Gestern war einer der aufregendsten Tage in meinem Leben: Meine in der Bucht gekaufte Vintage Omega Seamaster 300 ist angekommen!
Aber da das mein erster Beitrag hier im Forum ist, stelle ich mir erstmal kurz vor: Ich komme aus dem Raum Stuttgart, bin 35 und seit einigen Jahren Omega-verrückt. Nach einer neu gekauften SMP300 Automatik 2254.50.00 (die hübsche schwarze mit den Schwertzeigern) kam vor einem Jahr eine SMP300 Quarz 2541.80.00 (die Bond-Uhr aus Goldeneye). Zwischenzeitlich hatte ich mehrere unbefriedigende Omega-Vintage-Versuche (diverse alte Geneve und Seamaster, vor allem Quarz), die ich aber alle wieder abgestoßen habe.
Ich bin hier im Forum seit Jahren fleißiger Mitleser, habe aber aktiv bislang noch nichts beitragen können… Mit diesem Thema hoffe ich nun auf die Hilfe von Euch Vintage-Omega-Experten.
Seit einem halben Jahr war ich auf der Suche nach einer schönen Vintage Omega Automatik; im Visier waren die SM200 (Pre-Bond) und einige schöne SM120. Immer mit dem geheimen Wunsch, auch mal eine „runtergerockte“ Vintage-Uhr zu Omega nach Biel zu schicken, um dann ein tadelloses Exemplar zurück zu bekommen. Bislang ohne Erfolg. SM300 hatte ich eigentlich nicht in Beobachtung…
…bis ich dann letzte Woche in der Bucht auf eine im Startpreis günstige und anscheinend originale und unverbastelte SM300 mit schöner Patina aus Ungarn gestoßen bin.
Lange Rede – kurzer Sinn: Ich habe nächtelang das halbe Internet nach Infos über SM300 (vor allem hinsichtlich Fakes) durchstöbert, fand das Angebot weiterhin prima, habe Sekunden vor Schluss mein Gebot abgegeben und – wider Erwarten – die Uhr zu einem für mein Empfinden recht guten Preis ersteigert. Per Paypal bezahlt, und gestern ist sie gekommen. Nun habe ich viele Fragen…
Hier erstmal ein Paar schnelle Bilder meiner SM300 Referenz 165.024. Das Werk ist ein 550 und sieht ganz gut aus. Es lief problemlos an und hat in 24 Stunden ca. 40 Sekunden Vorgang. Also ganz passabel.
Nun meine Fragen:
1. Sind die Uhr oder Teile von ihr bzgl. Echtheit und „Ehrlichkeit“ in irgendeiner Weise zweifelhaft? Weist irgendetwas auf eine Marriage hin?
2. War der von mir gezahlte Preis von 768 EUR inkl. Versand gut oder nicht angemessen? Ich find den Preis gut, denn selbst inkl. einer vollständigen Komplett-Revision bei Omega hätte ich eine tadellose SM300 für ca. 1200 EUR. Oder habe ich etwa ein teures Wrack gekauft, die noch viel mehr Geld verschlingen wird?
3. Die Lünette habe ich mit diesem Druck (Dicke der Zahlen, siehe z.B. die 50) noch nirgends im Internet gesehen. Allerdings sieht sie „echt alt“ aus, hat viel Patina und den charakteristischen Sprung zwischen 2 und 3 Uhr. Das Tritium ist sehr verblichen. Deutlich erkennbar ist die oft beschriebene „Tiefe“ der Ziffern unter der Lackschicht. Passt die Lünette?
4. Das Glas ist nicht mit dem Omega-Logo über der Zeigerachse punziert und sieht recht neu aus. Kein Original also. Da muss wieder ein Omega-Glas mit Logo drauf!
