Union Glashütte Noramis

[WatchRookie]

Hallo zusammen,

ich bin Uhrenanfänger und habe von meiner Frau zum Hochzeitstag eine Union Glashütte Noramis geschenkt bekommen. Davor waren Uhren für mich bestenfalls funktional und ich habe den Sinn, sich eine viele tausend Euro teure anzuschaffen, nie verstanden. Um das Geschenk meiner Frau wertschätzen zu können, hab ich mir etwas "Wissen angegoogelt". Und ich muss sagen, so langsam fängt die Sache an mich zu interessieren. In der Uhr ist ein 2892-A2 Kaliber verbaut, dass von Union im Werk aufgearbeitet wird (was immer das heisst). Ich konnte herausfinden, das u.a. das Werk rhodiniert und mit einer INCABLOC-Stoßsicherung versehen wird. Ich habe hier schon vorab hier im Forum rumgestöbert und das Thema 2892-A2 wird ja heiss diskutiert. Einige mögen es, viele hassen es. So viel ich verstanden habe, hängt bei der Ganggenauigkeit einer Uhr viel von der eingesetzten Qualitätsstufe des Kalibers ab. Weiss jemand, welche Qualitätsstufe Union bei der Noramis (3 Zeiger, 42 h Gangreserve) einsetzt?

Ist die Noramis eine gute Uhr ? (Preis/Leistungsverhältnis)

Was sind eigentlich genau Polyrubine und wie sehen sie im Vergleich zu roten Rubinen aus? Was ist da der Unterschied?


Ich freue mich auf Antworten, auch wenn es Fragen sind, die einem Fachmann wohl eher ein müdes Lächeln bereiten.

[walter]

Zum eingesetzten Werk kann ich nur soviel sagen: Ich hab eine Uhr mit dem Werk seit 2006.
Sie wurde einmal einreguliert und gehört seither zu meinen Genauesten.
Die wesentliche "Kritik" bezieht sich nach meiner Erinnerung auf die tlw. wohl schwache Aufzugsleistung. Damit hatte ich nie ein Problem...

Union gehört für mich zu den soliden Uhren mit gutem P/L-Verhältnis.
Schön, dass Deine Frau Dir so ein schönes Stück ausgesucht hat

Walter

[Pit]

Hallo
Willkommen.
Du meinst diese Uhr ?

Ja, die Union Noramis ist eine gute Uhr.
Was die verwendete Qualitätsstufe des Werkes angeht meine ich gelesen zu haben das 'Elaboré' zur Verwendung kommt.
Mein letzter Wissensstand ist das die Schweizer ETA eine verlängerte Werkbank in Glashütte unterhält die der Union zuarbeitet. Das Gebilde heißt aber nicht ETA sondern hat eine andere Bezeichnung. Das Kaliber 2892 wird als Roherk/Teilekit nach Glashütte geliefert, zerlegt, rhodiniert, finissiert und wieder zusammengebaut. Die große Schwester 'Glashütte Original' skelettiert und veredelt den Rotor und bläut die Schrauben. Konstruktiv wird an der ETA Konstruktion aber nichts verändert. Die Union Uhrenfabrik kauft schließlich das komplette Werk bei eben jener ETA-Werkbank ein. Durch den Finissierungsprozess wird die Glashütter Regel eingehalten die besagt das min. 50% der Wertschöpfung am Uhrwerk in Glashütte erfolgen muß. Der Rest der Uhr dürfte aus den verschiedenen Zulieferbetrieben der Swatch Group kommen.
'Hassen' . Das Kaliber 2892-A2 ist immer noch eines der robustesten und flachsten Dreizeigerwerke da draußen und genießt eine hohe Reputation. Lediglich die hohe Verbreitung mag dem Ein oder Anderen nicht exclusiv genug sein.
Mit dem Begriff 'Polyrubin' kann ich nichts anfangen.
Gruß Pit

[kochsmichel]

Mit dem Begriff 'Polyrubin' kann ich nichts anfangen.
Gruß Pit

Kenne nur den:

[3fe]

Hallo Rookie

Mit einer Union dieses Hobby zu beginnen ist sicher keine schlechte Wahl.

