Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

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Tictacitus
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Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von Tictacitus »

Ich trage mich ja schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken an einen Chronographen. Die Komplikation finde ich eigentlich voellig unnoetig fuer mich persoenlich, aber ein Chronographenwerk gehoert halt in die Sammlung. Natuerlich sollte es, wenn ich schon etwas kaufe, was ich eigentlich unnoetig finde, etwas sein, das den Typus des Armbandchronos gut repraesentiert. Ich wollte etwas mit einer Schlagzahl von mindestens 28,800. Gut abzulesen. Praezise auszuloesen. Gerne mit Tachymeterskala. Das finde ich die sinnvollste Chronoskala. Vertikale Kupplung und Saeulenrad sollte auch sein. Gerne auch mit Fensterchen zum Gucken, gell. Datum war mir sehr wichtig. Das ist naemlich eine Komplikation, die ich taeglich brauche. ☺

Zur Auswahl standen neben der Ananta noch die Rolex Daytona (kein Datum und ich stehe noch nicht ganz ueber dem Image dieser Uhr als Modell, das haeufig von pseudo-coolen Moechtegernproleten getragen wird), die Breitling B-01 (gefaellt mir sehr gut, hat leider keinen Glasboden), die neue Planet Ocean (bin von Omegas Service etwas enttaeuscht und die Version, die ich haben will in Titan mit Blau, gibt es noch nicht), die neue Speedmaster (traegt sich miserabel, totale Fehlkonstruktion) und die Zenith Striking 1/10 (die bescheuerte Ueberlappung der Tots warf sie aus dem Rennen).

Es blieben also noch die Ananta und das Modell von Grand Seiko mit demselben Werk (technisch identisch, nur andere Verzierung und Werknummer). Gegen die GS sprach, dass sie kein Lume hatte und dass, entgegen der Erwartung, das Werk nicht so schoen verziert war. Ausserdem keine Tachymeterskala. Dafuer aber 25-30% teurer. Die Ananta war dazu vom Design her wirklich ausgefallener. Mir gefaellt das sehr gut. Ich sehe aber, dass das wahrscheinlich nicht allen so geht. Hat eben Spaltpotential.

Ebenso das Uhrwerk, wo sich die Leute streiten, ob es nun mechanisch ist oder nicht. Ich wuerde sagen, es ist ein Hybrid, weder vollmechanisch noch volllelektronisch. Es ist allerdings ganz sicher ein kleines technisches Wunder (habe gelesen allein auf das Werk sind ueber 200 Patente angemeldet) und sehr huebsch anzusehen. Soll dazu noch super genau sein, was ja gerade bei einer Stoppuhr ein echter Vorteil ist. Gangreserve, mit Anzeige, von 72h lobe ich mir. Die Uhr kann per Hand aufgezogen werden. Jede Drehung gibt ca. 1h Reserve. Also ungefaehr 70x drehen bis sie voll ist. Allerdings wird die gesamte Reserve von 72h auch schon mit einem Tag Tragen erreicht. Das finde ich hervorragend. Meine anderen Uhren haben ein Aufzugsverhaeltnis von 1:3 oder 1:4, d.h. 8h tragen gibt 24 bis 32h Gangreserve. Die Springdrive ist also um ein mehrfaches effizienter.
Die GMT-Funktion ist eine “echte”. Der Stundenzeiger bewegt sich unabhaengig und verstellt auch das Datum vor und zurueck.

