(Zur Vorgeschichte mehr hier im Snoopy-Thread viewtopic.php?f=4&t=68524 )
Eigentlich bin ich seit Erscheinen immer mal wieder um die Uhr rumgeschlichen. Denn bis auf die Day-Date in Gold und die Black Bay Bronze sind alle meine Uhren: Stahl mit schwarzem Zifferblatt. Eine nicht zu teure Sommeruhr sollte also her. Die Ex II auf weiss umrüsten war eine Möglichkeit, an die ich mich aber irgendwie nie herangetraut habe. Eine bunte Vintage die andere. Da hab ich aber das Problem, dass sie für mich nicht voll alltagstauglich sind. Sprich, auch mal ins Meer oder in die Aare. Mir täte jeder neue Kratzer einfach zu sehr weh.
2013 brachte dann Tudor, gerade (für meine Begriffe) von den Scheintoten auferstanden, die Heritage Chronos heraus. Gerade die blaue hat mich online erstmal umgehauen, live aber dann irgendwie nie so weit gepackt dass ich bereit gewesen wäre >4000,- CHF für ein gepimptes ETA-Kaliber zu bezahlen. Da gab's andere Uhren die wichtiger waren.
Vor drei Wochen in Davos ist sie mir wieder untergekommen. Der dortige Rolex-Konzessionär hat das Sortiment bereinigt und sie sollte raus. 20% Rabatt. Da hab ich kurz gezuckt. Aber nein, eine Uhr kaufen ohne vorher wochenlang zu überlegen? Nein, niemals.
Und letzte Woche dann beim Schaufensterbummel lag sie wieder da. Diesmal beim hiesigen Rolex-Dealer. Meiner mässig interessierten Freundin gezeigt die erstaunlicherweise meinte "Ja, die ist ganz okay" (dazu am Ende mehr).
Und dann kam Snoopy. Bzw. nicht (s.o.). Und da man Feuer mit Feuer bekämpfen soll bin ich am nächsten Tag rüber zum Händler und hab sie mir eintüten lassen. Zumal der Preis sehr attraktiv war.
Und was soll ich sagen, sie macht Spass. Wie in vielen Reviews zu lesen ist es keine Uhr, die einen direkt begeistert. Sie hat vieles was nicht perfekt ist, aber sie will immer wieder an den Arm und ich glaube kaum eine meiner Uhren sieht je nach Licht so unterschiedlich aus. Gerade am Textil ist sie wirklich die perfekte Sommeruhr.
Und im Vergleich zu anderen Tudoren oder ihrem historischen Vorbild?
Drei Generationen Tudor sind jetzt in meiner Box. Die klassische Submariner, die auch dank ihrer Patina (Vintätsch fäded) ihren ganz eigenen Charme hat und mich auch nach Jahren immer noch begeistert. Glaube, alle zwei Wochen montiere ich ein neues Band dran und freu mich als hätte ich eine neue Uhr. Danke noch mal dafür Jörg!
Die Sub ist natürlich viel schlanker und ist quasi meine James Bond Uhr für arme
Die Black Bay Bronze ist in jeder Hinsicht ein ganz anderes Kaliber. Massiv, langsam oxidierend, deutlich dunkler als noch vor einem Jahr und auch in der Haptik für mich wertiger als die Heritage Chrono. Das liegt vielleicht am Material, aber sicher auch am Gefühl beim Aufziehen des Werkes, der satt rastenden Lünette und des Zifferblattes mit aufgesetzten Indizes. Man merkt schon, dass Tudor hier einen Schritt weiter getan hat.
Eigentlich kann ich mich in meinem Urteil den meisten Reviews nur anschliessen. Sowohl was die Stärken als auch die Schwächen angeht.
Auf der Haben-Seite:
- Wunderbar verarbeitetes Gehäuse
- Perfekt bedrucktes Zifferblatt, das grossartig mit dem mitgelieferten Textilband harmoniert
- Ein Metallband das Rolexbänder in vielen Belangen in den Schatten stellt (imho), dafür aber auch seinen Preis hat was das Gewicht am Arm betrifft (Uhr mit Band (184g und damit exakt 40g schwerer als eine Explorer II aus 2007)
- Die Farbkombi, die je nach Lichteinfall wieder ganz anders wirkt. Gerade weil das Zifferblatt im Grundton cremefarben und nicht weiss ist
- Die für mich praktischste Lünettengradierung mit 2. Zeitzone statt Tachymeter oder Tauchereinteilung die ich im Alltag eh nix brauche
- Zwar ein ETA-Werk aber mit einem Chronographen-Aufsatz Dubois-Depraz was ich so noch nicht in der Sammlung habe. Genau so wenig wie einen Chronographen mit 45 min-Totalisator auf 9 Uhr und der permanenten Sekunde auf 3 Uhr
- 150 m wasserdicht und damit absolut sommertauglich
- gutes Tragegefühl am Arm und das bei meinen Mädchenarmen
- schön integriertes Datum auf 6 Uhr
- Ganggenauigkeit. Aktuell an Arm und Uhrenbeweger über eine Woche weniger als 1 Sekunde im Vorlauf/Tag
- Zudem was Rolex nicht schafft: Ein perfekt ausgerichtetes Logo auf der verschraubten Krone...
