AP und Hublot für den schmalen Geldbeutel

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Thomas H. Ernst
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Re: AP und Hublot für den schmalen Geldbeutel

Beitrag von Thomas H. Ernst »

ForeverChanges hat geschrieben:Auf den Uhren von Davosa und Steinhart steht "Swiss made". Daher dachte, ich das wäre auch so ...
Swiss made bedeutet, mindestens im Moment noch, dass 50% der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen müssen. Das ist leicht: Du kaufst für $ 15,- ein Werk und für $ 20,- ein Gehäuse mit Glas in Shenzhen. Das lässt Du in der Schweiz kontrollieren und zusammenbauen dann hast Du die 50% weit überschritten und bist auf der sicheren Seite.

Solange "swiss made" nicht bedeutet, dass sämtliche Komponenten in der Schweiz entwickelt, gefertigt und zusammengesetzt sind, sagt der Begriff schlicht überhaupt nichts aus. Seriöse Hersteller tun dies natürlich, aber vorgeschrieben ist es nicht.
Wieso ist der "Nutzwert" bei einer Rolex höher als bei einer Steinhart? Was meinst Du damit überhaupt? Ausser Anschauen und Uhrzeit ablesen kann ich doch mit beiden nichts machen? Oder meinst Du die höhere Wasserdichtigkeit?
Anschauen und Uhrzeit ablesen kann ich auch auf dem Handy oder einer billigen Quarzwiebel, dafür muss ich kein grosses Geld ausgeben. Eine billige Gurke, deren Gehäuse nicht geschmiedet und gefräst sondern gegossen ist, wird halt niemals das Finish einer wirklich hochwertig gemachten Uhr erreichen. Grund ist einfach der enorme Zeitaufwand für die Oberflächenbehandlung, hierzu gibt es ein eigenes Berufsbild und es braucht viele Jahre Erfahrung und "seinen" Stahl zu "kennen" um sauber abgeglänzte Flächen messerscharf von Fasen und geschliffenen Partien abzugrenzen. Ein falscher Handgriff, und alles beginnt wieder von vorne. Müssig zu erwähnen dass eine präzise gefertigte Schale auch besser gegen sämtliche Umwelteinflüsse schützt.

Von Armbändern, Feineinstellungen, Passgenauigkeit, Gleichförmigkeit der Schliffe, Sauberkeit der Flächen usw. wollen wir gar nicht reden.

Nicht anders läuft es bei Zifferblättern und Zeigern. Eine Seiko, Certina oder was auch immer hat halt für das schmale Geld nicht die makellos geformten Teile wie eine teure Uhr, nimm sie in die Hand und lass einen Lichtreflex drüber gleiten, dann siehst Du die teilweise gewaltigen Unterschiede. Schon auf guten Fotos sieht man solcherlei Unterschiede, nimm nur mal die Bilder die um Weihnachten rum hier von einer Patek Philippe Nautilus gepostet wurden und vergleiche mit Produkten im dreistelligen Preis-Bereich.

Dramatisch wird es dann bei den Uhrwerken. Moderne Manufakturkaliber laufen viel stabiler und präziser, alleine schon durch den Einfluss neuer Erkenntnisse bei der Konstruktion wie auch durch die Verwendung von Hightech-Materialien. Bei einer Rolex oder Tudor kann ich mich Jahre lang darauf verlassen dass sie gut funktioniert, egal ob Sommer oder Winter, viel oder wenig getragen, voraussagbare Gangwerte erzielt und mir somit hilft meinen Tagesablauf perfekt zu timen. Ich muss nicht 2 min früher los um den Zug auch zu erwischen wenn die Möhre mal zickt, ich weiss immer wie spät es wirklich ist und kann mich einrichten.

Der letzte Punkt ist der Wiederverkaufswert. Grosse Unternehmen wie z.B. Rolex haben weltweit Servicezentren, jeder kennt und begehrt sie und wenn nach 20 Jahren ein Verkauf ansteht, bekommt man auch noch ordentlich Geld, in manchen Fällen mehr als man selbst bezahlt hat. Der Einsatz für eine Steinhart & Co. dürfte verloren sein, da gibt nach der langen Zeit niemand mehr was dafür.

All diese Punkte bedeuten für mich Nutzwert und das ist der einzige Grund warum ich überhaupt Geld für eine Uhr ausgebe.
Grüsse Thomas
Euer Board-Admin
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ForeverChanges
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Re: AP und Hublot für den schmalen Geldbeutel

Beitrag von ForeverChanges »

Thomas H. Ernst hat geschrieben:...
Danke.
Mir war nicht klar, dass der Qualitätsunterschied so groß ist. Ich hatte bisher weder eine Rolex noch eine Steinhart in der Hand, und den Qualitätsunterschied zwischen z.B. Mühle und Omega finde oder erkenne ich nicht.
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