Die Zeiger mit Chronofunktion sind rot. Der GMT-Zeiger allerdings auch. Da dieser sich aber nicht bewegt, gibt es da keine Verwechslung. Die Anordnung der Tots uebereinander und asymmetrisch ist verblueffend gut im Gebrauch. Der Minutenzeiger des 30min Zaehlers springt klar auf jede Marke. Alle Zeiger sind absolut einwandfrei justiert und zentriert. Hauptzeiger und GMT haben gutes Lume. Das Lume der Stundenmarkierungen koennte groesser sein. Die Ablesbarkeit der Hauptzeiger in silber vor silbernem Zifferblatt ist allerdings natuerlich nicht so gut wie die der roten Chronozeiger. Vielleicht wurde das absichtlich gemacht. Das ZB seinerseits ist perfekt. Schoene Schliffe, ganz fein gemacht, ebenso wie die Polissage der Zeiger und aufgesetzten Indizes. Auch der Druck ist perfekt. Ausserdem steht kein Roman drauf. Der Seikoschriftzug ist aufgesetzt. Ananta steht klein in Schwarz drunter. Das Datum duerfte auch fuer Brillentraeger ohne Brille und ohne Lupe gut zu lesen sein. Das Glas ist so gut entspiegelt, dass man es quasi nicht sieht. Was man allerdings sieht, sind die wunderbaren, farbigen Reflexe auf dem Blatt von der AR-Beschichtung. Das kenne ich von der Omega AT8500 und es gefaellt mir sehr. Oben und unten Saphir. Beide total flach.

Das Gehaeuse ist extrem aufwendig und ausgefallen. Ich wuerde es als eine Abwandlung des Monocoqueprinzips beschreiben. Beim normalen Monocoque habe ich ja sozusagen einen Topf, in den das Uhrwerk kommt, und dann kommt der Deckel drauf in Form einer Lunette. Bei der Ananta ist es vielmehr ein Topf, der ueber das Uhrwerk gestuelpt wird, und dann kommt eine Bodenplatte drunter. Ein gestuerztes Monocoque sozusagen. Wobei der Boden dann auch noch seitlich hochgezogen ist und den zylindrischen Einsatz umrahmt. Der zylindrische Einsatz ist kanneliert. Als Kunstgeschichtler gefaellt mir das natuerlich. Meine Visitenkarten haben kanneliertes Papier. Ausserdem ist der Zylinder samt Lunette schwarz PVD beschichtet.
Mit 46x15.8mm ist das Gehaeuse sehr gross. Groesser als die neue Speedmaster zum Beispiel und auch groesser als die Breitling Chronomat B-01 (allerdings etwas flacher als die Breitling, aber genauso hoch wie die Omega). Nur traegt es sich gerade an meinem schmalen Handgelenk wesentlich besser. Ich war SEHR ueberrascht. Der Trick ist, dass im Gegensatz zum unmoeglich hohen Boden der Speedmaster, der Boden der Ananta voellig flach ist und die Bandanstoesse weit heruntergezogen sind bzw. tief angesetzt sind. Traegt sich eher weniger maechtig als meine Panerai Luminor Marina. Die ist 44x14mm. Die Ananta traegt sich gar noch etwas angenehmer als die IWC Ingenieur, welche 42x14mm misst. Und das obwohl die Seiko nicht nur in allen Dimensionen groesser ist, sondern auch noch 10% schwerer als die IWC (224g vs. 202g, so wie fuer mich eingestellt). Wie die Japaner das machen weiss ich nicht, vermute aber, dass es am oben beschriebenen flachen Boden in Kombination mit den tiefen Bandanstoessen liegt. Ist ja auch gut so, denn die Japaner sind ja tendenziell eher feiner gebaut als die groeber geschnittenen Amerikaner zum Beispiel.

Die Druecker sind groesser als Normal. Auf Fotos wirken sie gar riesig und ueberproportioniert. Auch da war ich ueberrascht, als ich die Uhr in echt sah. Das geht problemlos und ist natuerlich bei Benutzung des Chronos sehr vorteilhaft. Uebrigens haben die Druecker eine Ready-Set-Go Anordnung wie der Ausloeser einer Handstoppuhr oder der einer Kamera. Finde ich gut. Bei laufendem Chrono ist der untere Knopf deaktiviert. Kann also nichts kaputtgehen. Nullstellung funktioniert perfekt und schnell.

