Venus 178

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Watchpupu
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Venus 178

Beitrag von Watchpupu »

Grüß Gott, sehr geehrte Uhrenfreunde!

**** Edit Modi: Beitrag in den richtigen Bereich verschoben. ****

Kann mir bitte jemand weiterhelfen?

Frage 1: Der Nullstellhebel (8680) vom 12-h-Zähler lässt sich nicht an den beiden Zapfen des Bremshebels (8690) und des Unterbrecher (8640) vorbeischieben, trotz Fettung der Zapfen? Der Nullstellheben stößt genau mittig auf die Zapfen! Ich habe versucht mit rel. viel Kraft dies zu schieben, also Nullstellen, keine Chance.

Frage 2: Der normale Herzhebel (8220) hat zu viel Spiel am Herz des Minutenzählrades, der Stopp-Minuten-Zeiger springt stets ein bis zwei Minuten verschieden, stellt nicht sicher auf Null!

Bei den meisten Chronographen ist ja eine Anpassungsmöglichkeit gegeben um das Spiel zum Herz einstellen zu können!
Bei dem Venus 178 ist dies nicht gegeben.
Was macht man denn dann um das Spiel anzupassen? Könnten mir bitte ein Uhrenfachmann weiterhelfen?
Mit freundlichen Grüßen
Erich Puppe
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unnnamed
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Re: Venus 178

Beitrag von unnnamed »

Ohne Glaskugel oder wenigstens Bilder wird es schwer dir ernsthaft zu helfen,
ohne das Werk zu sehen weiß ich dir zu Punkt 1 nichts mitzuteilen.

Wenn der Herzhebel nicht gleichmäßig am Herz des Zentrums- und Minutenzählrades
anliegt, dann gilt es den Herzhebel nachzuschleifen. Also dort, wo er anliegt, bis er
sich auch am Herz des anderen Rades anlegt. Am Minutenzählrad ist ein wenig Toleranz
vorhanden. Natürlich machst du das erst dann, wenn du weißt, dass andere Fehler aus-
geschlossen sind und es nur am Herzhebel selbst liegen kann.
Dass man den Herzhebel einfach an die Herzen anpassen kann ist übrigens absolut nicht
bei den meisten Werken gegeben sondern eher in modernen Werken zu finden. Und das
imho deshalb, weil die Teile mit ziemlich großen Toleranzen industriell gefertigt ihre
Funktion erfüllen.

Aber ist denn wirklich alles andere sicher korrekt? Funktionierte das Werk vorher?

Ich wäre erstmal ganz vorsichtig in punkto schleifen etc. Alles kein Hexenwerk, nur
stellt sich mir die Frage, ob der Fehler hier wirklich im Werk liegt oder eventuell doch
nur auf Fehler bei der Montage, Schmierung, Einstellung zurückzuführen ist.

Wie sehen denn deine Erfahrungen aus, ein ambitionierter Laie, der mal einen Chrono
reinigen möchte?

PS: Niemals mit "relativ viel Kraft" agieren, das ist eigentlich nie die Lösung!
Gruß Bernd
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Thomas H. Ernst
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Re: Venus 178

Beitrag von Thomas H. Ernst »

unnnamed hat geschrieben: 16 Jan 2019, 21:54Wenn der Herzhebel nicht gleichmäßig am Herz des Zentrums- und Minutenzählrades
anliegt, dann gilt es den Herzhebel nachzuschleifen.
Die Herzen der Stopp-Minute und -Sekunde sind einstellbar, falls der Einstellbereich nicht mehr reicht, könnte auch der Herzheben verschlissen sein.

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Beim Stundenzähler kann ich mit den Teilenummern grade nichts anfangen, ich habe meine Unterlagen mal jemandem verliehen, man kann aber auch justieren.
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Grüsse Thomas
Euer Board-Admin
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unnnamed
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Re: Venus 178

Beitrag von unnnamed »

Hupsi, lange nicht mehr gesehen :oops: :thumbsup:
Gruß Bernd
Roland Ranfft
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Re: Venus 178

Beitrag von Roland Ranfft »

Moin Erich,

bezüglich Frage 1 ist meine Kristallkugel auch nicht leistungsfähiger als Bernds. Dazu fehlt mir jede Neigung mir alle Eventualitäten vorzustellen, ohne Bilder die klar zeigen, was wo klemmt. Also erstmal Hausaufgaben machen. Da aber Venus-Werke Massenprodukte sind, gehe ich davon aus, daß bei der Montage etwas falsch gemacht wurde.

Bei Frage 2 sieht es besser aus.
Watchpupu hat geschrieben: 13 Jan 2019, 16:28Bei den meisten Chronographen ist ja eine Anpassungsmöglichkeit gegeben um das Spiel zum Herz einstellen zu können!
Klares nein: Es gibt nur sehr wenige Kaliber, bei denen die Fertigungspräzision und/oder die Intelligenz des Entwicklers so bodennah ist, daß eine Einstellmöglichkeit nötig oder sogar vorhanden ist. Grund für das ungenaue Nullstellen des Sekundenzähleres ist zu ungefähr 100% eine gelockerte Vernietung zwischen Zeiger und Zeigerbuchse. Es gibt kaum eine alte Uhr, die im Laufe ihres langen Lebens nicht irgendwann mal in die Finger eines Stümpers gelangt. Solche Leute sind selten in der Lage, den Zeiger korrekt zu setzen, und dann "korrigieren" sie das, indem sie den Zeiger mit Gewalt auf Null drehen. Dabei wird die genannte Vernietung gelockert, und zwar immer. Und danach lockert sich der Zeiger bei jedem Nullstellen etwas mehr, bis die Nullstellposition einfach nur noch ein Zufall ist.

