Monocoque-Gehäuse -- wie öffnen?

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AndreasW
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Monocoque-Gehäuse -- wie öffnen?

Beitrag von AndreasW »

Hi zusammen!

Da es in einem anderen Faden unterging, hier nochmal direkt:

Uhren mit Monocoque-Gehäuse (Seiko MM, Heuer Specialist z.B) kann man ja schwerlich über den Boden öffnen, da keine Öffnung vorhanden. OK, also gehts über die Zifferblattseite... Wie bekommt man denn da die Lünette runter, und fällt einem dann gleich das Glas entgegen, und wie dann das Werk raus, wenn die Krone noch im Gehäuse steckt und der Druckknopf zum Lösen ja auf der Unterseite ist, und wie...

Nein, ich habe das nicht vor, aber es interessiert mich dennoch!

Danke und Gruß,

Andreas
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Andi
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Beitrag von Andi »

Mir ist die Variante mit Überdruck (im Gehäuse) an Luft bekannt.

Gruß Andi :D
Viele Grüße Andi!

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Sir Winston Churchill
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Grantler
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Beitrag von Grantler »

Andi hat geschrieben:Mir ist die Variante mit Überdruck (im Gehäuse) an Luft bekannt.
Wie? Krone raus und Druckluft (8 Bar) anlegen? Anschliessen zerplatztes Glas vom Werkstattboden zusammenkehren und Lehrbub die Werkteile suchen lassen?


Andi,
schon mal nen Bremskolben quer durch die Werkstatt geschossen habend...
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Andi
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Beitrag von Andi »

Grantler hat geschrieben:
Andi hat geschrieben:Mir ist die Variante mit Überdruck (im Gehäuse) an Luft bekannt.
Wie? Krone raus und Druckluft (8 Bar) anlegen? Anschliessen zerplatztes Glas vom Werkstattboden zusammenkehren und Lehrbub die Werkteile suchen lassen?
Richtig! Aber keine 8 bar.
Dann gibt es noch die Variante Glasabheber und auch die Variante einen Hebel umzulegen!
Grantler hat geschrieben: schon mal nen Bremskolben quer durch die Werkstatt geschossen habend...
Dann hast Du aber etwas gehörig falsch gemacht, ist mir noch nicht passiert :mrgreen:

Gruß Andi :D
Viele Grüße Andi!

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Grantler
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Beitrag von Grantler »

Hi,
Andi hat geschrieben:
Grantler hat geschrieben: schon mal nen Bremskolben quer durch die Werkstatt geschossen habend...
Dann hast Du aber etwas gehörig falsch gemacht, ist mir noch nicht passiert
du willst gar nicht wissen, was mir schon alles beim Schrauben passiert ist...
Eigentlich ein Wunder, dass ich (und andere) noch lebe.


Andi
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Andi
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Beitrag von Andi »

Grantler hat geschrieben:Hi,
Andi hat geschrieben:
Grantler hat geschrieben: schon mal nen Bremskolben quer durch die Werkstatt geschossen habend...
Dann hast Du aber etwas gehörig falsch gemacht, ist mir noch nicht passiert
du willst gar nicht wissen, was mir schon alles beim Schrauben passiert ist...
Eigentlich ein Wunder, dass ich (und andere) noch lebe.


Andi
Lass mich raten, Federn vom Stoßdämpfer flogen auch schon durch die Halle :mrgreen:

Gruß Andi :D
Viele Grüße Andi!

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Don Tomaso
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Beitrag von Don Tomaso »

Andi hat geschrieben:
Grantler hat geschrieben:Hi,
Andi hat geschrieben: Dann hast Du aber etwas gehörig falsch gemacht, ist mir noch nicht passiert
du willst gar nicht wissen, was mir schon alles beim Schrauben passiert ist...
Eigentlich ein Wunder, dass ich (und andere) noch lebe.


Andi
Lass mich raten, Federn vom Stoßdämpfer flogen auch schon durch die Halle :mrgreen:

Gruß Andi :D
Auch mit Drehbänken und Planschleifmaschinen hatte ich früher als Werkzeugmacher viel Spass. Schon mal einen Schlüssel vom Spannfutter fliegen lassen? Gibt Mecker vom Meister :mrgreen:.
Gruss

Thomas

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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

Zum Öffnen von Einschalengehäusen gibt es verschiedene Möglichkeit. Bei Kunststoffgläser hilft entweder der Glasabheber oder (wenn das Glas armiert ist) Druckluft. Ist nicht weiter schlimm, da so ein Glas nach einmaligem Gebrauch eh sein Leben verwirkt hat. Die Aufzugwelle ist i.d.R. geteilt, d.h. man kann sie mit einem beherzten Ruck rausziehen.
Grüsse Thomas
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Grantler
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Beitrag von Grantler »

