Wie können die Uhren-Marken die hohen Preise für Tourbillon-Uhren ohne schlechtes Gewissen fordern?Thomas H. Ernst hat geschrieben:Ein Tourbillion, und erst recht ein Karusell, sind in einem um sämtliche Achsen beweglichen Uhrwerk (-> Armbanduhr) völliger Schwachsinn. Dabei ist es vollkommen egal ob es sich um das 83'000,- Euro Vorbild aus dem Le Brassus oder um das 350,- Dollar teure Plagiat aus China handelt.
Die physikalischen Grundlagen hat Roland geliefert, sie gelten auch im Zeitalter der CAD Konstruktion unverändert. So ein Uhrwerk zu entwickeln und zu bauen ist deutlich einfacher als einen ewigen Kalender oder einen gut funktionierenden Chronographen auf die Beine zu stellen.
Was kann man noch glauben?
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Was kann man noch glauben?
Nachdem ich jahrelang immer wieder lesen und hören musste, dass die hohen Preise für Tourbillons gerechtfertigt seien, weil "technisch so anspruchsvoll und überhaupt die Krönung der Uhrmacherkunst", schreibt unser lieber Moderator:
Ganz einfach: Uhrenfirmen können soviel verlangen, weil es genug Leute gibt, die ihren Preis bezahlen.
Ich kenn mich technisch wirklich nicht aus, aber ein Tourbillonmechanismus dient meiner Meinung zur Ausgleichung der Gravitationskräfte, die auf ein Uhrwerk wirken - dies ist v.a. für Taschenuhren relevant, da diese ständig in der gleiche Position sind, und somit für Armbanduhren eher nutzlos. Aber trotzdem eine avancierte Komplikation, schön anzusehen, und somit in etwa gleich "nützlich" wie ein ewiger Kalender, eine Wasserdichtigkeit von 2000m oder ein Magnetfeldschutz.
Wahrscheinlich dient ein Tourbillon einer Uhrenfirma auch eher der Darstellung von technischer Kompetenz, der Produktdifferenzierung innerhalb einer Linie, der Erschliessung neuer Absatzpotentiale und die effektive Abschöpfung der Kaufbereitschaft - die vorhanden ist. Denn wenn ein reicher Mensch mit Statusambition einen Nachbarn mit einem ewigen Kalender von Patek hat, dann ist dies nur noch schwer zu toppen - ausser mit einem Tourbillon vielleicht. Voila...
Ich kenn mich technisch wirklich nicht aus, aber ein Tourbillonmechanismus dient meiner Meinung zur Ausgleichung der Gravitationskräfte, die auf ein Uhrwerk wirken - dies ist v.a. für Taschenuhren relevant, da diese ständig in der gleiche Position sind, und somit für Armbanduhren eher nutzlos. Aber trotzdem eine avancierte Komplikation, schön anzusehen, und somit in etwa gleich "nützlich" wie ein ewiger Kalender, eine Wasserdichtigkeit von 2000m oder ein Magnetfeldschutz.
Wahrscheinlich dient ein Tourbillon einer Uhrenfirma auch eher der Darstellung von technischer Kompetenz, der Produktdifferenzierung innerhalb einer Linie, der Erschliessung neuer Absatzpotentiale und die effektive Abschöpfung der Kaufbereitschaft - die vorhanden ist. Denn wenn ein reicher Mensch mit Statusambition einen Nachbarn mit einem ewigen Kalender von Patek hat, dann ist dies nur noch schwer zu toppen - ausser mit einem Tourbillon vielleicht. Voila...
Weder ewiger Kalender noch Chronographenmanufakturwerke sind besonders preisgünstig zu erhalten und kosten im allgemeinen min. so viel wie ein Tourbillion (die zugekauften nichtveredelten "Einschal"werke mal außen vor).
Solange die Kunden den Preis zahlen können die Hersteller den Preis fordern. Ein schlechtes Gewissen, weil man jetzt 150 % Gewinn an einer Uhr anstatt 80 % Gewinn macht, weil man ein eigentlich sinnloses und vielleicht nicht allzu kompliziert herzustellendes, aber sehr beliebtes Merkmal einbaut wird wohl niemand haben, hätte ich auch nicht.
Solange die Kunden den Preis zahlen können die Hersteller den Preis fordern. Ein schlechtes Gewissen, weil man jetzt 150 % Gewinn an einer Uhr anstatt 80 % Gewinn macht, weil man ein eigentlich sinnloses und vielleicht nicht allzu kompliziert herzustellendes, aber sehr beliebtes Merkmal einbaut wird wohl niemand haben, hätte ich auch nicht.
- Matthias S.
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Re: Was kann man noch glauben?
Vermutlich weil sie wissen, daß es nicht die Ärmsten trifftUnadjusted hat geschrieben: Wie können die Uhren-Marken die hohen Preise für Tourbillon-Uhren ohne schlechtes Gewissen fordern?
Gruß
Matthias
Nichts hält länger als ein Provisorium.
Viele Grüße
Matthias
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- ducaticorse21
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Re: Was kann man noch glauben?
Ach, mit Reichen darf man das machen?Matthias S. hat geschrieben:Vermutlich weil sie wissen, daß es nicht die Ärmsten trifftUnadjusted hat geschrieben: Wie können die Uhren-Marken die hohen Preise für Tourbillon-Uhren ohne schlechtes Gewissen fordern?
Gruß
Matthias
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Re: Was kann man noch glauben?
