Gerade die Uhr war vielleicht ein nicht ganz passendes Beispiel, weil bei GP nur zwei Stück mit diesem Werk zu Testzwecken gebaut wurden.
Dafür hat das Teil eine riesige Guillaume-Unruh und eine sehr schöne Stahl-Spirale, neben anderen netten Details:
(ich glaube, wegen der Größenreduzierung sollte man das Bild anklicken)
Man sieht es der Uhr nicht an, aber damals war das eine beträchtliche Menge an Arbeit (weit mehr, als man heute für ein Tourbillon benötigt).
Witzig finde ich das lose Taschenuhr-Werk aus dem verlinkten Posting oben.
Zum einen entspricht die Basis denen der 3-Brücken-Tourbillon. Zum anderen ist es ein Federchronometer mit Wippe und Kugel-Spirale, was schon ziemlich ausgefallen ist und trotz Renovierungsbedarf nett anzusehen:
(die kann man wohl auch anklicken)
GP hat zwar reichlich Durchschnittsware produziert, aber immer auch ein paar interessante und schöne Sachen mit eigenen (manchmal recht eigenwilligen) Konstruktionen. Eine Art von "Navitimer" hatten die schon 10 Jahre vor Breitling patentiert, ein Großdatum gab es 1936, das einzige wirklich erfolgreiche Quartzwerk aus der Schweiz bis weit in die 70er und eine Garantie auf das Gangergebnis der (mechanischen) Uhr am Arm im Alltag, zu die sich sonst keiner durchringen konnte...
Heute ist GP sicherlich anders und weit mehr auf Luxusuhren spezialisiert, aber auch weit mehr Manufaktur als in der Zeit zwischen 1920 und 1980.
Es ist auch heute noch ein ziemlich kleiner Laden in dem viele Dinge in Handarbeit entstehen; die PR-Abteilung ist extrem überschaubar und selbst im Hauptgebäude sitzt der Technische Direktor noch da, wo vor 60 Jahren sein Vorgänger residierte. Dazu ist es ein Familienbetrieb, was mir die Marke irgendwie ziemlich sympathisch macht. Schöne und ausgefallene Uhren bauen sie auch. Die kennt zwar nicht jeder, aber es ist halt auch kein Werbe-Etat wie etwa der von Richemont vorhanden (oder deren Vorgaben und Entwicklungshilfen, aber das muss ja auch kein Nachteil sein und es geht ja ersichtlich auch ohne). Und einige interessante Altertümer und "Geschichten" hat es auch. Das bleibt nicht aus bei mehr als 210 Jahren Firmengeschichte.
GP als kleinen Außenseiter mit interessanter (und echter) Historie finde ich schon ganz spannend, zumal sich in den letzten 10 Jahren sehr viel getan hat. Von den neuen und den alten Uhren hat mich auch noch keine enttäuscht, weshalb ich GP (und den Ableger JeanRichard) eigentlich als "Sammelmarke" sehe. Die Dinger aus den 30er bis 70er Jahren reichen zwar qualitativ nicht an die Patek aus der gleichen Zeit heran, dafür baut GP halt heute bessere Uhren als je zuvor. Und das kann heute auch nicht jede Marke von sich behaupten
Beste Grüße,
Peter