im Reich der Mehruhrenbesitzer gibt es ja immer mal wieder tiefenphilosophische Diskussionen zum Thema "Sammeln" vs. "Anhäufen" - beide Ausprägungen können in reiner oder in Mischformen auftreten, in jedem Fall immer zum Leidwesen von Konten und betroffenen Ehefrauen
. Nun kommt jedem Uhrenfreund irgendwann - je nach finanziellen Mitteln früher oder später - die Erkenntnis, dass man nicht jede schöne Uhr kaufen und nicht jedes vermeintliche "Schnäppchen" machen kann. Es sind also Mechanismen zur Selbstkontrolle nötig. Hier wird dann gerne das Konstrukt des "Sammlungskonzepts" hervorgeholt - das soll bisherigen und zukünftigen Erwerben eine Struktur geben und Normalmenschen signalisieren: "Ich beschränke mich tapfer auf einen kleinen, überschaubaren Teil". In Wahrheit ist das natürlich alles nur Fassade, denn stößt man an Grenzen verkündet man schlicht eine "Sammlungsumstellung" - und, schwupp, hat man wieder freie Bahn. Bis es soweit ist, dient das "Sammlungskonzept" auch nicht der Beschränkung, sondern eher der Beschleunigung von Neuzugängen: Denn man hat ja den Bereich abgesteckt und "Lücken", die ja nun erst offensichtlich werden, müssen natürlich umgehend gestopft werden - zumal: günstiger wird das alles eh nicht... insofern völlig rationales Verhalten: wenn ich die Uhren eh irgendwann kaufen "muss", kann ich das auch gleich machen - ist billiger und man hat länger Freude dran... 
Nach soviel Rechtfertigungsprosa, zurück zum Thema. Wenn man sich ein wenig mit IWC befasst, stellt man überrascht fest, wie viele spannende und "sammelwürdige" (was immer das genau heißen mag) Modelle es im Laufe der Jahre gegeben hat. Und vor allem: Wie völlig unterschiedlich diese einzelnen Uhren sind. Wenn man sich auf die Nachkriegszeit beschränkt wären das z.B. ein Kaliber 89 im goldenen Crab-Case, Ingenieure wie die 666 oder 866 mit Ursprüngen in den Kindertagen der Automatikwerke, Diver in allen Schattierungen und Formen, wie die 812, Ocean 2000, GST oder Deep One, natürlich Fliegeruhren, kleine, große, als Doppelchrono und/oder Keramik, einsame Helden der 70er Jahre wie die 1832, die YC II oder die Kompassuhr, Titanen und Mechanik-Retter wie der PD Chrono, historische Zitate wie das Spiegelei, die Jubi-Portugieser oder das 5000er Werk und ohne Zweifel die Meilensteine auf dem Weg zurück zur komplizierten Uhr, also z.B. die Ewige Da Vinci, die Minutenrepetition oder eine Split Minute.
Für die unterschiedlichen Epochen waren immer wieder verschiedene Modellreihen stilprägend, Ingenieure, Yacht Club, PD, Da Vinci, Flieger, Portugieser - und um die Jahrtausendwende, als Nachfolger der sehr erfolgreichen Porsche Design-Kollektion war es "meine" Modellreihe: die GST. Eingeführt wurde die Reihe bereits 1997 auf der Uhrenmesse in Vicenza und dann 1998 in Basel, zunächst mit dem Schwerpunkt auf Chronos (die kleinen sogar noch mit Hybrid-Werken). Waren die Uhren werktechnisch keine Offenbarung, so sind doch Gehäuse und Band, ja alles was man sehen konnte, stilprägend gewesen - zum Teil bis heute. Der geniale Bandmechanismus wurde eingeführt und die nüchterne, technische Gehäuseform, mit dem fließenden Bandübergang. Nach und nach wurde diese Baureihe erweitert und technisch aufgewertet. Mit einem Wecker (JLC-Basis), dann die GST Aquatimer-Modelle. Und schließlich zum Modelljahr 2001/02 mit den vielleicht zwei erfolgreichsten und wichtigsten Komplikationen der jüngeren IWC-Geschichte: Dem Doppelchronographen und dem Ewigen Kalender.
