Verarbeitungsthread

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Wikinger
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Verarbeitungsthread

Beitrag von Wikinger »

Nun ja, ich glaube für die meisten ist dieser Post eigentlich nicht wichtig. Aber.........die Pingeligen, die wissen glaub' ich was ich meine.

Bei meinem ständigen Betrachten meiner Uhr und dem Durchlesen des Forums, sowie endlosen Begucken von Katalogen und Gesprächen mit anderen Uhrenverseuchten ist mir folgendes aufgefallen. Es gibt kaum die 'Perfekte Uhr'. Ja gut, AP PP etc. Grand Seiko und über 5000 Euro teure Uhren mögen das nicht haben.(Vermutung mit Ausnahmeregel) Aber die meisten von uns haben nicht diese Uhren. Aber sonst gilt: es gibt überall Fehlerquellen:

ZB nicht mittig
ZB nicht plan (horizontal)
Zeiger nicht parallel
Indexe nicht einwandfrei
Striche und andere Zeichnungen mit Abweichungen
Asymetrie ...............
etc etc etc.

Wohlgemerkt alles kaum erkennbar. Alles mächtig übertrieben. Aber wahr. Irgendwas davon hat fast jede Uhr.

Mein Sohn tröstete mich und meinte, z.B. bei meiner Uhr (Ziffernblatt Mikrometer nicht mittig):"Du warst doch immer stolz auf Handarbeit und hast mir erklärt, daß auch der Aston Martin deswegen nicht 1000%ig sein kann. Dann leb' mit Deinem Unikat und jaule nicht."

Irgendwie stimmt das, ich sah nochmal in den Katalog und sah wie jemand bei Breitling die Indexe mit einer Pinzette auf das ZB einfügte. Was denke ich mir eigentlich?

Und Ihr ? Wie denkt Ihr über das Thema?
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.
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Don Tomaso
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Beitrag von Don Tomaso »

Viele der kleinen Ferkeleien, über die ich mich ärgern kann, haben mit Handarbeit nüscht zu tun. Es ist mit Handarbeit eine außerordentliche Präzision möglich, das kann keine Entschuldigung für Pfusch sein.
Die meisten unserer Normal-Uhren, d.h. unter 2000 Euro werden zum Gutteil auch maschinell gefertigt, wer kann sich schon Handarbeit leisten?
Nein, nein, die Schlampereien, etwa oft im Zifferblattbedruck, Zeigersetzen oder in der Gehäusefertigung haben mit Kostendruck zu tun und mit mangelnder Liebe zur Sache. Deshalb wird eben entweder mangelhaft konstruiert oder schludrig umgesetzt oder beides, wie etwa bei meiner sonst perfekten Omega: Die Drehlünette sitzt nicht auf Umschlag mittig (Konstruktion) und der Auftrag der Leuchtmasse ist beim grossen Leuchtkeil bei der "12" nicht ganz zentrisch (Schlampigkeit).
Trotzdem eine schöne Uhr :wink: .
Gruss

Thomas

Regional Engineer for Destructive Operations
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Mikrolisk
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Beitrag von Mikrolisk »

Hallo!

Auch wenn ich eher richtung Taschenuhren schaue, ich habe schon die eine oder andere Uhr gesehen, die ich als "perfekt" bezeichnen würde. Für mich gibt es solche Uhren. Eine solche hatte ich auch mal, bis ich sie kaputtrepariert hatte :oops: .

Kommt eben darauf an, was man von einer Uhr erwartet und wie man "perfekt" definiert. Daß eine Steigerung trotz "perfekt-seins" immer möglich ist, sollte jedem klar sein.

Andreas :D
Besucht mich auf www.Mikrolisk.de - The horological trade mark index
psYchosis
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Beitrag von psYchosis »

da kann ich dir nur zustimmen

das liegt aber in der sache der natur

wenn du immer und ewig auf dein lieblingsobjekt schaust...wird irgendwas auffallen!

Bild

und gibt es auf unserer erde überhaupt etwas perfektes?

pingelig bei meinen uhren bin ich zum beispiel in folgender hinsicht

wenn der sekundenzeiger die 60 erreciht....muss der minutenzeiger aber auch haargenau auf der minute sein....und wenn der sekundenzeiger die 30 erreicht...muss der dann genau in der mitte der 2 striche sein!

manchmal bin ich da so pingelig das ich dafür schon mal 10 minuten brauche bis ich wirklich zufrieden bin

whhahaahaa...total bescheuert
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Wikinger
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Beitrag von Wikinger »

Kenn ich. :wink: :wink:
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.
psYchosis
Beiträge: 76
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Beitrag von psYchosis »

Wikinger hat geschrieben:Kenn ich. :wink: :wink:
da bin ich ja froh in diesem "club" nich alleine zu sein

Bild
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ChronoCop
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Beitrag von ChronoCop »

Nee, biste nich', psYchosis -

aber um dieses "Zentrieren" müssen wir uns schon selber kümmern, gell!

