Jäckle Wanduhr

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LogiKalle
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Jäckle Wanduhr

Beitrag von LogiKalle »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und möchte euch um ein Rat bitten.
Ich möchte mir gerne die schone Wanduhr von Jäckle zulegen.

http://www.manufactum.de/jaeckle-wanduhr-p1462339/

Meine Frage an euch ist:
Ist die Uhr sein Geld wert?
Wie ist die Qualität von dem Werk Hermle Kaliber 132?

Mit freundlichen Grüßen

LogiKalle
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indiana
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von indiana »

Hallo,
Wow 4 Rubine gleich! :mrgreen: Zur Qualität kann ich dir nichts
sagen und der Verkäufer anscheinend auch nicht, denn Angaben
zur Gangabweichung kann ich nicht finden. :whistling:
Warum sollte das auch wichtig sein bei einer Wanduhr! :rofl:
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retroman
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von retroman »

Das ist ein "abgespecktes" Werk von Hermle. Kal. 132-XXX, gibt es in verschiedenen Ausführungen.
Siehe http://www.hermle-clocks.com/cms/de/intro_uhren/uhren/
Das komplette Schlagwerk wurde ausgebaut. Dafür ist das Echappement etwas besser als das originale von Hermle. Da sitzen auch die 4 Rubine.
Ob sie Dir 450€ wert ist, musst und kannst nur Du entscheiden.
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LogiKalle
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von LogiKalle »

Hallo,

vielen Dank für die Info, ist die Uhr für euch nicht überteuert, bekommt man vergleichbares für weniger Geld ?
Ich bin schon bereit 450 Euro für die Uhr zu bezahlen, die Frage ist nur, ist der Preis angemessen?

Mit freundlichen Grüßen

LogiKalle
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LogiKalle
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von LogiKalle »

Mir ist beim justieren der Uhr aufgefallen, dass die Unruh schlecht gelagert und sehr wackelig ist.
Liegend eiert die Unruh regelrecht hoch und runter, im senkrechten Zustand (also hängend), geht es einigermassen.

Ist das normal oder muss das Echappement getauscht werden?

Gruß

Kalle
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Albert H. Potter
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von Albert H. Potter »

Wenn Du die Uhr normal an der Wand hängen hast macht das nichts aus. Es ist ja keine Armbanduhr, die dauernd die Lagen wechselt.

In Sachen Echappements ist das eher das untere Ende der Skala. Aber Immerhin kein Plastik, das gibt es auch!
Plattform-Echappements bei Matthew-Norman/L`Epee, Sattler, B&Z haben z.B. 11 Steine und teilweise Breguetspiralen. Die Teile kommen alle vom selben Zulieferer, aber diese Uhren sind auch Klassen teurer.

Die Ganggenauigkeit sollte sich in der einen Lage gut einstellen lassen, vorausgesetzt, Du "regulierst" Dir nicht einen kapitalen Abfallfehler hinein.
Das Werk ist jetzt nicht als Präzisionswerk konstruiert. Als Genauigkeits-Richtwert gehe ich bei Großuhren von maximal 1 Minute Vorgang pro Aufzugintervall aus. Diese Hermle Werke laufen 2 Wochen. Bei einer derart groben Feder ist die Genauigkeit evtl besser, wenn wöchentlich aufgezogen wird. Auch hier sollte nicht täglich herumreguliert werden. sondern im wöchentlichen Abstand, denn die Gangschwankungen durch wechselnde Federspannung sind enorm.

Wenn Du Dich beim Regulieren vergaloppieren solltest, kannst Du die Uhr auch zum Uhrmacher bringen, der mit Gangwaage aushelfen kann. Hebewinkel wie beim Unitas auf 44° oder kleiner einstellen, dann passen auch die Amplitudenwerte.
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LogiKalle
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von LogiKalle »

Wenn ich die Uhr justiere (wöchentlich), dann komme ich extrem in den Minusbereich und die Amplitudenwerte kommen mir sehr schlecht vor.
Was muss ich tun?

Gruß

Kalle
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Albert H. Potter
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von Albert H. Potter »

Die Amplitude sollte schon stimmen, sonst wird das Werk nie genau gehen. Das kann ich von hieraus nicht einschätzen.

Die Uhr ist ja noch nicht alt, daher würde ich jetzt keinen Verschleiß im Räderwerk erwarten.

Gerade bei solchen Wohnraumuhren mit Unruh sind die Hersteller mit Schwerpunkt auf Pendeluhren oft überfordert.
Oft ist das System ab Hersteller nicht richtig eingestellt.
Die Tiefe des Eingriffs vom Ankerradtrieb und dem letzten Rad des eigentlichen Räderwerks ist häufig nur durch das Verschieben des gesamten Plattformechappements einstellbar.
Bei den frz. Reiseuhren gibt da noch eine Einstellschraube zur Hilfe.
Wenn dieser Eingriff nicht stimmt, geht jede Menge Kraft/Amplitude verloren.
Der Eingriff darf nicht zu seicht, aber auch nicht zu tief sein. Dafür braucht es Erfahrung.
Bringst Du bei aufgezogener Uhr das Echappement außer Eingriff, läuft das Räderwerk mit beeindruckender Heftigkeit ab.
Der Eingriff der Ankerpaletten in das Ankerrad ist bei diesen Plattformechappements das gleiche Thema und ebenfalls nicht für Laien.

