Neues von Hentschel

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Thomas H. Ernst
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von Thomas H. Ernst »

lottemann hat geschrieben: 06 Aug 2020, 12:44Ob man dann für eine Platin Atlantis noch ein Brot bekommt muss man sehen...
Wer eine Platin-Atlantis hat frisst doch kein schnödes Brot, da muss schon Kuchen her. :idea: :mrgreen: :whistling:
Grüsse Thomas
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r.as.
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von r.as. »

Die letzten Monate bin ich immer wieder um Hentschels Webauftritt “herum geschlichen” und hatte mich schon mehrfach für eine H1 entschieden.

Regelmäßig wurde ich jedoch von dem Text des flyers von einer Bestellung abgehalten: marketingsspezifisch handelt es sich bei diesem zweifellos um eine Meisterleistung, in der dieses Produkt ungeniert in die Reihe uhrentechnischer Spitzenleistungen der letzten zwei Jahrhunderte gestellt wird (zumindest wird eine Nähe suggeriert) und Hamburg quasi als ein horologischer Mittelpunkt beschrieben wird.

Eine dependence auf Sylt passt zweifellos gut ins Bild, genauso die Fotos der zufriedenen Kunden; für meinen Geschmack fehlt bei Hentschel der erforderliche Schuss Seriositaet.
Ach ja, mit Fakten zum Werk und dessen Leistungen hält man sich auffällig zurück.

Rolf
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lottemann
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von lottemann »

r.as. hat geschrieben: 06 Aug 2020, 14:29 ...
Ach ja, mit Fakten zum Werk und dessen Leistungen hält man sich auffällig zurück.

Rolf
Echt? Irgendwo steht doch, dass es praktisch ein AS 1130 ist. Standard und unkaputtbar. :mrgreen:
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u2112
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von u2112 »

Die H1 ist eine absolut gelungene Uhr, gerade in Rotgold:

https://hentschel-hamburg.de/modelle/h1.html

Letztes Jahr hatte ich (leider zu) kurzfristig ein gutes Angebot für eine Ausstellungsuhr bekommen, aber für einen Spontankauf war es dann doch als absoluter Betrag zu viel Geld (der Preis an sich war fair). An der Uhr stimmt aber wirklich viel und das unterscheidet ihn schon von manch andererem Kleinserien-Hersteller - da hat man dann oft ein liebevoll gestaltetes oder technisch aufwändiges Werk in einem profanen Dosengehäuse oder mit einem halbgaren Zifferblatt. Entsprechend bleibt die H1 auf jeden Fall auf der Merkliste für einen späteren Kauf.

Zum Werk etc. kann man sich mit ihm auch problemlos unterhalten, der ist da ziemlich offen über das Basiswerk und die Herstellungschritte. Und im Endzustand sieht das wirklich sehr schön aus, da steckt dann schon mehr Wertschöpfung drin als nur ein simples Rohwerk. Zumal es ja nicht verkehrt ist, wenn das Werk sich schon über Jahrzehnte als zuverlässig erwiesen hat.

Die Atlantis (und die ganze Serie) gefällt mir dagegen optisch gar nicht. Und der Preis - naja, dass ist halt das Gleiche wie bei anderen Marken auch, dass man versucht, mit einem Mondpreis-Modell die Kollektion etwas exklusiver aussehen zu lassen, zudem wirken die anderen Modelle dann günstiger. Ob das dann wirklich einer kauft, ist ja wumpe.

Und man muss sagen, dass Hentschel innerhalb der eher nerdigen Uhrmacher heraussticht - der ist wirklich ein richtig guter Verkäufer, das Ladengeschäft ist sehr gut gemacht, auch das ist ja Teil des Spiels. Warum soll man sich nur von Rolex-Verkäufern aus dem Laden lachen lassen? Die Kundenerfahrung ist bei Hentschel garantiert deutlich besser als bei 99% der Marken-Juweliere...

