Uhrmacherberuf

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jeannie
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Uhrmacherberuf

Beitrag von jeannie »

http://www.watchtools.ch Uhrenwerkzeug, direkt aus der Schweiz.
Kurti
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Kurti »

In Deutschland mag das Interesse auch da sein, nur im Handwerk bildet kaum noch einer aus, das duale Schulsystem ist auch nicht gerade hilfreich. Hier geht einfach mal altes Wissen kaputt. Und was aus Uhrmacherschulen wie der staatlichen in Glashütte rauskommt ist ein ganz ganz trauriges Kapitel!
Dazu kommt noch dass der Uhrmacher in Deutschland im Handwerk und vor allem der sächsischen Industrie total unterbezahlt ist!

Grüße Kurti
FritzJ
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von FritzJ »

Kurti hat geschrieben:Und was aus Uhrmacherschulen wie der staatlichen in Glashütte rauskommt ist ein ganz ganz trauriges Kapitel!
Grüße Kurti
Noch trauriger, was da teilweise rein will.
Diese Defizite lassen sich einfach später kaum noch ausbügeln, schreiben und rechnen lernt man nun mal viel früher.

Gruß Fritz
Gruß FritzJ
Philclock
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Philclock »

Nunja ich habe wärend meiner Lehrzeit in Glashüte ja einiges erlebt
aber ich will die Uhrmacherschule in Glashütte mal in Schutz nehmen.

Ich konnte an dieser Schule im Prinzip machen was ich wollte,die haben mir
im Bezug auf meine Uhrenbasteleien jeden Wunsch erfüllt und mich damit
ganz toll geförert.

Ohne die Uhrmacherschule würde ich heute nicht meine Uhr mit der selbstgemachten
Dreiviertelplatine in der Hand halten und und und.

Die Ausstattung an der Schule war noch sehr nostalgisch und man brachte uns bei auch mit
alten Maschinen noch was brauchbares auf den Tisch packen zu können.

An anderen Schulen bekommt man ja keine realistischen Bedingungen geboten,bei welchem Juwelier
sieht es denn wie in Furtwangen aus?
Da steht nunmal nicht die fette Schaublin für 30000 Euro!

An der Schule wurde uns damals folgendes gesagt,wer ein guter Uhrmacher werden will,der muss auch
entsprechend aufpassen.......

Und da kam es auch oft vor,das Kollege xy dessen Urgroßeltern schon Uhrmacher waren die Ausbildung
hinterher geworfen bekamen und dann sich nicht die Bohne für die Uhrmacherei interessiert haben.....
Und so Jemand wurde einfach denn durchgeschleift.
Aber wer wollte der konnte immer gut was dazu lernen.

Inzwischen verstärkt dort ein Uhrmachermeister aus Leipzig/Delitsch das Team dort.
Auf ihn halte ich sehr große Stücke,er wird die Uhrmacherschule wieder fit machen.

Das Schüler heute nicht mehr mit dem Wissen von der Schule kommen konnte ich am eigenen Leib
erfahren,ich hab große Probleme mit Mathe und das viel mir immer wieder vor die Füße.

Nun wurde mir da ein wenig geholfen.

Mit etwas Nachhilfe ist das aber zu packen.

Das große Problem überall ist doch das Gleiche,es hat doch heute keiner mehr ein Interesse für irgend was!
Ohne Interesse und Wissensdurst,wird nie was aus einem.
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Hauke Heffels
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Hauke Heffels »

Kurti hat geschrieben:In Deutschland mag das Interesse auch da sein, nur im Handwerk bildet kaum noch einer aus, das duale Schulsystem ist auch nicht gerade hilfreich. Hier geht einfach mal altes Wissen kaputt. Und was aus Uhrmacherschulen wie der staatlichen in Glashütte rauskommt ist ein ganz ganz trauriges Kapitel!
Dazu kommt noch dass der Uhrmacher in Deutschland im Handwerk und vor allem der sächsischen Industrie total unterbezahlt ist!

Grüße Kurti

Nun diese Entwicklung in der Schweiz wird ja auch dort zum Problem. Neben der Tatsache das die Ausbildung eigentlich in der CH fast immer nur auf der Schule erfolgt, rüstet die Industrie ja seit Jahren mit eigenen Ausbildungsstätten wie dem geplanten Richmond Center oder WOSTEP nach. Das geht auch dort nur weil die Industrie diese Ausbildungsstätten bezahlt.