Die Krone ist sehr gross und griffig. Rastet praezise und dreht leicht. Weder Krone noch Druecker sind verschraubt. Die Wadi liegt trotzdem bei 100m. Die Qualitaet der Politur und der Schliffe ist genauso gut wie bei dem Schwestermodell von Grand Seiko. Ich hatte beide gleichzeitig in der Hand.
Das Armband ist bei der GS einerseit aufwendiger, weil es wie dreigliedrig aussieht, aber fuenfgliedrig ist. Dafuer sind andererseits die Glieder der Ananta so geschnitten, dass sie sich ueberlappen, was ich auch noch bei keiner anderen Uhr so gesehen habe. Die Ueberlappung hat zur Folge, dass man eben keine Haut sieht und dass die Spaltmasse zwischen den Gliedern auch von der Seite gesehen minimal sind. Es ist mit den Schuppen einer Samurairuestung zu vergleichen. Das macht Sinn, wenn man bedenkt, dass die Uhr nach einem formellen Katanakonzept gestaltet ist. Es ziept auch nicht an behaarten Armen wie meinen. Die Glieder werden mit Stiften und Huelsen befestigt. Das ist zwar umstaendlicher, die Loecher sind aber kleiner. Sieht also etwas eleganter aus. Die Huelsen sitzen uebrigens im Mittelglied. Auch das kannte ich so noch nicht. Die ganze Sache ist sehr massiv ausgefuehrt inklusive der aus dem Vollen gefraesten und anatomisch abgeflachten Faltschliesse. Leider hat das Band keine Halbglieder und nur eine Mikroverstellung. Ich hatte Glueck. Es passt wie angegossen. Die Mikroverstellung brauche ich dann im Sommer. Die Schliesse ist mit zwei gefederten Drueckern verschlossen. Sie rastet gut ein. Die Schliesse ist signiert, die Krone nicht.

Das Werk ist sehr schoen verziert mit diversen Schliffen sowie anglierten und polierten Kanten. Die Schrauben, derer ich nur fuenf zaehlte, sind leider nicht geblaeut. Bei der GS sind sie es auch nicht. Der Rotor ist besonders schoen. Er ist skeletiert und setzt sich mit seiner grauen Farbe vom Werk ab. Ausserdem schillert sein Schliff in allen Regenbogenfarben. Sehr beeindruckend und bei der GS ist der Rotor ganz schlicht ohne Schliff oder Skelett. Kugelgelagert ist er auch. Man hoert ihn, wenn man ihn in Ohrnaehe schuettelt, aber man fuehlt ihn nicht. Der Rotor ist uebrigens das einzige, was man an der Uhr hoert. Sie laeuft sonst voellig lautlos. Ist also ideal geeignet als Uhr fuer den Nachttisch oder das Konzert (nur dass es natuerlich keine Dresswatch ist).

Die Zeiger gleiten tatsaechlich ohne jegliches Stottern. Viele Leute finden das irre toll. Ich finde es sehr schoen, aber voellig aus dem Haeuschen bin ich deshalb nicht. Es war kein zusaetzlicher Kaufanreiz fuer mich, anders als die volle GMT-Funktion. Denn GMT-Chronos gibt es ja nun wirklich nicht wie Sand am Meer. Was ich viel faszinierender finde als den gleitenden Zeiger ist, dass sich alles im Uhrwerk nur in eine Richtung dreht. Das entspricht dem Lauf der Zeit doch viel schoener. Vielleicht werde ich den Chrono als dritte Zeitzone im 12h Format nutzen. Das bringt mir mehr als die Stoppuhr und ich habe einen schoen grossen Sekundenzeiger, der huebsch gleitet. :)

Alles in allem bin ich mit der Uhr sehr zufrieden. Es ist eine ausgefallene Uhr und sie passt gut zu mir und in die Sammlung. Auch ist sie Teil des Geschenks meiner Mutter zum Doktorat (der andere Teil ist ein Kunstwerk) und als solches liegt sie mir besonders am Herzen. Preislich lies sich das ganze in den USA mal wieder heftig unter dem dt. Listenpreis und auch heftig unter dem dt. aushandelbaren Preis machen. Ich bin ja ein grosser Freund eines guten PLV und dieses hier kann man getrost als konkurrenzlos betrachten in dieser Preisklasse.

