watchhans18 hat geschrieben: ↑27 Jun 2021, 14:17
Dann betreiben viele "Marketinggeschwurbel" und nicht nur Titoni.
Das ist korrekt und alles andere als neu.
Aber wenn ich eine Druckfestigkeit bis 600 m garantiere, gehört logischerweise ein Heliumventil dazu. Obwohl so tief wohl kein Amateur-Sporttaucher kommt.
In 600 Meter Wassertiefe herrscht ein Druck von 60 bar (1 bar Luftdruck, 59 bar Wasserdruck). Der Tiefenweltrekord im Gerätetauchen ohne Panzertauchanzug liegt bei knapp über 330 Meter und wurde von einem ägyptischen Marinetaucher aufgestellt. Dabei wurde auch mit hochgradig mit Helium angereichten Atemgasen getaucht. Nach solchen Tauchgängen ("Sättigungstauchen") muss der Taucher in eine Dekompressionskammer und dann, aber auch nur dann, kommt bei der klassischen Taucheruhr das Heliumventil zu technischer Relevanz.
Also: Die Frage "Heliumventil oder nicht" ist für die Praxis des Sporttauchens absolut irrelevant und dient eher dazu, die Kompetenz des Herstellers zu unterstreichen. Oder den Eindruck solcher zu erwecken.
Wenn ich Familie Schluep gebeten hätte, mir statt der blau/roten Lünette doch bitte die schwarz/weiße einzubauen, wären sie diesem Wunsch sehr wahrscheinlich nachgekommen. Dann hätte zwar die Lieferung länger gedauert, aber ich hätte meine Wunschuhr.
Das hat niemand in Frage gestellt oder bestritten. Was nichts daran ändert, dass es absolut unsinnig ist, ein sicherheitsrelevantes Feature bei einer Taucheruhr in rot einzufärben. An dieser Stelle zeigt der Hersteller einfach, dass ihm Optik wichtiger ist als Funktionalität. Was auch völlig in Ordnung ist, das Heliumventil allerdings völlig ad absurdum führt.
Ich habe mir die "Taucheruhr" gekauft, weil ich eine absolut wasserdichte Uhr haben wollte, mit der ich ohne Sorgen im Meer schwimmen kann.
Das könnte ich mit einer normalen, bis zu 100m dichten Uhr wohl auch machen können.
Eine Uhr ist entweder dicht oder nicht dicht. Ob ich sie "Taucheruhr", "Sportuhr" oder sonstwie nenne, ist völlig unerheblich und im schlimmsten Fall Marketinggeschwurbel: Eine Taucheruhr wird nach ISO 6425 aka DIN 8306 definiert und geprüft.
1. Wasserdichtigkeit
Die Uhr muss mindestens einen Druck von 20 bar (was einer Tiefe von 200 m entspricht) standhalten, ohne dabei undicht zu werden. (
Anmerkung des Verfassers: In einer Tiefe von 200 m herrschen 21 bar Druck, da der Oberflächendruck der Erdatmosphäre mit 1 bar dazugerechnet werden muss).
2. Zeitspannenvorgabe
Es muss die Möglichkeit zur Vorwahl einer Zeitspanne in Form eines Timers oder einer Lünette gegeben sein.
3. Minutenmarkierungen
Auf einer einseitig drehbaren Lünette gibt es alle 5 Minuten mindestens eine Strichmarkierung und eine Vorwahlmarkierung die auf dem Zifferblatt deutlich voneinander unterscheidbar sind.
4. Lesbarkeit
In völliger Dunkelheit und einem Abstand von 25 cm muss eine ausreichende Sichtbarkeit für Drehring (Lünette), Zeiger und Skalen gewährleistet sein. (
Anmerkung des Verfassers: Daher ist eine rot eingefärbte Lünettenskalierung wie bei Titoni ausgemachter Blödsinn, gerade im kritischen Bereich zwischen 0 und 10 Metern Tauchtiefe.)
5. Lauffähigkeit
Das Vorhandensein einer Anzeige, sodass erkennbar wird, dass die Uhr in völliger Dunkelheit läuft. Dies wird meistens durch einen laufenden und leuchtenden Sekundenzeiger umgesetzt.
6. Magnetischer Widerstand
Dies wird durch 3 Expositionen bei einem Gleichstrommagnetfeld von 4.800 Ampere/Meter getestet. Die Uhr muss ihre Genauigkeit trotz des Magnetfeldes vor dem Test auf ± 30 Sekunden/Tag genau halten können.
7. Stoßfestigkeit
Dies wird durch zwei Stöße an der Taucheruhr getestet. Der erste Stoß erfolgt auf der 9-Uhr-Seite, der andere Stoß auf die Glasseite. Der Stoß wird normalerweise durch einen harten, als Pendel montierten, Plastikhammer ausgelöst. Die aufgebrachte Stoßenergiemenge durch den 3 kg Hammers mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 4,43 m/s darf eine erlaubte Änderung von maximal ± 60 Sekunden/Tag bei der Uhr verursachen.
8. Chemische Resistenz
Dies wird durch das Eintauchen in eine 30 g / l NaCl-Lösung für 24 Stunden getestet. Um die Rostbeständigkeit zu testen hat die Testwasserlösung einen mit normalem Meerwasser vergleichbaren Salzgehalt. Die Taucheruhr darf nach dieser Zeit keine sichtbaren Veränderungen aufweisen.
9. Armband Solidität
Um die Festigkeit des Armbandes zu testen wird eine Zugkraft von 200 N (ca. 20 kg) auf beide Befestigungspunkte in entgegengesetzten Richtungen ausgeübt. Die Uhr darf dabei an den Befestigungspunkten nicht beschädigt werden.
10. Sonderprüfung
Bei batteriebetriebenen Taucheruhren mit digitaler Anzeige muss eine End-of-Life (EOL) Anzeige vorhanden sein.
11. Ganggenauigkeit (nur DIN 8306)
Die mittlere Gangabweichung darf maximal zwischen -4 und +6 Sekunden/Tag liegen.