Gruß,
Christian
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walter
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von walter »

Ich hatte die Ehre, auf Hentschels Kosten an einem Uhrenabend teilnehmen zu dürfen.
Location und Futter waren ok, aber was er und sein Co. über Uhren und Werke - insbes. deren Bearbeitung/ Veredelung- rausgelassen haben, hat meine Begeisterung für Hentschel wenig gesteigert.
Das war zu viel Marketing und für die Preise zu wenig "Uhr"...
Walter

Mein Indischer Schachmeister sagte: Am Ende kommen Bauer und König in die selbe Kiste
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Quadrilette172
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von Quadrilette172 »

Thomas H. Ernst hat geschrieben: 06 Aug 2020, 13:25
lottemann hat geschrieben: 06 Aug 2020, 12:44Ob man dann für eine Platin Atlantis noch ein Brot bekommt muss man sehen...
Wer eine Platin-Atlantis hat frisst doch kein schnödes Brot, da muss schon Kuchen her. :idea: :mrgreen: :whistling:
Also eine Uhr für Königs kurz vor dem Gang zum Schafott :!: :whistling:
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schlumpf
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von schlumpf »

Schon oft diskutiert. Ich finde Dornblüth da ehrlicher und interessanter. Klar, Hentschel und Dornblüth sprechen andere Leute an, nicht umsonst ist Hentschel in Hamburg und auf Sylt. Da ist Marketing ganz oben, die Uhr ist fast egal. Nach wie vor vermisse ich einen Blick in seine Werkstatt - oder finde den entsprechenden Link nicht.

Die Hentschel-Uhren sehen sehr gefällig aus. Technisch sind sie sicher ordentlich, aber nichts Herausragendes. Mit der Namenwahl hat H. nicht so ein Glück, finde ich. Hafenmeister und Botschafter - naja.

Die Preise sind Zielgruppen-kompatibel.
Schöne Uhrengrüße, Gerhard
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Paulchen
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von Paulchen »

Meine persönliche Meinung zu H. aus HH:

Einfache Technik, hübsch verpackt mit viel Brimborium zu überteuerten Preisen.
Und dieses Modell stellt die Spitze dessen dar!
Aber wenn jemand die Uhren kauft, haben sie alles richtig gemacht!
schlumpf hat geschrieben: 07 Aug 2020, 08:07 Mit der Namenwahl hat H. nicht so ein Glück, finde ich. Hafenmeister und Botschafter - naja.
Gott sei Dank heißt die Uhr nicht Hafenrundfahrt. ;-)
H-P
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khs3770
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von khs3770 »

Paulchen hat geschrieben: Einfache Technik, hübsch verpackt mit viel Brimborium zu überteuerten Preisen.
Und dieses Modell stellt die Spitze dessen dar!
schlumpf hat geschrieben: 07 Aug 2020, 08:07 Mit der Namenwahl hat H. nicht so ein Glück, finde ich. Hafenmeister und Botschafter - naja.
Gott sei Dank heißt die Uhr nicht Hafenrundfahrt. ;-)
Mhm, vielleicht ist das so eine Marotte in Hamburch? Wempe nennt einige Modelle ja auch Zeitmeister oder so.
Würde mich mal interessieren, ob diese Modelle dann, weil
dabei hanseatisch zurückhaltend
im Übersee-Club getragen werden oder ob die Pfeffersäck (gibt so was eigentlich noch?) andere Marken goutieren. :wink:

Habe mich mal eben auf deren Seite durchgehangelt und bin "beeindruckt"
https://hentschel-hamburg.de/modelle/h1-1877.html
Die Silhouette der H1 1877 ist auffallend flach. Elegant schmiegt sich das feine Weißgoldgehäuse perfekt ans Handgelenk. Ihr gediegenes Gewicht unterstreicht den unauffälligen Luxus, sichtbar nur für den Kennerblick.
Das exklusive HENTSCHEL HAMBURG Manufakturkaliber Werk 1. In absoluter Premiumausführung bildet es die technische Spitze unserer Manufaktur.
Weiß da jemand vielleicht mehr (Omega 552)??? NOS ist nicht so mein Gebiet, Schande über mich... :oops:
https://hentschel-hamburg.de/modelle/h1 ... matik.html
Die H1 CHRONOMETER Automatik ist eine Uhr fürs Leben. Handgefertigt und technisch auf höchstem Niveau. Das fein veredelte Automatikuhrwerk HUW 522 D basiert auf einem unbenutzten, historischen Uhrwerk aus der Blütezeit der feinen Chronometrie (new old stock).
r.as.
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von r.as. »