Der Ewige Kalender ist schon viel beschrieben worden, seine Entwicklung durch Kurt Klaus Mitte der 80er Jahre war sicherlich einer der "Defining Moments" für IWC. Bis heute hat kaum eine Marke eine solche Vielfalt an Modellen mit dieser, vorher extrem seltenen wie teuren Komplikation. Und Vielfalt hieß, dass es einen solchen Ewigen Kalender auch in einer robusten Sportuhr gab - ohne Zweifel die Krönung der GST Baureihe, der IWC 3756 GST Perpetual Calender. Zu den technischen Feinheiten lässt sich an anderer Stelle viel nachlesen, in Büchern (ich empfehle da Manfred Fritz, Grande Complication) und online (da sei nochmal der Hinweis auf Saschas Review (WL) erlaubt: http://www.watchlounge.com/wbb3/wl/watc ... in-review/ ). Und in genau dieser Form passt der Ewige Kalender auch in mein "Sammlungskomzept" - robust, alltagstauglich, Stahl und unauffällig - und relativ preiswert. Das mag zwar angesichts der absoluten Beträge etwas abgehoben klingen, aber was diese Komplikation angeht, ist IWC vergleichsweise günstig. Die offiziellen Listenpreise waren zwar durchaus ambitioniert (zuletzt 13.300,- Euro in 2004), im Vergleich zum Wettbewerb jedoch geradezu ein Schnäppchen - zum Beispiel in diesem zeitgenössischen Vergleichstest kostete die Konkurrenz das Doppelte bzw. mehr als das Dreifache http://www.watchtime.at/archive/wt_2001 ... 06_106.pdf . Heute wie damals gehen diese Uhren im oberen vierstelligen Bereich weg. Also in Preisregionen, die heute mancher Hersteller mit schlichten Dreizeiger-Divern erreicht (oder sogar lange hinter sich gelassen hat).
Als Randgruppenuhr sind die GST Perpetuals nicht übermäßig zahlreich - zumal es diverse Varianten gab (Stahl/Titan, dazu 4 Zifferblattfarben in 2 Generationen und dazu noch 4 Sprachvarianten). Allgemeine Favoriten dürften die silberne und die schwarze Stahlversion sein. Die hatte ich entsprechend auch im Blick. Aber manchmal kommt es anders...
. Angebote von privat sind ja eher rar, noch dazu wenn das Paket nicht nur komplett und inkl. deutschem Blatt, sondern möglichst bereits eine erste Revision erfolgt sein soll - bei einem ewigen Kalender ein durchaus relevanter Kostenfaktor (um 1.000,- Euro sollte man da einplanen). Und wenn dann so ein Angebot auftaucht, muss man auch mal über seinen Schatten springen - Box auf, nach langem Grübeln einige "Opfergaben" identifizieren (aber dazu zu einer späteren Zeit mehr im SC... 
) und - zuschlagen. Und da ist sie nun, meine "Fischkopp"-Perpetual mit "Saumon"-Blatt - lachsfarben soll es sein, "gewagt" bis "aufregend"
, wenn man den damaligen Publikationen glaubt. In der Realität ist das Blatt tatsächlich sehr dezent und alles andere als aufdringlich rötlich. Das lässt sich nur schwer in Fotos einfangen - was schade ist und (wie oft bei farbigen Blättern) offenbar manchen potenziellen Käufer abschreckt, was dann auch wieder Vorteile haben kann :zwitscher: . Selten ist es auf jeden Fall und eine schöne Abwechslung zum schwarz/weißen Standard-Programm.Genug Text, Bilder (endlich
):
Der Mond und die Chrono-Minute:
Tagesanzeige:
Monat und Chrono-Stundenzähler:
Wochentag und permanente Sekunde:
Darunter die viertstellige Jahresanzeige:
Robustes Gehäuse mit einer perfekten Mischung von polierten und satinierten Flächen:
Krone mit Fisch (da bis 120m wasserdicht):
Und als Erinnerung nochmal die Gravur auf dem massiven Boden:
Gut wegpacken...
... damit es dann in 200 Jahren noch jemand findet
Gruß,
Christian
Du 