Das 2892-A2 in meiner IWC ist das genaueste Werk meiner Uhren. Da hast du wirklich ein bewährtes Stück Technik.

Lies hier noch ein bisschen mit und schau dir die zahlreichen Bilder an, das weckt die Neugier und fördert das Konsumverhalten.

[MuellerB]

Was sind eigentlich genau Polyrubine und wie sehen sie im Vergleich zu roten Rubinen aus? Was ist da der Unterschied?

Ich denke du meinst Polykristalline Rubine. Die andere Ausführung ist Monokristallin. Das hat nichts mit der Farbe Rot zu tun, sondern mit der Kristallstrukur. Wie der Name Poly bzw. Mono schon sagt, liegt Unterschied darin, ob es sich um ein Einkristall handelt oder eben nicht. Auswirking ist, dass sich die physikalischen Eigenschaften zwischen den beiden Kristallformen unterscheiden. Daher haben z.B. monokristalline Solarzellen in der Regel einen höheren Wirkungsgrad.
Die Rubine in deiner Uhr sind übrigens synthetisch hergestellt. Der Unterschied zwischen den beiden Arten ist für dich, wie transluzent die Steine sind (monokristalline Steine sind lichtdurchlässiger, während polykristalline Steine etwas milchig oder trübe sind).

BTW.: Das Nörgeln am 2892 bezieht normalerweise auf die Aufzugsleistung (wie schon ein Vorredner schrieb) und auf einige konstruktive Eigenschaften, welche die Lebensdauer betreffen. Hermann hat diese mal an einem Werk aufgezeigt. Ich hatte bisher noch keine Probleme, habe aber auch noch keine Uhr mit 2892 ständig über Jahre getragen.

[WatchRookie]

Guten Abend zusammen,

erst einmal vielen Dank für die freundliche Aufnahme in Eurem Forum und die Antworten, die ich erhalten habe.

Euer Feedback ist gerade für einen Anfänger wie mich, sehr hilfreich. Ich bin jetzt etwas beruhigter, was das 2892A2 angeht. Ich weiss jetzt einzuordnen, warum ein professioneller Uhrmacher die Dinge durchaus anders und differenzierter (kritischer) sieht. Auch zu dem Thema Rubine. Sehr gut und sehr verständlich geschrieben. Ich befinde mich jetzt gerade im Lernprozess zum Thema mechanische Uhren und die Lernkurve geht nach oben. So sehr mich Uhren vorher nicht interessiert haben (wie eingangs beschrieben), umso mehr interessieren sie mich jetzt. Für mich waren teure Uhren nur teurer Schmonses, Statussymbole eben. Getragen von Typen, die zeigen wollen, was sie (an Geld) haben. Ich muss meine, zugegeben etwas einfache Meinung, revidieren. Eine Uhr kosten nicht nur viele tausend Euro, weil Rolex, Breitling oder sonst was drauf steht. Sondern weil ein hochqulifizierter Uhrmacher mitunter tagelang an einer Symphonie aus Feinmechanik, Mathematik und Physik geschraubt hat. Sonderbarerweise ist mir dies aufgrund meiner, sagen wir leicht voreingenommener Einstellung gegenüber Luxus-Uhren, bis heute verborgen geblieben. Dabei habe ich eo ipso einen Sinn für die feinen und schönen Dinge im Leben. Angefangen bei Kunst, Litheratur über Wissenschaft bis zum Wein. Und beim Wein schließt sich der Kreis. Wer sein Leben lang nur Merlot trinkt, weiss nicht, warum man für eine Flasche Chateu Margaux 300 EUR zahlen soll; man hält die Leute per se für irre. Man weiss es einfach nicht besser, bis man ihn selber getrunken hat. Insofern haben gute Uhren und guter Rotwein eine Menge gemeinsam - reine Philosophie. Und damit möchte ich schließen.

Für Tips, Litheratur-Hinweise, Links- alles was für einen Anfänger interessant sein könnte, wäre ich Euch sehr dankbar.