5. Die Krone ist original Omega, aber im Vergleich zu einigen SM300-Kronen, die ich im Internet gesehen habe, etwas breit. Es gibt Fotos von schmaleren Kronen an unrestaurierten SM300 und natürlich die neue breite verschraubte Austauschkrone, die man bei einer SM300-Revision bekommt. Meine hier ist von der Breite her irgendwo dazwischen. Passt die Krone? Ist die Original? Als Echtheitsbeleg würde mit 1 Foto einer gleichen Krone an einer SM300 reichen…
6. Das Zifferblatt sieht gut, aber sehr alt aus. Die Indizes sind hellbraun und haben keinerlei Tritium mehr drauf. Die Indizes sind tatsächlich topfeben und flach, da ist keinerlei Auftrag zu sehen. Verflüchtigt sich das Tritium ins „Nichts“ über die Jahre??? Ich hätte ja zumindest verblichene Farbflecke oder Farbhügelchen auf den Indizes erwartet – nix! Kann bitte jemand bestätigen, dass das so Original ist? Ganz ehrlich: Das Blatt sieht aus wie ein Stück Papier…
7. Die Zeiger sehen leider sehr mitgenommen aus. Der Minutenzeiger ist an der Spitze verbogen. Beide enthalten grüne Leuchtfarbe, die nicht mehr leuchtet und teilweise fehlt. Die Farbe der grünen Leuchtmasse passt seltsamerweise nicht zu den hellbraunen Indizes des Zifferblatts… Darf das so sein?
8. Was würdet Ihr jetzt an meiner Stelle machen?
a) die Uhr so wie sie ist in den Tresor legen und auf Wertsteigerung hoffen
Ich möchte das nicht, da ich die Uhr – wie alle meine Uhren – gerne tragen will. Außerdem ist dann noch unklar, ob an der Uhr alles echt und authentisch ist.
b) die Uhr zum Stamm-Konzi bringen und nur das Werk überholen und das Glas tauschen lassen
Sicher die günstigste Lösung. Und alle Patina bleibt erhalten. Die Uhr kann dann getragen werden. Zweifel bzgl. Authentizität und Originalität (Krone, Blatt, Zeiger) bleiben aber.
c) die Uhr zu Omega nach Biel schicken, nur das Werk überholen und das Glas tauschen lassen, zusätzlich Stammbuchauszug anfertigen lassen
Meine ursprünglich angestrebte Favoriten-Lösung! Alle Patina (Zeiger, Blatt, Gehäuse, Lünette) bleibt erhalten, es bleibt soviel wie möglich original und vintage, die Uhr erhält (hoffentlich) ihr Echtheitszertifiket, läuft wieder tadellos und ich kann sie bedenkenlos tragen.
Macht Omega derartige „Teilrevisionen“, wo bewusst viele Teile der Uhr Original bleiben und nicht gewechselt werden sollen? Oder tauscht Omega zwecks Garantie einige Teile in jedem Fall zwingend aus?
Leider sind Blatt und Zeiger nun doch mehr „vintage“, als ich erwartet hatte… Wenn ich die Zeiger wechseln lasse, muss auch das Blatt mit getauscht werden, das ist klar. Sonst passt es optisch nicht. Dann muss auch die Lünette raus, und ich wäre automatisch fast bei Variante d)… Wie blöd.
d) die Uhr zu Omega nach Biel schicken und eine vollständige Kompletterneuerung inkl. Gehäuseaufbereitung, neuer Lünette, neuem Zeigerspiel, neuem Blatt und neuer (verschraubter) Krone machen lassen, zusätzlich Stammbuchauszug anfertigen lassen
Wollte ich ursprünglich eigentlich nicht, denn die Uhr verliert ihre Vergangenheit. Ich habe zwar eine quasi neue und hinreißend schöne SM300 mit tadelloser Funktion, Wasserdichtheit. Alltagstauglichkeit und Garantie, aber es ist keine Vintage mehr.
Was würdet Ihr machen, vor allem Hinsichtlich Alltagstauglichkeit und Werterhalt/Wertsteigerung??? Ich bin hin und her gerissen…
Ein Band brauche ich dann auch noch. Ich schwanke zwischen einem schwarzen NATO oder einem Stahlband, was zur Referenz der Uhr passt. Am besten auch Vintage, also gebraucht. Omega nennt in der Datenbank insgesamt 4 passende Band-Referenzen: 1039, 1116, 1171, 1506. Was meint Ihr? Passen die alle? Oder gibt es ein „richtiges“ Band zur 165.024?
Vielen Dank für Eure Antworten und Hilfe!
Gruß, Thomas (sehr aufgeregt bzgl. seiner „neuen“ SM300)
