Gegensatz zu den Lange Uhren eigene Werke,die mit einer Brequetspirale ausgestattet waren.In deutschen Uhren findet man meines Wissens diese hochwertige Spirale nur noch im alten Hanhart und Junghans-Chronographen.
Diese Kurtz-Uhren hatten somit wohl höherwertige Uhrwerke eingebaut.Sie konnten sich nur nicht am Markt durchsetzen,weil den Menschen so kurz nach der Zerstörung Ihres Hab und Gutes sich die teureren Uhren nicht leisten konnten.Und gerade das macht die Seltenheit dieser Uhren und mein Interesse für sie aus.
Sammlergrüsse
Rainer
Speedmaster1969
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Re: Lange Uhr vormals Glashütte

Beitrag von Speedmaster1969 »

. . .naja, mit Ausnahme, daß die Kurtz-Uhrwerke (zumindest die der Herrenuhren) eine Breguetspirale haben, sind die Werke vom uhrmacherischen Standpunkt absolut nichts Besonders. Alle Werkteile inkl. der Platinen sind relativ roh und kaum finissiert. Kein Vergleich mit guen Schweizer Werken dieser Zeit.

Natürlich muss man immer den historischen Kontext betrachten, vor dem diese Uhren enstanden: der Neuaufbau einer Fertigung war in diesen schweren Zeiten extrem mühsam und man fing bei Null an usw. usw. Und, die Uhren sind rein historisch gesehen auch sammelnswert (habe selbst ein paar in meiner Sammlung), aber rein technisch, wie gesagt, nichts besonders Qualitätvolles.

Man vergleiche ein Kurtz Kal. 251 einmal mit einem Junghans Chronometerkaliber J82. Dann wird klar, was ich meine. . .

Gruß,
Matthias
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Hertie
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Re: Lange Uhr vormals Glashütte

Beitrag von Hertie »

Ich danke euch. :wink: Wahrscheinlich ist mir da etwas entgangen. :(
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gubbi
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Re: Lange Uhr vormals Glashütte

Beitrag von gubbi »

Die Uhrenfabrik "LANGE vorm. Glashütte" in Würm bei Pforzheim gehörte niemals Walter Lange sondern seinem älteren Bruder "Ferdinand Adolph Lange", der natürlich ebenfalls Urenkel des gleichnamigen Stammvaters der Firma A.Lange & Söhne war. Ferdinand Adolph Lange (II) schloss seine Firma 1987 und starb 1989. Ansonsten hätte er wohl klarstellen können, daß es SEINE Firma war und nicht die seines jüngeren Bruders Walter, dem jetzt alle Lorbeeren angeheftet werden.
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