Wasserdichte Uhr im Ultraschallbad reinigen?

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BABBEL-NET
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Wasserdichte Uhr im Ultraschallbad reinigen?

Beitrag von BABBEL-NET »

Hallo,

ich gebe zu, ich habe es schon gemacht!
Allerdings "nur" mit meinem Festina Alarm-Chrono (100m). :oops:

Bisher hat er das Reinigungsbad (handwarmes Wasser + 1 Tropfen Spülmittel) gut überstanden.

Das Band und Gehäuse sind danach wieder Blitzsauber.
Vor allem die Lünette lässt sich danach wieder drehen "wie geschmiert".

Frage an die Experten:
Welche Gefahren verbergen sich hinter der Ultraschallreinigung bei
einer (noch nicht vorhandenen) Planet Ocean mit Atomatikwerk (600m)?


Gruß
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Axel66
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Beitrag von Axel66 »

Hallo,

davor rate ich ab!
Die Vibrationen können das Uhrwerk schädigen. Unsere Experten können Dir sicher noch erklären, was genau das Risiko ist (ob nun die filigranen Hemmungsteile im Zusammenbau unter hochfrequenter Schwingung Schaden nehmen, oder ob es auch etwas mit der Verteilung der Schmierstoffe im Uhrwerk zu tun hat).
Du kannst allerdings nur das Band alleine im Ultraschallbad reinigen, da geht natürlich nix kaputt.

Also riskiere lieber nichts,

Axel
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Thomas H. Ernst
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Re: Wasserdichte Uhr im Ultraschallbad reinigen?

Beitrag von Thomas H. Ernst »

BABBEL-NET hat geschrieben:Welche Gefahren verbergen sich hinter der Ultraschallreinigung bei einer (noch nicht vorhandenen) Planet Ocean mit Atomatikwerk (600m)?
Redest Du von einem echten Ultraschall Gerät, also eines das pfeift und etliche Hunderter kostet? Oder von so einen Baumarkt-Vibrator für 30,- Euro?

Bei letzerem sollte nichts passieren, da lacht sowohl die Uhr wie auch der Dreck. Beim echten Gerät besteht akute Gefahr für empfindliche Werkteile wie z.B. Palettensteine im Anker. Ich würd es lassen.
Grüsse Thomas
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BABBEL-NET
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Beitrag von BABBEL-NET »

Hallo,

ich rede nicht von diesen "Kinder-Brause-Plastik-Schüttelboxen" die man auch mal im Blödmarkt oder bei Tschibo erhält.

Ich rede von einem "ELTROSONIC Typ 07" mit so einem unangenehmen hochfrequenten Ton, das - wenn man den Finger reinsteckt - so komisch kribbelt :shock:
(Stimmt, das Ding hat vor Jahren mal 300 DM gekostet!)

Wo sich selbst der kleinste Schmutz in den engsten Ritzen eines Gliederbandes in feinsten Wölkchen auflöst und verabschiedet 8)
(Jeder vernünftige Haushalt sollte sowas haben).

Aber vielen Dank für die klaren Hinweise.
Also besser Band abmachen und im Ultraschall reinigen.

Gruß
BABBEL-NET
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Beitrag von BABBEL-NET »

... aber diese "preiswerte" Festina kommt gut damit klar?! KOMISCH :!: :?:
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bauks
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Beitrag von bauks »

BABBEL-NET hat geschrieben:Ich rede von einem "ELTROSONIC Typ 07" mit so einem unangenehmen hochfrequenten Ton, das - wenn man den Finger reinsteckt - so komisch kribbelt :shock:
(Stimmt, das Ding hat vor Jahren mal 300 DM gekostet!)
Das tut es bei den Tschibo-Teilen mit 50W auch... :wink:
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

BABBEL-NET hat geschrieben:... aber diese "preiswerte" Festina kommt gut damit klar?! KOMISCH :!: :?:
Da ist ja auch ein Quarzwerk drin. Wie lange es die Tortour mitmacht bis sich die ersten Kontakte lösen kann man nicht genau sagen, es wird aber eintreten.
Grüsse Thomas
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falko
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Beitrag von falko »

