Nun ja, als dann Monate später tatsächlich die Lieferung der Uhr angekündigt wurde, war ich fest der Meinung, sie nie bestellt zu haben. Nach für mich durchaus peinlichen Dementis an Hanhart und der nachfolgenden Durchsicht meines Mailverkehrs war aber das Gegenteil klar und so erhielt ich nach Zahlung von gut 2.700 Euronen das Paket mit einer durchaus gut gemachten Uhr:

Ich hatte mich für die Version mit dem sandgestrahlten Gehäuse entschieden. Das war mal vor gut zehn Jahren modern, taucht heute aber kaum noch auf. Da ich schon einige schwarze Uhren habe, war das DLC-Gehäuse nicht mein Ding, und die polierte Version noch weniger.


Den schmalen Fuß kann man der "Primus" nicht nachsagen: Bei 44mm Durchmesser bringt es das Gehäuse auf mehr als 15mm Bauhöhe, durch die bewegliche Ausführung der Anstöße passt sich das Gehäuse aber gut an den Armumfang an. Typisch für Hanhart ist der rot eloxierte Rückstellknopf des Chronos.

Aufgrund des Bicompax-Layouts dachte ich zuerst an ein Valjoux 7753 und suchte den dazugehörigen Korrekturdrücker für das Datum. Kein Drücker. Sollte Hanhart etwa den Breitling-Wahnsinn einer Uhr ganz ohne Datumsschnellkorrektur kopiert haben?
Die Nachfrage bei Hanhart gab Entwarnung: Beim WErk handelt es sich um ein modifiziertes Sellita SW500, dem 7750-Klon also, bei welchem die Stoppminute von der 12 auf die 3 verlegt wurde, und zwar unter Beibehaltung der Datumskorrektur über die Krone. Das ist nett. Das Finish des Werkes übrigens auch, da ist (fast) alles sauber ausgeführt, lediglich bei der Chronohebelei gibt es die eine oder andere überambitionierte Schmierfettgabe und winzige Kratzerchen in der Trommelpolitur der Teile. Aber das haben - leider - auch schon sehr viel teurere Uhren aufzuweisen. Die Drücker sind übrigens äußerst weich und angenehm zu betätigen, kein Vergleich mit der rauen Knackigkeit des 7750. Auch die Chronosekunde stottert kaum.



Der versilberte Adler auf dem Wappen ist schön gearbeitet und auf das Wappen appliziert, also kein Vergleich mit dem sonst üblichen, schnöden Druck.

Wenn mir etwas negativ auffällt, dann ist es der Etikettenschwindel mit der fixierten Lunette, wo Rändelung und rote Markierung eigentlich einen für Pilotenuhren klassischen Drehreif suggerieren. Hier verkommt die rot eloxierte Markierung zu einem nicht funktionalen Designelement, das ist eines Traditionsherstellers wie Hanhart unwürdig; zumal andere Modelle der Marke durchaus einen solchen funktionalen Drehreif aufwarten.
Zum Gang kann ich noch nichts sagen, ich habe die Uhr noch nicht getragen. Das mitgelieferte Textilband ist etwas kurz, also habe ich ein anderes in L nachbestellt. Die Verarbeitung ist übrigens top, leider kann die mitgelieferte, ebenfalls sandgestrahlte Faltschließe ausschließlich mit diesen Bändern verwendet werden. Anstoßbreite ist übrigens 24mm.
https://www.youtube.com/watch?v=l-4kFc62t7A
Nett sah es ja aus, als wir noch die Drachen steigen lassen konnten ...
Marcus