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Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 11:01
von r.as.
Ich glaube zu erinnern gelesen zu haben, dass der Klinkenaufzug (wie Pellaton, Seiko) effizienter sei als der gängige automatische, beidseitig aufziehende Mechanismus. Sofern dies richtig ist, liegt das evt. daran, dass der Rotor bereits bei geringerem "Auslenkwinkel" greift, d.h. dass er schon bei kleineren Bewegungen aufzieht?
Oder ist ein anderer Grund ggf. ursächlich?

Dank für Erhellungen,
Rolf

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 11:17
von MCG
Ich würde das auch so sehen; und die Tatsache, dass es praktische keine "Leerbewegung" gibt, bis die Klinke der anderen Seite wieder greift...

Aus meiner Sicht, ist das der zZ effizienteste Aufzug. Aber wenn die Sache so einfach wäre, hätte sich dieser ja auch breit durchgesetzt - und das ist ja nicht der Fall... :wink:

Hier noch etwas mehr Infos zum Aufzug: https://www.watchtime.net/uhren-wissen/ ... matikwerk/

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 11:35
von r.as.
Vielen Dank für den link!

Ja, Deiner Frage schliesse ich mich gerne an: warum ist der Klinkenaufzug nicht verbreiterter? Zu komplex/zu teuer/weniger robust/mehr Verschleiss... oder evt. andere Gründe?

Der Grund meiner Frage: VC hat in seiner Dreizeiger-fifty six ein Automatkwerk mit Klinkenaufzug verbaut.

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 12:41
von MCG
Yep! Da von ValFleurier produziert, ist es mechanisch identisch zum Cartier Cal 1904.

Hier noch etwas mehr dazu: https://www.watchprosite.com/cartier/pa ... 6.3858966/

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 14:01
von r.as.
Danke, das hilft schon ein Stück weiter!
Rolf

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 15:28
von Albert H. Potter
Der "Klinkenaufzug" ist verbreitet, nur macht eine Marke wie Seiko nicht so ein Gewese darum, daß man das Prinzip auf das Wesentliche reduziert hat und über Jahrzehnte gute Erfahrungen damit hat.
Die Preisklasse Seiko 5 kommt bei aller Zuverlässigkeit sogar ohne Rubinrollen aus.
Eine Zeitlang war es sicher eine Patentfrage, wer welches System nutzte, später wurde es zur Markenidentität.
Alle genannten Systeme können gut aufziehen. Wenn nicht liegt es meistens an Kleinigkeiten und nicht am System.

IWC macht halt im Marketing einiges aus der Geschichte, wie es aber wirklich war, möchte ich Dir nicht vorenthalten.
Es ist eine schöne und spannende Geschichte, wie Archäologen der Firma IWC (die Herren Sarp und Klaus) die Pyramide des Pell-Aton (übersetzt "Der um Aton Rotierende") öffneten und an den Wänden all diese magischen Beschwörungen und Berechnungen zur Effizienz und Drehmomenten sahen.
Nach jahrelanger, mühevoller Anstrengungen waren sie endlich am Ziel. Einem der Archäologen entfuhr der Satz: "Ich sehe wunderbare Dinge!"
Da hatte er ganz recht.
Es gab Schreine mit goldenen Schwungmassen und wertvolle Alabstergefäße mit wohlriechenden Zugfeder-Ölen. Komplexe Kalendermodelle warteten seit Ewigkeiten auf ihre Deutung, daher der Begriff "ewiger Kalender".
Unsere Helden mußten sich durch Stapel von Artefakten kämpfen, die offensichtlich vom Beginn der Zeitmessung stammten, als sie am Ende des Raumes ein großes Portal erblickten. Das mußte die Grabkammer sein.
Flankiert wurde das Portal von zwei überlebensgroßen Wächterfiguren.
Offensichtlich waren es Darstellungen von Käufern früher Zeitmesser, die drohend ihre Garantiescheine in den Händen hielten.
Keine Frage, daß die beiden der Abschreckung dienen sollten!
Die Pforte war mit dem Siegel des Pell-Aton verschossen. Deutlich waren die Schriftzeichen an der Türe zu sehen, die den Fluch des Pell-Aton formulierten:
"Wer einen anderen Aufzug als den des Pell-Aton nutzt, dem soll die Zeit am Handgelenk gefrieren, und seine Eingeweide sollen von starken Zugfedern von innen nach außen gefördert werden, auf das die Sonne sie vertrockne und sie von Geiern aufgefressen werden."
Die gute alte Zeit!
Die wackeren Helden ließen sich davon nicht abschrecken. Sie benetzten die Türen des Portals mit Schaffhausener Wasser, oberhalb der Rheinfalls entnommen, wo es noch die volle Zauberkraft besitzt und traten ein.
Für einen Moment hielten sie inne, um zu sehen, ob der Schutzzauber gewirkt hatte. Da alle Gedärme und Innereien noch an Ihrem Platz waren, hatten sie jetzt die Gelegenheit sich umzuschauen.
Der Raum war niedrig und eng.
Die Decke stellte den Nachthimmel dar und war mit längst vergessenen Sternbildern bemalt.
Die Wände waren geschmückt mit Darstellungen von Krokodilen und Straußen die zu Lederbänder verarbeitet wurden. Kleine Menschen montierten Zeitmesser unter den Augen des Anubis. Die schlechten Produkte zertrampelte er unter seinen Füßen, die guten Stücke gab er frei für die Versandabteilung, wo sie in Papyrus und Leinenbinden gewickelt wurden.
In der Mitte des Raumes stand der Sarkopharg des Pell-Aton. Schriftzeichen gingen über den gesamten Sarkopharg, über und über bedeckt mit Flüchen. Pell-Aton muß wohl schon zu Lebzeiten unter Werkstatt-Tourette gelitten haben, was sich hier in seinem Grabmal für die Ewigkeit manifestierte.
Für die Entdecker war klar, daß diese Box verschlossen bleiben muß, denn aus eigener Erfahrung wußten sie, welche Kraftausdrücke schon aus den heiligen Hallen ihrer IWC den Rheinfall herabgeflossen waren. Die Öffnung einer solchen Kiste der Verdammnis konnte man einfach nicht riskieren.
Ruhe weiter, Pell-Aton!

