Beeindruckende Präzision

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C.95
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Beeindruckende Präzision

Beitrag von C.95 »

Könnte ich mir auch für Uhren vorstellen, spart evtl. zukünftig Dichtungen und Abrieb ?!

https://www.facebook.com/13352480932844 ... 206708012/
Mario88
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Re: Beeindruckende Präzision

Beitrag von Mario88 »

Wooow wie geht das denn???
Ist das gefräst? Kann ja fast nicht sein, die einen Teile sind ja innliegend geschwungen... :shock:

Kann mir das Profil nicht ansehen da ich keinen Account habe.

Gruss Mario
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Ralf
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Re: Beeindruckende Präzision

Beitrag von Ralf »

Ratet mal, warum die die Dinger mit Handschuhen anfassen.

Neu ist die Möglichkeit, das Freiform zu machen. Mit Zylinder und Ebenen geht das schon Jahrzehnte. Das Problem ist, lass das mal einige Zeit stehen, ohne es zu bewegen. Wenn es dumm läuft, dann bewegt sich schon nach ein paar Tagen gar nichts mehr. Stichwort Kaltverschweissung
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaltverschwei%C3%9Fen#Ursache hat geschrieben:Bei Werkstücken mit hoher Oberflächengüte (Kontaktflächen außerordentlich eben und glatt ausgebildet) berühren sich im Vergleich zu solchen mit schlechter Oberflächengüte sehr viele der Metallatome an den beiden Grenzflächen und die Anziehungskräfte selbiger untereinander verbinden diese zu einem stabilen Atomgitter. Sie sind anschließend nicht ohne Zerstörung der Oberflächengüte wieder voneinander zu trennen. ...
Alles, was die Reaktionsfreudigkeit positiv beeinflusst sorgt dafür, das es um so schneller passiert, Wärme Druck, Feuchtigkeit, Dreck, Sauerstoff, ... Oder stell dir einfach vor, die Armbanduhr liegt im Schlafzimmer, so 17°C. Du ziehst sie an, dein Arm hat in etwa 34°C. Der Boden berührt den Arm und erwärmt sich. Also dehnt er sich aus. Das Gehäuse ist immer noch in der Luft, also immer noch so 17 °C. Der Druck den der ausdehnende Deckel auf das Gehäuse ausübt ist durch den E-Modul des Edelstahls verdammt hoch. Über die Aufarbeitung des Gehäuses brauchst du dir dann keine Gedanken mehr machen. Zum Öffnen brachst du dann sowieso was aus der Kategorie Säge, Flex oder Dremel.
Man liest sich!

Ralf
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C.95
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Re: Beeindruckende Präzision

Beitrag von C.95 »

Mario88 hat geschrieben: 28 Mär 2019, 13:07 Wooow wie geht das denn???
Ist das gefräst? Kann ja fast nicht sein, die einen Teile sind ja innliegend geschwungen... :shock:

Kann mir das Profil nicht ansehen da ich keinen Account habe.

Gruss Mario
Identisch, ich besitze auch keinen Account ?!
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C.95
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Re: Beeindruckende Präzision

Beitrag von C.95 »

Ralf hat geschrieben: 28 Mär 2019, 16:37 Ratet mal, warum die die Dinger mit Handschuhen anfassen.

