Omega Synchrobeat

Allgemeine Diskussionen rund um Vintage-Uhren (Oldtimer)
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kochsmichel
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Omega Synchrobeat

Beitrag von kochsmichel »

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Albert H. Potter
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Re: Omega Synchrobeat

Beitrag von Albert H. Potter »

Omega hatte so einen Mechanismus schon zuvor in einer Abwandlung des Kalibers 59-8d. Das Werk wurde in Penduletten eingesetzt.
So einen Mechanismus auf die Größe einer Armbanduhr zu verkleinern und auch noch als Chronometer zu vertreiben, ist gewagt.
Sowas gehört in die Kategorie der Konstruktions-Holzwege, die natürlich für Uhren-Sammler besonders interessant ist.
Rolex hatte ja auch mal sowas.
Du hast da aber sicher keine wirkliche Wissenslücke.
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kochsmichel
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Re: Omega Synchrobeat

Beitrag von kochsmichel »

Albert H. Potter hat geschrieben:Omega hatte so einen Mechanismus schon zuvor in einer Abwandlung des Kalibers 59-8d. Das Werk wurde in Penduletten eingesetzt.
So einen Mechanismus auf die Größe einer Armbanduhr zu verkleinern und auch noch als Chronometer zu vertreiben, ist gewagt.
Sowas gehört in die Kategorie der Konstruktions-Holzwege, die natürlich für Uhren-Sammler besonders interessant ist.
Rolex hatte ja auch mal sowas.
Du hast da aber sicher keine wirkliche Wissenslücke.
Danke für die Infos....Ja, die Sache war wohl nicht so erfolgreich:

In the realm of collectible vintage Omega watches, there are few that are as mythical as the Synchrobeat. According to scholarship, in 1954, Omega had originally manufactured around 1,000 Synchrobeat watches for the US market featuring a dead-beat, or stop-seconds, mechanism. Fitted with the caliber 372, a rather complicated sub-system precisely controlled the Synchrobeat’s seconds hand to tick only once per second. Unfortunately, technical challenges arose with the mechanism, and Omega was forced to stop production and recall all unsold watches. Omega ordered all watches to either be destroyed or used as spare parts, with only 17 believed to have escaped destruction.
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walter
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Re: Omega Synchrobeat

Beitrag von walter »

Dann macht JLC mit seiner "Seconde morte" doch was technisch Spannendes :thumbsup:
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Albert H. Potter
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Re: Omega Synchrobeat

Beitrag von Albert H. Potter »

Manche Konstruktionen bleiben lieber in der Versenkung.

Diese Zusatzfunktion wurde in der Zeit der Taschenuhren entwickelt. Damals war der springende Sekundenzeiger noch mittels Schieber oder Drücker anzuhalten.
Der Hintergrund für diese Technik war wohl, die Taschenuhr mit einer genauen Sekundenpendeluhr zu synchronisieren und so die Zeit der Referenzuhr mit sich tragen zu können, um beispielsweise andere Uhren in anderen Räumen danach stellen zu können.
Als eine Vorstufe auf dem Weg zum Chronographen hatte sich der Bedarf für diesen Mechanismus mit dem Aufkommen ausgereifter Chronographen erledigt.

Anfangs hatte dieser Mechanismus noch einen komplett eigenen Räderwerksstrang inklusive eines eigenen Federhauses. Später wurde die Kraft für diese Zusatzfunktion vom Hauptfederhaus entnommen.
Das Problem mit diesen Mechanismen sitzt aber am anderen Ende. Das letzte Teil des Räderwerks ist ein Trieb welches zwei Peitschenarme trägt. Einer dieser Peitschenarme steht in Verbindung mit dem Ankerrad. Hierfür wird dem Ankerrad ein kleiner Stern aufgepreßt, dessen Anzahl an Zacken der Anzahl der Sekunden entspricht, die das Ankerrad für eine Umdrehung braucht. Der Peitschenarm ruht an der Flanke eines Zackens des Sterns. Im Laufe der Drehung des Ankerrades wird der Peitschenarm freigegeben und das Trieb mit der Peitsche kann eine Halbe Drehung machen, bis der andere Peitschenarm auf der Flanke des nächsten Zackens zur Ruhe kommt. Das Räderwerk der springenden Sekunde ist so übersetzt, daß die halbe Drehung des Triebs zu einer sechzigstel Umdrehung des Sekundenzeigers führt, was der Übersetzung zwichen Schrittmotor und Sekundenrad eines Quarzwerks entspricht.

Sowas kann man machen.
Den Gag irgendwen damit dranzukriegen, daß die Mechanikuhr für eine Quarzuhr gehalten wird, erkauft man sich mit einem gravierenden Nachteil.
Das sensibelste Rad des Räderwerks ist das Ankerrad. Als Bestandteil der Hemmung überträgt es die Kraft des Räderwerks auf die Unruh.
Die Entwicklungen und Bemühungen der Uhrmacherei liefen über mehrere Jahrhunderte darauf hinaus die Abläufe innerhalb einer Uhr immer gleichmäßiger zu machen.
Verbesserungen von Zugfedern, Zahnprofilen, Coaxial-Hemmungen etc. .
Jetzt baut man ein System ein, welches, neben zusätzlicher Reibung, mit Federkraft auf das Ankerrad drückt. Im Laufe der Drehung verändert sich der Winkel in dem die Kraft ausgeübt wird. Dann fällt die Peitsche von Zacken ab und das Ankerrad ist für einen Augenblick von der Belastung durch die Peitsche befreit, bis der andere Peitschenarm auf den nächsten Zacken des Sterns trifft.
Für das Ankerrad bedeutet das, gegen eine zusätzliche Last zu drücken, kurz entlastet zu werden und dann mit Schwung eins draufzukriegen - mehrmals pro Umdrehung!

Im Kaliber 59-8d mit springender Zentralsekunde versuchte Omega dieses Spielchen etwas zu entschärfen, indem man den Stern durch einen Nocken und die Peitsche durch eine Steuerkulisse ersetzt hat. Die Bewegung geht hier etwas gleichmäßiger und der Schlag nach dem Sprung wird stark gedämpft. Trotzdem muß das Ankerrad gegen den Zusatzmechanismus ankämpfen.
Für eine Tischuhr, die immer nur in einer Lage betrieben wird, ist es sogar möglich, auf Dauer eine ansehnliche Ganggenauigkeit zu halten.

Die alten Taschenuhren mit diesem Mechanismus sind als Vorstufe zum Chronographen und als Instrumente zur Synchronisation verschiedener Uhren von Bedeutung.
In heutigen Armbanduhren ist diese "Komplikation" ein Gag, der aus der Uhr ein Conversation Piece zu macht. Ich will nicht vom Scherzartikel sprechen, da die Uhren ihre normale Funktion als Zeitmesser haben.
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