Ich habe die Uhr jetzt seit zehn Tagen, Zeit für ein kleines Fazit.
Was mir als erstes aufgefallen ist, waren Design und Ausführung desselben, weniger technische Aspekte. Deswegen werde ich die auch hintanstellen.
Die Zenith Defy Classic 41 - contradictio in eo ipso oder nicht - schließt die neu aufgelegte Defy-Reihe nach unten hin ab, sowohl bei der Komplikation als auch preislich. Es gibt sie in sechs Varianten, nämlich wahlweise skelettiertes oder geschlossenes Blatt mit den Bandvarianten Leder, Kautschuk oder Titan. Da meiner Meinung nach die Variante blaues Blatt mit Titanband am schlüssigsten ist und nicht so laut, habe ich diese bestellt. Der Listenpreis liegt bei 6.500 €, online knappe 2.000 € darunter.
Was als erstes auffällt, ist, wie leicht die Uhr ist. Sie bringt gerade mal 106 g auf die Küchenwaage. Als nächstes fällt die Verarbeitung ins Auge. Das sehr stringente Design ist hochwertig umgesetzt. Die Uhr hat eigentlich nur plane Flächen, abwechselnd strichmattiert oder poliert. Selbst die Lünette ist nicht gerundet, sondern hat seitlich zwei polierte Flächen, einen Konus und einen Zylinder, und oben eine strichmattierte Kreisscheibe.
Dies lässt wenig Raum für Schlamperei, plane Flächen sind da viel unbarmherziger als gewölbte. Mitunter ergeben sich durch die strikte Abfolge von strichmattiert/poliert gewisse Unstimmigkeiten, so z.B. an den Bandanstößen - das sieht man auf den beiden letzten Bildern ganz gut - aber es ist eben ein Fall von Kannste nix machen.
Die Bandglieder sind ebenfalls plan und strichmattiert, mit polierten Fasen. Dadurch, und durch die geringen Spaltmasse, ist das Band etwas steif, was z.B. eine Ablage der Uhr auf der Seite erforderlich macht
Die verdeckte Doppel-Faltschliesse mit Doppeldrücker ist aus Edelstahl. Die Bandglieder dort sind mit dem fünf-zackigen Stern und „Zenith“ gelasert. Je fünf Bandglieder auf beiden Seiten der Schliesse sind zur Längeneinstellung verschraubt, eine Fein- oder Schnellverstellung sind nicht vorhanden.
Ich habe mich, wie schon gesagt, für die Variante mit Zifferblatt entschieden, da sie imho einfach dezenter ist. Das Openworked Dial ist aber auch vergleichsweise „harmlos“, dennoch aber nicht so meins.
Das Zifferblatt ist blau, mit einem sehr feinen und schönen Sonnenschliff. Wie das mit solchen Zifferblättern so ist, changiert die Farbe je nach Lichteinfall. Die Palette geht von einem stumpfen „gun-metal“ Graublau über leuchtendes Kornblumenblau bis hin tiefem Blauschwarz. Das, zusammen mit den sorgfältig facettierten und polierten Zeigern und Indices, sorgt für viel Abwechslung beim Hingucken. Das Datumsfenster bei drei Uhr ist sorgfältig gearbeitet, mit einem sauber gedruckten weißen Rand. Allerdings hat Zenith hier etwas geschummelt, das Datum sitzt nicht 100 % mittig, sondern etwas zum Zentrum verschoben. Nun ja, das Elite ist halt ein kleines Werk.
Eine kleine Besonderheit haben die Indices, sie sind nämlich am Rehaut befestigt und nicht auf dem Blatt selbst und schweben ein paar Zehntel darüber. Sehr hübsch.
Dankenswerterweise hat Zenith auf ausführliche ZB-Beschriftung verzichtet, lediglich der Schrftzug „ZENITH“ und das „SWISS MADE“ sind sauber aufgedruckt, über dem Markennamen ist noch der Stern appliziert. Zwischen den aufgedruckten Minutenstrichen sind je drei Teilstriche, wie es sich für ein Werk mit 4 Hz gehört.
Der Tragekomfort ist dank der sorgfältigen Verarbeitung, des geringen Gewichts und der moderaten Maße sehr gut. Das ausgewogene und durchdachte Design macht die Zenith Defy sehr vielseitig einsetzbar, von formal bis casual. Ok, für die Oper vielleicht nicht, es ist eher eine Sportuhr. Die Wasserdichtigkeit ist mit angegebenen 100 m ausreichend für die meisten Fälle. Der Spagat zwischen sportlich und elegant wird, wie ich finde, sehr gut gemeistert. Die Uhr zielt ganz klar in den Bereich der ikonischen AP RO, PP Nautilus oder VC Overseas, bleibt aber sowohl in der Ausführung (vermutet) als auch im Preis (deutlich) darunter.
Nach all dem Lob muss ich aber auch auf die Schattenseiten eingehen, und leider betrifft das einen Kernbereich einer solchen Uhr, die Gangleistungen. Sie geht im Moment fast zehn Sekunden am Tag nach und auch die Konstanz ist nicht optimal. Das ist jetzt nicht schön, aber auch keine Katastrophe und sicher kein Grund, sofortige Abhilfe zu verlangen. Wenn es so bleibt, werde ich damit leben und bei einer allfälligen Revision Abhilfe schaffen lassen. Eine Konsequenz der Bestellung im Internet...
Wo wir nun bei der Technik sind noch dies. Das Datum schaltet sauber um kurz vor zwölf. Eine nützliche Besonderheit des Elite 670 ist, dass die Schnellverstellung vor- und rückwärts funktioniert. Ein leises klingeln des Automatikaufzugs gehört beim Elite 670 dazu, auch beim Handaufzug. Zur Gangreserve kann ich noch nichts sagen.
Zum Schluss noch ein Bild speziell für den Style-Gott des WTF, allerdings ohne Adiletten
Danke für's Lesen und ein Frohes Weihnachtsfest.