8 Jahre Garantie bei IWC

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archimagirus
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Re: 8 Jahre Garantie bei IWC

Beitrag von archimagirus »

Albert H. Potter hat geschrieben: 21 Nov 2019, 14:37 Wenn das die Richmont Politik wird, dann sollten sie komplett auf ein eigenes Boutiquen-Netzwwerk umstellen.
...
Sind sie ja dabei...leider sind die Boutiquen auch nicht immer mit den 'besten' Fachkräften bestückt bzw machen die Firmen sich die Sache zu einfach indem sie die 'Top Leute' einfach von den Konzessionären abwerben. D.h. der Händler ist wieder einmal mehr der A....h....er bildet die Jungs und Mädels aus, die ja meistens Quereinsteiger sind (KFZ Branche, Gastronomie ,Touristik,etc...) um dann 'fertig' ind einer schicken Boutique als 'Assistant oder Head Sales Manager' durch zu starten.

Ich war vor einigen Wochen in München und bin mit 2 Freunden zu Bucherer in's große Haus (Palais an der Oper) und wollten uns eine Uhr aus der Bucherer Blue Edition anschauen, wir wurden von einem jungen dynamischen Mitarbeiter begrüßt mit den Worten "Hallo, was suchen Sie....kann ich helfen ?" Wir haben uns erst einmal verdutzt angeschaut und ihm dann unser Anliegen übermittelt, ebenfalls sehr kurz und knapp. Darauf hin erwiderte er uns " Ja, dieses Modell haben wir da, ist aber nur für 'gute' Kunden, da limitiert, wenn Sie wissen was ich meine......" darauf hin machten wir kehrt und gingen wortlos. Er lief uns dann noch hinterher und sagte ob wir die Tudor Blue Series sehen wollte, etwas verzweifelnd klingend "...die war doch auch mal sehr begehrt...." wir haben dann schallend lachen müssen und gingen weiter Richtung Ausgang.
Ich weiss eventuell ein schlechter Tag, oder man sollte vielleicht Samstag solche Tempel meiden, oder oder oder

Wenn im meinem Ex Business so etwas bei einem Restaurant Besuch passiert wäre, könnten man noch am Abend auf Trip Advisor oder anderen Portalen für Hobby Gastro Kritiker ein vernichtendes und geschäftsschädigendes Urteil lesen.

Der Luxus Kunde geht halt heim und ordert (im besten Fall) online....

Ich teile Deine Kritik dieses Systems durchweg sehe aber zeitgleich auch keine Alternative oder besseren Weg zur aktuellen Situation. Das Boutiquen Mono Brand Geschäftsmodell breitet sich weiter aus (wächst) weiter Konzessionäre und kleine Unternehmen verlieren 'große' Marken und die big Player im Handel entdecken das Geschäft mit Gebraucht Uhren.....
Tickende Grüße, Jan!
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u2112
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Re: 8 Jahre Garantie bei IWC

Beitrag von u2112 »

Das Thema ist ja nicht so einfach - am Ende ist es aber mehr der Kunde, der die Veränderung treibt, gar nicht so sehr Händler oder Hersteller, die werden mehr getrieben.

Ich hatte vor einiger Zeit mal die Gelegenheit, mich länger mit dem COO eines der ganz großen Luxus-Konzerne über das Thema zu unterhalten (der war u.a. verantwortlich für eine vierstellige Zahl solcher Monobrand-Boutiquen). Ich hatte Zweifel, dass diese Strategie am Ende wirklich so viel profitabler ist, da man zwar einen größeren Anteil an der Wertschöpfung behält, dafür aber natürlich auch alle Kosten schultern muss. Das sind ja ganz erhebliche Investitionen (Inventar, Ladenbau, Schlüsselgeld) und ziemlich hohe laufende Kosten (allein die Mieten...). Das erfordert also wesentlich mehr Kapital, dadurch kann die EK-Rendite selbst bei wachsendem Ebit schrumpfen. Zudem wird man natürlich sehr krisenanfällig. Mein Lieblingsbeispiel ist da immer Ralph Lauren, die für einen Flagship-Store an der 5th Avenue im Ernstfall bis zu 400 Mio USD versenkt haben (https://nypost.com/2017/04/20/does-ralp ... lly-exist/) - mit einem (!) Laden. Für Causeway Bay (damals der teuerste Standort), zahlte der Gesprächspartner damals über 30.000 Euro pro Quadratmeter und Jahr an Miete. Das ist aktuell vermutlich auch kein besonders gutes Geschäft...

