Mir ist diese Diskussion manchmal etwas zu eindimensional - wenn man es nüchtern betrachtet:
- Die IWC Webseite gibt es auf Deutsch, auch den Sammelband, auch nach 15 Jahren Kern
- In DACH und Italien wurden viele Konzi zugemacht, dennoch gibt es hier weiterhin eine höhere Dichte als in jeder anderen Weltregion
- Das deutsche IWC-Forum war zumindest in seiner Endphase eine absolute Katastrophe, was nicht an Kern lag, sondern an den teilweise schon arg neurotischen Teilnehmern; ich hätte das auch zugemacht - was ich nicht ok fand (und den Entscheidern bis heute übelnehme) ist dagegen, dass damit auch das gesamte Archiv gelöscht wurde. Damit sind viele sehr gute Beiträge und heute kaum mehr zugängliche Informationen verloren gegangen
- Fremdwerke gab es immer schon, auch die "billigen" - es gibt halt genug Leute, denen es egal ist, da wirft man sonst Perlen vor die Säue. Und wer eine Gold-Brilli Dreizeiger-Da Vinci für 40k kauft, dem ist doch nicht zu helfen (auch nicht mit einem Inhouse-Werk). Besonders herausragend praktiziert das in meiner Wahrnehmung übrigens nicht unbedingt GK, sondern der hier heiß verehrte JCB - oder sind bei Hublot inzwischen nur Inhouse-Werke verbaut? Aber gut, da sind dann auch die Gehäuse aus Plastik, das rechtfertigt dann einen anderen Preispunkt
- Kaliber-seitig hat IWC in der Kern-Zeit einen großen Sprung gemacht, heute gibt es alles Inhouse, insbesondere da mit dem 82000er endlich ein wettbewerbsfähiges "gutes Dreizeiger-Werk angekommen ist und mit den 69000er und 42000er Werken auch die Einstiegssegmente abgedeckt werden können; warum das 42000er bisher nicht gebracht wurde, ist mir dagegen nicht klar - vermutlich reizt man hier margenmäßig die Fremdwerke maximal aus; wirklich verschlechtert hat man sich nur bei den Handaufzugswerken, aber das waren auch 2002 bereits absolute Restposten und vermutlich heute einfach zu teuer.
- Schaut man sich die Kollektionen an Pre-/Post-Kern, kann man aus meiner Sicht sagen: Portugieser, Flieger und Portofino haben einen Sprung nach vorne gemacht, die Aquatimer sind ok, bei der Da Vinci probiert man herum, ich hätte es da weiter mit Tonneau-Gehäusen versucht (ist eh eine Randgruppen-Uhr)
- Die einzige Kollektion, die man wirklich gründlich ruiniert hat, sind die Ingenieure - und das in meinen Augen erst so richtig mit der aktuellen Generation. Vorher waren das technisch anspruchsvolle, optisch eigenständige, wertig gemachte Uhren - die aus verschiedenen Gründen (zu groß, zu speziell, manchmal zu teuer) nicht funktioniert haben; die aktuellen Modelle sind dagegen belangloser, nichts-sagender, billig zusammengebusselter Kern-Schrott ohne jedes Charisma. Das hätte man anders lösen können, z.B. mit einem Inhouse-Werk, das auch mit Glasboden Magnetfeldern widersteht, und einem etwas liebevolleren Design.
Fazit: In der Kern-Zeit hat sich IWC in den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen ungefähr verachtfacht und beim Absatz ungefähr verdreifacht. Da kann man nicht meckern. Bei den Kollektionen steht es 3 / 2 / 1 (besser / gleich / schlechter), bei den Werken kamen rund 6 relevante Familien dazu (89000, 82000, 42000, 69000, 52000, 59000, dazu ein paar Spezialwerke und neue Komplikationen, z.B. Digitaldatum), eine relevante Famile (95/97/98) wurde dagegen beerdigt.
War also nicht alles schlecht und ich würde denken, dass auch bei Breitling nicht alles schlecht laufen wird. Was sicher stimmt: Die Kern-Marken zielen auf den Mainstream, nicht auf Insider/Randgruppen. Das ist misslich für den frühen Entdecker einer Marke, aber so ist der Gang der Zeit - dazu gibt es hier sehr treffende Reflektionen
https://www.youtube.com/watch?v=xsqSh1b9bQw
Gruß,
Christian