Blancpain und Frederic Piguet

Allgemeine Diskussionen rund um zeitgenössische Uhren
imac1969
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Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von imac1969 »

Hallo,
wird Blancpain immer noch mit Werken von Frederic Piguet beliefert oder stellt Blancpain mittlerweile die Werke selber her ? Ich meine gelesen zu haben, daß Frederic Piguet in Blancpain eingegliedert wurde. Was heißt das aber ? Stellt Blancpain die Werke nun selbst her oder immer noch Frederic Piguet für Blancpain ? Finde das alles ziemlich verwirrend bei Blancpain....
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Tictacitus
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von Tictacitus »

Hier ist ein ganz interessanter Artikel von 2010:
http://www.luxist.com/2010/05/19/blancp ... ufacturer/

Beide gehoeren zur Swatch Group. P hat schon lange die Werke für Blancpain geliefert, aber auch fuer andere SG Marken (und AP und, ich glaube auch mal Cartier). Dann wurde P in Blancpain eingegliedert, wohl weil Piguet nur unter echten Freaks bekannt ist und Blancpain den groesseren Namen hat. Ausserdem kann sich dann Blancpain Manufaktur schimpfen.

Was ich mich frage ist, ob es jetzt heisst, dass eine Uhr von AP eine Werk von Blancpain hat?

Till
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MCG
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von MCG »

Die Frage ist aus meiner Sicht müssig!
Der Grossteil der FP/BP Werke wird intern gebraucht.
Muss es den selben Namen haben oder darf es einen anderen Firmennamen haben wenn exklusiv produziert wird?
Was macht es für einen Unterschied ob ein Werk in einem anderen Gebäude produziert wird? Wie weit darf es vom "Muttergebäude" wegstehen? 5m oder 10km oder mehr?

AUFPASSEN: In dieses Raster fällt zb. auch Rolex! ;-)
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Tictacitus
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von Tictacitus »

Bei der Manufakturdiskussion (ein alter Hut) gibt es halt verschieden harte Linien. Die Superpuristen sagen, dass muss von eigenen Ingenieuren erdacht und im selben Haus/Gelaende gebaut werden wie der Rest der Uhr. Ausserdem sollten die Werke nur in Uhren dieser Marke eingesetzt werden, also nicht an andere Marken verkauft.

Ich weiss nicht, welche Marken diesen Standard erfüllen können. Gut, Werke von Patek werden bei Patek erdacht und gebaut und werden auch, soweit ich weiss, nicht weiterverkauft. Korrekt? Aber schon bei JLC sieht es so aus, dass die Werke weiterverkaufen. Wobei JLC immerhin, soweit ich weiss, keine Werke zukauft fuer Uhren, die das JLC Logo tragen. Patek allerdings hat auch schon Werke zugekauft, notamment von JLC.

Ausserdem gehört, aber das haben wir ja auch schon mal gesagt, die Manufakturdiskussion bzw. der Terminus Manufaktur auch noch besser definiert. Wo Manufaktur gleichzusetzen ist mit in-house (also Entwicklung von den eigenen Leuten und Einsatz nur in den eigenen Uhren), da ist auch Rolex eine Manufaktur. Wenn man aber mit Manufaktur die halb-industrielle Fertigung meint, bei der auch noch viel Handarbeit mit im Spiel ist, dann ist Rolex sicher keine Manufaktur mehr.

Till
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imac1969
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von imac1969 »

Ich sehe Blancpain als eine tolle Uhrenmarke, aber nicht als Manufaktur. Eine Marke, die eine andere Marke eingliedert ist für mich keine echte Manufaktur. Das wäre zu einfach...Ich kann das eine sehr gut, aber das andere nicht (muß ich zukaufen). Nun kaufe ich mir den Teil den ich nicht kann und schon bin ich Manufaktur ??? :angry:

Wir reden bei Frederic Piguet von über 450 beschäftigten Leuten. Das ist mehr als Blancpain wahrscheinlich selbst beschäftigt. Ob Werke noch an andere verkauft werden oder nicht finde ich nicht so entscheidend. Wichtig für mich ist wo die Entwicklung statt findet. Meistens werden die verkauften Werke doch dann eh nur als Basis-Werke verwendet, und die Fremdfirma schraubt oder dekoriert dann noch kurz dran rum um es als eigenes Kaliber zu verkaufen....

