Heute auf der Folterbank: Eine Dresswatch der Beijing Watch Factory.
Problem: Zeigerstellung von Minute zu Stunde nicht korrekt mit Variation des Versatzes.
Weiter Zucken des Stundenzeigers beim Stellen.
Erste Idee (und sie stellte sich als korrekt heraus): fehlende Spreizscheibe auf dem Stundenrad.
Somit machte sich das Spiel in den Verzahnungen bemerkbar.
Was kosten die Uhren? 400, 500 Euro glaube ich? Was bekommt man dafür? Standard Chinesenware
oder doch etwas besser? Ich habe nur die Sache mit der fehlenden Spreizscheibe behoben, ansonsten
lasse ich die Finger auch lieber von fernöstlichen Konstrukten. Ein chinesisches Unitas wäre so
ziemlich das höchste der Gefühle, ansonsten machen die Teile aufgrund der miesen Verarbeitung
sehr viel Ärger.
... schau mal wie früh ich arbeite!
Die komplette Uhr habe ich leider nur auf diesem einen Foto verewigt, ich muss aber sagen, dass die
Uhr auf Anhieb nicht abschreckt. Im Gegenteil, das Guillochezifferblatt mit den aufgesetzten
Indexen und den Dauphinzeigern kommt unter seinem bombierten Saphirglas sauber und ansprechend daher.
Das Gehäuse ist aus Edelstahl und hat einen Glasboden.
Das Gewinde könnte sauberer geschnitten sein, der Gehäuseboden hatte locker noch eineinhalb
Umdrehungen ehe er geschlossen gewesen wäre.
Dreiviertelplatine, Schweinehals, Schraubchâtons. Die gebläuter Schrauben für chinesische
Verhältnisse bemerkenswert unvermackt aber natürlich auch nicht perfekt. Man erkennt einen
leichten "Schleier" auf der Dreiviertelplatine, das liegt aber nicht an einem verschmierten Glas.
Hinfort mit dem Boden:
Wahrscheinlich sind es Öldämpfe die sich hier niedergeschlagen haben. Ich habe die Platine
dann nachher noch mit Rodico abgetupft, zum Reinigen war die Uhr ja nicht da. Hier im
Bereich der Krone zu erkennen, dass es etwas heller wird:
Aber nun zur Unterzifferblattseite, da liegt ja schließlich der Hund begraben.
Es geht rustikal zu, unweigerlich fühlt man sich an Uhren russischer Herkunft erinnert.
Die Sauberkeit ist passabel wie bereits erwähnt. Dafür hat man es in dieser Manufaktur
nicht so sehr mit dem Schmieren. Hier und da hab ich also ein bisschen nachgeholfen.
Ein anderer als der vermutete Grund für den Missstand der Zeigerstellung und das Zucken
des Stundenzeigers beim Stellen war nicht aufzufinden. Eine einfache Spreizscheibe
hat also zu 100% Erfolg geführt.
Mit Abstand der schönste Anblick bietet sich auf jeden Fall beim Anblick von Zifferblatt und Zeigern.
Alles sauber verarbeitet, der Druck ist wunderbar, die Indexe sitzen akkurat - alles andere würde
aufgrund der ins Zentrum führenden Geraden stark auffallen.
Für das - vermutete - Geld wäre mir die Uhr klar zu teuer. An der Sauberkeit könnten die
Chinesen noch schrauben, Châtons polieren und vergolden, Schraubenschlitze noch besser
behandeln und auch Platinenkanten mehr Aufmerksamkeit schenken. Die umlaufenden
Kanten sind völlig roh, man sieht den Grat vom Genfer Streifen-fräs (denn geschliffen sind
sie nicht). Beim Schmieren (Ölen und Fetten) scheint man da drüben generell Probleme zu
haben (zu viel, zu wenig, gar nicht - alles was man sich vorstellen kann), die Wecker laufen
aber dennoch stur.
Fazit: Die machen was, die versuchen sich stetig zu verbessern. Und im Vergleich zu den
ganz billigen Chinesen ist diese schon deutlich besser gemacht. Definitiv nicht ungefällig,
aber dennoch zu teuer.
Vielleicht sollte man mal Hand anlegen, ein richtiges Finish draufzaubern? Allerdings würde
das deutlich mehr als die ganze Uhr kosten und die Frage ist ob die Qualität der Räder einen
solchen Aufwand rechtfertigen würde. Ich hege Zweifel.