- und das Grinsen das ich hab' wenn ich in der Sonne drauf schaue
Nicht wirklich negativ, aber Abstriche in der B-Note gibt's für
- Die Zeiger. Wie es sich für Rolex gehört sind sie alle mindestens 0.5 mm zu kurz. Alle grenzen perfekt an die Minuterie, aber für meinen Geschmack dürften sie gerne hineingreifen. Zumindest was die Chrono-Zeiger angeht
- Der 45 min-Totalisator. Vielleicht ein Altersding, aber auch durch die Farben bedingt, nicht gerade leicht abzulesen für mich. Zumindest braucht es etwas Gewöhnung um zu sehen ob es jetzt 3 oder 4 Minuten sind, die man gestoppt hat
- Und: Die Minuten des Chronographen springen nicht, wie z.B. bei meinen Speedmaster, was ich recht suboptimal finde. Aber auch daran gewöhnt man sich.
- Verschraubte Drücker. Der Sinn im (modernen) Chronographenbau hat sich mir noch nie erschlossen. Andererseits sieht's gut aus und wird dem historischen Vorbild gerecht. Praktisch ist es für einen Vielstopper wie mich jedoch nicht wirklich. Auf der anderen Seite: Es ist eine Mode- und keine Toolwatch....
- Die Drücker dürften gerne einen Tick grösser sein. Zudem ist der Andruck etwas schwammig für meine Begriffe. Auch hier wieder die Referenz: Speedmaster.
- Das Textilband der Black Bay Bronze fühlt sich deutlich wertiger an. Scheint reine stabile Baumwolle zu sein, das der Heritage jedoch Plastik. Und beide kosten im Ersatz je ca. 150,- Aber vielleicht wird's noch etwas anschmiegsamer.
Die Bauhöhe ist etwas ungewohnt für mich aber auch da wird sie wieder dem historischen Big Block Vorbild gerecht. Interessanter Nebeneffekt: Dadurch, dass das Zifferblatt gefühlt höher als das Gehäuse baut und und die Zeiger sich recht dicht über dem Zifferblatt befinden, entsteht zusammen mit dem flachen Saphirglas fast der Eindruck, dass sich die Zeiger direkt unter dem Glas befinden, wie man's z.B. von der Sinn Hydro kannte.
Was ich ebenfalls schade finde: Man hätte sich ruhig trauen können, die stärker geriffelte Lünette des Vorbilds zu übernehmen. So wirkt die Uhr doch etwas zahm im Vergleich. Und Plexi ist eh immer sexy...
Ganz schön viel negatives? Nicht wirklich. Die Uhr macht Spass und ich bin vielleicht etwas sehr kritisch, weil im Gegensatz zu anderen Erwerbungen weniger Emotion dahinter steckt, keine Geschichte vom Jagen und Suchen.
Eine bonbonbunte Sommeruhr. Nicht mehr, aber sicher auch nicht weniger
Ach ja, noch was zu der Frau und der Uhr
Vorgestern meinte ich so: "Guck mal, ich hab das Band gewechselt!"
Sie so: "Wo? An der hässlichen Uhr?"
Ich, irritiert: "Wie, welche hässliche Uhr?"
Frau: "Na, die neue."
Ich, mehr irritiert: "Wieso hässlich? Letzte Woche vor'm Schaufenster hast Du doch gesagt, die wäre ganz gut."
Frau, augenrollend: "Klar. Da hab ich ja auch nicht damit gerechnet, dass Du am nächsten Tag da reinstiefelst und das Ding kaufst."
Nächste Woche geht's nach Spanien. Ich nehm' nur eine Uhr mit. Ihr dürft gerne raten welche
P.S.: Sorry wegen der unbearbeiteten Bilder. Ich besitze weder eine Photoshop-Lizenz noch ein Poliertuch. Und die Sonne kam in der Mittagspause nur kurz raus. Musste also alles etwas schnell gehen