Tourbillons waren mal technisch anspruchsvoll, als sie händisch entwickelt, konstruiert und gefertigt wurden. Im Zeitalter von CAD und CNC ist es kaum noch ein Unterschied, ob ein Stiftankerwerk, oder ein Tourbillon aus den Maschinen purzelt.Unadjusted hat geschrieben:Nachdem ich jahrelang immer wieder lesen und hören musste, dass die hohen Preise für Tourbillons gerechtfertigt seien, weil "technisch so anspruchsvoll und überhaupt die Krönung der Uhrmacherkunst", schreibt unser lieber Moderator:
Wenn Du das "für Tourbillon-Uhren" streichst, dann wird es etwas klarerWie können die Uhren-Marken die hohen Preise für Tourbillon-Uhren ohne schlechtes Gewissen fordern?
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Was für ein altmodisches Wort in dieser modernen Welt, wo Angebot und Nachfrage den Preis bestimmenDon Tomaso hat geschrieben:Um also wieder mal aufs Thema zurückzukommen: Es gibt ja Hersteller, die ihre Uhren bezahlbar lassen wollen, Jörg Schauer etwa mit Stowa, Dirk Dornblüth mit seiner Marke oder zum Beispiel Nomos. Die tun das nicht, weil sie Wohltäter sind, sondern wohl weil es ihnen unanständig (ein schrecklich altmodisches Wort, gell?) vorkäme, zuviel zu verlangen. Jedenfalls sagte DD sowas in der Art, als ich meine 99.1 bei ihm abholte.
Besser kann man es nicht beschreibenducaticorse21 hat geschrieben:Zwei Wörter...
Geschicktes Marketing...
Im ArmbandUhren 06.06. wurde sehr ausführlich mit mehreren Seiten, auch über Sinn und Unsinn aus heutiger Sicht berichtet.
Mit tollen Bemerkungen auch über Tourbillon, "Made in China" und dessen Qualität, Preisvorteil, usw.
Gruß Karl
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Unadjusted hat geschrieben:Was für ein altmodisches Wort in dieser modernen Welt, wo Angebot und Nachfrage den Preis bestimmenDon Tomaso hat geschrieben:Um also wieder mal aufs Thema zurückzukommen: Es gibt ja Hersteller, die ihre Uhren bezahlbar lassen wollen, Jörg Schauer etwa mit Stowa, Dirk Dornblüth mit seiner Marke oder zum Beispiel Nomos. Die tun das nicht, weil sie Wohltäter sind, sondern wohl weil es ihnen unanständig (ein schrecklich altmodisches Wort, gell?) vorkäme, zuviel zu verlangen. Jedenfalls sagte DD sowas in der Art, als ich meine 99.1 bei ihm abholte.
Oh, falscher Thread
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Zeig mir das Tourbillon, das so viel kostet wie ein normales Chronographenwerk von Omega oder JLC?Decius hat geschrieben:Weder ewiger Kalender noch Chronographenmanufakturwerke sind besonders preisgünstig zu erhalten und kosten im allgemeinen min. so viel wie ein Tourbillion (die zugekauften nichtveredelten "Einschal"werke mal außen vor).
Vielleicht sind die Ewigen Kalender ja auch etwas sehr "hochpreisig", weil "Angebot und Nachfrage" den "Preis" bestimmen?
Die Zahlendimensionen, die Du hier anführst, sind nicht die, um die es hier geht. Frage Dich, ob Du bei ein paar Tausend Prozent auch kein schlechtes Gewissen hättest?Decius hat geschrieben:Solange die Kunden den Preis zahlen können die Hersteller den Preis fordern. Ein schlechtes Gewissen, weil man jetzt 150 % Gewinn an einer Uhr anstatt 80 % Gewinn macht, weil man ein eigentlich sinnloses und vielleicht nicht allzu kompliziert herzustellendes, aber sehr beliebtes Merkmal einbaut wird wohl niemand haben, hätte ich auch nicht.
- andreaseck
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Das sage ich doch schon immerskask hat geschrieben:Angebot und Nachfrage heisst das Spiel.
Solange die Hersteller den Preis bekommen, können
sie ihn auch verlangen
Der Tourbograph von Lange kostet 380.000 Euro.
Gut, es gab nur 100 Stück.
Aber trotzdem war er gleich ausverkauft.
Und das wäre auch der Fall gewesen, wenn die Uhr
500.000 Euro gekostet hätte.
Blieben 80 der Uhren beim Händler liegen, müsste
man sich bei Lange bei der nächsten Uhr gedanken
machen.
Aber in dieser Liga spielt der Preis eher eine untergeordnete
Rolle
Gruß
Andreas
- ducaticorse21
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andreaseck hat geschrieben: Aber in dieser Liga spielt der Preis eher eine untergeordnete
Rolle
Ich behaupte, auch das was in der Uhr drin steckt...
Bau ein Quarzwerk rein, und bewerbe das Produkt mit schönen blumigen Worten, und es wird reissenden Absatz finden - man will ja dazu gehören...
Gruß
Stefan
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> Ich bin wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich <
Konrad Adenauer
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Was macht es für einen Sinn im Automobilbereich zb. bei überfüllten Autobahnen, hohen Benzinpreisen, usw usf. Ableger von Serienmodellen zu fertigen mit zb. Keramikbremsen und 500+ PS wo die Lady dann zum Shoppen fährt? Prestigeobjekte und um zu zeigen was technisch machbar ist. Ob sinnvoll oder nicht spielt weniger eine Rolle.