Wasserdicht ? Aber wie wirklich

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Crusader
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Beitrag von Crusader »

Ich habe Dir eine PN geschickt.
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

Crusader hat geschrieben:Aber im direkten Vergleich einer 656 (316L) und einer 756 oder 856 (Tegiment) fällt der Unterschied deutlich ins Auge.
Die 756/856 sind ja auch nicht aus 316L. :wink:

Das Tegimentieren hat definitiv keine Auswirkung auf die Farbe des Stahls. Hier zwei Fotos einer 900 deren Boden und Drucker im Gegensatz zum Gehäuse *nicht* aufgegast sind. Der Farbton ist völlig identisch.

Bild
Bild
Grüsse Thomas
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Crusader
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Beitrag von Crusader »

Ich hab's verstanden. :|
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

Hier noch die versprochen Zeichnung. Habs aber gescannt weil ich zu faul zum Malen war. Bitte dieses Bild *nicht* anderweitig verlinken.

Bild
(c) by Rolex S.A.

Man kann ziemlich gut die deutlichen Unterschiede erkennen. Die Submariner funktioniert wie die üblichen Austern. Das Glas wird oben auf das Gehäuse aufgelegt, die Dichtung über den Gehäusehals gestülpt und das ganz mit einem Lünettenring festgepresst. Dieser trägt, im Gegensatz zu dem 100m Modellen auf der Unterseite noch eine Flachdichtung. Der Ring wiederum hält den drehbaren Glasreif.

Nachteil: Jeder Schlag gegen das Glas und/oder den Glasreif kann die Dichtung abscheren oder verziehen. Die Uhr wird unter Druck *nicht* dichter.

Vorteil: Glas kann ohne Ausbau des Werks getauscht werden, wobei ich nicht weiss ob das tatsächlich jemand fertigbringen würde.

Anders die SD: Hier gibt es keinen Lünettenring, der Glasreif sitzt direkt auf dem Gehäusehals welcher extrem massiv ausgeführt ist. Das Glas wird zusammen mit einer beidseitig gestuften Dichtung in die konische Bohrung eingepresst und ist gegen Schläge sehr gut geschützt. Mit steigendem Wasserdruck verstärkt sich die Pressung.

Nachteil: Zum Glaswechsel muss das Werk raus da das Glas von unten mit einem Spezialwerkzeug ausgepresst wird. Das Rehaut überlebt diese Prozedur nicht und muss getauscht werden, die Dichtung sowieso.

Vorteil: Guter Glasschutz, sehr gute Abdichtung.

Man kann sehr gut erkennen, dass es bei der SD nicht nur um die höhere Druckfestigkeit geht, man hat auch einen Schwachpunkt der Oyster Konstruktion gelöst. Da die SD deutlich massiver als die anderen Sporties ist, lies sich das problemlos durchführen.
Grüsse Thomas
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DirkZ
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Beitrag von DirkZ »

Interessante Darstellung.
Vielen Dank, Thomas!

Ich frage mich, warum der Lünettenring der Submariner etc. nicht in ähnlicher Weise gestaltet ist, wie der Lünettenring in der Übersichtgrafik auf dieser schön gemachten Webseite http://www.watchtime.ch/contents/watche ... /case.html ?

Diese Konstruktion müsste doch eigentlich stabiler sein und auch durch Druck noch stärker abdichten. Warum verwirklicht Rolex so etwas nicht? Wo liegen die Vorteile der von Rolex gewählten Form für die GMT, Submariner?
Wie wird der Lünettenring am Gehäuse befestigt?

Die SD-Konstruktion erscheint stabil.
Ist die Glaskonstruktion des IWC Aquatimers 2000, Breitling Seawolf oder Sinn U2 ähnlich aufgebaut?

