Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

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tomwie
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Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von tomwie »

Hallo zusammen,

ich habe mir unlängst eine Sub-Nodate von Rolex zugelegt (das ganz neue Modell) und eine tägliche Gangabweichung von
+ 2-3 Sekunden festgestellt, womit ich im Grunde auch ganz gut leben kann. Im Internet habe ich mir Erfahrungen anderer
mit der Sub zusammengegoogelt und im Ergebnis festgestellt, dass dies wohl in der Relation liegt.

Meine Datejust aus 1993 läuft dagegen über längere Zeiträume praktisch ohne messbare Gangabweichungen (unter gleichen
Bedingungen). Nun meine Frage:

Könnte es sein, dass Rolex seit jüngerer Zeit ihre Werke auf einen kleinen Vorlauf von 2-3 Sek. ab Werk einreguliert?
Beispielsweise um eine kleine "Reserve" eingepreist zu haben, falls sich der Gang nach dem Eintragen geringstfügig ins -
verschieben sollte? Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen?

Vielen Dank schon mal für erhellende Antworten.
Gruß aus Wiesbaden
Tom

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indiana
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von indiana »

Das Stichwort heißt "Parachrom" und du findest auch hier viel zum lesen dazu. :whistling:
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hermann
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von hermann »

Hallo

Der Tag hat 86.400 Sekunden.
Eine Abweichung von einem Promille wären immer noch 86 Sekunden.

Eine Abweichung von unter 10/d Sekunden ist hervorragend (Chronometer Zertifikat würdig). Eine Abweichung weniger als 5/d Sekunden sollte eigentlich technisch nicht machbar sein und muss in das Reich der Wunder verwiesen werden. Aber wie man sieht, auch Wunder werden wahr! :mrgreen:

Die arme kleine Unruh, sie muss so viel Unbill erleiden. Stöße, Beschleunigung, Verlangsamung, Reibung, Temperaturunterschiede, Schwerkraft, Fliehkraft, usw. usf..... :wink:

Trotzdem noch so viel Genauigkeit, Wahnsinn!!! :whistling:

Gruß hermann
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tomwie
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von tomwie »

@ Indiana
Parachrom sagt mir schon was, aber wenn du etwas weißt, was meine Frage beantwortet, wäre ich dir schon dankbar
wenn du es hier posten könntest. Ich fragte ja, ob jemand weiß, ob und ggf. inwiefern Rolex ihre Uhren ab Werk
anders einregulieren als evtl. noch vor Jahren. Eine kurze Antwort würde auch genügen, aber bitte keine
Querverweise auf`s Internet statt eine kurzen Antwort. Vergelts Gott.

@Hermann
Also, etwas kenne ich mich auch mit Uhren aus. Und eine Ganggenauigkeit von < 10 Sekunden ist heutzutage sicher
auch bei mechanischen Werken keine Sensation. Mein Wunderglaube hält sich somit in Grenzen. Außerdem baut Rolex
ja "Superlative Chronometer", was auch auf dem Zifferblatt steht. Aber auch an Dich: Sie bitte meine obige konkrete Frage.

Danke an alle.
Gruß aus Wiesbaden
Tom

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Beatlesfan
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von Beatlesfan »

Wobei ganz ehrlich...bei "Rolex´scher" Ganggenauigkeit wird wohl, gerade in Webforen, gerne und sehr arg übertrieben.

Irgendwann Ende der 90er wurde es bei den Konsonantenfans Mode geradezu utopische Geschichten von legendärer Gangenauigkeit der Rolexwerke nieder zu schreiben.
Man liest dann immer wieder..."Seit 6Monaten am Arm und keine Abweichung"..."Ich muss Sie nur zur Zeitumstellung stellen, bis dahin +-0" etc.
Kein Wunder, dass sich da keiner traut zu sagen: "Oh, meine geht 6 Sekunden am Tag Plus" oder "3 Sekunden im Minus"!