Meiner Kredit-Karte und meinem Giro-Konto wird es nicht freuen, aber ich habe die Befürchtung, dass das Geschenk meiner Frau nur die Einstiegs-Droge ist. Und das enthebt mich doch gewissermaßen jeglicher Verantwortung - und schafft eine solide Argumentationsbasis gegenüber meiner Frau, wenn mal wieder eine etwas größere Ausgabe ansteht

Ich werde sicher noch eine Menge Fragen müssen, also seht es mir bitte nach, wenn ich nicht immer den Fach-Terminus (Stichwort:Polyrubine) benutze.

Danke Euch.

P.S: Eure Umgangsformen gegenüber Neulingen ohne Wissen und Erfahrung empfinde ich als sehr angenehm. Das erlebt man in anderen Foren auch mal anders. Da wird schnell auf "Idioten-Level" kommuniziert

[stere]

Moin,
ich weiss ja nicht, woher Du kommst aber ich empfehle unbedingt mal einen Besuch in Glashütte (kann man auc gut mit Dresden verbinden). Bei der grossen Schwester "Glashütte Original" gibts 2x täglich (vorher anrufen!) eine kostenlose Führung. Danach weisst Du genau, welche Wertschöpfung in einer Uhr steckt und was eine Uhr teuer macht.

Viel Spass hier!

stere

[Don Tomaso]

... Eine Uhr kosten nicht nur viele tausend Euro, weil Rolex, Breitling oder sonst was drauf steht. Sondern weil ein hochqulifizierter Uhrmacher mitunter tagelang an einer Symphonie aus Feinmechanik, Mathematik und Physik geschraubt hat. Sonderbarerweise ist mir dies aufgrund meiner, sagen wir leicht voreingenommener Einstellung gegenüber Luxus-Uhren, bis heute verborgen geblieben.
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Dein "Bauchgefühl" war schon nicht so falsch. Klar, Rolex oder Breitling oder Omega oder Tudor bauen gute Uhren, manchmal bauen sie sogar die Werke selber und kaufen sie nicht nur bei der ETA ein (da reden wir aber von Uhren > 5.000 Euro), auch der Gehäusebau ist aufwendig, Zifferblätter und Zeiger wachsen nicht auf Bäumen. Dennoch ist meiner Meinung nach, je nach Marke, ein teilweise gehöriger Anteil des Preises reines Markenprestige. Und, sorry, bei einer Dreizeiger in dem Preisbereich 1000 - 2000 Euro werkelt kein "hochqulifizierter Uhrmacher ... tagelang an einer Symphonie aus Feinmechanik, Mathematik und Physik", das ist Märchenstunde. Das Werk kommt in diesen Uhren in der Regel von der ETA oder von Selita, mitunter auch von Seiko oder Citizen, und wird so, wie es ist, in die Uhr eingebaut. Die "verlängerte Werkbank" der ETA in Glashütte hatte Pit ja schon beschrieben. Das ist alles nicht schlimm, Uhren sind nun mal Industrieprodukte. Es gibt auch andere, die sind aber kaum zu bezahlen.
Deine "Noramis" ist eine schöne und klassisch gezeichnete Dreizeiger und ein sehr schönes Geschenk von deiner Frau. Viel Spass damit. Und auch hier im Forum.

[WatchRookie]

Vielen Dank für Deine Meinung

[baghipapa]

P.S: Eure Umgangsformen gegenüber Neulingen ohne Wissen und Erfahrung empfinde ich als sehr angenehm. Das erlebt man in anderen Foren auch mal anders. Da wird schnell auf "Idioten-Level" kommuniziert

Willkommen im Vorhof der Hölle.
Stell die richtigen Fragen und wir passen die Umgangsformen an

Die Union ist auf alle Fälle ein besserer Einstieg als eine Fake Relox

[o.v.e]

P.S: Eure Umgangsformen gegenüber Neulingen ohne Wissen und Erfahrung empfinde ich als sehr angenehm. Das erlebt man in anderen Foren auch mal anders. Da wird schnell auf "Idioten-Level" kommuniziert

Willkommen im Vorhof der Hölle.
Stell die richtigen Fragen und wir passen die Umgangsformen an

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Genau - wir können auch anders...