Frage zu Titanuhren...?

Allgemeine Diskussionen rund um zeitgenössische Uhren
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

Roland Ranfft hat geschrieben:Und wenn sich durch den Luftsauerstoff eine Oxidschicht gebildet hat, dunkelt es ein weinig nach und bekommt etwa die Farbe von Edelstahl.
Na ja, es wird schon recht dunkel. Von Longines weiss ich, dass sie die polierten Titangehäuse zum Galvanisieren geben, ich kann aber im Moment nicht sagen was da drauf gepappt wird.
Grüsse Thomas
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Peter1070
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Beitrag von Peter1070 »

heinzralf hat geschrieben:...nein, bestimmt nicht.
...dann lieber eine kleinere Uhr, bzw. eine mit Quarzwerk, die sind dann
flacher und leichter...
...aber Quarzuhren sind doch nun wirklich keine Lösung.

Glaub mir, an das Gewicht von Stahluhren auch vonn großen Kloppern gewöhnt man sich in ein paar Tagen und dann merk man das Teil nach dem Umschnallen nicht mehr. Ging mir erst letztlich so, als ich von meiner Mido Commander auf den Promaster gewechselt haben. Nimm lieber nen schönen Automaten - spart zudem die Muckibude.

Peter
gatewnrw
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Beitrag von gatewnrw »

Anbei das versprochene Foto:

Titan poliert, nicht aus geschmolzenem Titanpuder

Bild

C) M.N.
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mhanke
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Beitrag von mhanke »

Wenn ich mich nicht irre, hatte Limes mal so eine polierte Titanuhr, die nicht weiter beschichtet war. Sah gut aus.

Marcus
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Roland Ranfft
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Beitrag von Roland Ranfft »

Moin Kinnings,

na ja, Mattschliff und nicht poliert, nicht direkt Limes, aber auch Ickler:

Bild

Und hier ein vergleichbares Stahlmodell unter den gleichen Lichtverhältnissen etwa zeitgleich aufgenommen:

Bild

Obwohl das obere Foto etwas unschärfer ist, kann man doch ahnen, daß es keinen großen optischen Unterschied gibt. Und wenn man beide Uhren in der Hand hat, merkt man nur am Gewicht, welche aus Titan ist.

Gruß, Roland Ranfft
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Emporio
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Beitrag von Emporio »

Das von heinzralf angefragte subjektive Problem kenne ich sehr gut. Auch mir sind die meisten "Trümmer" zu schwer und ich gewöhne mich auch nicht an sie. Auch ich guckte nach Titanuhren, habe allerdings noch nie einen Test gemacht, was passiert, wenn man versucht sich damit nachts besoffen im Treppenhaus an einer Rauputzwand abzustüzen und weiterzutorkeln. Habe mit großer Zufriedenheit einen Regent-Titanchrono (vermutlich der leichetste Herrenchrono überhaupt) am Arm, aber einige werden wie oben mosern, das sei ja "nur Quartz".

Als besonderen Tipp habe ich eine klassisch schöne Reintitanuhr von Sinn zu bieten, die jedoch leider gerade ausgelaufen ist, aber vielleicht haben Sinn-Konzessionäre noch welche herumliegen, dann solltest du dir sie einmal anschauen. Die Modellreihe heißt "8828".

Auf der Homepage von Sinn ist noch eine abgebildet (Rubrik: "Instrumentelle Uhren"), allerdings nur mit Gliederband, aber was soll der Schmarrn, dadurch wird sie ja wieder gewichtiger; es gab sie auch mit Hailederbändern, am besten knallen farblich die Uhren rein, die schwarze Zifferblätter und rote Bänder haben. Die Uhren haben einen Durchmesser von 40 mm und wiegen nur (ohne Band) ca. 40 Gramm (!) trotz dieser Größe. Innen drin arbeit ein zuverlässiges ETA Automatikwerk, und die Uhrenhöhe ist je nach Modell nur 8,5 bis 9 mm! Was will man mehr: Schön, dünn und leichtgewichtig. Es gab zum Schluss diese Unterreihen:
- Modell 8828 Ti Klassik mit kleiner Sekunde bei 6 Uhr, sowie
- Modell 8828 mit Zentralsekunde, Modell mit Chronometerzeugnis.

Beide lagen zum Schluß, leicht herabgesetzt, nur ganz knapp über deiner Preisvorstellung. Meine Wenigkeit hat den Restbestand davon ab Werk (mit Lederbändern) gekauft, im übrigen eine sehr witzige Story, die ich mal extra erzählen kann. Schaue einmal nach dieser Uhr, wenn du weiterhin Interesse an Titanuhren hast. Ich bin begeistert von ihr!