Von diesen Storys rührt es wohl auch her, dass bis vor einigen Jahren 10 Sekunden Abweichung in Uhrenzeitschriften noch absolut OK waren oder sogar gelobt wurden, während es heute fast schon als desaströser Zustand gilt! :mrgreen:
Ich weiß nicht, zu wem ich bete. Mein Gebet ist ans Universum gerichtet. An das Leben! An die Liebe! (Klaus Kinski)
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von tomwie »

@ Beatlesfan

Ja, diese Storys kenne ich auch................ "2-3 Sekunden im + pro Woche" ts, ts...

Aber ich denke, die hier genannten 10 Sekunden (glaube, Herrmann hat die erstmals erwähnt), sind heutzutage, insbesondere für
einen Chronometer, kein ´wirklich guter Wert. Die Chronometernorm (ich meine, das wären max. + 6 Sek./d) sollte schon locker
geschafft werden, wobei ja diese Chronometernorm heute auch schon wieder als veraltet gilt und auch moderne, gute "Nichtchronometer"
locker in der Chrono-Norm laufen oder diese sogar unterbieten. Also meine "Nicht-Chronometer" (nahezu alles ETA) laufen < 5 Sek./d.
Gruß aus Wiesbaden
Tom

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Beatlesfan
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von Beatlesfan »

Ums mal deutlicher zu sagen: Mit deiner Rolex ist alles OK, da wurde nicht absichtlich ins Plus reguliert!
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hermann
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von hermann »

Hallo

Schaut euch einmal die Prüfkriterien und Toleranzen in Sekunden an:

http://www.watchtime.net/wissen/die-cos ... ertifikat/

Und nun zum praktischen Teil.
Ich kann ein sauberes ETA Werk so einregulieren, das die Abweichung nicht mehr als 5 Sekunden/d beträgt.
Ich kann eine Rolex so einregulieren, das die Abweichung bei 30 Sekunden/d liegt - oder umgekehrt.

Die Uhren werden ab Werk in einem Bereich reguliert, der vermutlich so zwischen 2-5 Sekunden/d in 4 Lagen (in 8 Lagen bei hochwertigen Uhren) Plus liegt.
Zumindest mache ich das so.
Danach kommt es auf das Trageverhalten des Besitzers und ein Quäntchen Glück an wie "genau" die Uhr dann tatsächlich auf der Hand geht.
Wie schon geschrieben, zahlreiche Störenfriede wollen die Unruh Frequenz dazu zwingen, vom Optimum abzuweichen.
Hohe Qualität kann nur einen Teil davon abfangen, der Rest ist eine Frage der Regulierung.

Gruß hermann
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mhanke
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von mhanke »

hermann hat geschrieben:
Die Uhren werden ab Werk in einem Bereich reguliert, der vermutlich so zwischen 2-5 Sekunden/d in 4 Lagen (in 8 Lagen bei hochwertigen Uhren) Plus liegt.
Ich dachte immer, es gäbe nicht mehr als sechs Lagen - oder zählen die beiden Temperaturen als Lagen?

Marcus
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retroman
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von retroman »

mhanke hat geschrieben:
Ich dachte immer, es gäbe nicht mehr als sechs Lagen - oder zählen die beiden Temperaturen als Lagen?

Marcus
Es gibt ja auch 6-Achsen CAM Maschinen, obwohl in unserem Universum angeblich nur 3 Dimensionen existieren. :wink:
Man kann die Uhr ja in 4 Lagen noch mal kippen.
Also Lagen gibt es genug, die Frage ist: wie viel davon sind wichtig?
tomwie
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von tomwie »

Noch eine Frage:

Was hat es denn nun im Ergebnis mit der neuen Parachrom-Spirale auf sich?

Habe mich mal durch die entsprechenden Beiträge gewurschtelt, aber so ganz eindeutiges konnte ich denn doch nicht
ermitteln: Die einen finden die ganz toll und supi, andere meinen, die würde sich negativ auf das Gangverhalten auswirken und
am besten kommt die alte Spirale wieder rein.

Was stimmt denn nun und und wo liegen die Vor- und Nachteile denn jeweils nun konkret?

