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Re: Bergland, powered by IWC.

Verfasst: 06 Mär 2019, 17:33
von Richard Habring
C.95 hat geschrieben: 03 Mär 2019, 11:09 …..
Falls jemand einschätzen kann, was mit dieser Veränderung tatsächlich eingespart wurde, bitte Info, denn dazu habe ich absolut keine Idee.

Bild
Ich würde schätzen, dass es dabei letztlich schon um gute CHF 150/200,-- Ersparnis bei den Herstellkosten des Werks ging.
Das KIF-Spirofin ist ein standardisiertes Reguliersystem das mit bestehenden Werkzeugen hergestellt wurde (und auch noch wird).
Damals kostete das gerade mal ein paar Franken pro Stück.
Die Anpassung an das jeweilige Kaliber erfolgt lediglich durch die brückenseitige Stoßsicherung, die Anpassung für die jeweilige Spiralgröße (die ihrerseits wieder von der Unruhgröße abhängt) wird über die Bohrung für das Spiralklötzchen und dessen Distanz zum Zentrum gemacht.

Man bedenke, dass damals alle eigenen Kaliber mit Breguet-Spirale ausgestattet waren. Hätte man den Umbau intern machen wollen wäre ein eigenes Stanzwerkzeug für einen Rücker für die Flachspirale fällig gewesen, Drahterosion oder Laserschneiden war damals ja noch nicht. Die Werkzeugkosten hat man sich durch die Konfektionierung des Spirofin ganz einfach erspart.

Die grösste Ersparnis ergab sich aber durch die Flachspirale die einfach eingebaut und kurz gerichtet wurde während die Breguet-Spirale doch etwas aufwendiger "gelegt" werden musste.

Irgendjemand hat mir mal erzählt, dass dieses 983er schnell aus den Köpfen verdrängt wurde, man fand diese unwürdig den Probus zu tragen. Nach heutigen Gesichtspunkten wäre es durchaus eine sinnvolle Modernisierung eines alten Kalibers gewesen. Es gab vorher nur ein Werk bei dem man ähnlich versucht hat Herstellkosten zu reduzieren. Das Kaliber 70 welches ein modernisiertes und vereinfachtes 88 war. Das kam aber angeblich nie nennenswert in den Handel.

beste Grüße
Richard

Re: Bergland, powered by IWC.

Verfasst: 06 Mär 2019, 19:51
von C.95
tourbillon69 hat geschrieben: 06 Mär 2019, 17:33
C.95 hat geschrieben: 03 Mär 2019, 11:09 …..
Falls jemand einschätzen kann, was mit dieser Veränderung tatsächlich eingespart wurde, bitte Info, denn dazu habe ich absolut keine Idee.

Bild
Ich würde schätzen, dass es dabei letztlich schon um gute CHF 150/200,-- Ersparnis bei den Herstellkosten des Werks ging.
Das KIF-Spirofin ist ein standardisiertes Reguliersystem das mit bestehenden Werkzeugen hergestellt wurde (und auch noch wird).
Damals kostete das gerade mal ein paar Franken pro Stück.
Die Anpassung an das jeweilige Kaliber erfolgt lediglich durch die brückenseitige Stoßsicherung, die Anpassung für die jeweilige Spiralgröße (die ihrerseits wieder von der Unruhgröße abhängt) wird über die Bohrung für das Spiralklötzchen und dessen Distanz zum Zentrum gemacht.

Man bedenke, dass damals alle eigenen Kaliber mit Breguet-Spirale ausgestattet waren. Hätte man den Umbau intern machen wollen wäre ein eigenes Stanzwerkzeug für einen Rücker für die Flachspirale fällig gewesen, Drahterosion oder Laserschneiden war damals ja noch nicht. Die Werkzeugkosten hat man sich durch die Konfektionierung des Spirofin ganz einfach erspart.

Die grösste Ersparnis ergab sich aber durch die Flachspirale die einfach eingebaut und kurz gerichtet wurde während die Breguet-Spirale doch etwas aufwendiger "gelegt" werden musste.

Irgendjemand hat mir mal erzählt, dass dieses 983er schnell aus den Köpfen verdrängt wurde, man fand diese unwürdig den Probus zu tragen. Nach heutigen Gesichtspunkten wäre es durchaus eine sinnvolle Modernisierung eines alten Kalibers gewesen. Es gab vorher nur ein Werk bei dem man ähnlich versucht hat Herstellkosten zu reduzieren. Das Kaliber 70 welches ein modernisiertes und vereinfachtes 88 war. Das kam aber angeblich nie nennenswert in den Handel.

beste Grüße
Richard
Eine fantastische Info, Richard.

Meinen herzlichen Dank für die Beantwortung dieser Langzeitfrage. Fantastisch, weil ich diese Uhr schon einige Jahre habe und schon diverse Experten, insbesondere bei IWC, erfolglos dazu gefragt habe.

Warum interessiert mich sowas ?

Weil ich - aus heutiger Sicht - verstehen möchte, warum diese Modifikation als sinnvoll erachtet wurde ?!