Bilder kommen, wenn ich wieder Tageslicht habe. ☺
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Tictacitus
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von Tictacitus »

So! Die Sonne ist da. Etwas Linsenreiniger hatte ich auch noch und da hier ohne Fotos nix laeuft, kriegt Ihr jetzt Bilder. 8)

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Hat hier sonst noch jemand eine Ananta? Oder gar den Seiko SD Chrono?

Till
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Paulchen
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von Paulchen »

Glückwunsch Till, ein wirklich seltener Gast deine Ananta.
Und wie immer kurz und knapp ge(be-)schrieben. :whistling:





































Im Ernst, passt schon. :wink:
H-P
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Tictacitus
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von Tictacitus »

Danke, Paulchen. :)

Ihr kennt mich ja; in der Kuerze liegt die Wuerze. :whistling:

Und wo kriegt man schon so ausfuehrliche und detaillierte Reviews ausser hier?

Till
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Tictacitus
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von Tictacitus »

Mehr als 170 Views und nur eine Antwort? Die Uhr scheint wirklich zu spalten. 8)

Ein Freund von mir bemerkte, dass die extrem hohe Aufzugseffizienz auch einen Nachteil haben koennte. Naemlich dass dann die Kupplung der Aufzugsfeder bzw. das Federhaus staerker beansprucht werden, weil die Uhr ja staendig auf ganz voll steht. Bei einer mechanischen Uhr, die regelmaessig getragen wird, waere das ja aber nicht viel anders. Voll ist voll.

Er sagte auch, ihm waeren gewoelbte Glaeser immer lieber. Am besten oben konvex und am Boden konkav. Na gut. Das braucht dann aber auch ein Gehaeuse, das nochmal ca. 2mm oder gar mehr hoeher ist. Bei einer Bauhoehe von 15.8mm sind mir flache Glaeser schon lieber.

Ich las in einem Artikel von John Holbrooke, dass die Glaeser einseitig (innen) entspiegelt sind. Wie die mit einer lediglichen einseitigen Entspiegelung so ein gutes Resultat erzielen, finde ich bemerkenswert.

Noch eine Kleinigkeit zum Datum. Es faengt ab ca. 23:20 an sich zu drehen. Geht bis auf die Haelfte der alten Zahl. Um 23:55 springt es dann auf das neue Datum mit einem Klick. Das ist aehnlich wie bei meiner AT8500, die auch kein komplett springendes Datum a la Rolex hat. Finde ich sogar fast besser so, weil man dann weiss, da tut sich was. Funktionskontrolle leicht gemacht.

Till
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indiana
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von indiana »

Glückwunsch, wird man bestimmt nicht so oft antreffen. Technisch sehr
interessant.
Schleichendes Datum so wie hier gefällt mir persönlich auch besser wie das
plötzliche umspringen.
Wie sind die Abmessungen der Uhr und der offizielle Listenpreis?
Was sind denn die offiziellen Angaben zu den Gangwerten und wie verhält
es sich in der Praxis?
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tapsa911
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Registriert: 28 Apr 2006, 10:48

Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von tapsa911 »

Hallo Till,

faszinierende Uhr - Glückwunsch zum außergewöhnlichen Stück.

Was Seiko "mal eben" aus der Schublade zaubert ist schon beeindruckend. Über die Qualität muss man kein Wort verlieren.

Herzlichen Dank für Deine Berichterstattung und das Teilhabenlassen :wink:

Gruß
Stephan
Entscheide lieber ungefähr richtig als genau falsch
(Johann Wolfgang Goethe)
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mhanke
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von mhanke »

Mir gefällt die Ananta ausgezeichnet, mit einer Einschränkung: an die - im Verhältnis zu Gehäuse und Krone - überdimensionierten Drücker vermag ich mich nicht zu gewöhnen. Mein persönlicher Favorit aus der Ananta-Serie wäre ja die hier:

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... ist aber leider schon ausverkauft.

Und die unlimierte Variante in Stahl ...

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... zeichnet sich durch ein vollständig verunglücktes Design der stummeligen Zeiger der Zähler aus.