Weitaus schlimmer isses, wenn da wo was "hinterlassen" wurde, wo man nicht dran kann ...

Gruß
Brane
stang66
Beiträge: 512
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Beitrag von stang66 »

Bin mit der Verarbeitung meiner Omegas (Speedy Moon und Reduced) eigentlich sehr zufrieden. Nach der Revi sass bei der Reduced der Chrono-Sekundenzeiger nicht mehr ganz zentrisch auf der 12; wahrscheinlich ist er leicht verbogen. Sieht man aber fast nicht. Bei der Pro scheint mir die Leuchtmasse bei der 12 Uhr-Markierunng nicht perfekt zum Sekundenzeiger zu passen, ist aber auch minimal.
In der Firma habe ich Zugriff auf ein gutes Mikroskop; hier sieht man bei entsprechender Vergroesserung, dass die Beschriftung an den Raendern leicht ausgefranst ist; aber ebenfalls akzeptabel. Mit der Lupe ist davon aber nichts zu sehen.

Bei der Seiko Orange Monster fuer einen Bruchteil des Preises sind Zeiger (ok, ist kein Chrono, daher stellt sich das oben beschriebene Problem nicht) und Zifferblatt perfekt. Auch unter dem Mikroskop keine Schwaechen; der Druck scheint mir sogar etwas sauberer als bei den Omegas.
Kann aber auch daran liegen, dass weisse Farbe wegen der groesseren Pigmente schwieriger zu verarbeiten ist, zumal bei den Speedys auch die Zeiger etwas "rauh" sind.
Die Indices der OM sitzen sauber an ihrem Platz. Das Finish der Lumibrite-Leuchtfarbe scheint etwas glatter zu sein als bei den anderen beiden mit Luminova.
Dafuer finde ich das Gehaeusefinish und Bandfinish der Monster etwas lieblos, verglichen mit den Omegas. Ist angesichts des Preises auch ok; aber in hoeheren Preisklassen geht so etwas nicht mehr.
Die Lunette der Monster quietscht und laesst sich auch 1-2 Raste nach rechts(!) drehen. Da hab ich bei billigen ebay-Chinesen (bei Kollegen, hab selbst keine) schon besseres gefuehlt.
Gehaeuse und Gliederband bei der Pro sind ueber jeden Zweifel erhaben; die Reduced habe ich nur mit (original Omega-)Lederband mit Dornschliesse. Bei diesem gehen leider die Schlaufen stets schneller kaputt als der Rest des Bandes.
Die Chronodruecker bei der Pro haben einen satteren Druckpunkt als bei der Reduced.
stang66
Beiträge: 512
Registriert: 09 Apr 2006, 15:33

Beitrag von stang66 »

wenn der sekundenzeiger die 60 erreciht....muss der minutenzeiger aber auch
haargenau auf der minute sein....und wenn der sekundenzeiger die 30
erreicht...muss der dann genau in der mitte der 2 striche sein!

manchmal bin ich da so pingelig das ich dafür schon mal 10 minuten brauche bis
ich wirklich zufrieden bin

whhahaahaa...total bescheuert
Wieso bescheuert? 10 Minuten sind doch garnix fuer so ein wichtiges Detail. Was hilft dir der sekundengenaue Chronometer, wenn du nicht weisst, fuer welche Minute das gerade gilt?

Gibt aber auch Uhren, die einem diese Aufgabe leicht oder schwer machen, je nach Spiel im Werk.
Auch hier: klarer Punkt an Seiko OM, knapp gefolgt von Speedy Pro und abgeschlagen dahinter meine 8 Jahre alte Speedy Reduced.

Bin anscheinend genauso bescheuert wie die meisten hier.
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Mr.T
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Beitrag von Mr.T »

Hallo
stang66 hat geschrieben: Die Lunette der Monster quietscht und laesst sich auch 1-2 Raste nach rechts(!) drehen.
Ich Denke da stimmt was algemein mit der Lünette der
deiner OM nicht. Meine Quitscht nicht und läst sich auch nicht nach Rechtsdrehen.

Gruß Mr.T
Dr. Arnheim
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Beitrag von Dr. Arnheim »

da bin ich ja froh in diesem "club" nich alleine zu sein
Ich auch.
Ich bin mit allem technischen Zeugs auch extrem pedantisch. Ich weiß auch nicht woran das liegt, aber wenn ich irgendwas finde, was nicht ganz perfekt ist ärgert mich das einfach und zwar solange wie es da ist :twisted: .
Was alle getrennt sind, ist Arnheim in einer Person.
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

Um die Qualität bei der Montage einer Uhr beurteilen zu können, muss man eigentlich immer auch die Konstruktion bzw. die Art der Montage im Hinterkopf behalten.

