"Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

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Richard Habring
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"Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von Richard Habring »

....und alles selber fertigen - was die Kosten enorm erhöht hat. Jetzt hat ein Umdenken eingesetzt: Viele Marken haben begriffen, das die Luft oberhalb von 10.000Fr. sehr dünn ist."

Zitiert aus der gestrigen Printausgabe der "NZZ". Ich dachte es haut mir den sprichwörtlichen "Nuggi" raus.
Sind wir jetzt wirklich schon so weit? Geht's noch?

Ist ja wie: Opfer eines Gewaltverbrechens wird von der Polizei abgeführt und vom Gericht verurteilt daran Schuld zu sein.
Schließlich sei es verantwortlich, dass das Verbrechen überhaupt erst geschehen ist.
Und weil das alles noch nicht reicht fallen dann auch noch die Medien darüber her.

postfaktisches Zeitalter, Fake News oder einfach nur Geschichtsfälschung :?:

Mir schaudert
Richard
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mhanke
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von mhanke »

Du kennst doch die klassische Börsenanalyse: Für alles, was passiert, gibt es eine ganz logische, einsichtige Erklärung. Und wenn morgen das genaue Gegenteil passiert, wird uns auch erklärt, warum es nur so und nicht anders passieren konnte.

Ich bin Historiker, das ist mein Job.

Marcus
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archimagirus
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von archimagirus »

tourbillon69 hat geschrieben: 27 Mär 2017, 11:58 ....und alles selber fertigen - was die Kosten enorm erhöht hat. Jetzt hat ein Umdenken eingesetzt: Viele Marken haben begriffen, das die Luft oberhalb von 10.000Fr. sehr dünn ist."

Ist mir zu kurz gesprungen.
Klar sind die Kosten gestiegen, gleichzeitig aber auch die Preise für die Uhren :wink:
Und auf einmal gibt es Kunden die ab einen 5stelligen Betrag auch wirklich was verlangen , weil dies vor 20 Jahren locker zum Einstieg in die Haute Horlogerie gereicht hat. Sapperelott!

Ich denke der Boom der letzten 2 Dekaden ist auch schon darauf zurück zu führen dass die Hersteller eben gerade auf 'Manufaktur' gesetzt haben.
Die Zuwächse wären mit simplen Eta Kaliber mit einigen technischen Änderungen nicht in diesem Masse möglich gewesen.

Und ich kann mich noch gut an die Anfänge in der Forenwelt erinnern als es bei jeder (gefühlt 2.) Diskussion darum ging 'ist ja nur ein Eta, warum kann man für diesen Preis kein eigenes Kaliber bauen'?

Dass sich einige bei Neuinvestitionen und gleichzeitigen 'Preisanpassungen' schlichtweg verkalkuliert haben ist kaufmännisches und Unternehmerisches Versagen.

Es gibt aber auch Beispiele wo Anbieter viel für's Geld (im Vergleich zu anderen) bieten und sogar Manufaktur
Spontan fallen mir da Frederic Constant,Tudor,Oris und Nomos ein

Andere 'Große' klatschen halt Sellita in Ihre 'Basis Linien' und verlangen einen Betrag dafür wo man bei den genannten das durchweg bessere Leistungspaket
bekommt.

Der Ansatz von K.Klaus bei IWC babe ich immer sehr sympathisch gefunden und habe viele weiterentwickelte Eta Kaliber selbst in meiner bescheidenen Sammlung gehabt. Aber die Leistung und der Vorteil für einen solchen Weg wurde für mein Empfinden immer zu leise und bescheiden beim Kunden erwähnt.
Das heutige 'story telling' gepaart mit der Preispolitik und die Erlebnisse (wie hier die Ingenieur von Gerhard S. oder die Hublot Fusion von MCG) hinterlassen bei mir eben solchen faden Beigeschmack wie die Erkenntnis dass die Luft ab 10000 € dünn wird.
Tickende Grüße, Jan!
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Clockwork
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von Clockwork »

Hmm.. ich hab das immer so verstanden das man nur deswegen zur Manufaktur aufsteigen wollte um dem Kunden tiefer in die Tasche greifen zu koennen.

Ich moechte bei der Gelegenheit mal an den Faden erinnern wo jemand (mit Insider-Wissen?) behaupted hat das die eigentlichen Produktionskosten fuer eine selbst sehr hochwertige Uhr gerade mal bei 5-10% des Verkaufspreises liegen.

