Eine Uhr zum 40. hatte ich mir eigentlich schon vor 2 Jahren gekauft.
In diesem Jahr sollte es dann aber wirklich so sein. Ein Klassiker, etwas Sportliches mit Stahlband, hochwertig, aber eher „unter dem Radar“, eine Uhr, die lange bleibt. Als großer Freund der alten IWC Fliegeruhren war eine neue Mark XVIII so gut wie sicher. Bis ich die Uhr mal am Arm hatte. Da war die Enttäuschung doch recht groß. Der aufgerufene Preis passte für mich einfach nicht mehr zur Uhr. Das neue Stahlband hat mich auch nicht begeistert. Die alten Pyramidenbänder sind einfach hochwertiger. Ich konnte es mir kaum eingestehen, aber die Uhr hatte sich für mich erledigt. Das schreibe ich als IWC Freund mit Bedauern! Was nun? Im ersten Moment war ich etwas ratlos, da ich ziemlich auf IWC fixiert war und mir generell eher wenige Uhren gefallen. Mehr Auswahl macht aber nicht glücklicher. Also wusste ich wenigstens, nach was ich suchen musste. Nach 25 Jahren Interesse an Uhren, wäre es auch mal Zeit für eine Rolex. Dachte ich zumindest. Das typische Gesicht von Sub und Co schied dann aber relativ schnell wieder aus. Die hatte ich einfach schon zu oft gesehen. Im beruflichen Umfeld auch bei ein paar äußerst unsympathischen Zeitgenossen. Das hat mir die Sub etwas verdorben. Schöne Uhren, keine Frage, aber anscheinend nichts für mich. So schön die neue Oyster Perpetual 39 auch ist, so fand ich sie am Arm doch etwas langweilig und den Preis etwas zu hoch. Die neue Explorer 1 (endlich mit längeren Zeigern und kompletter Leuchtmasse) hat mir bedeutend besser gefallen. Für eine Rolex sogar dezent tragbar und bei mir nicht vorbelastet. Allerdings war ich mir bei der glänzenden “Lünette“ nicht sicher. Autos sollen glänzen, bei Uhren mag ich es eher matt. Das schwankte aber von Woche zu Woche. Einmal war ich kurz vor dem Kauf. Ich hatte auch schon Uhren zum Testen oder ausprobieren gekauft, da ich manchmal erst nach einiger Zeit merke, ob mir eine Uhr wirklich gefällt. Da ich jetzt aber eine Uhr wollte, die lange bleiben soll, schied diese Option aus. Es musste eine sichere Bank werden. Ein Konzi wollte übrigens 10 % Anzahlung um auf eine Warteliste für die Explorer zu kommen. Da musste ich wirklich lachen. Nicht wegen der Warteliste, sondern wegen der Anzahlung. So edel der Laden war, so lächerlich das Gebaren. Bei einem anderen Konzi waren alle relevanten Stahlmodelle vorhanden. Die Explorer hatte ich mehrmals am Arm und mich dann doch dagegen entschieden. Zumindest vorerst.
Nach weiteren Anproben, die durch Fotos nie ersetzbar sind, kam die Retroversion der Seamaster 300 auf Platz 1. Sandwich-Dial und Leuchtmasse haben mir am Arm viel besser gefallen wie auf den Fotos. Eine tolle Uhr! Im Zuge dessen kam auch die 57er Speedmaster ins Blickfeld. Ebenfalls eine klasse Uhr und von den aktuellen Speedies für mich eine der schönsten Varianten. Die Entscheidung zwischen diesen beiden viel mir von Woche zu Woche schwerer. Wie man sieht, lag zwischen dem Vorhaben eine Uhr zu kaufen und dem endgültigen Vollzug eine Zeitspanne von mehreren Monaten. Ich wollte auch etwas Platz schaffen, zwischen der traurigen Phase und der Freude an einer neuen Uhr. In der Zwischenzeit hatte ich mich etwas mit der Technik beschäftigt.
Die Co Axial Hemmung wurde schon in den 70igern von dem Engländer George Daniels erfunden. Kurz gesagt, bestand die Idee darin, die Chronometerhemmung und die Ankerhemmung miteinander zu verbinden um die Reibung zu minimieren und möglichst auf Schmierung verzichten zu können. Daniels hatte die Technik nur in Kleinserien verbaut und konnte erst in den 90igern Omega zur Zusammenarbeit überzeugen. Angeblich flossen mehrere Millionen in die über ein Jahrzehnt dauernde Entwicklung des Omega 8500. Das Kaliber zeigt kaum lageabhängigen Amplitudenabfall und dürfte eins der genauesten auf dem Markt sein. Wegen den beiden Federhäusern liegt die Gangreserve bei 60 Stunden. Da ich die Uhr am Wochenende gerne mal ablege, ist das für mich sehr praktisch, da sie dann am Montag immer noch läuft. Die Co-Axial-Hemmung tickt heute wohl in den meisten Modellen von Omega. Es war sicher ein großes Wagnis die komplette Produktion so radikal umzustellen und eine bewährte Technik (Schweizer Ankerhemmung) durch etwas Neues zu ersetzen. Eine erstaunliche Risikobereitschaft für ein alteingesessenes Unternehmen. Man stelle sich nur mal vor, es hätte mehr Probleme gegeben und ständig wären defekte Uhren zurückgekommen? Damit könnte sich selbst eine Marke wie Omega ruinieren. Die Patente für die Co Axial Hemmung sind übrigens schon lange ausgelaufen. Soweit ich weiß, hat sich bisher kein anderer Hersteller dran getraut.