Grüße, der Emporio
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

gatewnrw hat geschrieben:Titan poliert, nicht aus geschmolzenem Titanpuder
Was ist Titanpuder und was haben Legierungsbestandteile mit der Oberflächenbearbeitung zu tun? :shock:
Grüsse Thomas
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gatewnrw
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Beitrag von gatewnrw »

Sorry, that was a mistake in the translation: "Pulver".
Das Ührchen bzw. die Herstellung des Titangehäuses ist patentiert, die Polierung wird nach Angaben des Herstellers (glaubhaft) nur von einer Produktionsstätte beherrscht:

Deshalb (again)

No. 16 of 45 (I presume only one in Germany).

Insofern hat das Gehäuse mit den hier gehandelten Titanlegierungen nichts gemein (ich such mal nach den technischen Angaben, die englische Übersetzung gibt da nicht so viel her, siehe vorherige Zuschrift).

Vom Design könnte man wieder auf ein Fake schließen (s. anderer Thread), hier a la A. Silberstein, das ist aus meiner Sicht jedoch sehr eigenständig und mit A.S. nicht unbedingt zu vergleichen. Da tickert auch kein ETA drin (ich bin kein ETA-Feind, ich suche nur das etwas andere).

Das meine ich gefunden zu haben.
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heinzralf
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Beitrag von heinzralf »

Hallo an Alle,

freue mich wieder über diese vielen Beiträge, und Empfehlungen, denen ich auch nachgehen werde.

Was „Quarz-Uhren“ angeht, unabhängig jetzt von Titan, da habe ich keine Berührungsängste, im Gegenteil: ich liebe meine Seiko-Quartz.
Im übrigen, Automatikuhren habe ich nun schon 3 Stck.

Also zurück zu Titan, da habe ich auch eine teilpolierte Uhr gefunden von QQ (Seiko), die Untermarke kenne ich nicht, sieht aber doch gut aus:

Bild

[/img]Bild

Bild



Kennt jemand diese Uhr (mit Solar Power) oder die Marke????[/img]
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

gatewnrw hat geschrieben:Sorry, that was a mistake in the translation: "Pulver".
Ok, dann ändere ich meine Frage: Was ist Titan-Pulver und .... (der Rest wie gehabt)?
Grüsse Thomas
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gatewnrw
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Beitrag von gatewnrw »

Hochreines Titan als Basis gibt es nicht, Ausgangsbasis für Titan ist Ilmenit oder Rutil, daraus wird angereichertes Titandioxid hergestellt + Clor = Titantetrachlorid, sodann erfolgt die Reduktion zu Titanschwamm mit Zugabe von flüssigem Magnesium (Kroll Prozess), dann die Herstellung von Legierungen durch Umschmelzung im Vakuum-Lichtbogenofen. Alles hochgefährliche und explosive Prozesse. Das Ganze wird also nicht wie Eisenerz gewonnen (auch das wird heute in Form von Pellets in die Hochöfen gegeben).

M.W. werden die üblichen Titangehäuse in einem thermischen Umformungsverfahren hergestellt (ggf. gegossen und dann bearbeitet).

Hier wurde das Gehäuse aus dem vollen Block gearbeitet, der Polierprozeß dürfte dann gleichlaufend sein, hier jedoch mit der Ausnahme, daß nur ein Produzent in der Lage (sein soll)/ist, diese Qualität zu bieten.

Ich besitze diese Uhr seit 2005, keine Verfärbungen, keine Kratzer, Design außergewöhnlich, Gangverhalten gut. Das Originallederband habe ich durch ein Hirsch Carbonband (blauschwarz, je nach Lichteinfall) ersetzt.

Sorry, besser konnte ich es nicht erklären, bin halt nur Kaufmann, die Muttersprache des Herstellers konnte ich nur von Freunden, die ebenfalls keine Techniker sind, übersetzen lassen.
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

gatewnrw hat geschrieben:Hochreines Titan als Basis gibt es nicht, Ausgangsbasis für Titan ist Ilmenit oder Rutil, daraus wird angereichertes Titandioxid hergestellt + Clor = Titantetrachlorid, sodann erfolgt die Reduktion zu Titanschwamm mit Zugabe von flüssigem Magnesium (Kroll Prozess), dann die Herstellung von Legierungen durch Umschmelzung im Vakuum-Lichtbogenofen. Alles hochgefährliche und explosive Prozesse. Das Ganze wird also nicht wie Eisenerz gewonnen (auch das wird heute in Form von Pellets in die Hochöfen gegeben).
Edelstahl gibt es in hochreiner Form auch nicht. :wink:

