Wie sind eure Erfahrungen mit der Seiko Marinemaster 300?

[mhanke]

Zum gleichen Preis, oder sogar billiger. Der Seiko Sumo stelle ich eine Tissot Seastar gegenüber, dem neuen Presage-Chronograph einen Longines Master-Chronograph. In beiden Fällen sind die Schweizer Uhren in allen Lagen erheblich besser einreguliert, die Werke deutlich besser finissiert, die Verarbeitung von Zifferblatt und Zeigern (Sumo/Tissot), bzw. Gehäuse und Band/Schließe (Presage/Longines) im Detail mit mehr Sorgfalt ausgeführt. Die Preise der Schweizer Konkurrenten sind in beiden Fällen gleich bzw. günstiger.

Ich habe den Eindruck, Seiko hat, obwohl mit hervorragender Genauigkeit seiner Werke verantwortlich für das Ende der Chronometer-Wettbewerbe, mit Einführung von Quartz- und später Springdrive-Werken jede Ambition in Richtung genauer und schöner Mechanikwerke in den Orkus gekippt. Die Standardregulierung von +/- 15 Sekunden in gerade mal drei Lagen ist heutzutage eine Frechheit. Woher der Mythos von Spitzenqualität zum Diskontpreis stammt, kann ich nicht nachvollziehen. Es sind durchweg gute Uhren mit deutlichem Verbesserungspotential, und das nach meiner Meinung einzige Modell, das wirklich absolute Spitzenklasse im Verhältnis von Preis zu Performance ist, ist die Seiko 5 - sofern man bei der massiven Streuung vor allem der China gefertigen Modelle eine vom oberen Ende der Skala bekommt; aber das ist Glückssache.

Marcus

[Hertie]

Wie immer unterliegt alles ein wenig einer subjektiven Betrachtung. Ich für meinen Teil halte die MM in dieser Preisklasse schon für eine der interessantesten Uhren.
Und auch unbedarftere Kollegen, welche mit Uhren nicht so viel Erfahrung haben und denen Seiko nur als Billigschiene bekannt ist, warfen mir beim Befingern sofort fragende Blicke zu. Es war ihnen auf Anhieb klar, dass das keine Uhr für ein paar Hunnie sein kann.

Würde ich mir eine Diver im Bereich 1500.- Euro Strassenpreis aussuchen, wäre sie die Nr. 1 . Und das sagt einer, welcher Seiko Jahrzehnte hartnäckig ignoriert hat.

[3fe]

Ob 001 ider 017 musst du natürlich selbst wissen.

Was ist der Unterschied?

[nasowas]

Zum gleichen Preis, oder sogar billiger. Der Seiko Sumo stelle ich eine Tissot Seastar gegenüber, dem neuen Presage-Chronograph einen Longines Master-Chronograph. ...
Marcus

Hallo Marcus,

bist du mit dem Geburtstags Urushi Presage Chrono nicht so zufrieden? Lass uns doch noch ein paar Details von der Uhr wissen.


Grüße
Benjamin

[Thomas H. Ernst]

Ich muss da Marcus schon Recht geben, mal abgesehen von Grand Seiko und solche Spezialitäten wie der Astron sind die japanischen Uhren generell den Schweizern nicht überlegen.

Gerade die Mechanikwerke der preiswerten Linien laufen zwar unbeirrt aber teilweise mit Amplituden und Gangabweichungen bei denen man geneigt ist zum Defibrillator zu greifen. Auch bei den Stahlbändern müssten die Japaner ein wenig zulegen.

Positiv hingegen ist natürlich die Tatsache dass es nirgendwo so günstige Inhouse-Werke gibt, die Schweizer bekleckern sich mit ihrer Sistem 51 ja nicht gerade mit Ruhm.

[TSID]

Ob 001 ider 017 musst du natürlich selbst wissen.

Was ist der Unterschied?

Grad erst gesehen.

Die 001 wurde wohl nur bis 2016 gebaut.