Marcus
"Auf Komplikationen fallen eigentlich nur einfache Gemüter herein" - CF
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crashlander
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von crashlander »

saucoole Uhr mit einem noch cooleren Werk. Mir wäre sie vermutlich etwas zu groß (42mm ist meine Grenze), aber sonst gibts da nix zu meckern. Glückwunsch!
Gruß, Stefan
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schredder66
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von schredder66 »

Hallo Till,

hübsch massiver Chrono :-) !

Sieht nicht schlecht aus, auch wenn die Anordnung der Totalisatoren für einen Chrono-Fan wie mich etwas gewöhnungsbedürftig ist. Und, wie bei allen SDs, finde ich die Anordnung der Gangreserveanzeige sehr willkürlich. Wahrscheinlich ist das technisch nicht anders zu bewerkstelligen - es sieht dennoch in meinen Augen "unschön" aus.


Hallo Marcus,

die von Dir gezeigte Stahl-Antana gefällt mir auch - kennst Du die Referenz(nummer)?
mhanke hat geschrieben:Und die unlimierte Variante in Stahl ...

... zeichnet sich durch ein vollständig verunglücktes Design der stummeligen Zeiger der Zähler aus.
HARRY (Member No. 25)

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Frankie
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von Frankie »

Schöner Bericht und schöne Fotos einer schönen Uhr.
Ist schon faszinierend, was Seiko alles drauf hat.

Als Chronographen Fan würde ich die Uhr gerne mal befingern. Vielleicht läuft sie mir ja mal über den Weg.

An die großen Drücker und die Krono gewöhnt man sich übrigens recht schnell. Kenne das von meinem JLC Compressor Chrono.

Einen kleinen Kritikpunkt hätte ich noch anzubringen: Stelle mir es recht schwierig vor, die Uhr immer schön sauber zu halten, bei dem zerklüfteten Gehäuse. Aber wahrscheinlich wird sie gar nicht so hart rangenommen, dass es zu Verschmutzungen kommen könnte... :wink:
Gruß Frank
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Tictacitus
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von Tictacitus »

Danke fuer den Zuspruch und die Glueckwuensche. :)

Zu den Fragen.

Masse muesste ich eigentlich geschrieben haben. Kann sein, dass das untergegangen ist. :mrgreen: Das Gehaeuse ist 46x15.8 gross. Wobei die Lunette aussen "nur" 43.5mm misst. Nach unten hin, wo sie aufsitzt, wird sie schmaler, ca. 41mm. Diese Verjuengung ist typisch fuer Ananta, aber auch bei einigen GS zu finden, z.B. SBGE001. Traegt wahrscheinlich auch dazu bei, dass sie sich angenehm traegt. Die Bandanstoesse sind 24mm und das Band verjuengt sich dann auf 20mm. Federsteg zu Federsteg sind es nur 47.5mm. Bei der Panerai Luminor Marina sind es 50. Bei der Breitling Chrono GMT B-04 gar ueber 50. Die hatte ich auch anprobiert. No chance! :(

Das Datum ist nicht gaenzlich schleichend. Es schleicht sich sozusagen erst an, dann springt es. ;)

Liste in D ist 5500 Euro. Wenn man bedenkt, was man dafuer kriegt, ist das eigentlich auch zu rechtfertigen. Die Omega Solar und die Aquaterra GMT Chrono (altes Werk) kosten soviel oder mehr und sind dann doch nicht ganz so ausgefallen und nicht ganz so hochwertig und aufwendig gemacht, wobei das ja schon auch tolle Uhren sind. Hatte ich beide angeguckt. Vor allem sind sie nicht ganz so selten. Von den Spring Drive Uhren werden ja pro Jahr nur sehr wenige hergestellt. Am Anfang sollen es laut Seiko 1000 gewesen sein. Alle SDs zusammen. Lass es jetzt 2000 sein. Davon vielleicht 400 Stueck mit Chrono fuer Ananta und GS zusammen. Die haben 4 oder 5 Modelle. Also ca. 100 Stueck pro Modell und Jahr. Das nenne ich exklusiv.