Ob eigens entwickelte Werke dann besser oder schlechter sind, ist eine andere Frage. Trotzdem finde ich den Weg, den Blancpain da gegangen ist, nicht gut. Ich glaube bei Breguet ist das bedingt ähnlich mit Lemania. Ich finde man gesteht sich mit solchen Eingliederungen ein, wo die eigene Schwäche liegt....
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lottemann
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von lottemann »

Und schwupp haben wir wieder den üblichen Manufakturblödsinn übersichtlich auf einer Seite.
Sollte man mal ein Buch draus machen.

"Manufaktur" ist heisse Marketingluft.

Gruß,

Michael
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Tictacitus
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von Tictacitus »

@ imac
Finde ich jetzt alles nicht so wild. Man muss halt wissen, dass das aus Marketinggruenden passiert. Und wenn man dann noch weiss, welche Firmen dem eigenen Standard gerecht werden, dann kann ja jeder seine Kaufentscheidung besten Wissens und Gewissens treffen.

Bei BP und Piguet war es ja, wenn ich das richtig verstanden habe, auch nicht so, dass BP die Firma Piguet richtiggehend gekauft hat. Die gehörten bereits beide zur selben Holding. Und die Holding hat entschieden, dass die eine Firma der anderen einverleibt wird.

Bei Rolex war es so, dass die die Zulieferer gekauft haben.

Wobei ich sagen muss, dass es mir egal ist, ob die nun Geld investieren um eine Werkeentwicklung, die bereits besteht, zuzukaufen, oder ob sie das Geld nehmen und damit langwierig eine eigene Abteilung aufbauen. Die erste Methode ist wahrscheinlich wirtschaftlicher. ;) Und dann sind das ja Leute, die für diese Firma unter deren Namen arbeiten. Dann dürfen sie sich auch Manufaktur nennen. Nur können sie dann halt nicht werben mit "Manufacture depuis 1782".

Ich finde es fast schlechter, wenn eine alte und traditionsreiche Firma wie VC, die fast immer als Mitglied der Top 3 genannt wird, den groessten Teil ihrer Uhren mit Werken von anderen Entwicklern betreibt, ob die nun überarbeitet sind oder nicht. Da ist Patek schon ehrlicher. Und JLC sowieso.

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imac1969
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von imac1969 »

@Tictacitus
Ich finde es schon schöner, wenn eine Firma eine Abteilung eigens Aufbaut und die Sachen selbst entwickelt, als eine Werkentwicklung die bereits besteht zu kaufen. Klar ist das zweite wirtschaftlicher. Aber mal ganz ehrlich, bei den Preisen die Blancpain oder auch andere Firmen aufrufen muß das einfach drin sein....Da kauf ich nicht einfach nen Laden dazu. Das macht die Sache zwar wirtschaftlicher, aber dafür leidet das Image enorm...
VC bezieht meines Wissens nur noch für die Overseas Modelle Fremd-Basis-Werke (meine von JLC und eben Frederic Piguet), alles andere machen sie In-House. Aber es wird wohl fleißig an einer 100% In-House Fertigung gearbeitet ohne was dazu zu kaufen....
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Tictacitus
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von Tictacitus »

Ja, VC hat erkannt was Sache ist. :)

Was fuer eine Basis haben denn die Patrimoine Modelle? Die Quai de l'isle sind glaube ich auch auf JLC Basis. Bei den Patrimoine vermute ich es. Auch bei den Historiques sind Modelle auf JLC Basis dabei.

Es sind also momentan die Mehrzahl der Modelle noch aushaeusig und nur die Komplikationen in-house und Manufaktur. Was man bei Preisen jenseits von CHF100,000 auch wirklich erwarten kann.

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imac1969
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von imac1969 »

Siehst du falsch. VC hat nur noch bei der Overseas Reihe Fremdwerke...Rest ist alles Eigenentwicklung. Sei es Patrimony, Malte, Quai de Isle usw.....
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watch-watcher
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von watch-watcher »

Bitte berücksichtigt bei dieser Diskussion auch, dass bei Neugründung der "neuen Blancpain" durch J.C. Bivers die Familie Piguet bzw. ein Mitglied dieser auch Aktinonär der Blancpain war.

Somit war die "neue Blancpain" schon immer mit dem Werkhersteller sehr eng verbunden.
Viele Grüße
Wilhelm
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Tictacitus
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von Tictacitus »

imac1969 hat geschrieben:Siehst du falsch. VC hat nur noch bei der Overseas Reihe Fremdwerke...Rest ist alles Eigenentwicklung. Sei es Patrimony, Malte, Quai de Isle usw.....
Ich sehe mit Freude, dass das manuelle 14xx und das automatische 24xx von VC in-house entwickelt wurden.

Die Malte Serie hat aber noch die JLC bzw. Piguet Werke in der Dual Time und im Chrono respektive.