Übrigens, die von Hentschel gern zitierte “Seewarte” in Hamburg, die gern von ihm als Prüfinstiut für Prazisionsuhren in die Nähe von Hentschel Uhren gerückt wird, stellte 1945 ihren Betrieb ein und wurde durch eine Bundesanstalt ersetzt, die sich nur mit meterologischen Aufgabenstellungen befasst. Chronometerpruefungen gehörten m.W. noch nie zu deren Aufgabenbereich; na ja, Hentschel sagt es ja auch nicht ausdruecklich, er triggert lediglich die Phantasie des Lesers...

Rolf
r.as.
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von r.as. »

Ist die Verwendung des Begriffs “Chronometer” für eine besonders genau gehende Uhr hier in Deutschland eigentlich an bestimmte Voraussetzungen gebunden, wie z.B. externe Gangpruefung bei einem unabhängigen Pruefinstitut?
Oder kann jeder “Chronometer” auf die eigene Kreation drucken?
Die diesbezüglichen Einlassungen von Hentschel muss man möglicherweise in diesem Kontext sehen.

Rolf
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Paulchen
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von Paulchen »

r.as. hat geschrieben: 07 Aug 2020, 12:33 Oder kann jeder “Chronometer” auf die eigene Kreation drucken?
Rolf
Lt. Wikipedia
Offiziell darf ein Gerät nur dann als Chronometer bezeichnet werden, wenn es von einem Observatorium oder einer offiziellen Gangkontrollstelle in einem standardisierten Messverfahren getestet wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Chronometer
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u2112
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von u2112 »

Meines Wissens ist der Begriff "Chronometer" in Deutschland nicht rechtlich geschützt. Man darf eine Uhr zwar nicht mit irgendetwas wie "COSC" oder "officially certified blabla" bedrucken, aber Chronometer alleinstehend geht wohl - ähnlich wie es ja viele Jahrzehnte auch in der Schweiz möglich war.

Nochmal zurück zur Uhr: Die Kritik zum Thema "Veränderungen am Werk" verstehe ich nicht ganz - das Basiswerk ist bekannt, steht ja sogar (anders als bei ganz vielen großen Marken) explizit auf der Webseite. Und die Veränderungen kann man doch sehen, wenn man die Uhr anschaut? Wenn man vor Ort ist wir auch eine Lupe gereicht oder man kann sich Einzelteile anschauen in unterschiedlichen Fertigungsphasen. Natürlich ist das schwerpunktmäßig in der Optik, aber auch dafür muss ja fast jedes Werkteil angefasst werden (auch das Brückenlayout ist ja anders). Dass da irgendeine neuartige Komplikation oder Hemmung verwendet wird, behauptet niemand - das sind schlicht und ergreifend schöne Dreizeiger-Uhren.

Und da liegt auch der Unterschied zu Dornblüth (als Beispiel): ich wurde denken, dass der mehr konstruktiv an den Werken ändert und auch bei Eigenentwicklungen deutlich mehr macht. Aber (nur meine persönliche Sicht): ich würde mir die Uhren trotzdem nicht kaufen, weil ich die Gehäuse absolut häßlich und billig finde und auch die Zifferblätter sehr of in Details nicht harmonisch wirken (Beispiel die Auf & Ab, wo die Bezeichung außen steht und das ganze Blatt zerstört). Da hilft mir das tolle Werk auch nicht, denn ich will ja eine Uhr kaufen und nicht nur das Werk.

Das Gehäuse und das Zeigerspiel der H1 dagegen sind live absolut überzeugend - das ist ja bei einer "einfachen" Dreizeiger-Uhr doch nicht so einfach, alles harmonisch hinzukriegen. Auch das Werk hat mich optisch überzeugt, wirklich schön gemacht und man kann bei Bedarf auch selber dran mitbasteln. Das kann man als Gag abtun, aber nett ist es trotzdem.