Genauigkeit. Spezifiziert ist Spring Drive (mit oder ohne Chrono, ist egal) auf +/-15s pro Monat. Das ist schwer tiefgestapelt. Ich habe noch keinen einzigen Bericht gelesen, in dem eine Spring Drive schlechter als +4s oder -1s im Monat war. Meine habe ich ja erst seit zwei Tagen. Bisher nicht die geringste Veraenderung. Einen Tag lang habe ich den Chrono mitlaufen lassen, laeuft auch jetzt noch. Der Chronosekundenzeiger laeuft immernoch absolut synchron mit der kleinen Sekunde. Schoenes Ballett. Die Genauigkeit, die nah am oder gar im Highend-Quartz Bereich liegt, war ein grosser Pluspunkt bei der Auswahl fuer mich als alten Sekundenfuchser. :) Und der Gang ist positionsunabhaengig und weniger anfaellig fuer Temperatur und Stoesse. Schon ne coole Technik. Ich bin gespannt, ob sie gar weniger anfaellig fuer Temperatur ist als meine thermo-kompensierte Citizen Chronomaster. Der sind die 7 Wochen im Schliessfach naemlich gar nicht bekommen. Sie hat 3 Sekunden zugelegt und befindet sich zumindest zur Zeit auf +7s. Gestellt habe ich sie Ende Maerz. Sie soll pro Jahr nicht mehr als 5s Unterschied haben. Im ersten Jahr hatte sie das auch nicht ganz erreicht.

Uebrigens, ich habe auch schon oefter gelesen, dass die Gangreserve bei der Spring Drive STEIGT, wenn der Chrono an ist. Im Selbstversuch sieht das fast so aus (noch ein bisschen frueh, um da sicher zu sein). Wie kann das sein? Sind doch mehr Raeder anzutreiben.

Grosse Druecker. Ist schon wahr. Die sind absolut und relativ gesehen gross. Aber wenn die Uhr am Arm ist, fallen sie kaum mehr auf. Uebrigens auch weniger als beim GS Equivalent, das ich ja auch anprobiert hatte. Liegt wohl and der Pilzform. Bei der GS sind sie zylindrisch.

Gangreserveanzeige. Die ist bei allen SD Modellen an dieser Stelle; muss also was Technisches sein. Was ich allerdings auch voellig abwegig finde, ist, dass wenn der Zeiger unten steht, die Uhr voll ist. Wie bloed ist das denn? Da ist ja so ein Schweif wie beim Lautstaerkeregler, daran kann man sehen, dass wenn sie am dicken Ende sitzt, die Uhr voll ist. Der Schweif ist durch Punkte gedrittelt, drei Tage Gangreserve. Das laesst sich wiederum leicht ablesen.

Sauber halten. Ja. Habe ich auch dran gedacht. Aber ich habe da so eine ganz weiche, kleine Pferdehaarbuerste. Die nehme ich auch bei meinen anderen Uhren. Kratzt null und funktioniert sehr gut. Wenn ich da ne Minute mehr schrubben muss, einmal alle sechs Monate, dann ist es mir das Wert. :) Dort wor am meisten Schmutz anfaellt, naemlich am Handgelenk und Band, duerfte sie aufgrund der glatten Flaechen eher weniger anfaellig sein. Der Gehaeuseboden ist ja voellig flach. Das Armband von innen ist auch sehr eben.

Die Titan-Gold (ist es Titan?) Variante ist echt was besonderes. Ist mir auch schon aufgefallen. Vielleicht gibt es die in den USA noch. Hast Du schon geguckt, nehme ich an.

Auch von meiner Uhr gibt es eine Titangoldvariante. Gefiel mir aber nicht so gut, wie die von Marcus gezeigte.

Ausserdem gibt es zu meiner Uhr auch noch ein sehr schoen gemachtes, am Gehaeuse anliegendes Alligatorband mit dufter Faltschliesse von Seiko. Ich glaube, das goenne ich mir noch irgendwann.