Vor Ostern hatte ich dann bei einem Stammhändler plötzlich diese PO entdeckt. Genau diese Referenz hatte ich direkt nach dem Erscheinen schon mal im Blickfeld. Es ist für mich nach wie vor die schönste Version der PO. Aber wie das so ist, kam immer mal wieder eine andere Uhr dazwischen. Bis auf eine sind die inzwischen alle wieder verkauft. Dem Umweg hätte ich mir (im wahrsten Sinne) sparen können. Seit dem hatte ich die PO aber mehr oder weniger vergessen. Nach dem erneuten ins Blickfeld treten ging dann alles relativ schnell. Ein paar Tage nachgedacht bzw. an fast nichts anderes gedacht. Am Ostersamstag den Händler angerufen, die Uhr reservieren gelassen und mit meiner Frau einen Ausflug gemacht. Als die Uhr am Arm war, war die Entscheidung direkt gefallen. Das ist sie! Da hat einfach alles gepasst! Zu Sicherheit nochmal kurz die Sea Dweller des Händlers als Vergleich (es ist eben eine Rolex!) angelegt, aber das hatte auch nichts mehr geändert. Die PO fand ich genauso schön und hochwertig, aber für mich passender. Das Band wurde angepasst, die Uhr bezahlt und selten bin ich so zufrieden nach einem Uhrenkauf nach Hause gefahren! Seit dem herrscht Seelenfrieden beim Thema Uhren und der nächste Kauf ist in ferner Zukunft. Ich beschäftige mich gerne intensiv mit einer Uhr und hätte momentan auch gar keine Lust auf etwas neues.
Diese Referenz gehört für mich nicht nur zu den schönsten Omegas, sondern zu den schönsten Sportuhren generell. Sicher ein zukünftiger Klassiker. Optik, Haptik und Verarbeitung sind sehr gut. Da ist Omega wirklich eine tolle Uhr geglückt! Nach manchen Design-Eskapaden und Modeuhren in neuester Zeit anscheinend keine Selbstverständlichkeit mehr. Im Vergleich zu manchen anderen Uhren finde ich hier sogar den Listenpreis angemessen. Auch wenn ich den nicht bezahlt habe. Legt man z.B. die Mark XVIII daneben, ist der Unterschied leider recht deutlich. Zumindest in meiner Wahrnehmung. Die Holzbox ist ebenfalls sehr hochwertig. Auch wenn die jetzt im Schrank verschwindet, rundet das den guten Eindruck ab. Eine angemessene und schöne Verpackung. Das matte Zifferblatt, die matte Lünette und die je nach Lichteinfall funkelnden Indexe sind ein toller Kontrast! Bei aller Sportlichkeit hat die Uhr dadurch auch etwas Edles.
Der Tragekomfort ist trotz Größe und Gewicht (188 g) sehr gut, was natürlich an dem erstklassigen Band liegt. Ich habe selten eine so schöne Mattierung gesehen. Warum auch immer, finde ich es bequemer wie das Band der Speedmaster. Die fehlende Feinverstellung kann man kritisieren, stört mich aber nicht. Mit zwei entnommenen Gliedern und einem halben eingesetzten Glied passt die Uhr perfekt und es ist noch etwas Luft für den Sommer. Man kann aber auch die Schließe der neuen SM 300 mit Feinverstellung nachrüsten. Die Option behalte ich mal im Hinterkopf, scheint aber nicht nötig zu sein. Die Gangwerte liegen bei + 1 s in 24 h. So kann´s bleiben. Auch die Entspiegelung ist sehr gut. Je nach Blickwinkel ist das Glas kaum wahrnehmbar. Ich wollte die Uhr eigentlich bis zum Geburtstag im August weg packen. Aber meine Frau meinte, dass ich mich bis dahin ja schon ein paar Monate mehr an der Uhr erfreuen könnte. Da kann man nicht widersprechen. Obwohl es mir etwas Sorge bereitet, dass ihr die Uhr so gut gefällt...
Technische Daten:
Omega Seamaster Planet Ocean 600 m Co Axial 42 mm
Ref. Nr. 232.30.42.21.01.001
Uhrenglas: Gewölbtes, kratzresistentes, beidseitig anti-reflektierendes Saphirglas
Gehäuse: Stahl
Zifferblatt: Schwarz
Wasserdichtigkeit: 60 Bar (600 Meter / 2000 Fuß)
Gehäusedurchmesser: 42 mm
Kaliber: Omega 8500, Automatik-Uhrwerk mit Co-Axial Hemmung. Freie Unruh-Spiralfeder, zwei hintereinander eingebaute Federhäuser, automatischer beidseitiger Aufzug. Brücken und Schwungmasse mit exklusiven Genfer-Streifen-Arabesken.
Gangreserve: 60 Stunden
Ein paar Fotos:
Diese ist auch immer wieder auf meinem Radar!
Aber ich wollte mal den (Um)weg zur Uhr aufzeigen. Außerdem hatte ich auf der Arbeit gerade Zeit. 