Eigentlich unterscheiden sich die Prozesse nicht besonders. Während Edelstahl durch Schmelzen, Legieren und Umschmelzen das Ausgangsstoffes Eisenerz gewonnen wird, heisst dieser bei Titan halt Ilmenit bzw. Rutil.
M.W. werden die üblichen Titangehäuse in einem thermischen Umformungsverfahren hergestellt (ggf. gegossen und dann bearbeitet).
Nicht so ganz, da hast Du was falsch verstanden. Wie Du schon bemerkt hast, erfolgt die Produktion von Titan in mehreren Schritten:
  1. Reduktion von Titanerz zu einer porösen Form von Titanmetall, genannt Schwamm.
  2. Anschliessende Schmelzen des Schwamms, bei Legierungen werden nun die Legierungselemente zugegeben.
  3. Giessen in Blöcke.
  4. Umformen der Blöcke über Brammen zu handelsüblichen Walzprodukten, Stäben oder Freiformschmiedestücken.
Üblicherweise wird für Schmuck und Uhren Reintitan verwendet. Man unterscheidet Grade 1 (TI-35A, DIN 3.7025) mit geringem Sauerstoffgehalt (ziemlich weich) oder Grade 2 (TI-50A, DIN 3.7035) mit höherem Sauerstoffgehalt (ausreichend hart). Grade 3 und 4 sind auch noch unlegiertes Reintitan, für uns aber nicht interessant.

Gelegentlich werden Legierungen verwendet. Am bekanntesten ist Grade 5 (TI-6AI-4V, DIN 3.7165), es enthält Aluminium und Vanadium. Die Härte ist deutlich höher als die von Reintitan, allerdings verkümmern die Standzeiten der Bearbeitungswerkzeuge enorm.

Alle Werkstoffe werden von den Produzenten als Standardteile (Schrauben, Muttern, Scheiben, etc.) sowie als Walzteile (Bleche, Vierkantstränge) oder Rundmaterial auf dem Markt angeboten.

Die Uhrenindustrie kauft für Gehäuse üblicherweise Rechteckstränge aus denen dann die Gehäuse durch Stanzen, Fräsen und Drehen herausgearbeitet werden. Es gibt hier keinen Unterschied zum Werkstoff Stahl, ausser dass die Bearbeitung nicht so trivial ist.

Wie Du siehst, Pulver kommt hier nirgendwo vor. :wink:
Grüsse Thomas
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Crusader
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Beitrag von Crusader »

Emporio hat geschrieben:Auf der Homepage von Sinn ist noch eine abgebildet (Rubrik: "Instrumentelle Uhren"), allerdings nur mit Gliederband, aber was soll der Schmarrn, dadurch wird sie ja wieder gewichtiger; es gab sie auch mit Hailederbändern, am besten knallen farblich die Uhren rein, die schwarze Zifferblätter und rote Bänder haben. Die Uhren haben einen Durchmesser von 40 mm und wiegen nur (ohne Band) ca. 40 Gramm (!) trotz dieser Größe. Innen drin arbeit ein zuverlässiges ETA Automatikwerk, und die Uhrenhöhe ist je nach Modell nur 8,5 bis 9 mm! Was will man mehr: Schön, dünn und leichtgewichtig. Es gab zum Schluss diese Unterreihen:
- Modell 8828 Ti Klassik mit kleiner Sekunde bei 6 Uhr, sowie
- Modell 8828 mit Zentralsekunde, Modell mit Chronometerzeugnis.
Nicht zu vergessen die Vorgängeruhr Sinn 8826 mit 36mm Gehäusedurchmesser, mit und ohne Drehlünette und mit ETA 2892 ... sagenhaft komfortabel zu tragen! :D

Heißt das, dass Du die 8828s aus dem Sinn-Showroom ("Restposten") aufgekauft hast?
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Matthias S.
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Beitrag von Matthias S. »

Thomas H. Ernst hat geschrieben: Ok, dann ändere ich meine Frage: Was ist Titan-Pulver und .... (der Rest wie gehabt)?
Sollte hier jemand Titan sintern? Gehen tut's jedenfalls:
http://www.mimplus.de/upload/File/prosp ... eutsch.pdf
Gruß

Matthias
Nichts hält länger als ein Provisorium.
Viele Grüße

Matthias
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Matthias S. hat geschrieben:Sollte hier jemand Titan sintern?
Da bin ich mir sicher. Das MIM-Verfahren, von der Swatchgroup erstmals im Uhrenbau eingesetzt, ist bei billigen Uhren Standard. Die Asiaten sind mittlerweile so gut, dass sogar Satinierungen direkt beim Modellbau vorgenommen werden. Die Gehäuseteile die die Maschine ausspuckt müssen nur noch entgratet werden, keine Politur, kein nix folgt.
Grüsse Thomas
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