Was beim Regulieren passieren kann, ist eine Verstellung des Abfalls. Der Abfallfehler beschreibt eine abweichende Einstellung der Mittellage der Unruh zur Mittellage des Ankers.
Bei Pendeluhren kann man das gut hören - die Uhr hinkt. Die Zeitspanne von einem Tick zu einem Tack ist ungleich der Spanne von einem Tack zu einem Tick.
Unruhen schwingen leider wesentlich schneller als Pendeluhren, daher ist das kaum zu hören.
So ein Plattformechappement schwingt mit 18000 Halbschwingungen pro Stunde.
Die Gangwaage des Uhrmachers zeigt die Abweichung in Zehntel-Millisekunden an.
Sollte der Abfallfehler hörbar sein, ist er gewaltig und wirkt sich deutlich auf die Amplitude aus.

Zur Orientierung:
Die Unruh besteht aus dem Unruhreif mit der Welle und der Spirale. Unterhalb des Reifs ist noch eine kleine Rolle angebracht mit einem (bei feineren Uhren Rubin-)Stift. Diese Rolle gehört zur Hemmung und bewirkt die Kraftübertragung auf die Unruh und die Auslösung der Hemmung durch die Unruh.
Wenn man an dieser Unruh nachregulieren will, macht man das an der Spirale.
Die Spirale hat an ihrem äußeren Ende ein kleines Klötzchen, welches bei altmodischen Konstruktionen starr am Unruhkloben befestigt ist. Bei moderneren Konstruktionen ist das Klötzchen in einem konzentrisch um das obere Unruhlager drehbaren Spiralklötzchenträger befestigt. Hier wird der Abfall eingestellt, denn wenn man den Spiralklötzchenträger verdreht, so dreht sich die gesamte Unruh mit dem kleinen Stift, der in den Anker einschwingt (Mittellage Unruh/Mittellage Anker).
Bevor das eigentliche Regulieren beginnt, stellt der Uhrmacher diesen Abfallfehler so klein wie möglich ein. Dann sollte auch die Amplitude stimmen.

Das eigentliche Regulieren des Unruhsystems macht man dann mit dem Rückerschlüssel. Das ist ein Teil welches nach unten zur Unruhspirale hin zwei kleine Stifte trägt, welche den letzten Umgang der Spirale (Endkurve) von beiden Seiten flankieren. Beim Schwingen legt sich dieser Spiralumgang abwechselnd an den inneren und an den äußeren Stift an.
Durch diesen Rücker wird die wirksame Länge der Spirale bestimmt.
Die Länge der Spirale beeinflußt die Schwingfrequenz.
Die Verlängerung der Spirale bewirkt eine Verlangsamung der Schwingung, die Verkürzung läßt die Uhr schneller laufen.
In der Verlängerung des Rückerschlüssels befindet sich häufig der Rückerzeiger, der als langer Hebel feine Verstellungen des Rückerschlüssels möglich machen soll. (Uhrmacher regulieren meistens direkt am Rückerschlüssel)
Wenn man den Rückerschlüssel verdreht, ist es möglich versehentlich den Spiralklötzchenträger zu verdrehen.

Du mußt Dich bei Deinem Echappement zunächst mal orientieren.
Sitzt es fest auf dem Werk?
Ist das Spiralklötzchen fest am Unruhkloben? Dann kannst Du den Abfall zwar mit Deinen Möglichkeiten nicht einstellen, aber auch nicht verstellen!
Verstellt sich ein drehbarer Spiralklötzchenträger wenn man den Rücker bewegt?

Du sagst, Deine Uhr ist zu schnell, was wahrscheinlich bedeutet, das die Spirale durch Deine Regulierversuche stark verkürzt wurde (Magnetismus und eine verschmutzte/verbogene Spirale schließe ich jetzt mal großzügig aus).Der Rückerschlüssel muß also etwas näher an das Spiralklötzchen heran, damit die Spirale mehr Länge bekommt.
Hat man dazu eine Gangwaage, bekommt man ein schnelles Feedback.
Alles andere erfordert Geduld.

Ein Besuch beim Uhrmacher könnte eine gute Empfehlung sein.
Für den Uhrmacher ist es möglich, sich die Eingriffen anzuschauen, ob da etwas grob nicht stimmt.
Im schlimmsten Falle kann man das Echappement auch vom Uhrwerk trennen (bei abgespannter Zugfeder!) und separat durchreinigen und ölen.
Die Gangwaage ermöglicht es, die Uhr schnell auf hinreichend genaue Gangwerte zu bringen.
Dann sollte die Uhr über eine Woche laufen und gegebenenfalls nachreguliert werden.
Wenn die Uhr nach 7 Tagen eine Minute vor geht, kann man auf der Gangwaage Richtung minus 8s/Tag regulieren.
Es ist aber keine Präzisionsuhr!
Wenn die Uhr nicht mehr als eine Minute pro Aufzugsintervall abweicht, würde ich es gut sein lassen.
Der Weg von einer netten Beschäftigung zur Beschäftigungstherapie ist manchmal kürzer, als einem lieb ist.