Hi,
Don Tomaso hat geschrieben: Auch mit Drehbänken und Planschleifmaschinen hatte ich früher als Werkzeugmacher viel Spass. Schon mal einen Schlüssel vom Spannfutter fliegen lassen? Gibt Mecker vom Meister :mrgreen:.
dazu hab ich *die* Geschichte aus meiner Lehrzeit parat:
Es begab sich, das meine Honda MTX einen neuen Arm für den Spiegel brauchte, weil mir die Kiste am Vorabend auf dem Heimweg von der Kneipe ein paarmal zu oft umgefallen ist. Also den Rest des alten rausgebaut, vermessen, alles klar, ich brauch ein 10er Rundmaterial. Schrottkiste leer :-( Also zum benachbarten Schlosserbetrieb glaufen und dort nach einem passenden rest gefragt. "Jo, do hint' is da Schrott, konnst da wos aussenehma, kost nix, host eh koa Geld, oda?" Ich krame ein passendes Stück raus und frage sicherheitshalber nochmal nach. "Dös is a VA, des rost' ned" Geil, genau sowas brauch ich, schön pflegeleicht und
lackieren spar ich mir auch. Normalerweise haben wir im 1. Lehrjahr
Gewinde immer von Hand geschnitten, der Meister hat das aber an der
Drehmaschine gemacht, sieht einfach aus und kostet keine Kraft. Also den
Rundstahl plangedreht, angefast und ein 10er Schneideisen rausgekramt.
Allmählich pressierts, die Brotzeit ist gleich rum und wenn mich der
Meister an der Machine erwischt, ist (wiedermal) die Hölle los. Also das
Bohrfutter vorgefahren, das Schneideisen angesetzt und jetzt ***kurz***
bei ***niedriger*** Drehzahl einschalten.
<Klack> <Niäääääääääääääääääääärck> <Klack> "BISTDUDEPPAT!"
Drehzahl stand auf Vollgas, das Windeisen fest gereibschweisst ans
Material, ein eieriges "Gewinde" schlängelt sich über 30 cm Rundstahl
bis ans 3-Backenfutter. Der Meister konnte mich gerade noch von der
Maschine ziehen, bevor das Windeisen in Teilen durch den Raum flog.
Ausgeschaltet hat er auch. Ohwiepeinlich... 1 Monat Bastelverbot und
einmal nach Feierabend die Eisenbahnschiene von Hand, logo, durchsägen
(allein im 1. Lehrjahr hab ich da 4 Scheinen abgesägt, zum Schluss hab
ich nur noch 35 minuten gebraucht).


Andi
inversator
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Beitrag von inversator »

Zum Thema Druckluft:
Man darf es natürlich nicht übertreiben. Mit etwas Gefühl kann man durchaus die Luft aus dem Kompressorschlauch in den Tubus drücken wenn man einen passenden Stutzen auf den Pistole hat. Das erfordert aber ziemlich viel Übung.
Besser geeignet sind kleine Handpumpen von Bergeon. Da sind dann auch gleich verschiedene Stutzen für die unterschiedlichen Tubusgrößen dabei. Ein Baugleiches Gerät wurde auch mal entsprechend signiert an Certina Konzessionäre ausgeliefert. Dabei nimmt man den Uhrenkopf Sicher in einen Lappen gewickelt in die Hand damit das Glas nicht wegfliegen kann.
Bei einer Omega Cosmic 2000 waren mal die Dichtungen derart verhärtet, das es mir die Original Omega Druckstücke aus Kunststoff im Preßstock zerbröselt hat. Die Uhr habe ich dann mangels Idee wie ich sie öffnen soll mit nach Pforzheim zum damaligen SMH Service mitgenommen. Dort hat man sie dann mit Preßluft geöffnet. Das ehemals flache Zifferblatt war hinterher schön gleichmäßig gewölbt.
Die Druckstücke hat mir Martin Braun dann in Messing nachgefertigt.
Damit knacke ich inzwischen jede Cosmic 2000. Muß nur Angst um meinen Preßstock haben weshalb ich dafür lieber einen uralten aus der hintersten Ecke krame.
Gruß
Holger
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AndreasW
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Beitrag von AndreasW »

Danke!

Aha, Glas abheben oder "rauspusten", fliegt einem also nach Abheben der Lünette so einfach entgegen. Das Werk kriegt man raus, weil die Welle geteilt ist...

Und die Lünette? Wie ist das allgemein (bin Laie, sorry), unabhängig ob Monocoque oder nicht, mit sanfter Gewalt abhebeln (manche haben Schrauben, aber was, wenn nicht)?

Gruß,

Andreas
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copan
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Beitrag von copan »

Nun, bei der MM sollte es ähnlich gelöst sein wie bei er 6159-7040.

Das Glas wird von einem Gewindering gehalten, Damit der Ring die Glaskansten nicht beschädigt, wird ein Teflonring zwischengelegt.
Unter dem Glas sitzt eine Dichtung und das abnehmbare Rehaut. Unter diesen sitzt am Zifferblattrand ein kleiner Hebel den man drücken muss, um die Krone herausnehmen zu können.


Bilder auf Wunsch.


bye

Marco
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Thomas H. Ernst
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Beitrag von Thomas H. Ernst »

AndreasW hat geschrieben:Und die Lünette? Wie ist das allgemein (bin Laie, sorry), unabhängig ob Monocoque oder nicht, mit sanfter Gewalt abhebeln (manche haben Schrauben, aber was, wenn nicht)?
Wenn es Schrauben hat, ist der Fall ja klar. Im anderen, häufigeren Fall ist die Lünette aufgepresst und wird mit einem Messer (einfacher Fall) oder einem Spezialabheber (schwerer Fall) entfernt.
Grüsse Thomas
Euer Board-Admin
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