War die Mühe vergebens?
Als Sarp und Klaus sich wieder aus ihrer Umklammerung der Verzweiflung lösen konnten und sie sich trauten, die tränenumflorten Liderzu heben, bemerkten sie in der hinteren Ecke des Raumes einen großen Gegenstand, der ihnen zuvor nicht aufgefallen war.
Es handelte sich um den Werktisch des Pell-Aton. Auf dem Tisch lagen die wohl wichtigsten Artefakte der Geschichte der Zeitmessung:
die Lupe des Horus, die Pinzetten des Osiris, die Schraubendreher des Bes (aus denen immer die Klingen herausfallen - dieser Bes!) und der Eingriffszirkel der Bastet. In den Schubladen fanden sich die Papyri des Pell-Aton mit genauen Anleitungen und Plänen für einen Zeitmesser, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Er sollte durch Pell-Atons Aufzug belebt werden und in der Lage sein, wundersame Dinge anzutreiben: Zeitanzeigen, Kalender ja sogar Knoblauchpressen. Pell-Aton hatte den Namen der Wunderdings in einer Königskartusche verewigt, so wichtig war ihm seine Erfindung. "Port-Ug-Iser" stand dort geschrieben.
Diese Entdeckung und die Artefakte waren ein großer Trost. Als gute Archäologen, die sie waren, rafften sie den ganzen Plunder zusammen, damit sie einmal schneller als der fiese Professor Hürlimeier sein konnten.
Zurück bei IWC nutzten sie die gewonnenen Erkenntnisse und Wunder, um die Portugieser mit Pellaton-Aufzug zu präsentieren und um im RLX-Forum zu stänkern.

Das ist die wahre Geschichte der Wiederentdeckung des Pellaton Aufzugs, die man so weder im Kunden-Katalog noch im Produktbuch findet.

Bei nächsten Mal erzähle ich vielleicht, wie eine Datejust in den Schatz der Nibelungen geraten konnte, warum Sinn Uhren in Drachenblut gebadet wurden, warum die frühen Reverso-Uhren beim Polospielen doch kaputt gingen oder andere Schwurbeleien.

Verschwurbelte Grüße
Peter

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 16:13
von r.as.
:yahoo: Ja, gerne mehr!!

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 17:16
von Frano
:rofl: Bitte mach einen Film aus dieser Geschichte!

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 18:52
von o.v.e
:lol: :lol: :rofl:

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 19:13
von möhne
Frano hat geschrieben: 03 Dez 2019, 17:16 :rofl: Bitte mach einen Film aus dieser Geschichte!
:thumbsup: :lol:

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 19:21
von Thomas H. Ernst
Genial! :yahoo:

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 19:25
von Paulchen
Du solltest ein Buch schreiben! :thumbsup: :rofl:

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 21:18
von Albert H. Potter
Vielleicht gibt es ein Forumsmitglied, welches das Ereignis mit Lego nachstellen will....
Eventuell gewinnen wir sogar IWC als Sponsor.

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 03 Dez 2019, 22:47
von walter
Albert H. Potter hat geschrieben: 03 Dez 2019, 15:28
Bei nächsten Mal erzähle ich vielleicht, wie eine Datejust in den Schatz der Nibelungen geraten konnte, warum Sinn Uhren in Drachenblut gebadet wurden, warum die frühen Reverso-Uhren beim Polospielen doch kaputt gingen oder andere Schwurbeleien.

Verschwurbelte Grüße
Peter
Dein Beitrag ist eindeutig auf Fredric'schem (RIP ! ) Niveau :thumbsup:
Bitte mehr :D
Walter

Re: Klinkenaufzug

Verfasst: 04 Dez 2019, 00:03
von uhrologe
@Albert H Potter: Einfach herrlich, seit langem mal wieder ein Beitrag im WTF welcher mein Herz erwärmt!
Jau, manchmal befällt auch mich der "Werkstatt-Tourette" :rofl: 8) , speziell wenn mich die jüngsten Neuschöpfungen der eidgenössischen Massenfertigung besuchen. Ich nenne nur "G10" oder "F06".
Ja, bitte erzähl uns Unwissenden mehr darüber "wie eine Datejust in den Schatz der Nibelungen geraten konnte, warum Sinn Uhren in Drachenblut gebadet wurden, warum die frühen Reverso-Uhren beim Polospielen doch kaputt gingen".
Wir sind wißbegierig! :D
Gruß
Werner