Habe gerade das nüchterne Resumée von andreaseck gelesen

Allgemeine Diskussionen rund um zeitgenössische Uhren
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Farron
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Habe gerade das nüchterne Resumée von andreaseck gelesen

Beitrag von Farron »

Hallo,

wie war das eigentlich damals mit dem drohenden Niedergang der schweizerischen Uhrenindustrie ?
Klar, Quarz drohte von allen Seiten und drohte nicht nur.
Die etablierten schweizer Firmen produzierten am Kundenwunsch vorbei und wurden schließlich durch die Japaner mit ihren immer preiswerter erscheinenden Quarzuhren an den Rand des Exitus gedrängt.

Ich müsste jetzt kramen, wann erschien das erste UM ? 1991 oder ´92 ?

Bis sich ein Verlag dazu entschließt eine Zeitschrift nur zu einem Thema herauszugeben, muss eine umfassende Analyse stattgefunden haben.

Der Trend zur mechanischen Uhr hat also wesentlich früher wieder eingesetzt.

Nur ... was war der Auslöser ?

Heute, so zumindest scheint es mir, produziert man wieder am Kunden vorbei. Nicht an allen Käufern, das ist klar aber zumindest an der Masse der Kaufinteressierten.

Immer größer, schwerer und martialischer (z.B Zenith Defy) ... ist das der Käuferwille ??

Oder ist so eine Messe nicht mehr wesentlich anders als eine Modeshow ?

Nach dem Motto: Seht her, das können wir aber wir wissen schon, dass in den Kaufhäusern andere Modelle hängen werden.

Wer aber unbedingt will und zahlungskräftig genug ist, tja, dem wird natürlich auch eine solche Uhr verkauft. Das sind natürlich exquisite Modelle, nicht unsere Brot und Butter Uhren.

Wenn dem so ist, dann sei die Frage erlaubt: Wo, bitte schön, sind denn eure Brot und Butter Modelle oder habt ihr diesen Markt den "Einschalern" überlassen ??
Gruß Farron
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jeannie
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Re: Habe gerade das nüchterne Resumée von andreaseck gelesen

Beitrag von jeannie »

Farron hat geschrieben:Wenn dem so ist, dann sei die Frage erlaubt: Wo, bitte schön, sind denn eure Brot und Butter Modelle oder habt ihr diesen Markt den "Einschalern" überlassen ??
Ja.

Mit den Brot- und Butteruhren haben sie ja schon einmal Schiffbruch erlitten. Dieses Kapitel ist in der Schweiz geschlossen. Bis auf ein paar Nischenanbieter. Mit der Swatch, die keine Brot- und Butteruhr ist sondern eine hochwertige Plastikuhr haben sie das Geld gemacht, mit dem sie jetzt die Luxusuhren aufgepäppelt haben und machen dort noch mehr Geld. So what.
http://www.watchtools.ch Uhrenwerkzeug, direkt aus der Schweiz.
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bricktop
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Beitrag von bricktop »

Du sprichst mir aus der Seele. Ich denke mir genau das immer wieder - und ganz besonders beim Lesen diverser Uhrenmagazine.
Ich kann mir leider so ohne weiteres keine 5000 Euro - oder gar noch teurere - Uhr kaufen, dazu fehlt mir leider das nötige Klimpergeld.
Zum Glück gibt's noch andere Anbieter die auch um weniger Geld sehr gute Qualität liefern (wenn auch ohne Manufakturwerk). Ich werd' mich halt mal dort eindecken ;)
"Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche."
Ernesto "Che" Guevara
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jeannie
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Beitrag von jeannie »

bricktop hat geschrieben:Ich werd' mich halt mal dort eindecken ;)
Wenn dort nur nicht so komische Namen wie M.C. draufstehen würden. Oder nur so tamponbedruckte Zifferblätter hätten.
http://www.watchtools.ch Uhrenwerkzeug, direkt aus der Schweiz.
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bricktop
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Beitrag von bricktop »

jeannie hat geschrieben:
bricktop hat geschrieben:Ich werd' mich halt mal dort eindecken ;)
Wenn dort nur nicht so komische Namen wie M.C. draufstehen würden. Oder nur so tamponbedruckte Zifferblätter hätten.
;)
Ich weiß was Du meinst.... da wären aber dann auch noch Marken wie Hamilton, Stowa, Laco und wie sie alle heißen. Es gibt schon Alternativen - zum Glück, sonst müßte ich Swatch sammeln.
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andreaseck
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Re: Habe gerade das nüchterne Resumée von andreaseck gelesen

Beitrag von andreaseck »

Farron hat geschrieben:
Immer größer, schwerer und martialischer (z.B Zenith Defy) ... ist das der Käuferwille ??
Hallo Farron

Gut das Du die Zenith erwähnst.
Die hatte ich fast vergessen :wink:

Das ist aber ein gutes Beispiel:
Hauptsache die Uhr ist schön groß und sehr teuer.
Ich weiß echt nicht, wie sich die Uhr in Europa gut
verkaufen soll. Rußland natürlich ausgenommen :wink:

Gruß
Andreas, für den die Defy noch zudem billiger als
auf den Bildern aussieht.
Sperrklinke
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Beitrag von Sperrklinke »

Ist ein trauriges Kapitel meiner Heimat….Wir hatten mal einiges vorzuweisen. Eine Referenz für viele ist die Certina DS-2. Das Manufakturkaliber 25-651 war eines der weltbesten und stabilsten Kaliber überhaupt und konnte punkto Stabilität und Langzeit-Eigenschaften selbst mit Rolex-Triebwerken locker mithalten. Und das Gehäuse der liebevollen Schildkröte war eh nicht zu knacken. Was hatten die Dinger nicht alles ausgehalten. Vom Sportler bis zum Bauern im Emmental wurden die Schildkröten getragen. Nach der Quartzkrise hat man alles weggeschmissen, verkauft oder verschrottet. Bei Certina hat man das bitter bereut und tut es heute noch. Ein Beispiel für viele.

Aber wir haben ja vieles mit Grandezza verhöckert…..Unser Lokomotivbau war einst von Weltruf, was ist geblieben: Nichts!

Selbst in der High-Fidelty spielten wir mit Studer-Revox allererste Geige, was ist geblieben: Nichts!

Dafür sind wir jetzt Weltmeister im Verwalten: Von der Wiege bis zur Bahre schreibt der Schweizer Formulare…….

Schönen Abend noch und Gruss

Frank
Alle meine Postings sind nur die persönliche und subjektive Meinung des Verfassers und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
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_Christoph
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Re: Habe gerade das nüchterne Resumée von andreaseck gelesen

Beitrag von _Christoph »

Farron hat geschrieben:Hallo,

wie war das eigentlich damals mit dem drohenden Niedergang der schweizerischen Uhrenindustrie ?
Klar, Quarz drohte von allen Seiten und drohte nicht nur.
Die etablierten schweizer Firmen produzierten am Kundenwunsch vorbei und wurden schließlich durch die Japaner mit ihren immer preiswerter erscheinenden Quarzuhren an den Rand des Exitus gedrängt.
Wenn man sich mal ansieht, was in den 60er und 70ern groß und werbewirksam mit "Swiss Made" hausieren ging, dann wundert einen das wirklich nicht.
Ich müsste jetzt kramen, wann erschien das erste UM ? 1991 oder ´92 ?
Wenn mich nicht alles täuscht, war es 1989
Bis sich ein Verlag dazu entschließt eine Zeitschrift nur zu einem Thema herauszugeben, muss eine umfassende Analyse stattgefunden haben.

Der Trend zur mechanischen Uhr hat also wesentlich früher wieder eingesetzt.

Nur ... was war der Auslöser ?
Ich denke mal, Mitte der 80er Jahre waren billige Quarzuhren Allgemeingut. Jedermann konnte sich einen sekundengenauen "Chronometer" leisten, und es gab einfach keine Klassenunterschiede mehr. Und da die Armbanduhr bekanntlich das einzige Schmuckstück ist, das Männer tragen, und Männer im Allgemeinen technikbegeistert sind, mußte man nur 1 und 1 zusammenzählen, und heraus kam die mechanische Uhr als Luxusgut. Angefangen mit Blancpain und ihren Modellen mit Mondphase und Monatskalender und allen voran natürlich mit der IWC Da VInci.

Heute, so zumindest scheint es mir, produziert man wieder am Kunden vorbei. Nicht an allen Käufern, das ist klar aber zumindest an der Masse der Kaufinteressierten.

Immer größer, schwerer und martialischer (z.B Zenith Defy) ... ist das der Käuferwille ??

Oder ist so eine Messe nicht mehr wesentlich anders als eine Modeshow ?

Nach dem Motto: Seht her, das können wir aber wir wissen schon, dass in den Kaufhäusern andere Modelle hängen werden.

Wer aber unbedingt will und zahlungskräftig genug ist, tja, dem wird natürlich auch eine solche Uhr verkauft. Das sind natürlich exquisite Modelle, nicht unsere Brot und Butter Uhren.
So ist es. Für Otto Normalverbraucher ist schon lange nichts mehr dabei. Und nicht zuletzt auch deswegen habe ich vor 5 Jahren das Kapitel "Uhrenmagazin und Chronos" beendet, denn das, was dort vorgestellt wurde, interessierte weder meinen Geldbeuten noch mich. Und ganz ehrlich - was heute noch so auf den Markt kommt, bekomme ich bestenfalls noch am Rande und in Form unglaublich häßlicher Handgelenksverunstalter mit. Ich bleibe da doch lieber bei Fernost-Modellen oder schönen Vintage-Uhren.
Wenn dem so ist, dann sei die Frage erlaubt: Wo, bitte schön, sind denn eure Brot und Butter Modelle oder habt ihr diesen Markt den "Einschalern" überlassen ??
Tja, diesen Markt hat man ja gerne und bereitwillig den Chinesen und Japanern überlassen. Wenn man sich mal umsieht, sieht man auch jede Menge Träger der chinesischen Wundertüten von MillionSmart. Mag sein, daß diese Uhren keine 5 Jahre halten, aber sie geben Ihren Käufern für 100€ sehr viel Freude an einer mechanischen Uhr und sind sicher nicht selten auch die "Einsteigsdroge".

