Qualität und Referenznummern von IWC-Yacht-Club1-Stahlbändern?

[haspe1]

Hallo Vintage-Freunde,

ich bin ja ein grosser Fan von Vintage-IWC-Uhren und möchte mir irgendwann neben einer Ingenieur 666 auch eine Yacht-Club (1) kaufen. Letztere hat den Vorteil, noch nicht so teuer zu sein, wie die Ingenieur-Modelle und mit ihrem 854-Werk und der Stosssicherung sehr robust, ausgereift und zeitlos schön zu sein. Bis vor kurzem war diese Uhr noch nicht auf meinem Radar, auch hat mir die 70-er-Jahre-Gehäuseform nicht so ganz gefallen, aber nachdem ich in diesem Forum und anderen Foren einige Fotos gesehen habe, habe ich schön langsam an der Ref-811A viel Gefallen gefunden und möchte gerne eine kaufen.

Ich finde, dass die Yacht Club am Stahlband viel besser aussieht, als am Lederband (im Gegensatz zur Ingenieur 666, die ich am Lederband hübscher finde), und weiss, dass ein Vintage-Stahlband von IWC nur sehr schwer zu bekommen ist und auch recht teuer werden kann. Deshalb möchte ich, wenn möglich, dann gleich eine mit gutem Stahlband suchen und kaufen.

Nun bin ich bei Vintage-Stahlbändern nicht recht kundig, habe aber ein Foto in einem Forum gefunden, das 3 verschiedene Stahlbänder für die Yacht Club zeigt, die im Laufe der Zeit verwendet wurden.

Siehe:


Könnt Ihr mir sagen, welche Referenzen diese Bänder der Reihe nach haben (es gibt da so Nummern wie 10, 11 u.a. soweit ich weiss), und wie diese jeweils in der Qualität sind, falls sie in gutem Zustand sind und worauf man bei den Bändern genau achten muss (Klar, die Schliesse muss schliessen und die Anstösse für das Gehäuse müssen dabei sein und passen, aber sonst?)

Diese Uhr (Foto auch aus einem Forum) wäre so cirka die Yacht Club, die ich mir erträume:


schöne Grüße,
Hannes

[u2112]

Hallo Hannes,

das Bild ist von mir und zeigt eine meiner (ehemaligen) Yacht Clubs , deshalb ein paar Antworten zu Deinen Fragen:

Grundsätzlich gab es bei IWC in der entsprechenden Periode 4 Bandtypen (außerhalb der Uhren mit integrierten Bändern) und zwar die Referenzen 10-13 - die sehen so aus:





(c) Greg / http://www.gregsteer.net/IWC/

Es wurden aber offiziell nur die Referenzen 10 und 13 bei den Yacht Club Modellen verwendet.



Beispiel für Ref. 10:







Beispiel für Ref. 13:





Das mittlere Band auf Deinem Foto ist meiner Meinung nach kein IWC-Band. Im Markt sind diverse Bänder unterwegs, die nicht original sind - manchmal von anderen Marken (z.B. Omega), manchmal auch irgendein No-Name-Produkt. Da wird dann eine Schließe mit IWC-Logo dran gebaut (manchmal echt, manchmal Fake) und ein entsprechender Preis aufgerufen - ich bin da auch schon mal reingefallen . Ich kann nicht völlig ausschließen, dass es auch originale Auslieferungen mit anderen "echten" Band-Referenzen gab - persönlich ziehe ich aber nach meinem Reinfall nur solche Angebote in Betracht, wo eindeutig ein originales Ref. 10/13 verbaut ist.

Zur Qualität: Die Ref. 10 sind nahezu baugleich mit den GF-Oyster-Bändern von Rolex aus den 70er Jahren, gefühlt sogar etwas stabiler. Diese Bänder haben bauartbedingt wesentlich weniger Stretch als die Ref. 13, auch lassen sich Bandglieder einfacher finden. Der Tragekomfort ist bei beiden gut, wobei die Ref. 13 etwas mehr am Handgelenk klebt.

Worauf sollte man achten:

- Die Schließe muss in einem vernünftigen Zustand sein, die gibt es meines Wissens nicht mehr als Ersatzteil (kann am Anstoß brechen bzw. ausleiern)
- Die Anstöße müssen passen, hier wir viel gepfuscht - zum einen sind die nicht massiv, deshalb gerne verbogen; und dann kaufen manche die Bänder ohne Anstöße und basteln irgendwas dran
- Das Band muss möglichst so an den Arm passen, man kann in der Schließe auch noch ca. 1,5cm ausgleichen. Passt das Band nicht, wird es nervig, denn die Bandglieder lassen sich durch Dreck etc. meist nur mit Gewalt entfernen - gerade beim verschraubten Ref. 10. Bei meiner blauen YC I habe ich da fast meinen gesamten Goodwill beim Wempe-Service eingesetzt - die haben das dann mit allen Tricks und Geduld am Ende hinbekommen, ein Bandglied einzubauen.