Ich habe es einmal versucht mit einer total verdreckten Damen-Quarzuhr. Mein Ultraschallreiniger ist zwar kein Profigerät, wird aber mit den Verschmutzungen gut fertig. Die Uhr, die noch nicht einmal eine Wasserdichtigkeitsangabe hatte, war nach mehreren Durchgängen blitzsauber und hatte keinerlei Schaden genommen. Mit einer mechanischen Uhr wage ich das aber nicht, hier mache ich schön das Band ab und reinige das Gehäuse separat mit Zahnbürste und Wasser.
Viele Grüsse

Gerd


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Albert H. Potter
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Beitrag von Albert H. Potter »

Mit dem Ultraschall bin ich vorsichtig.

Bei einem solchen Gerät kommen drei Komponenten zusammen.
- Energie der Schallwellen
- Temperatur durch die eingebaute Heizung
- Chemie der Reinigungslösungen

Nicht jedes Gehäuseteil verträgt die Belastung. Insbesondere Lünetten sind ein Spezialthema, denn vieles ist hier relativ billig gemacht und hält der Belastung einer Reinigung nicht stand. Uhrmacher, die eine Nettuno-Lünette in ihr Ultraschallgerät geben, erleben eine böse Überraschung. Ebenso Lünetten mit Lackeinlage für die Zahlen, die nachher schön blank dem Bade entsteigen.
Vorsicht mit gefaßten oder schlimmer geklebten Steinen.
Vorsicht mit Bandstegen die vor der Reinigung einen guten Sitz im eigenen Abrieb hatten und nun lose in den Bandgliedern stecken.
Vorsicht bei langer Einwirkung des Ultraschalls. Es kann zu Gefügeänderungen im Metall kommen. ( In unserem Ultrasschallgerät konnte man am Boden der Wanne nach 14 Tagen erkennen, wo die 4 Schwingköpfe sitzen. Ich habe das Gerät heute gereinigt und man kann nach drei Jahren Betrieb schön erkennen, wie sich die Schallwellen durch den Wannenboden fortsetzen. Irgendwann tun sich Risse in der Wanne auf und die Reinigungsbrühe sickert in die Elektrik. Dann braucht man ein neues Ultraschallgerät. )
Man sollte Armbanduhrengehäuse und (Großuhr-)Werkteile aus Messing nicht in der gleichen Lösung reinigen, denn aus dem Messing kann Kupfer ausgelöst werden, welches in der stark alkaischen Reinigungsbrühe korrosive Komplex-Ionen bildet.
Auch wenn ein Werk bei guten Dichtungen nicht mit der Reinigungsflüssigkeit in Kontakt kommt, gibt es Gründe warum man ein Werk nicht dem Schall aussetzen sollte. Wie wirkt die Schwingung und die Temperatur auf Bondings, den Quarz, die BATTERIE ( ! ), die Befestigung der Unruhspirale, vernickelte Schrauben, Ölhaltung, Zifferblätter, Leuchtzeiger .....
Selbst wenn das Werk mit einer Schwingungsdämpfung im Gehäuse befestigt ist, so ragt die Aufzugwelle mitten in die Grundplatine.

Also das Werk nehme ich immer raus und auch dann sollte man noch Vorsicht walten lassen. Das armierte Kunststoffglas der Speedmaster mag die Einwirkung des Ultraschalls nicht, den es hat einen schwarz lackierten Armierungsring, der daas nicht verträgt.
Ganz wichtig: KURZ schallen und nicht den ganzen Tag !

Gruß,
Peter
Mut
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Re: Wasserdichte Uhr im Ultraschallbad reinigen?