Leider ist eine Nietverbindung ein sehr kompliziertes Ding, und ich habe keine Lust deren Funktion hier aufzudröseln. Glaub's oder glaub's nicht: Nochmal auf den Nietkopf klopfen hift nicht. Eine gewisse Chance bietet Epoxidkleber, bei dem man durch Erhitzen dafür sorgt, daß er in den Spalt zwischen Zeiger und Buchse fließt. Die beste Lösung ist aber ein neuer Zeiger.

Gruß, Roland Ranfft
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retroman
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Re: Venus 178

Beitrag von retroman »

Roland Ranfft hat geschrieben: 17 Jan 2019, 20:32 Leider ist eine Nietverbindung ein sehr kompliziertes Ding, und ich habe keine Lust deren Funktion hier aufzudröseln. Glaub's oder glaub's nicht: Nochmal auf den Nietkopf klopfen hift nicht. Eine gewisse Chance bietet Epoxidkleber, bei dem man durch Erhitzen dafür sorgt, daß er in den Spalt zwischen Zeiger und Buchse fließt. Die beste Lösung ist aber ein neuer Zeiger.

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Na ja, so kompliziert ist es nicht. Das Loch im Zeiger ist ein 6-Kant, manchmal auch ein 8-Kant. Da"krallt" sich die Vernietung rein.
Richard Habring
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Re: Venus 178

Beitrag von Richard Habring »

Roland Ranfft hat geschrieben: 17 Jan 2019, 20:32 …….
Leider ist eine Nietverbindung ein sehr kompliziertes Ding, und ich habe keine Lust deren Funktion hier aufzudröseln. Glaub's oder glaub's nicht: Nochmal auf den Nietkopf klopfen hift nicht. Eine gewisse Chance bietet Epoxidkleber, bei dem man durch Erhitzen dafür sorgt, daß er in den Spalt zwischen Zeiger und Buchse fließt. Die beste Lösung ist aber ein neuer Zeiger.
.......
Man kann Problemen mit Vernietungen, neuen Zeigern und Kleber (Oh mein Gott!) leicht umgehen indem man das alte Zeigerrohr rausholt und ein neues dreht. Wer dazu zu faul ist wird auch mit Kleber nicht glücklich.
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Re: Venus 178

Beitrag von Roland Ranfft »

Moin Kinnings,
retroman hat geschrieben: 19 Jan 2019, 15:46Na ja, so kompliziert ist es nicht. Das Loch im Zeiger ist ein 6-Kant, manchmal auch ein 8-Kant. Da"krallt" sich die Vernietung rein.
Wenn's nur immer so wäre, ist aber nicht. Der Prozentsatz von Zeigern mit polygonalen Löchern ist aber egal, denn Nietverbindungen sind Einmal-Dinger, und bei nochmal Draufkloppen gilt die alte Regel: Nach fest kommt lose.
tourbillon69 hat geschrieben: 21 Jan 2019, 18:21Man kann Problemen mit Vernietungen, neuen Zeigern und Kleber (Oh mein Gott!) leicht umgehen indem man das alte Zeigerrohr rausholt und ein neues dreht.
Sicher eine perfekte Lösung, wenn man keinen gleichen oder hinreichend ähnlichen neuen Zeiger findet. Immerhin bedient das die Tatsache, daß man mit der Verformung des Nietkopfs nur einmal maximale Spannung der Vernietung erreichen kann.
tourbillon69 hat geschrieben: 21 Jan 2019, 18:21Wer dazu zu faul ist wird auch mit Kleber nicht glücklich.
Kleber grundsätzlich zu verteufeln ist ebenso bekloppt, wie ungeeigneten Kleber überall hinzukleckern. Immer daran denken. Schellack ist Heißkleber, auch wenn er nicht Heißkleber heißt. Und keiner meckert über Schellack an besonders delikaten Verbindungen in der Uhr. Dazu werden Spiralen schon seit Ewigkeiten geklebt. Und etwa solange es Autos gibt, wird Gummi auf Metall vulkanisiert (also geklebt), um Achsen und Motoren elastisch zu befestigen. Heute werden Karosserien und Rahmen geklebt, wenn's besonders steif und haltbar sein soll. Es gibt halt Anwendungen, wo Kleben besser ist als jede andere Verbindung, und Uhren machen da keine Ausnahme. Es soll sogar Nobel-Hersteller geben, die Lünetteneinlagen bei Taucheruhren einkleben; publiziert wird das natürllich nicht, weil pfuiteufel.

Zurück zum Zeiger: Für Rainers polygonale Löcher ist Kleber ideal, denn dort wird er nur auf Druck beansprucht, muß also nicht einmal kleben. Bei runden Löchern hält der richtige Kleber nach meinen Erfahrungen allemal ausreichend. Und wenn ich dadurch einen chrakteristischen Originalzeiger erhalten kann, ist mir egal, was sog. Traditionalisten vom Kleben halten.

Also ganz klar: Kleben funktioniert nicht überall und in Uhren eher selten. Aber wenn's irgendwo gut funktioniert und sogar der kleinste Eingriff in die Originalität ist - warum nicht?

Gruß, Roland Ranfft
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Richard Habring
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Re: Venus 178

Beitrag von Richard Habring »

Roland Ranfft hat geschrieben: 22 Jan 2019, 03:01
Also ganz klar: Kleben funktioniert nicht überall und in Uhren eher selten. Aber wenn's irgendwo gut funktioniert und sogar der kleinste Eingriff in die Originalität ist - warum nicht?
Weil nach Jahren ein Kollege den Sch..... wieder wegkratzen muss und es noch immer genug klassische Alternativen gibt. (ausser bei Lünetteneinlagen)
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