Glashütte man bildet auch da vorwiegend für die eignen Produktionsstätten aus. Diejenigen die eben nicht unter kommen bleiben dann im freien Markt. Die Schule / Ausbildung dort ist ein nettes Argumentations- Tool um weiter Fördermittel und ähnliche Subventionen für die Industrie und Region zu generieren. Wer sich also über die niedrigen Löhne dort ärgert, in Westdeutschland gibt es diese Produktionsstandorte ebenso wenig wie die daraus entstehenden Fördermöglichkeiten, und Uhrmacher bekommen auch hier einen sehr niedrigen Lohn gemessen an den SAV Preisen der Nobelmarken und den recht moderat gestiegenen Endproduktpresisen in den letzten Jahren :oops:

Wenn ich dann betrachte was die Kollegen in den Fabriken in neusten klimatisierten Werkstätten bei feinster Werkzeugausstattung im Gegensatz zu mancher Juwelieraustattung hier am Ende des Monats überwiesen bekommen dann ist das doch recht komfortabel ....es kommt halt immer auf den Blickwinkel an.

Hauke Heffels
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Kurti
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Kurti »

In Glashütte werden selbst für die dortige Nachfrage viel zu wenige ausgebildet, die Firmen räubern schon untereinander.
Aber ehrlich, diese Gehälter, das geht nicht. Aber nicht nur dort, sondern im Beruf gesamt. So langsam ändert sich das aber am freien Markt, ein universeller Uhrmacher ist fast nicht mehr zu bekommen!
Und wenn ich lese was der Phil oben schreibt, da wird mir ganz ganz bange! Mir schwahnt da ganz schlimmes.
Was ich bisher an Erfahrungen mit dieser Schule sammeln durfte war ehr als Katastrophe der Sonderklasse einzustufen! Können natürlich auch Einzelschicksale sein. Ich hoffe es. Und ne Schaublin sagt gar nix über die Ausbildung aus! Ich bin glücklichst mit meiner Lorch, für diese Basteleien habe ich gar keine Zeit, ich wäre froh wenn ich meine Kunden alle schnell glücklich machen könnte!
Ansonsten Hauke hat vollkommen Recht!

Grüeß Kurti
Philclock
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Philclock »

Na Kurti dann können wir uns ja Lorchbrüder nennen. :mrgreen:

Ja mal anders herum gefragt.
Sollte die Lehre in Deutschlang auch 4 Jahre dauern?
Was meint ihr?
Kurti
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Kurti »

Ich denke nein.
Ich hatte einen hervorragende handwerkliche Lehre, dazu das duale Schulsystem in Guben, naja......
Aber bei mir haben die drei Jahre gereicht. Allerdings ist da Hobby, Passion und Beruf zusammengekommen.

Grüße Kurti
Matthias Liebe
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Matthias Liebe »

Könntet ihr Lurchbrüder ;-))) mal ein paar Zahlen bezüglich der Einkommen in Industrie und Handwerk nennen, damit man das mal einordnen kann?

Merci,

Matthias
SDE
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von SDE »

...... und für Nichtuhrmacher; was ist eine Schaublin oder eine Lurch?

Gruß, SDE
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Ralf
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Ralf »

Schäublin und Lurch sind/waren Hersteller von Drehbänken und Zubehör dafür.
Man liest sich!

Ralf
Philclock
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Philclock »

Matthias Liebe hat geschrieben:Könntet ihr Lurchbrüder ;-))) mal ein paar Zahlen bezüglich der Einkommen in Industrie und Handwerk nennen, damit man das mal einordnen kann?

Merci,

Matthias
Naja das geht so bei 1500 Euro brutto los,
ich hab ziemlich die Nase voll davon als Uhrmacher in der Medizintechnik verdient man einiges mehr.

Wenn ich daran denke,dass alleine die Wohnung schon 500 Euro im Monat kostet wird mir jedes mal Schlecht.

In Glashütte sind die Löhne aber auch nicht so üppig, da geht es so bei 1600 Euro Brutto los,viele haben so um die 1800 Euro
Brutto als Lohn,wer irgend was kann was sonst keiner macht,kann man in Glashütte aber auch schon 4000 Euro bekommen
aber sowas ist dann eher selten.

Ich liebe diesen Beruf und werde so schnell nicht damit aufgeben,hoffentlich wird es besser.

Aber ich bin ja mal gespannt was andere so dazu schreiben. :D
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Hauke Heffels
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Hauke Heffels »

Diese Zahlen sind nun 3 Jahre alt aber die Mindestlöhne die der Zentralverband empfiehlt selbst wenn man da pauschal 400 drauf packt kann der eine oder andere sich gut vorstellen warum sich die Leidenschaft die in manchem Hochglanzprospekt der Marken nicht mit der ihrer Angestellten deckt. :?

