Uhren aus nicht Schweizer Produktion- Moralisch verwerflich?

Allgemeine Diskussionen rund um zeitgenössische Uhren
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ducaticorse21
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Re: Uhren aus nicht Schweizer Produktion- Moralisch verwerfl

Beitrag von ducaticorse21 »

mat2b hat geschrieben:
ducaticorse21 hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich lese immer wieder etwas verwundert die Lobgesänge über Uhren von nicht schweizer Herkunft, speziell über japanische Uhren.

Sicher, diese Uhren mögen gut sein. Aber ich habe so meine Probleme damit, Firmen zu unterstützen, die fast als die Totengräber der Schweizer Uhrenindustrie in die Geschichte eigegangen wären.

Bin ich mit meinem Gefühl alleine? Wie seht Ihr das?
Moin!

Ich zitiere hier nochmal den Eingangsbeitrag, da mir die bisherige Diskussion doch etwas aus dem Ruder zu laufen scheint...

Ich denke, für jemanden, der mit der schweizer Uhrmachertradition etwas besonderes verbindet, für den diese emotional positiv belegt ist, ist ein Standpunkt wie der deinige durchaus verständlich - sogar angemessen.
Für mich persönlich hat der Aufdruck "SWISS MADE" allerdings keine herausragende Bedeutung - ich schnalle mir keine Tradition ans Handgelenk, sondern eine Uhr, und dabei zählt für mich vorrangig der Faktor "Design" (aber auch das Preis/Leistungs-Verhältnis).

Dementspreched habe ich auch keine moralischen Probleme oder sonstwie ungute Gefühle, wenn ich der Firma, deren Uhren mir am besten gefallen, auch mein Geld zukommen lasse.

Viele Grüße,
Matthias

Halo Matthias,

das war genau das, was ich erfahren wollte. Danke. Nicht mehr und nicht weniger.
Gruß
Stefan
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> Ich bin wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich <

Konrad Adenauer
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

Don Tomaso hat geschrieben:Eine Muse hast Du doch, Dir fehlt die Muße! :wink:
Hör mir auf mit Musse: Musse Schneeschaufeln, ey!

Da nehm ich lieber die Mousse oder gleich das Buch. c :wink:
Grüsse Thomas
Euer Board-Admin
Hinrich
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Beitrag von Hinrich »

frederic hat geschrieben:... Wenn es um uhrmacherische Tradition geht, sollte man Frankreich und England nicht ganz ausser Acht lassen. :wink:

gruss
frederic
Wenn Du von "Tradition" redest und dabei hochwertige Manufaktur meinst, stimme ich Dir zu. Das Verdienst der Schweizer war doch die industrielle Fertigung von hochwertigen Uhren, die sich dann auch mehr Leute leisten konnten.
Oder irre ich?

Rico
mannberlin
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Beitrag von mannberlin »

wenn hier schon von moral gesprochen wird, ein vorschlag von mir:


amoralisch wäre nur der kauf von uhren, die unter extrem ausbeuterischen bedingungen oder/und in kinderarbeit hergestellt werden.

grüße nach CHINA!
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mst-basel
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Beitrag von mst-basel »

Hinrich hat geschrieben:Wenn Du von "Tradition" redest und dabei hochwertige Manufaktur meinst, stimme ich Dir zu. Das Verdienst der Schweizer war doch die industrielle Fertigung von hochwertigen Uhren, die sich dann auch mehr Leute leisten konnten.
Oder irre ich?
Stimmt. Und die Japaner haben es dann dank Nutzung der Quarztechnik geschafft, dass sich wirklich JEDER eine Uhr leisten konnte.
Natürlich ist Quarztechnik hier ja verpönt, aber dieses Verdienst nimmt den Japanern niemand weg.
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Grantler
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Beitrag von Grantler »

Hi,
mannberlin hat geschrieben:
amoralisch wäre nur der kauf von uhren, die unter extrem ausbeuterischen bedingungen oder/und in kinderarbeit hergestellt werden.

grüße nach CHINA!
dazu fällt mir folgendes Zitat (weiss aber nimmer von wem das ist) ein:
"Die Asiaten verdanken ihre Wirtschaftsmacht dem unlauteren Wettbewerb.
Sie arbeiten wärend der Arbeitszeit."


