2824-2/2892-A2

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WatchRookie
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2824-2/2892-A2

Beitrag von WatchRookie »

Hallo zusammen,

das Thema 2824-2/2892-A2 wurde hier im Forum ja auch schon ausführlich behandelt.

Ich möchte dennoch dazu eine Frage stellen, da mir einiges nicht ganz klar ist. Von vielen Herstellen wird das 2892-A2 gerne als "Premium-Kaliber" beworben, und tatsächlich verbauen es ja auch viele namenhafte Hersteller oder nutzen es als Basis für eigene Kaliber. Der Grund-Tenor hier im Forum scheint zu sein, soweit ich es verstehe, dass es sich beim 2892a2 um eine bessere (einige sagen schlechtere) Version des 2824-2 handelt. Im Grunde ein und dasselbe Kaliber. In anderen Foren wird davon berichtet, dass sich 2824-2 und 2892-A2 technisch grundlegend unterscheiden.

Wie ist es denn nun? Oder habe ich da etwas flasch verstanden?
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hermann
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Re: 2824-2/2892-A2

Beitrag von hermann »

Hallo

Diese beiden Werke unterscheiden sich für Uhrwerke doch um Einiges. Die Grundkonstruktion ist natürlich gleich, aber einige technische Unterschiede wie z.B. Bauhöhe, Automatischer Aufzug, Sperre und Räderwerk gibt es.
Aus technischer Sicht ist für mich das 2824er zu favorisieren. Es ist etwas einfacher gebaut, und kann vor allem durch die höhere Bauweise mit Robustheit punkten. Die Lagerung im Automatik Block ist auch besser.

Gruß hermann
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WatchRookie
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Re: 2824-2/2892-A2

Beitrag von WatchRookie »

Hallo Hermann,

vielen Dank für Deine Antwort.

Beim Stöbern durch das Forum ist mir schon aufgefallen, dass Du zu den 2892-A2-Kritikern zählst. Solche Meinungen sind mir auch wichtig. Meinungen von Menschen, die wirklich etwas von der Materie verstehen, weil sie Uhrmacher sind (das gilt übrigens für jede Meinung, auch wenn sie nicht von einem Uhrmacher ist - also bitte nicht falsch verstehen). Ich habe als "every-day-watch" schon seit vielen Jahren eine Archimede mit 2824-2 am Start. Der Ticker hat schon einiges mitgemacht und weist auch schon genügend Kampfspuren des täglichen Lebens auf. Ausser das ich eimal die Krone abgebrochen habe, läuft das Ding einfach (Stichwort:Panzer). Zum Hochzeitstag hat mir meine Frau dann eben eine Union Glashütte mit dem 2892-A2 geschenkt. Also meine erste Uhr, die deutlich mehr als 1000 Eur gekostet hat. Ich muss sagen, dass die Uhr deutlich genauer läuft (Ich vermute, dass dies etwas mit der verwendendeten Qualitätstufe zu tun hat - wenn ich richtig informiert bin, fängt die unterstete Qualitätsstufe beim 2892-a2 beireits bei Elabore´an. Das Werk meiner Archimede kann eigentlich nur Standard sein, weil nur eine Etachocks Stoßsicherung verbaut ist). In den hohen Qulitätstufen TOP sollen die Gangwerte von 2824-2 und 2892-A2 indetisch sein. Wie gesagt, ich bin Einteiger und verstehe nicht wirklicht was von Uhren. Nun habe ich in einem Forum gelesen, dass in der Mechanik des 2892-A2 sogar Platikbauteile verbaut sein sollen. Ist dem so?.Was mir als Einsteiger auffällt: Im 2892-a2 sind nur 21 Lagersteine verbaut, im 2824-2 sind es 25. Hier hat man also 4 Lagersteine "gespart". Geht das zu Lasten der Qualität oder ist dies konstuktionsbedingt?.Was meinst Du mit Automatik-Stoßsicherung? Ich vermute mal, dass hat so gar nichts mit der Stoßsicherung der Unruh zu tun. Noch eine allgemeine Frage, weil ich gerade dabei bin: Warum rhodiniert man Uhrwerke? Nur aus optischen Gründen oder dient das irgendwie dem Korrosionsschutz?
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hermann
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Re: 2824-2/2892-A2

Beitrag von hermann »

WatchRookie hat geschrieben: 30 Jul 2017, 19:11 Hallo Hermann,

vielen Dank für Deine Antwort.

