Danke Euch. Dafür kriegt Ihr hier aber auch fast ausschliesslich Uhren mit Drehring serviert
walter hat geschrieben: ↑26 Mär 2019, 21:36Bekommst du eigentlich auch Infos, was die Swatch in Zürich veranstaltet hat ....man liest eigentlich gar nix.
Halten die ihre Neuigkeiten vor den Kunden geheim?
Walter, ich
"bekomme" von diesem Event proaktiv keine Infos zugestellt, und das ist auch richtig so: Der Anlass in Zürich war m.W. in erster Linie für den Fachhandel gemacht worden, da haben Leute wie ich erst einmal nichts verloren. Gleichsam kann man aber auch als Endkonsument kaum erwarten, dass ein Unternehmen nach jedem internen Meeting eine Pressemitteilung rauslässt oder einen Livestream dazu anbietet. Hier war vielleicht etwas missverständlich an der ganzen Sache, dass sich die Baselworld mit dem Event der Swatch Group fast gekreuzt hat (einzig aus dem Grund, weil dann nicht alle extra nochmals für die Swatch Group anreisen müssen, sondern eh schon hier sind). Mit anderen Worten: Die Swatch Group hat letzte Woche in Zürich m.W. keine "Mini-Baselworld" ausgerichtet, sondern eher ein internes Meeting abgehalten und mit der Wahl des Termins den C02-Footprint von ein paar Leuten verkleinert. Und kann im Prinzip selbst entscheiden, welche Infos davon wann an die Öffentlichkeit kommen, oder der Presse zugestellt werden. Respektive können nun umgekehrt die Teilnehmer jenes Anlasses aktiv beeinflussen, wie gross die Chance ist, nochmals eingeladen zu werden.
Meine Zielgruppe wird spätestens im Mai Gelegenheit kriegen, vor Ort mit ein paar der höherpreisigen Marken der Swatch Group in Kontakt zu treten. Aber auch das bedeutet dann nicht zwingend, dass umgehend die Social Media Kanäle glühen werden. - In Genf und Basel beispielsweise werden üblicherweise auch Uhren gezeigt, die erst später im Jahr in den Handel kommen, finden aber keine unmittelbare Erwähnung. Und es heisst auch nicht, dass die Swatch Group dann alle Neuheiten zeitgleich vorstellt (es zeichnet sich momentan eher ab, dass man zu einem kontinuierlicheren News-Cycle übergeht, wieder andere Quelle sprechen von einer Pressepräsentation in den kommenden Tagen). - Wie jede Industrie hat auch die Uhrenindustrie Vorlaufzeiten. Unsereiner muss bspw. Inhalte über Monate planen, die Marken wiederum müssen Marketing, Kommunikation, Distribution etc. im Griff haben. In einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit weiss man dann manchmal früher, was von wem wann kommt. Und wenn man seinen Job richtig macht, weiss man ohnehin schon, wann und wo man genauer hinhören muss. Dieses Wissen und das (bestehende oder zukünftige) Vertrauen kann man nun entweder aufs Spiel setzen, indem man bspw. am Vorabend eines Embargos alle Rolex-Neuheiten ins Netz stellt, oder man kann die Embargos respektieren, was das Leben erfahrungsgemäss für alle Parteien einfacher macht. Wir reden hier ja nicht von Investigativ-Journalismus oder "Breaking News", bei der eine beiderseitig Pflicht zur Berichterstattung besteht, sondern von eher einfacher Produktekommunikation. Da muss jeder selbst entscheiden, wie er mit umgeht. Harmloses Beispiel: Seiko hat am Mittwoch (wie alle anderen auch) alle Neuheiten am Stand ausgestellt, die Pressepräsentation ist aber traditionell erst am Donnerstag-Vormittag. Ich kann nun entweder Fotos vom Stand am Mittwoch machen und sofort veröffentlichen, oder bis Donnerstag um 10.00 Uhr mit der Veröffentlichung warten. Es gibt darauf im Prinzip keine richtige Antwort, soll oder will ich meinen Lesern zuerst eine Information bringen und damit potentiell die Beziehung zur Marke gefährden, oder kann diese Info auch noch etwas warten?
Lustigerweise wäre derjenige, der schon jetzt das Ende von Game of Thrones verraten würde vermutlich in akuter Lebensgefahr, während derjenige, der heute ein Bild der 50th Anniversary Speedy ins Netz stellt, erst einmal beklatscht werden würde.
Zumindest von den Kunden. Die Konsequenz wäre aber, dass Infos noch kurzfristiger und restriktiver verteilt werden. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Live-Berichterstattung nicht wirklich cool zu machen ist.
Andrerseits könnte man vermutlich auch einfach einmal zwei, drei Tage über Mittag in Restaurants in La Chaux-de-Fonds & Co. verbringen und wüsste automatisch, welche Marke welche Uhr in den nächsten 36 Monaten lanciert.
Insofern: Nein, die Swatch Group wird aus meiner Sicht auch inskünftig mit den Kunden und der Presse reden. Aber weiterhin nicht über alles und zu jedem Zeitpunkt, so wie jedes andere Unternehmen auch. Und die Swatch Group muss vermutlich auch erst einmal Erfahrungen sammeln, wie man kommunikativ mit der Abwesenheit an der Baselworld im Jahr 1 umgeht. - Schliesslich ist damit auch für die teilnehmenden Marken der Gruppe eine Plattform weggefallen, die ja nicht nur Nachteile hatte. Das Learning müsste sicher sein, dass das derzeitige "Kommunikations-Vakuum" niemandem wirklich hilft, und vielleicht nur schon die Kommunikation einer Timeline etwas die Gerüchteküche beruhigen könnte.