Andi
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Don Tomaso
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Beitrag von Don Tomaso »

Grantler hat geschrieben:Hi,
mannberlin hat geschrieben:
amoralisch wäre nur der kauf von uhren, die unter extrem ausbeuterischen bedingungen oder/und in kinderarbeit hergestellt werden.

grüße nach CHINA!
dazu fällt mir folgendes Zitat (weiss aber nimmer von wem das ist) ein:
"Die Asiaten verdanken ihre Wirtschaftsmacht dem unlauteren Wettbewerb.
Sie arbeiten wärend der Arbeitszeit."


Andi
Ich frage mich manchmal auch, woher diese fundierten Aussagen zum Thema "China" kommen. Die letzten drei Beiträge im "Spiegel"? Also, ich lebe seit 2 Jahren in Hong Kong und bin auch viel in China, aber die Arbeitssklaven, die die Uhren zusammendengeln, habe ich noch nicht gesehen.
Gut, China ist ein grooooßes Land, und, auch richtig, es gibt Artikel, die in "Sklaven"-arbeit hergestellt werden, quasi Arbeitslager. Ich will gar nicht bestreiten, daß das mittlere Königreich noch einen gewaltigen Nachholbedarf in Sachen Menschenrechte hat. Daraus aber pauschale Verurteilungen abzuleiten wie "alle China-Uhren werden von Kindern zusammengeschraubt, die, wenn sie das Soll nicht erfüllen, ausgepeitscht werden" und Ähnliches, halte ich für ziemlich deplatziert. Vieles hört sich doch so an, als sollte versucht werden, die Tatsache, daß man selber viel zu viel für ein Produkt bezahlt hat dadurch zu kaschieren, daß man auf die einprügelt, die es einfach billiger machen. Oder, um zum Ausgangspost zurückzukehren, auf die, die angeblich irgendwem mal das Wasser abgegraben haben, die sogenannten Totengräber der scheizerischen Uhrenindustrie. Was ist eigentlich an Totengräbern so schlimm, ist doch ein ehrenwerter Beruf? Oder wärs besser, die Kadaver auf die Strasse zu werfen? :shock:
Das hat wahrlich nichts mit "Geiz ist geil" oder so zu tun (@Charles :wink: ), wenn ich geizig wäre oder nur auf "Schnäppchen" aus (was für ein FÜRCHTERLICHES Wort :shock: :lol: ) wäre ich wohl kaum in diesem Uhrenforum. Und ich bin ja auch durchaus bereit, die Preise zu zahlen, jedenfalls in dem Rahmen, den ich als vernünftig definiere und der schon beim etwa 100fachen dessen ist, was Joe Sixpack für Uhren ausgibt, aber daß nur die Schweizer und vielleicht noch ein paar Deutsche Uhren bauen könnten, ja es quasi erfunden hätten, und in den 70ern von heimtückischen Asiaten (so mit dünnem Schnurrbart, Zopf, Kimono und STECHENDEN Augen, Marke Dr. Fu-Man Chu) hinterrücks gemeuchelt wurden, ist, um es nett zu sagen, Folklore. Das hat so nie gestimmt und wird durch Wiederholung nicht wahrer.
Also von mir aus: China-Dreschen - immer gerne, aber bitte mit Fakten (da gibts genug 8) ).
Noch ein Nachsatz: Ich glaube kaum, daß ausgerechnet der Bereich Luxusuhren (und darüber reden wir hier, nicht vergessen) als eine Art Insel der Seligen bestehen bleibt, während Autos, Kameras, HiFi, Fernseher und so weiter in Asien billiger auf gleichem Qualitätslevel produziert werden, oft sogar qualitativ besser. Wie schon früher gesagt, die Chinesen sind meiner Meinung nach (auch nicht sehr fundiert :D ) die besten Kaufleute, die es gibt, und dazu noch hervorragende Handwerker, auch wenn durch die letzten 60 - 80 Jahre viel zerstört wurde. Ich habe mir mal Exponate im Palastmuseum in Taipei angeschaut, unglaublich. Alles Sachen die Kuomintang hat mitgehen lassen, als sie sich 1948 nach Taiwan abgesetzt haben. Die Chinesen werden sich diese Margen, wie sie in der Luxusuhrenbranche eigefahren werden, nicht entgehen lassen. Dauert vielleicht noch 10 oder 20 Jahre, aber hier hat man Geduld.
Das einzige, was meiner Meinung nach etwas daran ändern könnte, wäre, daß mechanische Uhren in China nicht als förderungswürdiger Produktionszweig angesehen wird und Central Command in Beijing eher auf "echtes" Hightech setzt, also Fernseher, Computer etc.
Ein letztes zu den "heimischen" Uhren: Weltmarktführer im Bereich Werkzeugmaschienen ist Japan... :idea:
Gruss