Gruß
Dirk
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indiana
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Beitrag von indiana »

Klasse Thomas!
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

DirkZ hat geschrieben:Ich frage mich, warum der Lünettenring der Submariner etc. nicht in ähnlicher Weise gestaltet ist, wie der Lünettenring in der Übersichtgrafik auf dieser schön gemachten Webseite http://www.watchtime.ch/contents/watche ... /case.html ?
Weil diese keinen drehbaren Glasreif halten müssen.
Diese Konstruktion müsste doch eigentlich stabiler sein und auch durch Druck noch stärker abdichten. Warum verwirklicht Rolex so etwas nicht?
Weil Rolex damit - wie schon oft erwähnt, die Optik der Uhren verändern müssten. Das tun die nicht gerne, ehrlich! :wink:
Wo liegen die Vorteile der von Rolex gewählten Form für die GMT, Submariner?
Die Vor- und Nachteile hab ich oben beschrieben.
Wie wird der Lünettenring am Gehäuse befestigt?
Siehe oben.
Ist die Glaskonstruktion des IWC Aquatimers 2000, Breitling Seawolf oder Sinn U2 ähnlich aufgebaut?
Nein.
Grüsse Thomas
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DirkZ
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Beitrag von DirkZ »

Thomas, ich möchte Dir an dieser Stelle danken, denn mir ist durchaus bewusst, dass meine Fragen nerven und Du keine weitere Motivation mit der Beantwortung verbindest, als interessierten Uhrenfreunden unentgeltlich auf ihrem Erkenntnis-Weg zu helfen. Ich möchte Dir an dieser Stelle auch sagen, dass Du mit Deinen Beiträgen einen nicht unwesentlichen Anteil daran hast (und hattest!), dass mein Hobby "Uhren" so viel Spaß macht! Daher ein herzliches Dankeschön!

Ich habe nur noch zwei kurze Nachfragen, dann ist erstmal Schluss mit der Fragerei.
Thomas H. Ernst hat geschrieben:
Wie wird der Lünettenring am Gehäuse befestigt?
Siehe oben.
Das Glas wird oben auf das Gehäuse aufgelegt, die Dichtung über den Gehäusehals gestülpt und das ganz mit einem Lünettenring festgepresst.
Ich hatte den Satz so verstanden, dass die Dichtung mit Hilfe des Lünettenringes festgepresst wird; eine konkrete Aussage über die Befestigung des Lünettenringes habe ich nicht erkannt.

Verstehe ich das richtig, dass der Lünettenring einfach nur in das Gehäusemittelteil eingepresst wird?
Wäre eine verschraubte Lünette nicht die bessere Wahl?
Ist die Glaskonstruktion des IWC Aquatimers 2000, Breitling Seawolf oder Sinn U2 ähnlich aufgebaut?
Nein.
Wo kann man Informationen zum Glas-Konzept der oben genannten Uhren finden?

Herzliche Grüße
Dirk
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nasdaq10
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Beitrag von nasdaq10 »

Zumindest zur Befestigung der Lünette schreibt Sinn etwas hier:
http://www.sinn.de/sinn-uhren-2000/onli ... /U1_U2.htm
Gruß

David
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

DirkZ hat geschrieben:Thomas, ich möchte Dir an dieser Stelle danken, denn mir ist durchaus bewusst, dass meine Fragen nerven und Du keine weitere Motivation mit der Beantwortung verbindest, als interessierten Uhrenfreunden unentgeltlich auf ihrem Erkenntnis-Weg zu helfen. Ich möchte Dir an dieser Stelle auch sagen, dass Du mit Deinen Beiträgen einen nicht unwesentlichen Anteil daran hast (und hattest!), dass mein Hobby "Uhren" so viel Spaß macht! Daher ein herzliches Dankeschön!
Danke!
Ich hatte den Satz so verstanden, dass die Dichtung mit Hilfe des Lünettenringes festgepresst wird; eine konkrete Aussage über die Befestigung des Lünettenringes habe ich nicht erkannt.
Ganz früher, bei den Ur-Austern, wurde das Acrylglas mit einem geschraubten Ring befestigt. Dies trug zum charakteristischen Äusseren der Auster bei. Heute wird der Ring mit einem Pressstock draufgewürgt (Machen eigentlich fast alle die separate Lünetten verwenden).
Verstehe ich das richtig, dass der Lünettenring einfach nur in das Gehäusemittelteil eingepresst wird?
Wäre eine verschraubte Lünette nicht die bessere Wahl?
Drüber, nicht rein. Verschraubt wäre a) teurer und müsste b) Platz für ein Werkzeug bieten.
Wo kann man Informationen zum Glas-Konzept der oben genannten Uhren finden?
Hier: http://www.watchtime.ch/contents/watche ... /case.html