Ein Kritikpunkt meinerseits waere, dass die Chronozeiger nicht auch leuchten. Haben die wenigstens Chronos. Ich faende das auch gut. Aber man kann natuerlich argumentieren, dass man im Dunkeln eh nichts stoppt, weil man ja nicht sieht wann die Aktion anfaengt oder endet. 8) Und dann kann man sich im Dunkeln leichter auf die Zeit und GMT konzentrieren, wenn da nicht soviel Ablenkung ist.

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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von Tictacitus »

Hab die Uhr jetzt seit vier Tagen. Bisher noch keine Abweichung zur Referenzzeit erkennbar. So weit so gut. Zeiger laufen immernoch synchron, was sie ja aufgrund der vertikalen Kupplung auch sollten.

Habe die Uhr seit 12h ununterbrochen am Arm, was selten ist bei mir, und sie traegt sich sehr gut.
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harry_hirsch
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von harry_hirsch »

Das Werk ist wirklich der Hammer ! Japanische Präzisionsarbeit at its best !

Glückwunsch zur Seiko !
MFG .... Michael
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Re: Seiko SPS007 Ananta Spring Drive Chronograph GMT Review

Beitrag von Tictacitus »

Kleines update.

Ganggenauigkeit. Nach sieben Tagen hat sie eine KNAPPE Sekunde Vorgang. Vier Sekunden im Monat waeren OK. Mal sehen.

War damit neulich bei meinem Uhrmacher in Austin. Der war ganz weg. Die verkaufen auch Seiko, aber nur die billigen Dinger (die ja teils auch sehr gut sind). Er hat die Werksdeko bestaunt und meinte: Da hat sich Seiko ja mal richtig bei Audemars Piguet umgeschaut, um das so schoen hinzukriegen. Kann ich ihm nicht Unrecht geben. Ausserdem 417 Teile sind echt der Hammer. Wobei sich natuerlich die Frage stellt, ob das so kompliziert sein muss. Wartungsfreundlicher macht es die Uhr im Prinzip nicht. ;) Allerdings sagt Seiko sollte Springdrive laengere Serviceintervalle haben als Uhren mit Ankerhemmung.

Zwei kleine Kritikpunkte haette ich noch. Die Zeiger sind manchmal wirklich deckungsgleich. Der grosse verdeckt dann den kleinen, den man suchen muss. Da der Zeigerkontrast zum ZIfferblatt wirklich niedrig ist, ist die Ablesbarkeit in Grenzsituationen (schlechtes Licht oder zuviel Licht, nur mal kurz draufgucken) nicht der Hit.

Die Lumemarkierung fuer 12h unterscheidet sich nicht von den anderen. Man haette dort wenigstens einen breiteren Strich machen koennen oder zum Beispiel das Dreieck auf der Lunette mit Lume ausstatten.

Ansonsten bin ich angenehm ueberrascht, wie gut die Uhr sich im Alltag schlaegt. Hatte gedacht, das waere ein echter Exot, den man allein schon wegen der Groesse nicht taeglich tragen will, aber es geht ganz gut. GMT finde ich eh super praktisch als Ex-Pat. Gangreserve finde ich sehr nett. Ist beruhigend zu wissen, wann man die Uhr aufziehen muss oder sie tragen sollte. Das Aufzugsverhalten ist sowieso ein grosser Vorteil der Uhr. Man braucht echt keinen Uhrenbeweger dafuer. Sie zieht super schnell auf beim Tragen, und man kann sie leicht von Hand aufziehen, da die Krone ja nicht verschraubt ist. Ausserdem hat man beim Aufziehen den Eindruck man dreht an einer Maschine. Das knistert etwas. Ungefaehr das Gefuehl wie einen Fahrrad-Dynamo zu bewegen. Ist echt abgefahren.

Jedenfalls ist mein bisheriger Eindruck von Springdrive SEHR positiv. Voll alltagstauglich, sehr genau, grosse Gangreserve (72h). Man stelle sich mal die GS SBGE005 vor aber aus Titan (mit Beschichtung) und mit Timing-Lunette a la Rolex TOG. Das waere die perfekte Alltagsuhr fuer den Stadtmenschen.

Bild
Image Grand-Seiko.com

Till
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