Mit einer schweizer Uhr im vierstelligen Bereich hingegen wird man niemals Neukunden gewinnen können, schon gar nicht in wirtschaftlich schlechten Zeiten.

Ciao
Christoph
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

Erstaunlich, mit welch zuverlässigem Rythmus dieses Thema immer wieder auf den Tisch kommt. Dabei haben wir es doch schon bis zum Erbrechen durchgekaut:

Leute, haaallooooo, guten Morgen ......

Das ist die Luxusgüterindustrie, kein Wohlfahrtsverbad oder die allgemeine horologosche Pestalozzistiftung. Hier wird primär gebaut was Kohle einfährt und es ist völlig legitim Jahr für Jahr die Grenzen neu auszuloten.

Die überdimensionierten Glitzerührchen, egal von wem sie kommen, sind ausverkauft, der Laden brummt. Fragt mal bei Sinn ob die das von der U irgendwas auch behaupten können.

Wann werdet ihr endlich begreifen, dass es hier nicht um uns geht. :?
Grüsse Thomas
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Nachtmotte
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Beitrag von Nachtmotte »

Hallo Sperrklinke,
in Deutschland sieht es nicht besser aus.......der Ausverkauf hat eh schon längst begonnen :x
Was viele bisher noch nicht begreifen ist, dass die Umkehr der Industriealisierung mit der Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen - d.h. unsere Kaufkraft - alles innerhalb der Konsumgesellschaft aushöhlt und wir uns u.A. auch immer weniger schöne Uhren leisten können.....
Schon traurig, dass unsere Träume immer teurer werden und gleichzeitig wir immer weniger verdienen! Aber wir haben ja unsere korrupten Manager und Politiker als Vorbild, was kümmert das uns?
Dafür freut es uns mehr, wenn mal ein tolles Uhren-Modell erscheint, welches wir uns mal wieder leisten können :)
Sperrklinke
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Beitrag von Sperrklinke »

Nachtmotte hat geschrieben: Dafür freut es uns mehr, wenn mal ein tolles Uhren-Modell erscheint, welches wir uns mal wieder leisten können :)
Ja da hast Du absolut recht! Ich denke es geht den meisten so!

Gruss Frank
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playman205
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Beitrag von playman205 »

Nachtmotte hat geschrieben:Dafür freut es uns mehr, wenn mal ein tolles Uhren-Modell erscheint, welches wir uns mal wieder leisten können :)
Da möchte ich aber noch weiter gehen: Mich freut es schon, wenn überhaupt ein tolles Uhren-Modell erscheint, was meinem ästhetischen Empfinden entspricht. Wenn ich mir das leisten kann, umso besser. Aber ich kann mich im Zweifel auch mit den Käufern von hochqualitativer Spitzenware zu entsprechend hohen Preisen ganz selbstlos freuen. Jedenfalls solange sie hier reichlich Bilder davon posten... :mrgreen:

Holger
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Daydreamer
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Beitrag von Daydreamer »

Thomas H. Ernst hat geschrieben: ...... Das ist die Luxusgüterindustrie, kein Wohlfahrtsverbad oder die allgemeine horologosche Pestalozzistiftung. Hier wird primär gebaut was Kohle einfährt und es ist völlig legitim Jahr für Jahr die Grenzen neu auszuloten.

Die überdimensionierten Glitzerührchen, egal von wem sie kommen, sind ausverkauft, der Laden brummt. Fragt mal bei Sinn ob die das von der U irgendwas auch behaupten können.

Wann werdet ihr endlich begreifen, dass es hier nicht um uns geht. :?
Genauso ist es :!: Und ich werde nicht müde auf die folgerichtigen Konsequenzen hinzu weisen:
Also, mit was für Uhren baut man sich eine wirklich schöne Sammlung auf :?: :wink: :idea:
Dieter

"'Die Menschen schlafen solange sie leben. Erst in ihrer Todesstunde erwachen sie." (1001 Nacht)
Classic-Chrono
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Beitrag von Classic-Chrono »

Daydreamer hat geschrieben: Also, mit was für Uhren baut man sich eine wirklich schöne Sammlung auf :?: :wink: :idea:
Ääähhh :?: :?: :?:
Aaaahh mit rotgoldenen Lange :!: :idea: :!: :idea:

Grüsse Jochen :roll:
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Farron
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Beitrag von Farron »

THE hat geschrieben:Wann werdet ihr endlich begreifen, dass es hier nicht um uns geht.
Die Frage darf ich aufgreifen und zurückfragen:

Wann wird die (Uhren)industrie begreifen, dass es sehr wohl um "uns" geht ?

In den achtziger Jahren waren "wir" aber wohl gut genug um der danieder liegenden Industrie wieder auf die Beine zu helfen. :?
Gruß Farron
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