Ich moechte mal Behaupten (und bin mir ziemlich sicher das ich damit Recht habe!) das die ganzen Marken-Boutiquen / Mono-Stores die innerhalb der letzten Jahre protzig in die teuersten City-Lagen geknallt wurden weit teurer sind und mehr Kosten verursachen als ein frueher zugekauftes Werk das jetzt in kleinerer Stuckzahl Inhouse hergestellt wird!

Mfg
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archimagirus
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von archimagirus »

Clockwork hat geschrieben: 29 Mär 2017, 09:04

Ich moechte bei der Gelegenheit mal an den Faden erinnern wo jemand (mit Insider-Wissen?) behaupted hat das die eigentlichen Produktionskosten fuer eine selbst sehr hochwertige Uhr gerade mal bei 5-10% des Verkaufspreises liegen.

Die Rechnung kann man so pauschal nicht machen. Ich denke dass ein Moser Kaliber den Hersteller insgesamt mehr kostet als Omega eins seiner Co Axial z.B. :wink:
Tickende Grüße, Jan!
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unnnamed
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von unnnamed »

Ganz bestimmt kostet ein Moser Werk die Firma in der Herstellung deutlich mehr
als ein Co-Axial Werk die Eta. Da sind allein schon was die Stückzahl und den Prozess
selbst betrifft Welten dazwischen. Kann man eigentlich gar nicht vergleichen.
Gruß Bernd
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MCG
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von MCG »

archimagirus hat geschrieben: 29 Mär 2017, 14:01
Clockwork hat geschrieben: 29 Mär 2017, 09:04

Ich moechte bei der Gelegenheit mal an den Faden erinnern wo jemand (mit Insider-Wissen?) behaupted hat das die eigentlichen Produktionskosten fuer eine selbst sehr hochwertige Uhr gerade mal bei 5-10% des Verkaufspreises liegen.

Die Rechnung kann man so pauschal nicht machen. Ich denke dass ein Moser Kaliber den Hersteller insgesamt mehr kostet als Omega eins seiner Co Axial z.B. :wink:
Schon, aber eine Moser kostet ja auch 3x mehr!
5% ist sicher zu tief gegriffen, aber 10% ist schon möglich. Wobei das dann die reinen Herstellungskosten sind. Diese Sichtweise greift definitiv zu kurz! Damit ist es ja noch nicht verkauft... :wink:
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von archimagirus »

MCG hat geschrieben: 29 Mär 2017, 21:13
Schon, aber eine Moser kostet ja auch 3x mehr!
Immer Äpfel mit Äpfeln vergleichen,gell :wink:
Ne Omega Constellation in 18kt gold kostet 17900 € , da sind wir ungefähr auf Augenhöhe mit einer Moser im gleichen Material , und beim Konzi dann auch mit den entsprechenden Punkten :wink:
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jeannie
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von jeannie »

ich seh nur noch "Manufaktur" 8)

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:angry:
http://www.watchtools.ch Uhrenwerkzeug, direkt aus der Schweiz.
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von MCG »

archimagirus hat geschrieben: 29 Mär 2017, 21:22
MCG hat geschrieben: 29 Mär 2017, 21:13
Schon, aber eine Moser kostet ja auch 3x mehr!
Immer Äpfel mit Äpfeln vergleichen,gell :wink:
Ne Omega Constellation in 18kt gold kostet 17900 € , da sind wir ungefähr auf Augenhöhe mit einer Moser im gleichen Material , und beim Konzi dann auch mit den entsprechenden Punkten :wink:
Stimmt, mit Gold hast Du recht. Trotzdem - der Herstellungsprozess der 3x günstigeren Stahlversion ist ja nicht wesentlich günstiger... :wink:
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Clockwork
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von Clockwork »

MCG hat geschrieben: 29 Mär 2017, 21:13
archimagirus hat geschrieben: 29 Mär 2017, 14:01
Clockwork hat geschrieben: 29 Mär 2017, 09:04

Ich moechte bei der Gelegenheit mal an den Faden erinnern wo jemand (mit Insider-Wissen?) behaupted hat das die eigentlichen Produktionskosten fuer eine selbst sehr hochwertige Uhr gerade mal bei 5-10% des Verkaufspreises liegen.