Danach heisst sie 017 und hat wohl eine Beschichtung des Stahls (Diashield) und eine gravierte Krone. Irgendwelche Werketeile sollen wohl auch geändert worden sein, aber dafür bin ich viel zu weit von der Materie entfernt. Icn meine gelesen zu haben, dass dies die letzten Exemplare der 001 auch bereits verbaut hatten, Stichwort MEMS.

Abmessungen blieben wohl identisch.

[mhanke]

bist du mit dem Geburtstags Urushi Presage Chrono nicht so zufrieden?

Das habe ich nicht gesagt. Ich kann nur in diesem Fall (wie auch in anderen) das übliche "Seiko ist besser als viel teurere Schweizer Uhren"-Statement nicht bestätigen. Der Presage-Chrono ist eine gute Uhr, aber sicher keine billige Uhr. Highlight ist das Zifferblatt (ausgenommen die schleißige Kante des runden Datumsfensters) und das sauber verarbeitete Zeigerspiel (Ausnahme: mangelhafte Rückstellung der Chronosekunde). Schattenseite ist das äußerst lieblos, sprich: gar nicht finissierte Uhrwerk hinter dem Mineralglasboden (Saphir nur Oberseite), dessen Regulierung nicht wirklich schlecht ist, aber doch deutlich macht, dass das Potential durch die Fabriksregulierung in nur drei Lagen (6, 9, Ziff. oben: -1, -3, +8) nicht ausgeschöpft wird (12 o: -7, 3 o: -4, Ziff.u: +10). Im Durchschnitt ergibt sich auch so ein exzellenter mittlerer Gang von +1,75 sec. im Beobachtungszeitraum, aber eben nur im Durchschnitt. Auch eine automatisierte Regulierung kann bei den heutzutage massenproduzierten Werken besseres erreichen. Band und Schließe sind für eine Uhr dieser Preisklasse schwach.

Unter dem Strich ist das eine höchst attraktive Uhr, und wer den Stil mag, ist gut damit bedient (trifft auch auf mich zu). Abseits der subjektiv-ästhetischen Ebene finde ich aber keinen Grund, weshalb man den Presage-Chrono zum Beispiel einem aktuellen Longines-Chrono in der selben Preisklasse (= um 2.700 Euro) vorziehen sollte.

Meines Erachtens leidet Seiko unter zuwenig Konkurrenz. Diese findet de facto nur im Bereich der Quartzuhren statt, und dort strengt man sich auch an. Im Mechanikbereich steht Seiko vor allem im Bereich über 500 Euro, besonders dann ab 1000 Euro innerhalb der Riege fernöstlicher Produzenten ziemlich allein da. Es gibt keinen Grund, sich anzustrengen. Dem rauen Wind innerhalb der europäischen Branche setzt man sich erst neuerdings aus, und da wird man sicher zulegen müssen, will man sich auf Dauer behaupten.

Marcus

[nasowas]

Danke für die detaillierte Antwort. Die weiße Ziffernblattvariante von der Uhr hatte mich sehr angesprochen - bis ich das Loch aka Datumsfenster in Großaufnahme gesehen habe. Was Du über die Gangwerte schreibst scheint mir für eine Uhr dieser Preisklasse schlichtweg inakzeptabel.
Ästhetisch kommt die Longines für mich allerdings bei weitem nicht ran - zumindest die Version mit den arabischen Ziffern. Die mit Strichindexen ist etwas besser.

Gruß
Benjamin

[TSID]

Da es hier um die MM300 geht, nochmal mein Senf dazu, da ich meine quasi frisch geHertiet habe.

Ich scheue den Vergleich Japan/Schweiz in diesem Fall. Klar könnte man sie mit einer schweizer Uhr vergleichen, aber das würde der MM300 nicht gerecht werden finde ich.

Meine läuft sehr genau bei meinen Trage- und Ablegegewohnheiten, ist mit 200 Gramm eine Wucht am Arm und für ein Werkzeug eine Augenweide, wenn man den japanischen Stil mag.

