Dichtigkeitsprüfung bezüglich hoher Wasserdrücke

Alles rund um die Technik, Hilfe bei Problemen, Erfahrungsberichte
Antworten
Benutzeravatar
Olli67
Beiträge: 811
Registriert: 16 Feb 2006, 20:07
Wohnort: Auf dem Dachboden, Marder jagen :(

Dichtigkeitsprüfung bezüglich hoher Wasserdrücke

Beitrag von Olli67 »

Hallo,

man ersteht mit stolzgeschwellter Brust eine Uhr die 600, 1000 sogar 2000 Meter wasserdicht ist. Im gleichen Atemzug sagt der Juwelier, daß im eigenen Haus Prüfungen nur bis 100m möglich sind und die Uhr sonst zum Hersteller geschickt werden müsste.

Lasst Ihr Eure Uhren jährlich auf die maximale Wasserdichtigkeit prüfen, und geht das vor Ort oder nur mit teurem Einschicken?

Oder genügen die 100m und das Wissen, das es tiefer gehen könnte?

Gruß,
Olli
Benutzeravatar
andreaseck
Beiträge: 15815
Registriert: 15 Feb 2006, 12:37
Interessen: Uhren - was sonst?

Beitrag von andreaseck »

Hallo Olli

Wenn Du kein ambitionierter Taucher bist, und die Uhr nur zum
duschen, schwimmen und schnorcheln anziehst, reicht die Dichtig-
keitsprüfung von 100 Meter, auf alle Fälle aus.
Kaum ein Konzi kann eine Uhr auf eine höhere Dichtigkeit selbst
prüfen.

Wenn ich beim Konzi bin, gebe ich ihm immer gerade die Uhr die
ich am Arm habe zur Prüfung. Das ist eine Sache von zwei Minuten,
und kostet mich nichts.

Gruß
Andreas
Benutzeravatar
hermann
Beiträge: 4016
Registriert: 15 Feb 2006, 11:33
Wohnort: Kärnten
Interessen: Familie, Uhren, Sport
Tätigkeit: Uhrmachermeister

Beitrag von hermann »

Hallo

In der Regel ist es bei einer nicht mehr dichten Uhr egal ob sie vorher 100 oder 1000m Wasserdicht war.
Wenn sie den WD-Test in den herkömmlichen Testgeräten besteht, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch größere Tiefen aushalten weil sich die Dichtungen als 100%ig erwiesen haben.

Eine eher geringe Wahrscheinlichkeit besteht, das eine der Dichtungen gerade am müde werden ist. Das heisst dann, heute ein einwandfreier WD-Test - nächste Woche abgesoffen! :cry:

Ein Profi-Taucher wird daher in regelmäßigen Abständen die Dichtungen seiner Messgeräte tauschen lassen, egal was das Testgerät sagt.

Meine schon sattsam bekannte Meinung als Uhrmacher: Uhren ab 500,- € aufwärts haben im Wasser nichts zu suchen. Außer man ist Taucher und braucht sie als Messgerät. Man kann sich eine Menge Ärger ersparen wenn man diese kleine Einschränkung seiner Gewohnheiten in Kauf nimmt.

Gruß hermann
Bild
Der Mensch hasst das Böse mehr als er das Gute liebt.
Benutzeravatar
Ralf
Beiträge: 13620
Registriert: 15 Feb 2006, 12:07
Wohnort: Im Wiesental zwischen Basel und Feldberg
Tätigkeit: Rentner aka Rentier aka Privatier aka Pensionär
Kontaktdaten:

Beitrag von Ralf »

Es gibt zwei Dinge unter der Überschrift Wasserdichtigkeit, die hier durcheinandergehen.
Die xxx Meter ist die Druckfestigkeit,
der Uhrmachers prüft die Dichtigkeit.

Druckfestigkeit sagt, mit welchem Druck eine Uhr belastet werden kann, ohne dass eine mechanische Beschädigung stattfindet. Klartext, bei welcher Druckdifferenz macht irgendwas "knack", "klirr" oder "ritsch".

Dichtigkeit sagt, wieviel von der einen Seite auf die andere gelangen kann. Eine bestimmte Menge pro Zeit.

Druckfestigkeit kann man eigentlich nur zerstörend messen. Oder eben überprüfen, ob sie besser als xxx ist, in dem xxx anlegt und anschliessend nachsieht, ob es irgendwo "knack", "klirr" oder "ritsch" gemacht hat. Die Druckfestigkeit nimmt bei Metall und Glas über die Zeit auch nicht wirklich ab, ausser die Uhr würde mechanisch beschädigt. Solange sie das nicht ist, braucht man diese Prüfung auch nicht wiederholen. Der Wert ist so reproduzierbar, dass wenn man einen hinreichenden Sicherheitsbeiwert ansetzt, sogar mit einer Stichprobe arbeiten kann, also nur eine kleinen Teil der Uhrenprüft.

Dichtigkeit misst man, in dem man nachsieht, ob und wieviel sich anlässlich einer Druckdifferenz auf die andere Seite begibt. Bei Uhren üblicherweise entweder, in dem man nach austretenenden Luftblasen sucht, nachdem man sie in Überdruck gelagert hatte und anschliessend bei Normaldruck in Flüssigkeit versenkt. Oder in dem man die Dickenänderung bei Druckzunahme misst und anschliessend bei konstantem Druck kontrolliert, dass die Änderung konstant bleibt. Bei beiden Verfahren spielt der Überdruck bei der Prüfung einen absolut untergeordnete Rolle.
Die Eigenschaft Dichtigkeit leidet im Gegensatz zur Druckfestigkeit aufgrund der Alterung ganz sicher uns sollte regelmässig überprüft werden.

Der einzige Zusammenhang ist, das eine Überschreitung der Druckfestigkeit öfters einen Undichtigkeit zur Folge hat (Aber nicht haben muss, es kann z.B. auch der Boden verbogen werden!)
Man liest sich!

Ralf
Antworten