Entsprechend kann ich die Preise für die "normalen" Uhren nachvollziehen (die Platin Atlantis ist dagegen natürlich Quatsch) und finde die auch nicht überzogen im Vergleich zur Konkurrenz. Die H1 in RG hätte mich damals ca. 60% einer vergleichbaren Uhr aus der JLC, IWC etc. Preisklasse gekostet. Und auch wenn man die Listenpreise vergleicht, dann liegt man bei simplen Dreizeigern in 18k bei Richemont etc. bei 15-20k. Dagegen muss man eben die Kleinserie sehen.

Was ich schon erstaunlich finde: Er baut inzwischen ca. 200 Uhren im Jahr, trotzdem gibt es praktisch keinen Gebrauchtmarkt. Man findet auf den üblichen Plattformen nur die MLP-Dödeluhren aus der Frühzeit, von den "echten" Modellen habe ich in den letzten Jahren vielleicht eine Handvoll auftauchen sehen. Das spricht dafür, dass die Leute ihre Uhren wirklich behalten und damit glücklich sind - kann das jede Marke von sich behaupten?

Dass er ein guter Verkäufer ist, hat er mit manchem der großen Namen gemein - auch ein JCB ist in erster Linie Verkäufer. Hentschel macht das als "Local hero" und fährt gut damit - wenn ich 10k für eine Uhr ausgeben soll und dann entweder a. eine unwürdige Made bin, die es mit Missachtung zu strafen gilt, bis sie sechsstellige Umsätze macht oder b. der Chef persönlich all-in geht, dann kann ich nachvollziehen, warum Leute Option b. wählen. Ich finde es positiv, wenn Leute ihre Produkte wirklich verkaufen wollen und sich da entsprechend Mühe geben - insbesondere, wenn sie das auch können. Beides ist in der Uhrenbranche heute leider nur selten zu finden...

Gruß,
Christian
r.as.
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von r.as. »

Dann muss Hentschel entweder diese Prozedur nachholen (in seinen Texten bleibt er auffällig im Vagen und verweist lediglich auf die seit 75 Jahren nicht mehr existierende Seewarte - was er allerdings verschweigt), oder er muss neue Zifferblätter drucken.

Übrigens, ich erinnere mich, dass Wempe deshalb extra in Glashütte ein Pruefinstitut aufgebaut hat!

Rolf

P.S. warum nur muss ich dauernd an Wirecard denken..?
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u2112
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Re: Neues von Hentschel

Beitrag von u2112 »

Schon älter, aber immer noch die Rechtslage:
mhanke hat geschrieben: 31 Okt 2011, 14:28 Der Begriff "Chronometer" ist nicht geschützt. Es gibt eine Selbstbindungserklärung der Schweizer Uhrenindustrie, sich bei Vergeben dieser Bezeichnung an gewisse Standards zu halten, aber keine vorgesehenen Sanktionen bei Nichteinhaltung. Es gab auch - durchaus prominente - Schweizer Marken, welche "Chronometer" verkauften, die nicht durch die COSC getestet worden waren.

Im Wesentlichen dasselbe in D. Es gibt zwar die Industrienorm über Chronometer, aber wie alle (private) Normen ist sie nicht rechtlich bindend, solange sie nicht zumindest im Verordnungswege (z.B. als "Technische Anleitung" im Rahmen einer Ausführungsverordnung zu einem Gesetz) erlassen wird. Deshalb ist auch eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs normalerweise nicht möglich (und auch die wäre nur durch die Konkurrenz, nicht aber durch den Endkunden möglich).

Theoretisch könnte ein Kunde im Wege der Gewährleistung geltend machen, dass die mit dem Begriff "Chronometer" verbundenen Eigenschaften stillschweigend Grundlage der Kaufentscheidung war. Dann wäre ein "Chronometer" ohne entsprechende Prüfung mangelhaft und könnte zurückgegeben werden.


Marcus
Also völlig legal. Das damit eine Erwartung geweckt wird, ist natürlich genauso klar - wird die Uhr dem nicht gerecht, hat der Hersteller ein Problem. Läuft sie dagegen auch tatsächlich "chronometergenau", sind dagegen alle froh.

Gruß,
Christian
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