Ob nun die Lünette abnehmbar oder ins Gehäuse integriert ist, spielt eine untergeordnete Rolle. Jeder Teil ist allerdings wieder eine Fehlerquelle und kann ein Dichtigkeitsproblem darstellen. Die Ausdrehung des Glassitzes ist i.d.R. leicht konisch ausgeführt (oben enger) sodass das Glas mitsamt der Dichtugn beim Einpressen reinpoppt und sicher hält. Wenn es unterdrucksicher sein sol ... aber das steht ja schon auf meiner Webseite.
Grüsse Thomas
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DirkZ
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Beitrag von DirkZ »

nasdaq10 hat geschrieben:Zumindest zur Befestigung der Lünette schreibt Sinn etwas hier:
http://www.sinn.de/sinn-uhren-2000/onli ... /U1_U2.htm
Dank für den Hinweis.

Es wird aber nur auf den Drehring eingegangen.
Ich meinte mit Lünette nicht den Drehring, sondern den Metallreif als Fassung für das Uhrenglas, also quasi die Frage, wie das Uhrglas befestigt und abgedichtet wird?
Da finde ich gerade die Glas-Konzepte interessant, die einen sehr hohen Umgebungsdruck aushalten müssen.

Gruß
Dirk
DirkZ
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Beitrag von DirkZ »

@Thomas

Fast alle Fragen geklärt.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!

Gruß
Dirk
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nasdaq10
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Beitrag von nasdaq10 »

Gruß

David
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Don Tomaso
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Beitrag von Don Tomaso »

Weit entfernt davon, unserem guten CF zuviel beipflichten zu wollen :wink: , möchte ich noch folgendes beitragen: Ein Stahlhändler, den ich hier in HK kenne, kennt einen, der einen kennt, der gehört hat, wie einer dem anderen erzählt, das er einen kennen würde, der ihm mal folgendes erzählt hat, nämlich dass Rolex sehr wählerisch sei, was die Qualität des Stahls anginge, nicht seine Zusammensetzung also, die (guter) Standard sei. :shock:
Also im Ernst, die Geschichte ging so, dass eben mein Bekannter mir erzählte, eine östereichische Firma, für die er unter anderem tätig sei, habe mit Rolex mal das Problem gehabt, daß eine Charge auch nach mehrmaligem Umschmelzen nicht akzeptiert wurde. Meinem Bekannten zufolge ging das 8 oder 9 Mal hin und her, bis die WA bei Rolex endlich zufrieden war. Ich denke, der Hinweis auf Luncker bzw. die Betonung der Homogenität sowie evtl auch Oxidfreiheit wären hier gute Stichworte. Vielleicht hat Rolex aber auch lediglich eine gute Wareneingangskontrolle. Kaufen würd ich mir trotzdem keine :mrgreen:
Gruss

Thomas

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frederic
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Beitrag von frederic »

Don Tomaso hat geschrieben:Weit entfernt davon, unserem guten CF zuviel beipflichten zu wollen :wink: ,
Lieber Don Tomaso,

Christian wird Dich jetzt in den Rang eines "Auserwählten" erheben. Ich darf dich jetzt schon als Zitierreferenz beglückwünschen. Da hast Du jetzt aber einen dicken Stein im Brett.

frederic, der Rolexstahlkenner
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