Geselle 1. bis 6. Berufsjahr 1150,-Euro
Geselle 7. bis 10 Berufsjahr 1720,-Euro
Meister 1850,-Euro ( Wohl bemerkt der eine oder andere, zu denen ich auch zähle hat dafür knapp 30.000 DM aufgewendet um den Lappen zu
bekommen )

Nun ist die Meisterbefähigung heute aufgrund politisch motivierter Vorlagen weg gefallen was dazu führt das die meisten nur den Gesellenbrief erwerben und somit das Lohnnivaue mit dem die Firmen starten können noch einmal absenken... :?

In der CH kommt ein Uhrmacher der bei GP an den 3 Brücken Tourbillons arbeitet auf 7400 SFR, In der Restaurationsabteilung bei Parmegani geht man auch mit 9000 SFR nachhause und eine Uhrmacherin (das ist man in der CH nach 2 Jahren Berufsschulausbildung ) startet mit 2400-2800 SFR je nach Firma. Da macht die Kollegin dann aber auch nur Datumsmechanismen montieren oder Zeiger setzen. Je nach Motivation kann man aber da eben rasch aufsteigen. So wundert man sich dann über eine SAV Leiterin von XY die erst 27 Jahre ist.....

Alles in D nicht möglich. Wenn ich dann Politiker reden höre Handwerk habe goldenen Boden dann meinen die sicher nicht Uhrmacher oder man muss das Gold erst hinschmeissen um diese These zu untermaueren. Oder wie mein Schwiegervater immer sagt: Wie macht man Gold ? Man streicht Fußbodenritzen mit Goldlack und kkratzt das Gold heraus, man er hält Lackritz(en) und Gold ... Hinweis der Mann war Geschäftsführer der IHK und die haben naturgemäss eine gewisse Distanz zur HWK 8)
Hauke Heffels
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baghipapa
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von baghipapa »

Hi,

das ist absolut krass...

Was machen Uhrmacher dann nach Dienstschluss?
In welchem Laden verdienen sie dann Ihren Lebensunterhalt? Bei dem Gehalt kann man aufs Amt gehen, Wohngeld beantragen und aufstocken.
Also wieder ein Job mit Armut trotz Arbeit. Grausam!

Da brauchen wir uns nicht wundern, dass nicht an jeder Ecke ein Uhrmacher seinen Laden hat.
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Hauke Heffels
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Re: Uhrmacherberuf

Beitrag von Hauke Heffels »

Nun ich gehöre nicht zu den Leuten die hier ständig PR posten... eher das Gegenteil.
Aber der eine oder andere sollte bei der nächsten Reparaturabgabe beim Konzi einfach einmal überlegen ob das da richtig ist und wieviel der angestellte Kollege dort davon hat.... Ober ob es nicht besser wäre das eine oder andere Service Problem beim unabhängigen selbständig tätigen Uhrmacher lösen zu lassen, da kann man eine individuelle Lösung erhalten und kann damit einen Handwerker unterstützen der vielleicht auch mal cross over über den Tellerrand schaut und nicht nach Vorgaben der Konzerne arbeitet.

Es kann nicht jeder selbständig tätig sein, einigen fehlt der Mut vielleicht auch der familiäre Rückhalt das zu tun oder schlicht man hat keine Lust dazu... aber die meisten angestellten Kollegen haben nichts von enormen Service Preisen der Marken und ihrer Konzessionäre die gehen mit einem Hungerlohn nachhause. Wenn mir dann einer stolz erzählt "Ich bin bei XY..." dann frage ich immer ziemlich direkt was man sich von der scheinbaren Reputation beim Bäcker kaufen kann... nicht gegen gute Arbeitsplätze oder die Anstellung bei Marken.... aber es muss sich auszahlen und damit meine ich nicht nur in Zahlen.

Eine meiner Motivation selbständig tätig zu sein war auch das ich stets die Versprechen anderer einlösen musste und diese am Ende noch das Lob einstrichen und sich mit der Leistung andere brüsteten... da wurde gerne betont welche kompetente Mitarbeiter man hat, mehr Lohn bekam ich von dieser verlogenen Lobhudelei nicht und eine längst fällige Werkzeuginvestition wurde stets abgelehnt.... den Vertreten der Marken wurde aber etwas anderes erzählt da war man im "Gespräch mit der Werkstatt" oder man wolle dies und das machen... das ist ähnlich wie in der Gastrobranche das Trinkgeld bekommt die Serviererin mit dem Ausschnitt nicht der Koch :whistling:

Also vielleicht denkt der eine oder andere mal drüber nach wenn er beim nächsten Besuch beim Konzi mal keinen Fachmann sprechen kann, vielleicht hat der auch einfach bei dem Lohn heute mal keine Lust zu fachsimpeln und hört bei der Arbeit lieber Radio 8)

Hauke Heffels der gerne selbständig ist :wink:
Hauke Heffels
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