Beitrag von Mut »

Thomas H. Ernst hat geschrieben:
BABBEL-NET hat geschrieben:Welche Gefahren verbergen sich hinter der Ultraschallreinigung bei einer (noch nicht vorhandenen) Planet Ocean mit Atomatikwerk (600m)?
Redest Du von einem echten Ultraschall Gerät, also eines das pfeift und etliche Hunderter kostet? Oder von so einen Baumarkt-Vibrator für 30,- Euro?

Bei letzerem sollte nichts passieren, da lacht sowohl die Uhr wie auch der Dreck. Beim echten Gerät besteht akute Gefahr für empfindliche Werkteile wie z.B. Palettensteine im Anker. Ich würd es lassen.
Hallo Thomas,

ich glaube, da tust Du den Billigteilen Unrecht: Mein Tchibo-Ultraschallgerät für rund 30 Euro peift, und wenn man den Finger reinhält, kribbel es deutlich. Und auch richtig verdreckte Uhren (und Stahlarmbänder) sind danach blitzsauber!
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Harry
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Beitrag von Harry »

Hallo zusammen,

Ultraschall wird in der Chemie verwendet, um Reaktionen auszulösen, die man mit konventioneller Energiezufuhr (= Heizen) nicht in Gang bekommt.

Das liegt daran, dass in so einem Ultraschallbad mikroskopisch kleine Blasen entstehen, die es wirkich in sich haben:

lokale Temperaturen bis 5000 K
lokale Drücke über 100 bar
Aufheiz- und Abkühlraten von > 1.000.000.000 K/s
Geschwindigkeiten bei Blasenkollaps ~400 km/h

Wenn man so etwas mal weiß, tut man in so ein Bad nichts mehr rein, was irgendwelche kleinen, empfindlichen Teile besitzt. :wink:
Gruß
Harry
____
BABBEL-NET
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Beitrag von BABBEL-NET »

Hallo,

in diesem Forum kommt einem tatsächlich die geballte Kompetenz entgegen das es einem eine helle Freude ist.

Also werde ich keine komplette Uhr mehr im Ultraschallbad versenken.
Höchstens noch einmal ein Stahlband.

Vielen Dank!

Gruß
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BluesMan
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Beitrag von BluesMan »

Harry hat geschrieben:lokale Temperaturen bis 5000 K
lokale Drücke über 100 bar
Aufheiz- und Abkühlraten von > 1.000.000.000 K/s
Geschwindigkeiten bei Blasenkollaps ~400 km/h
Moin,

hast Du dazu vielleicht eine Quellenangabe?

Gruß,
8) BluesMan
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Harry
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Beitrag von Harry »

BluesMan hat geschrieben: hast Du dazu vielleicht eine Quellenangabe?
Hallo,

z.B. hier:
http://www.chemie.hu-berlin.de/scholz/WAC7.pdf
(3 MB PDF)
Gruß
Harry
____
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Farron
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Beitrag von Farron »

Schön und verständlich vielleicht für Chemiker aber nicht für mich. :cry:

"Lokale Drücke über 100 atm" ... ja, vielleicht für die Mikrobläschen. :roll:

Sollte man hier nicht mal die Dimensionen mehr beachten :?:

Wär doch was für Ralf :wink:

Wie schützt ein Metallgehäuse und Safirglas vor den gigantischen Drücken von Mikrobläschen in der Größenordnung von 0,1 bis etwa 0,5 Millimeter. :roll:

Ernsthaft: Ist irgendwo schonmal eine Publikation erschienen, die explizit davor warnt wasserdichte Uhren ins Ultraschallreinigungsgerät zu legen ??

Ich geh jetzt mal von handelsüblichen Geräten aus, die alle in der Preisklasse von 30 bis 60 € liegen. :roll: Auch die erzeugen lt. Beschreibung Ultraschall.

Kommt wohl imho auch ein bißchen auf die Leistung des Gerätes an. Und diese "Heim"geräte haben wohl genug Leistung den Schmutz zu lösen aber ob sie dem Uhrwerk gefährlich werden können bezweifele ich stark. :wink:
Gruß Farron
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