Fazit: Tolle Uhren und im allgemeinen Vintage-Hype noch ein ziemliches Sleeper-Modell, bei dem sich auch in den letzten Jahren preislich wenig getan hat. Und beim Stahlband wäre meine Empfehlung eher Ref. 10, da stabiler, weniger Stretch und optisch zeitloser.

Gruß,
Christian

[cool runnings]

Großes Kino, Christian!
Toller und sehr informativer Beitrag.

Mir gefällt meine Yacht Club besser am Lederband, wobei ich die gezeigten Staglbänder auch recht schön finde.

[u2112]

@ Dean: Ja, an Leder sieht die auch gut aus und ist je nach Zifferblatt auch sehr vielseitig - hier mal die einfache Version in silber ohne Datum:





Und hier noch ein Bild von besagtem "Bastel-Band":





Nervig, aber auch bei relativ günstigen Vintage-Sachen muss man heute aufpassen...

Gruß,
Christian

[haspe1]

Hallo Christian,

vielen herzlichen Dank für Deine ausgesprochen fachkundige und umfassende Antwort und die Mühe, die Du Dir mit Text und Bild gegeben hast. Nun weiss ich alles, was ich wissen wollte (und hoffentlich auch alles, was ich wissen muss ). Und ich bin gewarnt, dass es bei den Bändern auch Basteleien gibt und ich gut hinschauen muss. Danke sehr!

Mir gefällt die Uhr übrigens mit der Ref. 10, dem oystermässigen Band sozusagen, am besten, da trifft es sich gut, dass es auch das solideste ist. Ich freue mich, dass ich hier auf meine auch speziellen Fragen immer derartig erhellende Auskünfte erhalten kann.

Wie gesagt: Die Yacht Club finde ich am Stahlband Ref. 10 perfekt, das gibt ihr am meisten Charakter, obwohl sie auch am Lederband gut aussieht. Einzelne Bänder sind aber meist sündhaft teuer, da empfiehlt es sich wohl, gleich eine Uhr mit Stahlband zu suchen und zu finden.

Schöne Grüsse,
Hannes

[cool runnings]

@ Dean: Ja, an Leder sieht die auch gut aus und ist je nach Zifferblatt auch sehr vielseitig - hier mal die einfache Version in silber ohne Datum:





Und hier noch ein Bild von besagtem "Bastel-Band":





Nervig, aber auch bei relativ günstigen Vintage-Sachen muss man heute aufpassen...

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

deine YC sieht aus wie meine Ref. 2611. Hab leider gerade kein Foto zur Hand und die Uhr schlummert momentan im Schließfach. In meiner tickt ein Kaliber 89 und das Außergewöhnliche der Uhr ist, dass der Aufdruck Yacht Club fehlt. Deshalb war das beim Kauf von einem netten Forumskollegen noch gar nicht klar, dass es eine YC ist. Habe versucht, den Grund dafür zu recherchieren und Bilder nach Schaffhausen geschickt. Hannes Pantli hat mir damals geschrieben, dass vermutlich das Zifferblatt auf Kundenwunsch so eingesetzt wurde.

Das mit den Fälschungen im Vintage Bereich ist nicht neu. Uhren, Zifferblätter, Bänder - es gibt nichts, was heute nicht gefälscht und angeboten wird. Ich weiß noch, wie ich vor Jahren mit David aka nasdaq10 auf der Uhrenbörse in Köln eine SM 300 gesucht habe. Uns wurden 7 Uhren angeboten - allesamt Fälschungen! Ich war froh, dass ich David dabei hatte, der sich mit der SM 300 super auskannte. Der Zufall will, dass ich ein paar Jahre später über einen kleinen Umweg dann seine gekauft habe.
Beim Kauf meiner Speedy 145.012 hatte ich z.B. etwas Pech, weil sich im Nachhinein rausstellte, dass die Lünette mal mit Sekundenkleber befestigt wurde. Wobei ich davon ausgehe, dass der Verkäufer das auch nicht wusste. Das war meiner Meinung nach ein seriöser Anbieter, den ich vorher jedoch nicht kannte. Insgesamt war das trotzdem eine gute Anschaffung. Denn obwohl ich die Uhr dann gleich zur Kur bei Omega hatte, war es insgesamt ein guter Preis. Erst danach sind die Preise durch Omegamania explodiert.
Das sind jedoch alles Gründe, dass ich gebrauchte Uhren und ganz besonders Vintageuhren nur von besonders vertrauenswürdigen Quellen kaufe.