Beim Stöbern durch das Forum ist mir schon aufgefallen, dass Du zu den 2892-A2-Kritikern zählst. Solche Meinungen sind mir auch wichtig. Meinungen von Menschen, die wirklich etwas von der Materie verstehen, weil sie Uhrmacher sind (das gilt übrigens für jede Meinung, auch wenn sie nicht von einem Uhrmacher ist - also bitte nicht falsch verstehen). Ich habe als "every-day-watch" schon seit vielen Jahren eine Archimede mit 2824-2 am Start. Der Ticker hat schon einiges mitgemacht und weist auch schon genügend Kampfspuren des täglichen Lebens auf. Ausser das ich eimal die Krone abgebrochen habe, läuft das Ding einfach (Stichwort:Panzer). Zum Hochzeitstag hat mir meine Frau dann eben eine Union Glashütte mit dem 2892-A2 geschenkt. Also meine erste Uhr, die deutlich mehr als 1000 Eur gekostet hat. Ich muss sagen, dass die Uhr deutlich genauer läuft (Ich vermute, dass dies etwas mit der verwendendeten Qualitätstufe zu tun hat - wenn ich richtig informiert bin, fängt die unterstete Qualitätsstufe beim 2892-a2 beireits bei Elabore´an. Das Werk meiner Archimede kann eigentlich nur Standard sein, weil nur eine Etachocks Stoßsicherung verbaut ist). In den hohen Qulitätstufen TOP sollen die Gangwerte von 2824-2 und 2892-A2 indetisch sein. Wie gesagt, ich bin Einteiger und verstehe nicht wirklicht was von Uhren. Nun habe ich in einem Forum gelesen, dass in der Mechanik des 2892-A2 sogar Platikbauteile verbaut sein sollen. Ist dem so?.Was mir als Einsteiger auffällt: Im 2892-a2 sind nur 21 Lagersteine verbaut, im 2824-2 sind es 25. Hier hat man also 4 Lagersteine "gespart". Geht das zu Lasten der Qualität oder ist dies konstuktionsbedingt?.Was meinst Du mit Automatik-Stoßsicherung? Ich vermute mal, dass hat so gar nichts mit der Stoßsicherung der Unruh zu tun. Noch eine allgemeine Frage, weil ich gerade dabei bin: Warum rhodiniert man Uhrwerke? Nur aus optischen Gründen oder dient das irgendwie dem Korrosionsschutz?
Eine Uhr geht so genau, wie sie sorgfältig auf deine Tragegewohnheiten einreguliert worden ist. Sprich, die 150,- Seiko kann genauer gehen, wie die 8.000,- Rolex - einfach weil sie besser reguliert ist.
Natürlich haben in der Regel teurere Uhren im Schnitt etwas bessere Gangwerte (bei gleichen Wartungszyklen), wir sprechen hier aber von wenigen Sekunden/d. Bei einer Anzahl von 86.400/d zu vernachlässigen, meiner Ansicht nach. :whistling:
Meines Wissens ist im 2892er kein Plasik verbaut. Es sei den bei den aller neuesten Generationen, und diese Info ist noch nicht zu mir vorgedrungen.
Wobei, manchmal kann Plastik als Bauteil durchaus sinnvoll sein. Hier z.B. aus einer Omega Memomatic aus den 70ern:

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Die Anzahl der Steine ist heutzutage kein großes Qualitätsmerkmal mehr. Wichtiger ist, wie die vorhandenen eingesetzt werden. Auch das 2824er gibt es in verschiedenen Qualitätsstufen. Wobei Dekoration und Anzahl der Steine nur einen minimalen Faktor bezüglich der Ganggenauigkeit darstellen.

