Ganggenauigkeit nach Werkreinigung

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Philipp
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Ganggenauigkeit nach Werkreinigung

Beitrag von Philipp »

Hallo,
mal Interesse halber...

Uhrwerke tragen ggf. auf dem Rotor die Aufschrift „Adjusted to 6 Pos. + 3 Temp.“ oder haben ein COSC – Zertifikat.

Was genau wird da alles am Werk justiert?

Wie sieht es mit diesen „Werten“ aus, nachdem solch ein Werk von Uhrmacher gereinigt wurde?

Was ist danach der Aufdruck auf dem Rotor noch Wert?

Muss theoretisch danach ein neues Zertifikat erstellt werden?

Gruß, aus Berlin
Philipp
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hermann
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Beitrag von hermann »

Hallo

Das bedeutet, das diese Uhr in 6 Lagen reguliert wurde. Zifferblatt oben/unten, Krone bei 12, 3, 6, 9. (Die Uhr ist dabei auf einem in alle Richtungen drehbaren Mikrophon montiert).
Sämtliche Unwuchten bei der Unruh wurden so gut es geht elliminiert um ein möglichst ähnliches Gangbild in allen Lagen zu erreichen. Bleiben die Werte innerhalb einer gewissen Tolaranz, gibt es ein Chronometer Zeugniss.

So ein Zeugniss ist eine Momentaufnahme in der doch sehr langen Lebensdauer einer mech. Armbanduhr. D.h., je näher sie dem nächsten Service kommt, desto schlechter werden in der Regel diese Werte werden.
Für einen guten Uhrmacher sollte es kein Problem sein, bei sorgfältiger Arbeit diese Werte wiederherzustellen.

Gruß hermann
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andreaseck
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Beitrag von andreaseck »

Hallo

Vor allem sollte man bemerken, dass nicht die komplette
Uhr geprüft wird, sondern nur das Werk.
Unter Umständen legt das Werk, nach dem es das Chrono-
meterzertifikat erhalten hat, noch eine schöne Strecke
auf dem Postweg zurück. Erst dann wird es in die Gehäuse
eingeschalt.

Gruß
Andreas
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Thomas H. Ernst
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Re: Ganggenauigkeit nach Werkreinigung

Beitrag von Thomas H. Ernst »

Philipp hat geschrieben:Was ist danach der Aufdruck auf dem Rotor noch Wert?
Der ist meist schn nix mehr wert wenn Du die Uhr neu gekauft hast. Die COSC prüft nur Uhrwerke, hierbei werden eigene Zifferblätter und Zeiger montiert. Beim Entfernen kann da schon was schiefgehen.

Die Uhrenhersteller bringen die Werke meist selbst zu den Prüfstellen und holen sie auch wieder ab da der Postweg nicht gerne gesehen wird, trotzdem kann natürlich auch hier was passieren.

Mit Sicherheit allerdings werden sich die Gangwerte beim Einschalen verändern. Ein Werk läuft meist anders wenn es montiert ist, selbst das Schliessen des Deckels kann Abweichungen hervorrufen.
Grüsse Thomas
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Philipp
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Ganggenauigkeit nach Werkreinigung

Beitrag von Philipp »

Thomas H. Ernst hat geschrieben:
Philipp hat geschrieben:Was ist danach der Aufdruck auf dem Rotor noch Wert?
Der ist meist schon nix mehr wert wenn Du die Uhr neu gekauft hast...
Der Aufdruck auf dem Rotor meiner Mido Ocean Star löst sich nach der letzten Revi eh mehr oder wenig auf ... :?
So ein Zeugnis ist eine Momentaufnahme...
...und auch eine gute "Werbung" - mich hat so ein Aufdruck/Zeugnis (bis jetzt) ziemlich beeindruckt :shock:
Sämtliche Unwuchten bei der Unruh wurden so gut es geht eliminiert um ein möglichst ähnliches Gangbild in allen Lagen zu erreichen.
Wird an der Unruh was abgeschliffen? Schraubenunruhen sind ja ehr selten geworden ...

Danke für die erhellenden Antworten :roll:

Gruß
Philipp
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Thomas H. Ernst
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Re: Ganggenauigkeit nach Werkreinigung

Beitrag von Thomas H. Ernst »

Philipp hat geschrieben:Wird an der Unruh was abgeschliffen? Schraubenunruhen sind ja ehr selten geworden ...
Ja, entweder mit einem Fräser oder per Laser. Das Ganze geschieht heut nahezu vollautomatisch: Die Unruhen werden nach ihrer Masse (=Trägheitsmoment) in Klassen eingeteilt, die Spiralen nach ihrem Elastizitätsmodul. Passende Päärchen werden dann kombiniert und gelangen zum Auswuchten.
Grüsse Thomas
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