Bernd Joseph hat geschrieben: ↑09 Mär 2018, 14:53
Deshalb die Einladung selbst mal bisschen mit Kompass und Lautsprecher spielen !
Ist definitiv interessant wenn man selbst sieht wie das Ding schon auf einen halben Metern Entfernung deutlich anspricht; da wird die Theoriediskussion Fernwirkung möglich ja / nein eben schnell zweitrangig.
Das ist keine Diskussion über eine Theorie. Jetzt mal ganz Klartext. Ein Kompassnadel ist ein Magnet. Folgerichtig hat sie ein eigenes Magnetfeld. Die Erde ist ein Magnet. Magnetfeld dito. Das Magnetfeld des Kompasses ist viel kleiner und schwächer als das der Erde. Klar. Trotzdem reicht es, dank der reibungsarmen Lagerung, dass sich der Kompass so hin dreht, dass sich die energieärmste Lage einnimmt. Also in Richtung zu den magnetischen Polen zeigt. Ich weiss, das das alle bekannt ist. Warum erkläre ich das alles noch mal?
Jetzt kommt das Problem: Das Magnetfeld reagiert nicht nur mit andern Magnetfeldern. Es reagiert mit allen weichmagnetischen Stoffen in seiner Nähe. Auch mit denen, die gar nicht magnetisiert sind. Nähere Dich mal mit dem Kompass einem nichtmagnetischen Eisenstück. Du wirst feststellen, das die Kompassnadel auch darauf reagiert, je grösser und massereicher das Stück ist, um so weiter entfernt. Auch dort wird die die energieärmste Lage einnehmen, die, in dem sich das Magnetfeld der Nadel am besten schliessen kann. Ein Kompass ist kein geeignetes Messgerät, um ein Vorhandensein eines Magnetfeldes auch nur grob quantitativ zu beurteilen.
Es gibt sogar noch ein zweites Problem. Alle Uhren auf diesem Planeten sind grundsätzlich so gebaut, dass sie mit der üblichen Erdmagnetfeldstärke zurechtkommen. Müssen sie ja, sonst würden sie falsch gehen, sobald man sie bewegt. Allein Umdrehen ändert das Vorzeichen des Magnetfeldes, also eine Änderung der Magnetfeldstärke um Faktor 2. Nehmen wir jetzt mal an, es wäre optimal, also kein weichmagnetisches Material in der Nähe. (Praktisch ist im normalen elektrodynamischen Lautsprecher immer weichmagnetisches Material verbaut, nämlich die Polplatten) Weiterhin nehmen wir mal optimal an, dass Magnetfeld des Lautsprechers Stände rechtwinklig zum Erdmagnetfeld. Dann würde eine Ablenkung um 45° bedeuten, dass Erdmagnetfeld und Lautsprechermagnetfeld ähnlich stark sind. Addiert sich vektoriell, also ein Erhöhung um Faktor 1,4. Das ist aber viel zu wenig, um einer Uhr irgend wie aus dem Tritt zu bringen. Wie oben gezeigt macht ihr Faktor 2 nichts.
Ja ich habe den Kompass genommen und damit rumgespielt, um zu sehen, was Du siehst. In ca. 30 cm sehe ich einen deutlichen Einfluss meiner aktuellen Dynaudios. Wenn man näher kommt wieder das selbe Ergebnis wie damals bei den Ecoutons. Es ist die Polplatte des Hochtöners, die interessiert die Magnetnadel sehr. Wenn ich den Kompass oben auf das Lautsprechergehäuse lege, dann zeigt er Schrott an, wie festgenagelt die kmpl. falsche Richtung. Das Gleiche macht er aber auch, wenn ihn an eine Seite meines Schreibtisches lege. Der hat eine Glasplatte. Nur, darunter ist ein Gestell, ein Art Bock, auf dem die Platte aufliegt und das Ding ist aus Stahl. Nicht nennenswert magnetisiert, nur halt soviel, wie sich jeder Stahl aufgrund des Erdmagnetfeldes eh magnetisiert. Ja, den Effekt sehe ich erst in 10 cm Entfernung, nicht in 30 cm Entfernung wie beim Lautsprecher. Ich kann aber jede Uhr auf den Schreibtisch legen ohne Bedenken wegen Magnetismus haben zu müssen.
Fazit:
- Ein Magnetkompass ist kein geeignetes Instrument, um festzustellen, ob's da oder irgendwo für eine mechanische Armbanduhr magnetfeldtechnisch gefährlich ist.
- DON'T PANIC, wenn die Magnetnadel des Kompasses anspricht.
Ich behaupte ausdrücklich nicht, dass dein Wecker keinen Einfluss hat, geschweige denn haben kann. Was ich aber sage, ist dass bei einem Konuslautsprecher die Polplatten hinter dem Konus sitzen. Wenn man vor dem Konus ist, dann hat man schon zwangsweise einige Zentimeter Abstand. Das macht einen gewaltigen Unterschied. Mehrere Zehnerpotenzen in der Feldstärke. Deswegen bin ich irritiert bis verwundert, dass es bei dem Wecker so schlimm ist.
P.S.: Bei der Dynaudio ist das Magnetfeld an der Polplatte des Hochtöners viel schwächer als bei der Ecouton damals. Das Metallstückchen, das damals gut und fest angezogen wurde, fällt jetzt einfach runter, obwohl man bei Annäherung die Kraft schon spürt. Offensichtlich hat der Konstrukteur hier besser drauf geachtet, dass der magnetische Fluss da bleibt, wo er hingehört, im Polspalt.
P.P.S.: Vielleicht komme ich nächste Woche mal dazu, über Nacht ein Messgerät mit nach Hause nehmen und um die Dynaudio rum messen. Wegen Klau und Schwund muss ich das halt vorher von einem Vorgesetzten genehmigen lassen.