Die Rechnung kann man so pauschal nicht machen. Ich denke dass ein Moser Kaliber den Hersteller insgesamt mehr kostet als Omega eins seiner Co Axial z.B. :wink:
Schon, aber eine Moser kostet ja auch 3x mehr!
5% ist sicher zu tief gegriffen, aber 10% ist schon möglich. Wobei das dann die reinen Herstellungskosten sind. Diese Sichtweise greift definitiv zu kurz! Damit ist es ja noch nicht verkauft... :wink:

Leute, selbstverstaendlich greift die Regel nicht fuer jede Marke / jeden Hersteller! Aber als Hausnummer fuer die Grossen und Gaenigen ist sie sicher zu gebrauchen.
Meine Aussage das die meisten Kosten durchs aufgeblasene Marketing und viel zu teure Verkaufskanaele verursacht werden und nicht durch mehr Manufaktur ist sicher auch richtig.


Mfg
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von archimagirus »

Das "aufgeblasenste Marketing.." erlaubt sich Omega als Zeitmesser der Olympischen Spiele als zweiter dann Rolex mit dem Engagement im Golf/Tennis(Wimbledon) und F1.
Bei AP-VC-PP-GP-RD-RM-A.Lange & Söhne-Glashütte Original-Zenith- Blancpain-Nomos-Cartier-Piaget-Bulgari.....u.v.m. sehe ich kein 'aufgeblasenes Marketing' die Anzeigen in den bekannten Blättchen sind Peanuts und selbst wenn du auf die Partys von G.Kern anspielst sind diese immer noch im 1 stelligen Prozentbereich vom Gewinn

Auch die Boutiquen sind kein (un)Kostenfaktor sondern ein geschicktes tool um eine ehrliches feedback auf die 'starken' Produkte einer Marke direkt zu analysieren.

Auch das in der Boutique "..immer alles zum LP verkauft.." wird ist eine Mär.
Tickende Grüße, Jan!
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maxbill
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von maxbill »

Die Swatchgroup zahlt 25 Mio. jährlich für Omegas Präsenz bei Olympischen Spielen. Dafür hat man allerdings auch eine große Plattform. Ob das den Preis einer Uhr spürbar aufbläst, vermag ich nicht zu beurteilen (bzw. bin jetzt zu faul zum rechnen). Allerdings müssen auch noch Clooney & Co. bezahlt werden. :tongueout:

http://www.ispo.com/maerkte/id_78512804 ... ympia.html
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Clockwork
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von Clockwork »

archimagirus hat geschrieben: 30 Mär 2017, 07:39 Das "aufgeblasenste Marketing.." ... Bei AP-VC-PP-GP-RD-RM-A.Lange & Söhne-Glashütte Original-Zenith- Blancpain-Nomos-Cartier-Piaget-Bulgari.....u.v.m. sehe ich kein 'aufgeblasenes Marketing'

PP hat in Shanghai eine Boutique mit ca. 800qm in einer Lage wo man ca. 3000+ RMB / m2 / monat bezahlt, also ca. 330000 Euro Kaltmiete, bei BP reden wir bei der groessten von 3 Boutiquen von 600qm bei ca. dem gleichen Kurs, also ca. 1/4 Mio Euro.

Bei PP waeren das ca. 4 Mio im Jahr. Wie viele Uhren verkaufen die im Jahr? Dann rechne es mal um...


Mfg
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MCG
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Re: "Jede Marke wollte zur <Manufaktur> aufsteigen......

Beitrag von MCG »

Clockwork hat geschrieben: 30 Mär 2017, 10:32
archimagirus hat geschrieben: 30 Mär 2017, 07:39 Das "aufgeblasenste Marketing.." ... Bei AP-VC-PP-GP-RD-RM-A.Lange & Söhne-Glashütte Original-Zenith- Blancpain-Nomos-Cartier-Piaget-Bulgari.....u.v.m. sehe ich kein 'aufgeblasenes Marketing'

PP hat in Shanghai eine Boutique mit ca. 800qm in einer Lage wo man ca. 3000+ RMB / m2 / monat bezahlt, also ca. 330000 Euro Kaltmiete, bei BP reden wir bei der groessten von 3 Boutiquen von 600qm bei ca. dem gleichen Kurs, also ca. 1/4 Mio Euro.

Bei PP waeren das ca. 4 Mio im Jahr. Wie viele Uhren verkaufen die im Jahr? Dann rechne es mal um...

Mfg

Ob das stimmt?
Die sind alle nicht auf den Kopf gefallen, auch die Leute bei PP können rechnen... :wink:
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