Viel Spaß noch mit der Uhr!
Peter
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LogiKalle
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von LogiKalle »

Vielen Dank Peter für die ausführlichen Informationen, mir ist einiges klarer geworden.
Erstmal habe ich die Lagerung der Unruh überarbeitet.
Dazu habe ich den Ausleger für das obere Unruhlager etwas gekippt indem ich auf einer Seite neben der Befestigungsschraube für den Ausleger einen Streifen Papier gelegt habe, somit kippt der Ausleger minimal und verringert das Lagerspiel.
Das hört sich vielleicht wie eine Fuschlösung an aber ich wollte den Eingriff so minimal halten wie möglich.
Das Abschleifen des Auslegers währe sicher professioneller gewesen, dann hätte ich jedoch die Spirale mit der Unruh von dem Ausleger demontieren müssen.
Die Unruh wackelt jetzt nicht mehr und läuft wesendlich stabiler, alles andere werde ich erst so lassen wie es ist und die Gangwerte beobachten.

Ich werde von den Gangwerten berichten.

Gruß

Kalle
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Albert H. Potter
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von Albert H. Potter »

Das untere Unruhlager ist in der Regel so gestaltet, daß man es verschieben kann.
Der Uhrmacher hat dafür ein Gerät mit dem man das auf den Hundertstel Millimeter genau machen kann.
Das Lager zu kippen ist keine schöne Lösung.
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LogiKalle
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von LogiKalle »

...mitlerweile bleibt die Uhr nicht mehr stehen und läuft eine Woche durch, die Amplitude ist jedoch stark von der Lage abhängig, liegend, Ziffernblatt oben ist die Amplitude an stärksten und 180° gedreht, also Zifferblatt unten am schlechtesten.

Nun möchte ich die den Kolben mit Unruh demontieren, reinigen und ölen, meine Frage an die Uhrmacher: welches Öl benötige ich dafür?

hier noch mal der Link zu der Uhr: http://www.manufactum.de/jaeckle-wanduh ... 9/?a=41164

Gruß
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jeannie
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von jeannie »

LogiKalle hat geschrieben:...mitlerweile bleibt die Uhr nicht mehr stehen und läuft eine Woche durch, die Amplitude ist jedoch stark von der Lage abhängig, liegend, Ziffernblatt oben ist die Amplitude an stärksten und 180° gedreht, also Zifferblatt unten am schlechtesten.
Ich dachte, das ist eine Wanduhr. Was machst du denn damit? Mit ins Bett nehmen? :shock:
http://www.watchtools.ch Uhrenwerkzeug, direkt aus der Schweiz.
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LogiKalle
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von LogiKalle »

...habe jetzt mit Hermle gesprochen, das Problem ist bekannt, angeblich passen Feder und Hemmung nicht zusammen.
Kostenlos habe ich das Federhaus und die Hemmung zugesendet bekommen.
Beim Einbau gab es keine Probleme, die Uhr muss jedoch noch einreguliert werden.
Jetzt meine Frage: muss das Federhaus noch geölt werden oder wird das schon bei der Fertigung geölt?

Gruß

Kalle
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unnnamed
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von unnnamed »

Das Problem ist eigentlich anders gelegen:

Überdimensionierte Zugfedern in Verbindung mit vernickelten, weichen Trieben. Das
kennt man von Hermle, diese Kombination raspelt jedes Messinglager kurz und klein
(Lager läuft aus, Zapfen läuft ein).
Die Uhren neigen nach einer Überholung mit neuer Zugfeder deutlich zum Prellen,
deine niedrige Amplitude spricht für Kraftverluste. Ich würde fast meine Hand dafür
ins Feuer legen, dass die Lager und Zapfen bei dir nicht mehr allzu prickelnd sind.
Gruß Bernd
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LogiKalle
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Re: Jäckle Wanduhr

Beitrag von LogiKalle »

Hallo Bernd,
das ist etwas anders, die Uhr ist neu, ich habe die erst vor wenigen Monaten bekommen, die alte Uhr habe ich bei Manufactum reklamiert und eine neue bekommen.
Schnell ist mir aufgefallen, dass auch die Uhr nicht vernünftig läuft, ungleichmäßiger Lauf, bleibt stehen usw.
Dann habe ich bei Hermle angerufen und mit dem Herrn Klem gesprochen, er sagte mir, dass bei der Uhr von Manufactum das Federhaus nicht mit dem Echappement zusammen passt und hat mir kostenlos beide Teile zugesendet.
Die Teile habe ich eingebaut, die Uhr läuft jetzt gut, ich bin zwar noch beim regulieren, sieht aber gut aus.
Ich weiß nur nicht, ob die Feder im Federhaus geölt werden muss oder ob das schon im Werk gemacht wird, Hermle hat Betriebsferien.

Gruß
Kalle
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