Thomas

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mst-basel
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Beitrag von mst-basel »

Don Tomaso hat geschrieben: Ein letztes zu den "heimischen" Uhren: Weltmarktführer im Bereich Werkzeugmaschienen ist Japan... :idea:
... aber natürlich stehen bei den tollen Schweizer Manufakturen ausschliesslich Schweizer Maschinen. :wink:
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mhanke
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Beitrag von mhanke »

Es wird auch oft vergessen, dass zum Teil verantwortlich für das Preisniveau im Luxusuhrenbereich auch die geradezu sprichwörtliche Unflexibilität und Arroganz der schweizer Zulieferindustrie ist. Wer schon mal versucht hat, irgendwo Zeiger, Zifferblätter, Gläser oder so nach seinen Ansprüchen zu bestellen, und die auch, bitte, termingerecht geliefert zu kriegen, weiß, wovon ich spreche. Gerade in diesem Bereich täte eine qualitativ hochwertige Konkurrenz aus Fernost sehr, sehr gut.

Marcus
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ich auch

Beitrag von Peter Firschau »

ducaticorse21 hat geschrieben:Hallo Olli,

ich ziehe auch ganz klar ein Auto deutscher od. europäischer Produktion einem asiatischen vor... 8)
ich auch ich ziehe meinen Nissan Primera made in England einem Golf made in Slovakia vor.... Das haut heute alles nicht mehr hin, meiner ansicht nach soll der tüchtige und ehrliche belohnt werden egal wo er Arbeitet. Produkte aus den Häsuern VW und DC nehme ich in dieser Hinsicht komplett aus meinen Überlegungen heraus die einen weil Sie überall produzieren (und auch lassen) als hier und Ihre Premium Preise mit deutscher Qualitätsarbeit begründen (obschon die Produkte dem schon lange nicht mehr entsprechen) und die anderen weil sie Ihren Zuliefrern derartig die Kehle zupressen dass diese keine Luft mehr bekommen und aus diesem Grund auch M.... zum Premium plus Preis abliefern....

liebe Grüße
Peter
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Mikrolisk
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Beitrag von Mikrolisk »

Hallo!

Wieso hat eigentlich noch niemand die richtig guten amerikanischen Uhren erwähnt? Ich habe inzwischen auch einige in den Händen gehalten und finde bei denen das Preis/Qualitätsverhältnis um EINIGES besser als bei den schweizer Konkurrenten.

Wenn ich mir zum Beispiel eine Hamilton-Taschenuhr angucke und eine etwa gleichteure schweizer Taschenuhr... dazwischen liegen Welten!

Andreas, der eigentlich keine schweizer Uhr mehr will...
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Hamilton

Beitrag von Peter Firschau »

Hamilton gehört zu Swatch.......

liebe Grüße
Peter :twisted:
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Don Tomaso
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Beitrag von Don Tomaso »

mst-basel hat geschrieben:
Don Tomaso hat geschrieben: Ein letztes zu den "heimischen" Uhren: Weltmarktführer im Bereich Werkzeugmaschienen ist Japan... :idea:
... aber natürlich stehen bei den tollen Schweizer Manufakturen ausschliesslich Schweizer Maschinen. :wink:
Ich habe doch NIE etwas anderes gesagt... 8)
Gruss

Thomas

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Re: Hamilton

Beitrag von Mikrolisk »

Peter Firschau hat geschrieben:Hamilton gehört zu Swatch.......

liebe Grüße
Peter :twisted:
Na heutzutage vielleicht. Damals noch nicht! Oder nimm Waltham, Elgin, ...

Andreas
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Crusader
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Beitrag von Crusader »

Mikrolisk hat geschrieben:Wieso hat eigentlich noch niemand die richtig guten amerikanischen Uhren erwähnt? Ich habe inzwischen auch einige in den Händen gehalten und finde bei denen das Preis/Qualitätsverhältnis um EINIGES besser als bei den schweizer Konkurrenten.
Ein sehr guter Punkt. Die amerikanische Uhrenindustrie mit ihren hervorragenden Produkten hat sich von der Serienproduktion von Militäruhren im Zweiten Weltkrieg nie mehr so recht erholt, und hat sich in der Folgezeit gegen die Schweizer Konkurrenz nicht mehr durchsetzen können.
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