Ganggenauigkeit

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WatchRookie
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Ganggenauigkeit

Beitrag von WatchRookie »

Hallo zusammen,

wie schon erwähnt, bin ich Uhrenneulig und taste mich gerade etwas an die Materie heran. Ich habe hier noch mal eine Frage:

Was bedeutet es, wenn eine Uhr in 1,2 oder 3 Lagen reguliert wird? Ich weiß inzwischen, dass Chronometer in 3 Lagen reguliert werden und damit am genauesten sind bei mechanischen Uhren.
Kann mir das jemand etwas genauer erklären? Wie muss man sich das vorstellen?

Dann habe ich noch eine kleine Frage zu Uhrenbeweger:

Ist es unbedingt notwendig, dass man die Automatic-Uhr ständig im Uhrenbeweger laufen lässt, wenn man sie nicht trägt? Mir ist klar, dass sich der Ticker immer schön bewegen muss, damit das Öl nicht verharzt. Aber führt das nicht auch zu übermäßigen Verschleiß? Wie macht ihr das? Gibt es Erfahrungswerte?


Vielen Dank für Eure Antworten
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walter
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Re: Ganggenauigkeit

Beitrag von walter »

Zur Reglage gibts ein ganz schönes Bild, das die Prozedur verdeutlicht:
http://www.fhs.swiss/berner/?l=de&q=Lage
Durch sorgfältige Reglage werden die Lagenfehler so gut es geht ausgeglichen.

Uhrenbeweger ja oder nein gibt es kilometerlange Diskussionen hier und andernorts. :roll:
Weitgehender Konsens: eine Uhr, die man leicht wieder auf aktuelle Daten (Datum, Zeit) einstellen kann, ist das Ding überflüssig.
Bei einem ewigen Kalender oder einer anderen Uhr, die man zeitaufwändig einstellen muss, kann man den Beweger nutzen.
Das mit dem verharzenden Öl ist heute eigentlich kein Thema mehr, wenn die Uhr öfter getragen wird erst recht nicht.
Das Hauptargument gegen den Beweger ist: was sich nicht bewegt, verschleißt auch nicht.

Walter

Mein Indischer Schachmeister sagte: Am Ende kommen Bauer und König in die selbe Kiste
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Quadrilette172
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Re: Ganggenauigkeit

Beitrag von Quadrilette172 »

Und irgendwie ist es auch absurd, eine mechanische Uhr zu wollen und diese dann auf einem elektrischen Beweger auf Trab zu halten :whistling:
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Pete
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Re: Ganggenauigkeit

Beitrag von Pete »

WatchRookie hat geschrieben: 28 Jul 2017, 16:43

Dann habe ich noch eine kleine Frage zu Uhrenbewegern
Hat er gerade Jehova gesagt?

Ein laaanges Thema. Nimm Dir eine Woche frei und gib in der Suche eines beliebigen Uhrforums "Uhrenbeweger" ein...
Aber ich glaube Walter's Antwort gibt die vorherrschende und imho nachvollziehbare Meinung gut wider. Bequem und nicht unpraktisch aber wohl auch nicht notwendig. War übrigens erstaunt dass man 89.000€ für einen Uhrenbeweger, der aus dem Motorblock eines Bugatti Veyrom gefertigt ist, löhnen kann...
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SteveMcQueen
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Re: Ganggenauigkeit

Beitrag von SteveMcQueen »

Zum Thema Chronometer: Die werden nicht in drei, sondern in fünf Lagen bei drei Temperaturen geprüft. Aber nicht die ganze Uhr, sondern nur das Werk. Und die Reglage des Werks (nicht der Uhr!) findet vorher statt. Einfach mal bei Google nach 'Chronometer' oder 'COSC' googlen, da gibt's viel zu lesen.

Zum Thema Uhrenbeweger: Eine Automatikuhr ist am langen Ende mit einem Automotor vergleichbar. Lässt Du den künstlich extern bewegen, wenn Du nicht fährst? Würdest Du Dir da nicht die Frage stellen, ob das zu mehr Verschleiss usw. führen dürfte?

Uhrenbeweger haben vielleicht für Uhren mit schwierig zu korrigierenden Komplikationen (Vollkalender etc.), die nicht permanent getragen werden, irgendeine Art von Existenzberechtigung. Oder als Instrument für Analysen. Davon ab braucht so etwas kein Mensch.
Mit Uhren ist es wie mit Menschen: Manche sind Originale, andere bleiben zeitlebens nur eine Kopie. - Horrido, Steffen.
baghipapa
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Re: Ganggenauigkeit

Beitrag von baghipapa »

SteveMcQueen hat geschrieben: 29 Jul 2017, 00:16 Zum Thema Chronometer: Die werden nicht in drei, sondern in fünf Lagen bei drei Temperaturen geprüft. Aber nicht die ganze Uhr, sondern nur das Werk.
So machen es die Schweizer.

Es gibt 2 Chronometerprüfungen, die COSC der Schweizer und die Chronometerprüfung des Eichamtes Thüringen in Glashütte. Das Eichamt in Glashütte prüft fertige, eingeschalte Werke in Uhren (aber nur solche, die ein Anhalten der Sekunde haben), also so, wie die Uhr bei uns landet, nicht nur das Werk. In 5 Lagen, bei mehreren Temperaturen über einen definierten Zeitraum von 15 Tagen nach DIN 8319. Die 5 Lagen sind Krone links, Krone oben, Krone unten, Zifferblatt oben und Zifferblatt unten. Das alles bei Temperaturen von 8, 23 und 38 Grad und bei einer Luftfeuchtigkeit von ca. 50 %. Alle 24 Stunden wird gemessen. Nach 10 Tagen werden Komplikationen wie z. B. Stoppuhr zugeschaltet, um deren Einfluss zu beobachten. Nur wenn bestimmte Abweichungen eingehalten werden, ist es ein Chronometer.

Bild

Wempe erläutert das auch ganz schön, konnte ich schon mal live sehen. Spektakulär! Ein Mann im Kittel der vor Klimaschränken in einem fensterlosen Raum sitzt und Protokolle bearbeitet. Gähn.
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hermann
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Re: Ganggenauigkeit

Beitrag von hermann »

WatchRookie hat geschrieben: 28 Jul 2017, 16:43

Ist es unbedingt notwendig, dass man die Automatic-Uhr ständig im Uhrenbeweger laufen lässt, wenn man sie nicht trägt? Mir ist klar, dass sich der Ticker immer schön bewegen muss, damit das Öl nicht verharzt. Aber führt das nicht auch zu übermäßigen Verschleiß? Wie macht ihr das? Gibt es Erfahrungswerte?


Vielen Dank für Eure Antworten
Hier ein Link der sehr gut die Thematik beschreibt: https://www.forum.watchtime.ch/viewtopic.php?f=17&t=530

Seit Mitte der 90er gibt es Öle, die nicht mehr verharzen. Aber selbst in der Zeit davor war nicht die Bewegungslosigkeit der Feind des Öles, sonder die Zeit und der Sauerstoff. :wink:
Zum Thema Verschleiß, eine Maschine die sich nicht bewegt, verschleißt auch nicht. Man lässt ja auch nicht sein Auto weiterlaufen wenn man es nicht mehr braucht - meine Ansicht.
Pete hat geschrieben:Hat er gerade Jehova gesagt?
Ja, was ist? :whistling:

Gruß hermann
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Der Mensch hasst das Böse mehr als er das Gute liebt.
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