Die Einsparung ist für sich betrachtet erst mal nicht erheblich, kann allerdings unter den damaligen krisengeprägten Gegebenheiten ein durchaus wichtiger Punkt gewesen sein, einen weiteren Auftrag zu bekommen um erst mal über die Runden zu kommen, denn IWC stand damals kurz vor dem Aus.

Und dass das Cal. 983 von IWC ignoriert wurde/wird, es wurde/wird von IWC nie erwähnt, zeigt auch, wie ausgeprägt der damalige Qualitätsanspruch wahrscheinlich war.

Die zweitbeste Variante war egal. Ich finde es interessant zu verstehen, wie die an der Herstellung der alten Uhren beteiligten Menschen "getickt" haben.

Kann sein, dass mich Vintage Uhren, auch von IWC, deswegen immer noch mehr interessieren als moderne Massenware ?!

Nochmals vielen Dank und beste Grüße

Heiko

Re: Bergland, powered by IWC.

Verfasst: 06 Mär 2019, 20:16
von Richard Habring
Immer gerne Heiko!
Ich hatte das Glück Anfang der 90er noch ein paar solcher Originale kennenzulernen und möchte keinen Tag davon missen!

Ich glaub' das 983 scheint aus zwei Gründen nicht in den Aufzeichnungen auf:
1. Weil es für viele intern als "minderwertig" galt, eine abgespeckte Variante (bei der Eisenbahn gab's sog "Kriegsloks", da wurde alles weggelassen was nicht unbedingt gebraucht wurde)
2. Sämtliche Aufzeichnungen befanden sich nur an einer Stelle, wahrscheinlich bei der Person welche die Werke auch wirklich montierte. Ich glaube auch zu wissen wo, weil ich mir den Ordner mal ansehen durfte. Ich kann mir vorstellen, dass dieser nach Ausscheiden der entsprechenden Person vernichtet wurde. Oder die Person den noch im Keller hat, weil ihn keiner wollte.

Gibt's wirklich Menschen die sich für Massenware interessieren?
Sachen gibt's...... :whistling: :rofl:

beste Grüße
R.

P.S. Ein kleiner Nachtrag zu meiner Ausführung: Es gab natürlich eigene Werkle mit Flachspirale, das waren dann aber die kleineren Damenuhrwerke.

Re: Bergland, powered by IWC.

Verfasst: 06 Mär 2019, 20:57
von cool runnings
Danke für die interessanten Informationen, Richard. Ich bin zwar bei Weitem nicht so tief in dem Thema drin wie Heiko, trotzdem fasziniert mich das sehr.

Re: Bergland, powered by IWC.

Verfasst: 07 Mär 2019, 10:20
von C.95
tourbillon69 hat geschrieben: 06 Mär 2019, 20:16 Immer gerne Heiko!
Ich hatte das Glück Anfang der 90er noch ein paar solcher Originale kennenzulernen und möchte keinen Tag davon missen!

Ich glaub' das 983 scheint aus zwei Gründen nicht in den Aufzeichnungen auf:
1. Weil es für viele intern als "minderwertig" galt, eine abgespeckte Variante (bei der Eisenbahn gab's sog "Kriegsloks", da wurde alles weggelassen was nicht unbedingt gebraucht wurde)
2. Sämtliche Aufzeichnungen befanden sich nur an einer Stelle, wahrscheinlich bei der Person welche die Werke auch wirklich montierte. Ich glaube auch zu wissen wo, weil ich mir den Ordner mal ansehen durfte. Ich kann mir vorstellen, dass dieser nach Ausscheiden der entsprechenden Person vernichtet wurde. Oder die Person den noch im Keller hat, weil ihn keiner wollte.

Gibt's wirklich Menschen die sich für Massenware interessieren?
Sachen gibt's...... :whistling: :rofl:

beste Grüße
R.

P.S. Ein kleiner Nachtrag zu meiner Ausführung: Es gab natürlich eigene Werkle mit Flachspirale, das waren dann aber die kleineren Damenuhrwerke.
Vielen Dank für diese weiteren interessanten Infos, Richard.

Eine Vermutung wird bestätigt, sehr gut.
Kann es sein, dass der Name der Person mit dem Ordner mit K beginnt ?!

Beste Grüße

Heiko

Re: Bergland, powered by IWC.

Verfasst: 07 Mär 2019, 14:07
von lottemann
C.95 hat geschrieben: 07 Mär 2019, 10:20 ...
Kann es sein, dass der Name der Person mit dem Ordner mit K beginnt ?!

Beste Grüße

Heiko
:mrgreen: :whistling:

Re: Bergland, powered by IWC.

Verfasst: 07 Mär 2019, 14:41
von C.95
lottemann hat geschrieben: 07 Mär 2019, 14:07
C.95 hat geschrieben: 07 Mär 2019, 10:20 ...
Kann es sein, dass der Name der Person mit dem Ordner mit K beginnt ?!

Beste Grüße

Heiko
:mrgreen: :whistling:
Neee, den meine ich nicht, der kam erst viel später.