"Zifferblatt muß etwas sauber gemacht werden" - normalerweise der running gag in Verkaufsbeschreibungen, aber manchmal geht es doch: Schutzlack (bei alten Uhren meist Zaponlack, also auf Zellulosebasis) und Drucktinte unterscheiden sich, und manchmal sind die Unterschiede groß genug, daß man den Schutzlack entfernen kann, ohne daß das Druckbild darunter leidet. Hoffnungsfroh kann man sein, wenn bei einem Zefferblatt der Klarlack großflächig fehlt, das Druckbild aber ziemlich unversehrt ist wie hier:
Der Versuch: Warmes Wasser mit einem tropfen Spühlmittel sollte gut unter den losen noch vorhandenen Lack kriechen können, und den kann man dann mit einem weichen Pinsel entfernen. In diesem Beispiel zeigte sich zwar, daß auch die Drucktinte angegriffen wurde, wenn sie zu lange naß war, aber dabei konnte man sich helfen, indem man das ganze zwischendurch immer mal trocknen ließ. Nach mehreren solchen Arbeitsgängen war der Lack ab. Das Zifferblatt konnte chemisch gereinigt werden (z.B. Novalin-D) und die aufgrund der Korrosion etwas ungleichmäßige Oberfläche konnte man mit einer Bürste gleichmäßig genug machen, damit man das nach dem Lackieren nicht mehr sieht.
Hier das Ergebnis mit Uhr drum herum:
Nicht perfekt, aber allemal besser als die meisten Restaurationen mit zu dicken Linien, schlecht justierten Druckbild und silbrigen oder gar weißen Decklack. Wenn ein Zifferblatt als ohnehine fertig ist, ist so eine Lösung einen Versuch wert - man kann ja nichts verlieren, und die fraglos erforderliche Geduld wird eben manchmal belohnt.
Den Freundschaftpreis meines Uhrmachers nenne ich jetzt besser nicht. Ist auch nicht nötig, denn diesen Geduldsjob kann man auch ohne Meisterbrief selbst machen. Wenn's in die Hose geht, kann man immer noch zu Causemann gehen.
Gruß, Roland Ranfft
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