Geschichte ist gerade im Luxusgüter-Bereich für die Markenbildung wichtig, weil man sie nicht kaufen kann - die ist da oder eben nicht.
Um Dein Beispiel zu nehmen: RB Leipzig ist nicht das Pendant zu Moser, sondern eher RM oder Hublot - d.h., die gehen ja offensiv damit um, dass sie neu sind, ohne jede Geschichte oder Wurzeln, und sich das erst selbst erarbeiten müssen. Über jahrzehntelange gute Performance (beim Produkt und Marketing).
Es gibt keine "Wiederbelebung" von Moser. Das Unternehmen von heute hat absolut nichts mit dem Unternehmen, der Marke oder den Produkten von damals zu tun. Null. Trotzem hat man versucht, in eine alte Identität zu schlüpfen, aus genau den Gründen und mit genau den Mitteln, die Meylan im Zitat ("paying ambassadors who have no links to watchmaking; these tactics are just artifice that serve as smoke and mirrors. It's all about who has the longest history") und im Video ("The Ancestor") kritisiert. Die gesamte Präsentation zielt darauf ab, einer völlig neuen Firma, mit einem völlig neuem Produkt, einen historischen Mantel umzuhängen - einzig und allein aus Marketing-Gründen. Nichts anderem.
Nur hat das eben nicht funktioniert, da die Leute nicht ganz doof sind und - anders als bei anderen "Wiederbelebungen" - kein tragfähiger Bezug da war. Deshalb wandelt der Laden am Rande der Insolvenz und hat seinen Investoren oder Konzessionären nicht wirklich Freude gemacht.
Wohlgemerkt: Ich finde die Produkte von Moser sehr interessant und hatte ja auch schon mal eine (was nicht viele sagen können, die die Firma in Foren loben) - aber das Marketing ist einfach schlecht. Wo stand denn z.B. Nomos 15 Jahre nach der Gründung? Oder Lange? Oder Blancpain unter Biver? Die Differenz lässt sich aus dem Marketing und insbesondere der Markenführung ableiten - die anderen waren hier immer konsistent und glaubwürdig, Moser versucht nun schon die dritte (?) Story.
Und wenn man dann als erwiesener Nicht-Leister in der Markenführung andere angeht, macht man sich lächerlich - man kann von Biver, Kern und Co halten, was man will (und Liebe ist das bei mir auch nicht ungeteilt), aber ihren Job haben sie sehr gut gemacht. Da sollte ein Meylan erstmal liefern, bevor er die Backen aufpustet...
Gruß,
Christian
P.S.: Stichwort "im Gegenteil" - die Uhrmacherdynastie Moser...
... gut, mindestens die letzten drei Generationen waren keine Uhrmacher, aber geschenkt