Neu ist die Möglichkeit, das Freiform zu machen. Mit Zylinder und Ebenen geht das schon Jahrzehnte. Das Problem ist, lass das mal einige Zeit stehen, ohne es zu bewegen. Wenn es dumm läuft, dann bewegt sich schon nach ein paar Tagen gar nichts mehr. Stichwort Kaltverschweissung
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaltverschwei%C3%9Fen#Ursache hat geschrieben:Bei Werkstücken mit hoher Oberflächengüte (Kontaktflächen außerordentlich eben und glatt ausgebildet) berühren sich im Vergleich zu solchen mit schlechter Oberflächengüte sehr viele der Metallatome an den beiden Grenzflächen und die Anziehungskräfte selbiger untereinander verbinden diese zu einem stabilen Atomgitter. Sie sind anschließend nicht ohne Zerstörung der Oberflächengüte wieder voneinander zu trennen. ...
Alles, was die Reaktionsfreudigkeit positiv beeinflusst sorgt dafür, das es um so schneller passiert, Wärme Druck, Feuchtigkeit, Dreck, Sauerstoff, ... Oder stell dir einfach vor, die Armbanduhr liegt im Schlafzimmer, so 17°C. Du ziehst sie an, dein Arm hat in etwa 34°C. Der Boden berührt den Arm und erwärmt sich. Also dehnt er sich aus. Das Gehäuse ist immer noch in der Luft, also immer noch so 17 °C. Der Druck den der ausdehnende Deckel auf das Gehäuse ausübt ist durch den E-Modul des Edelstahls verdammt hoch. Über die Aufarbeitung des Gehäuses brauchst du dir dann keine Gedanken mehr machen. Zum Öffnen brachst du dann sowieso was aus der Kategorie Säge, Flex oder Dremel.
Ich bedanke mich für die interessanten Informationen, Ralf.

Spekulationen was wäre, wenn der Wärmeausdehnungskoeffizient, etc. kontrollierbar wird, sind sicher verfrüht ?!
Dennoch bin ich beeindruckt von der Präzision, die ich in dem Video erstmalig erkennen konnte. FWT von Feinsten !

Beste Grüße

Heiko
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Paulchen
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Re: Beeindruckende Präzision

Beitrag von Paulchen »

C.95 hat geschrieben: 28 Mär 2019, 17:35 Dennoch bin ich beeindruckt von der Präzision, die ich in dem Video erstmalig erkennen konnte. FWT von Feinsten !
Beste Grüße
Heiko
Wohl wahr. :thumbsup:
So ein Teil hätte ich gerne mal in der Hand.
H-P
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Ralf
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Re: Beeindruckende Präzision

Beitrag von Ralf »

C.95 hat geschrieben: 28 Mär 2019, 17:35 Spekulationen was wäre, wenn der Wärmeausdehnungskoeffizient, etc. kontrollierbar wird, sind sicher verfrüht ?!
Im Atom gibt es anziehende und abstossende Kräfte. Am absoluten Nullpunkt 0° Kelvin befinden sich die Teilchen im Gleichgewicht und bewegen sich nicht. Leider ist die Energie, die es braucht, um sie näher zusammen zu bringen, deutlich höher als der, um sie weiter auseinander zu bringen. Wenn es jetzt also wärmer wird und die Teile beginnen sich zu bewegen, dann ist diese Schwingung nicht symmetrisch um den Nullpunkt, sondern mehr nach aussen als nach innen gerichtet. Die Teilchen brauchen deswegen mehr Platz. Das kann man nicht kontrollieren, das ist einfach so.

Allenfalls kann man einen zweiten Trick dazu packen. Man verwendet verschieden Stoffe, die temperaturabhängig verschiedene Kristallgitter bilden. Und zwar solche, bei denen die Packungsdichte des Gitters bei höheren Temperaturen dichter ist als bei niedrigeren Temperaturen. Für einen begrenzten Temperaturbereich zwischen den beiden Zuständen kann sich dann, wenn man viel Glück hat, die Zunahme aufgrund der Wärme und die Abnahme aufgrund des Umklappen des Kristallgitters mehr oder weniger aufheben. Neben diesem Temperaturbereich taucht aber wieder das Problem trotzdem auf. Beispiel Invar, das ist ziemlich das beste, was man metallisch hin bekommen kann:
Bild
© wikipedia

Am nächsten ans Ideal, und das über einen guten Temperaturbeich, kommen bestimmte Keramiken. Genau diese widersetzen sich aber den Bearbeitungsmethoden, die zur Herstellung solcher höchstgenauer Oberflächen notwendig sind. Quarzglas ist da aktuell so ziemlich das beste, kommt mit 0,5 x 10E-6 sogar besser als Invar.