Eine Sumo hatte ich bis derletzt auch mal, aber die MM300 ist aus ganz anderem Holz geschnitzt und um Welten besser, in allen Belangen.

Das Band ist sehr bequem, wenn es denn mal richtig eingestellt ist. Die Einstellung selbst ist eine einzige Katastrophe und die Schliesse ist in meinen Augen ein Witz für eine Luxusuhr. Aber eben, es ist ja eine Uhr aus der Prospex Serie, also ein Werkzeug. Da passt es dann irgendwie wieder.
Die Feinverstellung empfinde ich als pragmatisch und funktional.

Die Uhr leuchtet stark und lange nach, bei mir bis zum Aufstehen.

Aus meiner Sicht ein klares Go für die Japanerin.

[cool runnings]

Meine Rede seit vielen Jahren: Das Japan-Geraffel ist überbewertet.
















Alle anderen Uhren übrigens auch.

[Kristian]

Mit der MM 300 hatte ich auch schon geliebäugelt.
Ich hätte sie als Werkzeug zum Tauchen nehmen wollen, denn für das Deskdiving tun es auch SubD oder PO.

Aber nur zum Tauchen und Runterrocken ist sie mir dann mit ca. € 1.800,-- dann doch zu teuer,
dafür reicht auch eine Citizen Promaster oder eine günstigere Seiko Taucheruhr.

Die MM 300 ist mir als Werkzeug dann doch zu teuer und als Deskdiver nicht elegant genug, also weder Fisch noch Fleisch.
Vielleicht gehört auch aus diesem Grund die MM 300 zu den meist geflipperten Uhren.

[Andi]

Seit 2005 habe ich nun meine Seiko Marinemaster und ich möcht Sie nicht missen.

Heute per Mail rein gekommen;

http://www.watchtime.net/nachrichten/mi ... dium=email

[mike_votec]

Seit 2005 habe ich nun meine Seiko Marinemaster und ich möcht Sie nicht missen.

Heute per Mail rein gekommen;

http://www.watchtime.net/nachrichten/mi ... dium=email

Geht mir ähnlich, vor allem hatte ich meine damals 2007 bei Katsu San für saugünstige 1150,- Euronen ergattert.

[lactor69]

Ich werde meine auch nicht flippern. Habe sie letztes Jahr über diese UF-Aktion bei Luna-Pearls fur ca. 1.400,- gekauft.

Okay, das Band und insbesondere die Schließe würden m.E. besser zu einer Uhr der 500-Euro-Klasse passen. Was mich aber immer wieder fasziniert ist diese "Tiefe" des Zifferblattes bei der Draufsicht und der Schliff des Stunden- und Minutenzeigers (ich kann es nicht besser ausdrücken).

Natürlich steckt die MM300 keine Submariner in die Tasche (wie es hier vor ca. 8, 9 Jahren noch behauptet wurde). Vielleicht zu den damaligen Rolex-Preisen und den damaligen Rolex-Blechbändern, denn erstaunlicherweise ist die MM in den letzten 10 Jahren nicht teurer geworden (erst jetzt mit der neuen Version).

Und auch eine TAG Heuer Aquaracer für 2.000 Euro z.B. ist eine hervorragend verarbeitete Uhr, die sich qualitativ nicht hinter der MM300 verstecken muss (ich hatte eine). Dennoch musste die TAG gehen und die MM300 ist geblieben, einfach weil sie auf mich einen besonderen, speziellen Reiz ausübt.

[Guntram]

Aus gegebenem Anlass: Ich könnte zu einem guten Kurs an eine Marinemaster kommen. Einziger Haken: Der Drehring ist minimal versetzt, so dass das Dreieck nicht genau auf zwölf Uhr, sondern eher auf 12:00:00,2 zeigt. Ich weiß, es ist 'ne Tool-Uhr, aber das stört mich erheblich mehr als ein dicker Kratzer.

Frage an die Experten: Kann man (bzw. Seiko) das mit vertretbarem Aufwand richten? Oder ist das nur schwer heilbar?

Danke im voraus für Euren Rat.