Lange hab' ich über das Design der neuen Mark XVI nachgedacht, schließlich betrachte ich die Anschaffung einer Fliegeruhr noch als ein kommendes Projekt. Die alte Mark XV hatte ich mal testweise am Arm, ohne dass sie mich zu Begeisterungsstürmen hingerissen hat. Die XVI wird das definitiv nicht ändern, das Zifferblatt ist IMHO (ungeachtet aller historischen Betrachtungen, die mich weniger interessieren) häßlicher geworden.
IWC ist als Firma abgesehen von der klassischen Dreizeiger-Fliegeruhr nicht in meinem Fokus, weil die interessanten Uhren der Firma (Portugieser, Ingenieur) samt und sonders zu groß für mein Handgelenk sind. Nichtsdestoweniger habe ich natürlich den Thread mit Freude gelesen, folgende Statements möchte ich noch gerne kommentieren, die zitierten werden sich sicher wiedererkennen, daher verzichte ich mal auf ein spezifisches Quoting:
Auf der anderen Seite: Wenn ich mir überlege - was
konnte man an der Mark XV am Design noch verbessern??
Die war sowas von ausgereift, jeder der noch was daran
ändern wollte, würde sie zerstören.
Mais au contraire, es gab sehr wohl etwas, was zu verbessern war: Aus meiner Sicht gehört unter ein schwarzes Zifferblatt keine weiße Datumsscheibe. Sie war in der Mark XV gar nicht mal schlecht integriert, aber dennoch ein Fremdkörper. Genaugenommen kann man sich auch auf den Standpunkt stellen, dass ein Datum auf einer Fliegeruhr eh' nichts zu suchen hat, das würde auch das Zifferblatt ruhiger machen.
Wenn ich mir die ganze Situation von IWC
mal vorlege, die Modellpolitik und die
Entwicklung in den letzten Jahren, steckt
IWC meiner Meinung nach in einer Identitätskrise.
Das glaube ich nicht. IWC hat in der Vergangenheit sehr stark den Uhrensammler- und -kennermarkt bearbeitet und sich damit eine Nische mit einer Produktionsmenge von ca. 40.000 Uhren/Jahr (man korrigiere mich, falls ich falsch informiert bin) erarbeitet. Die derzeitige Nachfrage nach mechanischen Uhren geht aber nicht von einer neuen Uhrenliebhabergeneration aus (wobei ich deren Existenz nicht ausschließe, sie ist nur naturgemäß zahlenmäßig recht schwach ausgeprägt), sondern von einer allgemeinen, global starken Luxusgüternachfrage. Diese Leute sehen mechanische Uhren überwiegend als bloßen Schmuck und interessieren sich nur bedingt für die Hintergründe und Innereien. Die Hochpreisigkeit muss sich aber in der Optik wiederspiegeln (Wiedererkennbarkeit, der Trend zur Größe, Modelastigkeit). IWC tut in meinen Augen nichts Anderes als sich diesen Marktgegebenheiten anzupassen und produziert Uhren für die genannte Zielgruppe, eigentlich Luxusspielzeuge für verwöhnte Spitzenverdiener. Das ist eine Neuausrichtung, vielleicht in eine weniger sympathische Richtung, aber sicher keine Identitätskrise.
Die neuen Uhren haben schlicht und ergreifend keine neueren inneren Werte. Es ist alles so geblieben. Keine technischen Neuerungen!
IMHO liegt die größte Kompetenz von IWC in der hochqualitativen Gehäuse-, Zifferblatt- und Armbandherstellung und nicht so sehr bei den Werken. Man bemüht sich zwar dort auch im hochpreisigen Bereich, aber wohl mehr, weil das ab einer gewissen Preisklasse der Markt verlangt, als aus eigenem Antrieb. Technische Neuerungen wären also sympathisch und für uns interessant, würden aber nicht notwendigerweise zu mehr Gewinn führen, sondern vielleicht (durch höhere Kosten und dadurch stark steigende Preise) zu weniger. Aus Sicht des Unternehmens kann man die bisherige Politik in Anbetracht der Zielgruppenausrichtung also ruhig so fortführen, man hat ein anderes Markenimage als z.B. JLC als eher technisch geprägte Manufaktur.
Was ich damit sagen will: Meckern hilft nichts, man muss sich halt die Firma zum Uhrenkauf aussuchen, in deren Zielgruppe man am besten hineinpasst. Dann klappt's auch mit den Anforderungen resp. deren Erfüllung durch den Hersteller.
Holger