Das superflache Werk in der Historique 1955 ist urspruenglich auch JLC (849).

Das Werk in der Chronoversion der Patrimony (1141) basiert wohl auf Lemania 2320.

Wir haben also beide Recht und Unrecht. Es gibt in der Tat noch eine ganze Menge Uhren auf Fremdbasis, aber es gibt auch mehr Neuentwicklungen als ich dachte. :)

Wenn man diesem Artikel Glauben schenkt, hat auch VC eine bereits vorhandene Firma zugekauft, um die neuen 14er und 24er Werke zu realisieren.
http://horolograph.blogspot.de/2012/10/ ... heron.html

Ich finde ja die Quai ist der Hit, und die 1955 ist fuer mich eine der schoensten Golduhren auf dem Markt - und angeblich auch die flachste von allen.

Till
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imac1969
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von imac1969 »

Tja dann weiß ich auch nimmer was bei den Uhrenfirmen los ist. In den Interviews mit Torres und den Berichten in den einschlägigen Magazinen stand eben, daß nur noch die Overseas Modelle aus fremden Basis-Kalibern bestehen. Aber vielleicht gibts ja hier noch Leute, die das genau Wissen und sich bei VC richtig gut auskennen....

Ja die Quai ist der Hit. Allein schon die Möglichkeit, sich die Uhr selbst zusammen zu stellen ist genial. Sozusagen eine Uhr custom-sized. Genau nach den eigenen Wünschen. Die verschiedenen Materialien und Ziffernblätter. Das ist schon der Hammer. Aber eben auch preislich eine Kategorie wo ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Das ist meines Erachtens das große Problem bei VC. Die Preise sind mittlerweile sowas von abgehoben und es wird von Jahr zu Jahr mehr. Irgendwann bricht der ganze Laden mal auseinander, so meine Befürchtung. Schade eigentlich....
Man sieht es deutlich daran wo VC stark ist. Bei den Asiaten. Europa und Amerika haben sie kaum Marktanteile. Also wenn die Asiaten mal nicht mehr wollen, ist Schluß mit lustig......
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MCG
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von MCG »

Deine Sicht auf "Manufaktur" ist etwas "eng". Über die Jahre haben viele ihre Mitbewerber gekauft / konsolidiert / eingegliedert / kooperiert...
Auch die neue Breguet ging diesen Weg...
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Tictacitus
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Re: Blancpain und Frederic Piguet

Beitrag von Tictacitus »

Ich bin einfach mal die Modelle durchgegangen und hab geguckt, was die fuer Kaliber drin haben. Dann habe ich gegoogelt, was die fuer Basiskaliber haben. Bei den Dual Time Overseas und Malte ist es allein schon vom Zifferblatt her klar.

Man kann sich die Quai auch selbst zusammenstellen? Cool. Wusste ich gar nicht. Jedenfalls ist die Uhr echt einzigartig und dass sie auch noch, anders als von mir angenommen, ein in-house Werk hat, macht sie noch attraktiver. Wenn jetzt noch einer den Preis auf 6000 Euro runterschraubt. :rofl: :angry:

Die Patrimony im Vergleich ist sogar recht günstig, ist aber halt auch eine ganz "normale" Uhr und kein Hightech-Monster wie die Quai.

Jedenfalls gibt es bei VC mehrere Modelle, Quai und Historie 1955, die ich so interessant finde, dass ich sie mir kaufen würde, wenn ich das Geld hätte. Bei Patek gibt es nur die Nautilus, die ich interessant finde. Na gut, vielleicht noch die Golden Ellipse. Und bei AP nur die Royal Oak und die habe ich schon.

Bei Lange gibt es mehrere Modelle, Lange 1, Datograph, Zeitwerk, die ich sehr gelungen finde, nur da stoert mich dann das Marketing, welches auf alt-ehrwuerdig macht, wobei es nur eine wiederbelebte Leiche ist. Und auch technisch stehe ich mehr auf high-tech als auf geschraubte Goldchatons. Die Uhren sind dann eben wirklich nur noch Schmuck, wenn auch sehr schöner. Preislich liegt das dann auf einem Niveau, wo JLC mit Duometre und anderen Uhren eben auch sehr, sehr interessante und schöne Uhren im Programm hat. Und dann ist mir JLC als Marke einfach sympathischer. Ich sehe auch JLC ganz klar im Uhrenolymp, wobei ich mir bei Lange und VC nicht so sicher bin, ob sie da heute noch hingehören. Aber das ist ein anderes Thema. :)

Till
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