Summa summarum würde es aber das Problem nicht beseitigen. Allein schon die Kraft, die notwendig ist, damit der Deckel nicht versehentlich aus dem Gehäuse wieder abhaut würde ausreichen, dass die Metallteile in endlicher Zeit nicht mehr ohne Zerstörung trennbar sind.
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Ralf
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Re: Beeindruckende Präzision

Beitrag von Ralf »

Paulchen hat geschrieben: 28 Mär 2019, 19:19 ...
So ein Teil hätte ich gerne mal in der Hand.
Zylinderförmig (Kolben in Bohrung) hatte ich schon. Du hast praktisch eine Art Luftpumpe ohne Dichtung. Wenn Du die Bohrung auf einer Seite zu machst, dann hast Du praktisch eine Luftfeder. Durch das Zusammendrücken wird die Luft warm und dehnt sich selber erst mal aus, deswegen springt der Kolben mehr zurück als vor dem Reindrücken. Kann man einen Ingenieur durchaus eine Viertelstunde mit beschäftigen. :mrgreen:
Man liest sich!

Ralf
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Re: Beeindruckende Präzision

Beitrag von lottemann »

Ralf hat geschrieben: 28 Mär 2019, 21:47
Paulchen hat geschrieben: 28 Mär 2019, 19:19 ...
So ein Teil hätte ich gerne mal in der Hand.
Zylinderförmig (Kolben in Bohrung) hatte ich schon. Du hast praktisch eine Art Luftpumpe ohne Dichtung. Wenn Du die Bohrung auf einer Seite zu machst, dann hast Du praktisch eine Luftfeder. Durch das Zusammendrücken wird die Luft warm und dehnt sich selber erst mal aus, deswegen springt der Kolben mehr zurück als vor dem Reindrücken. Kann man einen Ingenieur durchaus eine Viertelstunde mit beschäftigen. :mrgreen:
:mrgreen:
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C.95
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Re: Beeindruckende Präzision

Beitrag von C.95 »

Ralf hat geschrieben: 28 Mär 2019, 21:42
C.95 hat geschrieben: 28 Mär 2019, 17:35 Spekulationen was wäre, wenn der Wärmeausdehnungskoeffizient, etc. kontrollierbar wird, sind sicher verfrüht ?!
Im Atom gibt es anziehende und abstossende Kräfte. Am absoluten Nullpunkt 0° Kelvin befinden sich die Teilchen im Gleichgewicht und bewegen sich nicht. Leider ist die Energie, die es braucht, um sie näher zusammen zu bringen, deutlich höher als der, um sie weiter auseinander zu bringen. Wenn es jetzt also wärmer wird und die Teile beginnen sich zu bewegen, dann ist diese Schwingung nicht symmetrisch um den Nullpunkt, sondern mehr nach aussen als nach innen gerichtet. Die Teilchen brauchen deswegen mehr Platz. Das kann man nicht kontrollieren, das ist einfach so.

Allenfalls kann man einen zweiten Trick dazu packen. Man verwendet verschieden Stoffe, die temperaturabhängig verschiedene Kristallgitter bilden. Und zwar solche, bei denen die Packungsdichte des Gitters bei höheren Temperaturen dichter ist als bei niedrigeren Temperaturen. Für einen begrenzten Temperaturbereich zwischen den beiden Zuständen kann sich dann, wenn man viel Glück hat, die Zunahme aufgrund der Wärme und die Abnahme aufgrund des Umklappen des Kristallgitters mehr oder weniger aufheben. Neben diesem Temperaturbereich taucht aber wieder das Problem trotzdem auf. Beispiel Invar, das ist ziemlich das beste, was man metallisch hin bekommen kann:
Bild
© wikipedia

Am nächsten ans Ideal, und das über einen guten Temperaturbeich, kommen bestimmte Keramiken. Genau diese widersetzen sich aber den Bearbeitungsmethoden, die zur Herstellung solcher höchstgenauer Oberflächen notwendig sind. Quarzglas ist da aktuell so ziemlich das beste, kommt mit 0,5 x 10E-6 sogar besser als Invar.

Summa summarum würde es aber das Problem nicht beseitigen. Allein schon die Kraft, die notwendig ist, damit der Deckel nicht versehentlich aus dem Gehäuse wieder abhaut würde ausreichen, dass die Metallteile in endlicher Zeit nicht mehr ohne Zerstörung trennbar sind.
Vielen Dank für diese umfangreiche Ergänzung :thumbsup:
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