Interessanterweise teilte er diese Einschätzung durchaus, hatte aber eine andere Logik, warum Monobrands trotzdem relativ alternativlos wären:

1. Kunden sind heute durch das Internet viel informierter als früher und haben deshalb einen ganz anderen Anspruch an die Fach- und Markenkenntnis des Verkaufspersonals. Das können Multibrands meist nicht abbilden.

2. Der Anspruch besteht auch mit Blick auf das Sortiment - Kunden schauen sich Sachen online an und wollen genau diese dann auch im Laden sehen/kaufen. Dadurch muss man eine ganz andere Sortimentsbreite und -tiefe vorhalten, was wiederum bei Multibrands nicht machbar ist (Platz/Kapital).

3. Kunden erwarten einen weltweit homogenen Markenauftritt, d.h. sie wollen die Markenwelt erleben, die sie aus den Online-Kanälen kennen. Dafür reicht dann nicht mehr eine Eckvitrine, sondern dafür muss der ganz Laden passen und ein "Lifestyle"-Erlebnis geliefert werden. Das sind manchmal Kleinigkeiten, die Leute wollen z.B. mit einer Gucci-Tüte aus dem Laden gehen und nicht mit einem Kaufhof-Logo.

4. Luxus-Konsum wird weltweit von Touristen getrieben, auch in vielen großen Destinationen zu mehr als 80%. Im Luxussegment gibt es für diese Gruppe auch immer nur ganz wenige akzeptable Standorte (Madison, Bahnhofstrasse, etc.) - zum einen, weil sie nur da langgehen und zum anderen weil man mit einem Standort dort signalisiert, dass man wirklich die versprochene absolute Topmarke ist. Wörtlich war das sowas in Richtung "Nebenstraßen-Marken kauft keiner, deshalb müssen wir an die Bahnhofstrasse." Es gibt ca. 35-40 Standorte weltweit, an denen man als Topmarke vertreten sein muss - koste es, was es wolle. Und die Kosten sind wirklich unfassbar brutal.

Die Punkte 3 und 4 werden besonders aus den Emerging Markets inkl. China getrieben, die Punkte 1 und 2 hat man aber auch bei den traditionellen Kunden. Und alle diese Punkte haben sich in den letzten Jahren noch verstärkt.

In Deutschland (insb. Hamburg) ist übrigens der lokale Anteil deutlich höher, als in vielen anderen europäischen Ländern - das steht sicherlich in einer Wechselwirkung mit dem (immer noch) sehr starken Konzi-Netz.

Insofern sind auch die LVMHs, Richemonts, oder Kerings dieser Welt nicht frei von Zwängen der Marktentwicklung, selbst wenn ihnen das selbst nicht immer gefällt bzw. es mit erheblichen Risiken verbunden ist.

Gruß,
Christian
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insomniac
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Re: 8 Jahre Garantie bei IWC

Beitrag von insomniac »

Übrigens auch bei Cartier gibt es nun 8 Jahre (bzw. plus 6 Jahre) Garantie:
https://watchesbysjx.com/2019/11/cartie ... tches.html

Die Registrierung ist sehr einfach (identisch wie bei IWC) - die Online-Funktionen sind sicher sicher noch ausbaufähig.
Als Kunde hat man bei jeder Richemont-Maison ein getrenntes Online-Konto und eine getrennte "Collection" und die Garantie-Verlängerung scheint aktuell noch der einzige (dafür gewichtige) Mehrwert einer Online-Registrierung zu sein.
Beste Grüsse,
Roberto
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