Die meisten neueren Mercator sind meines Wissens aber eigentlich kein "richtiges" Cloisonné-Email, sondern Emailmalerei. Cloisonné ist nur die Umrandung der Felder für die Stunden- und Minutenanzeige. Die ersten Mercators waren in der Tat Cloisonné gemischt mit Malerei, die Konturen der Drähte waren gut aufgelöst, die Drähte aber recht lang. Dadurch, dass Ländergrenzen nachgezogen wurden, waren die Zellen groß und es gab keine "Kreuzungen". In Sachen Emailmalerei gebe ich Deiner Qualitätsbeurteilung absolut recht: Das, was auf den Zifferblättern zu astronomischen Preisen heute angeboten wird, kann auch nicht im entferntesten mit dem verglichen werden, aus aus dem 17.-19. Jahrhundert stammt. Damals war die Miniaturmalerei absolut en vogue, und sogar durchschnittliche Emailmaler waren weit besser als die besten Meister ihrer Zunft heute.Hauke Heffels hat geschrieben: Ob das Email so klasse ist muß man live beurteilen. Die Mecator von VC sieht auch nett auf den pic´s aus. Live kommen diese Arbeiten an alte ZB nicht heran...überall Löcher, Lunker matte Stellen etc. Ok für den Normalkunden der keine Vergleich kennt ist das suuuuuper ....
Bie Cloisonné verhält es sich aber ein wenig anders. Da kommt es auf die Exaktheit an, mit welcher der Golddraht den skizzierten Konturen folgt. Früher, vor dem Aufkommen der Armbanduhren, wurde Cloisonné nur selten auf Taschenuhrengehäusen verwendet, wohl weil es schwierig ist, einen flachgepressten Golddraht hochkant auf einer konkave Oberfläche zu kleben. Außerdem könnte der Zellschmelz empfindlicher gegen Stöße oder auf Abrieb sein. Cloisonné-Zifferblätter kenne ich aus frühen Zeiten überhaupt keine. Meistens findet man diese Art von Emailarbeit auf den Gehäusen von Reise- und Kaminuhren. Da hatte man auch genug Platz, und demgemäß war die Drahtarbeit großräumiger und insgesamt gröber.
Auf den Zifferblättern von Armbanduhren findet sich Cloisonné wohl erst in der Zwischenkriegszeit hin und wieder, aber sehr grob. In den 50ern gab es zahlreiche Pateks mit Cloisonné, aber auch hier nur grobe Konturen. Patek hatte später mal eine Serie mit modern abstrahierten Motiven (Galeere, Galeone etc.), die hübsch, aber von der Technik her einfach waren. Die Drähte waren relativ lang und nur bescheiden gekrümmt oder geknickt - komplexe Formen warden nicht verwirklicht. Für mich die bislang schönste Cloisonnéarbeit bot Vacheron mit seiner Vogelserie nach Motiven von J.J. Audubon aus den Achtzigern. Die waren wirklich toll.
Bezüglich Oechslins Argbeit für UN bin ich mir nicht sicher, dass Du recht hast. Gerade das MIH wird geradezu eifersüchtig von der ganzen Branche beobachtet, und jede scheinbare Privilegierung bestimmter Marken sofort lautstark gemeldet. Das ist schon bei der Ausstellung von Uhren aus deer aktuellen Kollektion der Hersteller so. Es gibt aber eigentlich gar keinen Grund für Ochslin, aktuell für UN Sachen zu entwickeln, die Pipeline ist zu voll. Als ich ihn vor mehr als sechs Jahren, damals noch in Luzern besuchte, arbeitete er gerade an einem Prototyp einer Komplikation. Diese tauchte erst vor einem Jahr in den Patentschriften auf, und wird sicher erst in ein, zwei Jahren tatsächlich als Uhr auf den Markt kommen. Und da ist sicher noch einiges mehr vorhanden.
Liebe Grüße,
Marcus