Danke schon mal für fundierte Antworten!
Gruß aus Wiesbaden
Tom

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hermann
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von hermann »

mhanke hat geschrieben:
hermann hat geschrieben:
Die Uhren werden ab Werk in einem Bereich reguliert, der vermutlich so zwischen 2-5 Sekunden/d in 4 Lagen (in 8 Lagen bei hochwertigen Uhren) Plus liegt.
Ich dachte immer, es gäbe nicht mehr als sechs Lagen - oder zählen die beiden Temperaturen als Lagen?

Marcus
Da hast du natürlich recht - Tippfehler meinerseits!

Als Strafe für mich muss ich jetzt eine Woche lang die 7. Lage (Uhrmacher stemmt Biergläser mit Probeuhr auf der Hand) und die 8. Lage (Uhrmacher liegt auf Couch mit Probeuhr auf der Hand) beinhart durchziehen!!! :whistling:
tomwie hat geschrieben:Was stimmt denn nun und und wo liegen die Vor- und Nachteile denn jeweils nun konkret?
Das wissen nur die Uhrmacher von Rolex ganz genau.
Jedem Anderen fehlen einfach die Langzeitstudien und die Vergleichsmöglichkeiten.
Selbst wenn man jetzt 10 Rolex mit, und 10 Rolex ohne dieser neuen Spirale hätte, wäre es unmöglich zu bestimmen welche den jetzt genauer ginge ohne die entsprechenden Prüfverfahren und Instrumente.
Man muss einfach darauf Vertrauen das es eine Verbesserung ist und kein Marketing Gag.

Gruß hermann
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660feet
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von 660feet »

hermann hat geschrieben:Man muss einfach darauf Vertrauen das es eine Verbesserung ist und kein Marketing Gag...
...und sollte sämtliche damit verbundenen oder davon losgelösten Preiserhöhungen als barmherziges Gottesgeschenk ansehen. :mrgreen: Bild

Gruß, 660feet
Zuletzt geändert von 660feet am 26 Jun 2013, 10:06, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn der Affe zuschaut, pflanze keine Erdnüsse (afrikanisches Sprichwort).
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rank
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von rank »

hermann hat geschrieben:Hallo

Der Tag hat 86.400 Sekunden.
Eine Abweichung von einem Promille wären immer noch 86 Sekunden.

Eine Abweichung von unter 10/d Sekunden ist hervorragend (Chronometer Zertifikat würdig). Eine Abweichung weniger als 5/d Sekunden sollte eigentlich technisch nicht machbar sein und muss in das Reich der Wunder verwiesen werden. Aber wie man sieht, auch Wunder werden wahr! :mrgreen:

Die arme kleine Unruh, sie muss so viel Unbill erleiden. Stöße, Beschleunigung, Verlangsamung, Reibung, Temperaturunterschiede, Schwerkraft, Fliehkraft, usw. usf..... :wink:

Trotzdem noch so viel Genauigkeit, Wahnsinn!!! :whistling:

Gruß hermann

Genau das ist es, was mich immer wieder an mechanischen Armbanduhren fasziniert. Und selbst bei Massenprodukten, wie dem ein oder anderen ETA oder Rolex-Kaliber, bleibt diese Faszination erhalten.
Meine Datejust, noch mit ohne Parachrom, legt jedenfalls ein traumhaftes Gangverhalten an den Tag. Am Arm läuft sie mit 1-3 Sekunden im Plus.
Gruß, Frank
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Thomas H. Ernst
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Re: Gangenauigkeit bei Rolex-Werken

Beitrag von Thomas H. Ernst »

tomwie hat geschrieben:Die einen finden die ganz toll und supi, andere meinen, die würde sich negativ auf das Gangverhalten auswirken und
am besten kommt die alte Spirale wieder rein.
Da müsste man halt mal festlegen welche denn nun gemeint ist. Schliesslich gib es seit 2011 schon die dritte Generation. Die ersten beiden Generationen hatten in der Tat Probleme im Langzeitbereich, eine Regulierung hielt nicht länger als 1 bis 1,5 Jahre, dann lief das Werk aus dem Ruder. Ich hatte das an 2 Exemplaren selbst festgestellt. Die letzte Version scheint stabil zu sein, seit knapp 2,5 läuft meine mit voraussehbaren Abweichungen, im Sommer halt immer etwas schneller als im Winter aber das konstant.
Grüsse Thomas
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