So werden z.B. vernietete Appliken auf einem womöglich noch bombierten Zifferblatt eben niemals völlig plan sein. Auch ungleichmässige Druckränder auf Ausdrehungen mit Schallplatten Riffelung mus man hinnehmen, das geht halt nicht anders. Auch dass Zeiger horizontal nicht absolut parallel zum Zifferblatt liegen, kann durchaus technische Gründe haben, z.B. um nicht in Konflikt mit einer kleinen Sekunde zu kommen. Leuchtmasse auf grossen Flächen ist ebenfalls ein Problem, das Zeug ist schlimmer als Honig und wohin es beim Trocknen fliesst kann man kaum voraussehen.

Wo ich aber definitiv stinkig werde, wenn ich mit Pinzetten verkratzte Zeiger und Indexe sehen muss, Chronographenzeiger erst schlampig gesetzt und dann womöglich noch nachgebogen werden. Ebenfalls ein NoGo sind Kratzer oder Beulen bei Zifferblättern. All dies sind Dinge die der Endkontrolle auffallen müssen, egal wie billig oder teuer die Uhr ist.

Wir sollten allerdings auch die 10 fach Lupen in der Tasche lassen. Grundsätzlich gilt: Was man mit blossem Auge nicht erkennt, ist nicht da. Für uns Uhrenfreaks ist eine 2,5x Lupe noch in Ordnung, wobei ich sagen muss dass ich alles ohne Lupe ausmachen kann.
Grüsse Thomas
Euer Board-Admin
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Crusader
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Beitrag von Crusader »

Die altersbedingt nachlassende Sehkraft hilft, immer weniger Probleme zu sehen.

Echt sauer war ich allerdings, als bei meiner IWC Portofino genau das von Thomas Beschriebene passiert ist: Die Zeiger waren schlecht koordiniert (d.h. wenn der Stundenzeiger auf die volle Stunde deutete, war der Minutenzeiger immerhion schon 6 Minuten weiter), und die Korrektur durch IWC (damals noch in Frankfurt) bestand darin, den Stundenzeiger entsprechend zu verbiegen (mit bloßem Auge sichtbar).

Das kann einem den Spaß an einer so teuren (für mich, nicht innerhalb des IWC-Programms - vielleicht war genau das ja der springende Punkt?) Uhr gründlich vermiesen.
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T-Freak
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Beitrag von T-Freak »

stang66 hat geschrieben:Bin anscheinend genauso bescheuert wie die meisten hier.
Wie beruhigend für mich, dachte schon ich hätte einen kleinen Dachschaden in dieser Beziehung ... :twisted:

Bei mir muß auch jede Uhr sekundengenau gehen! Ab 2 Sekunden Abweichung wird nachgestellt. Wenn ich in meinen Uhrenkasten sehe müssen die alle im Gleichschritt laufen!!!!

Zeigerpositionen müssen deckungsgleich bzw. exakt 12 Uhr Position haben, da bin ich pingelig hoch zehn!

Mein größtes Problem ist jedoch der ständige Uhren-Nachschub! Meine letzte Uhr ist gerade 3 Wochen alt, heute habe ich mir schon wieder eine neue bestellt. Es mußte einfach sein, es ist einfach eine krankhafte Sucht.

Da mich dann immer wieder das schlechte Gewissen plagt, verkaufe ich dann die eine oder andere Uhr, damit der Neukauf dann teilweise wieder ausgeglichen wird.

Kurz darauf bereue ich es dann oft. Habe mal schweren Herzens eine sehr seltene Festina Uhr verkauft. Die hätte ich heute gerne wieder. Aber ich kann mich weltweit in Ebay tot klicken und suchen, die ist einfach nicht mehr zu bekommen. :cry:

Aber anscheinend ist das alles völlig normal, deshalb kündige ich heute meinem Psychiater ... :roll: :lol: :D :mrgreen:

Ich weiß nur noch nicht, wie ich den jüngsten Uhrenkauf meinem angetrauten heißgeliebten Weibe verklickere ... (Meine Gegenargumentation sind meist überflüssige Schuhkäufe meiner Gattin ...)

Unglücklicherweise gibt es in meinem ganzen Freundeskreis nur mehr oder weniger Uhrenignoranten. Die meisten sind sehr gut verdienende Zeitgenossen, aber mehr als 150,- Euro geben die nicht für ihre (oft einzige) Uhr aus.

Aber dafür finde ich hier Gleichgesinnte, es lebe das Internet! :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!:
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Wikinger
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Beitrag von Wikinger »

@Thomas H. Ernst

Was machen die normalerweise bei der Endkontrolle mit groben Fehlern. Wird dann das hingerückt, oder kommen dann Neutteile rein ?
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.
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