Beim 2892er wurden wohl auf Grund der geringeren Bauhöhe auf die bewährte Konstruktion der Automatikteile vom 2824er verzichtet und eine Neukonstruktion geschaffen. Diese ist meiner Ansicht nach was den automatischen Aufzug und die Lagerung (Mehr Stiftlagerung als im 2824er) betrifft, ein Nachteil. Immer wieder passiert es in der Praxis, das besonders bei älteren Menschen und Bewegungsmuffeln die Aufzugleistung für eine ausreichende Gangreserve nicht ausreicht. Es wurden und werden zwar Gegenmaßnahmen getroffen (schwerere Rotoren, Änderung am Automatik Mechanismus, usw...), das ist aber meiner persönlichen Ansicht nach eher Löcher stopfen, als langfristig wirksame Maßnahmen.
Ich möchte aber betonen, das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau - das 2892er ist trotzdem ein hervorragendes Werk! :D

Das Beschichten von Uhrwerken dient wohl beidem, der Schönheit und dem Schutz.

Gruß hermann
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SteveMcQueen
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Re: 2824-2/2892-A2

Beitrag von SteveMcQueen »

Sofern ich das aus dem Gedächtnis richtig zusammenkriege, ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen dem 'Stand Alone'-Kaliber 2824 und dem 2892, dass das 2892 von vorne herein konstruktiv darauf ausgelegt war, mit Modulen erweitert werden zu können.

Das ist auch eine der Kernursachen für die so niedrig wie eben möglich gehaltene Bauhöhe, die mit gewissen Nachteilen (u.a. Aufzugsleistung) erkauft wurde. Die Quadratur des Kreises trifft auch in der Uhrmacherei auf Grenzen. ;)

Auf dem 2892 basieren das 2893 (mit Modul für 2. Zeitzone), 2984 (mit Chrono-Modul), 2895 (kleine Sekunde) sowie zahlreiche weitere Abwandlungen einzelner Etablisseure, oft mit Dubois Depraz-Modulen und dann unter eigener Kaliberbezeichung am Markt lanciert.

Zudem basieren zahlreiche Omega-Kaliber letztendlich auf dem 2892, z. B. das 1120 und damit am langen Ende auch das 2500 (erstes CoAx-Kaliber).
Mit Uhren ist es wie mit Menschen: Manche sind Originale, andere bleiben zeitlebens nur eine Kopie. - Horrido, Steffen.
haspe1
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Re: 2824-2/2892-A2

Beitrag von haspe1 »

SteveMcQueen hat geschrieben: 31 Jul 2017, 11:54 Sofern ich das aus dem Gedächtnis richtig zusammenkriege, ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen dem 'Stand Alone'-Kaliber 2824 und dem 2892, dass das 2892 von vorne herein konstruktiv darauf ausgelegt war, mit Modulen erweitert werden zu können.

Das ist auch eine der Kernursachen für die so niedrig wie eben möglich gehaltene Bauhöhe, die mit gewissen Nachteilen (u.a. Aufzugsleistung) erkauft wurde. Die Quadratur des Kreises trifft auch in der Uhrmacherei auf Grenzen. ;)

Auf dem 2892 basieren das 2893 (mit Modul für 2. Zeitzone), 2984 (mit Chrono-Modul), 2895 (kleine Sekunde) sowie zahlreiche weitere Abwandlungen einzelner Etablisseure, oft mit Dubois Depraz-Modulen und dann unter eigener Kaliberbezeichung am Markt lanciert.

Zudem basieren zahlreiche Omega-Kaliber letztendlich auf dem 2892, z. B. das 1120 und damit am langen Ende auch das 2500 (erstes CoAx-Kaliber).
Schön zusammengefasst, danke sehr.

Hannes
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