Vielen Dank, stere!
Allerdings: Wenn ich bei PP oder Rolex so dünnhäutig wäre, wäre ich gar nicht Mitglied dieses Forums. Auch wenn ich deren Uhren (seltener die Hersteller) immer wieder gegen – aus meiner Sicht – unberechtigte Angriffe verteidige, so weiß ich es im Gegenteil zu schätzen, dass man sie hier nicht anbetet.
Was ist daran verwerflich, wenn eine Uhr neben ihrem ideelen Wert auch einen materiellen hat und diesen behält oder gar steigert?
Alle meine Uhren habe ich stets deshalb gekauft, weil sie mir gefallen haben. Und wenn sich das geändert hat, habe ich sie eben wieder verkauft. So war die Nautilus ein Konzi-Kauf vor 2 Jahren als Erstkunde nach nur 5 Monaten Wartezeit. Das ist sicher nicht die Regel, kann aber trotzdem sein und passt so gar nicht ins Klischee vom bösen Hersteller, der nur betuchte Investoren bedient, oder in das vom Vertragshändler, der ausschließlich seine Stammkundschaft nach einer ausreichenden Menge an „Beikäufen“ mit begehrten Modellen versorgt. Dass ich die 5712 noch am selben Tag mit mindestens fünfzigprozentigem Aufschlag hätte weiterverkaufen können, ist richtig und ergänzt die Freude über den überraschenden Besitz dieser wunderschönen Uhr durch das angenehme Gefühl, kein Geld verheizt zu haben wie bei allen anderen Neu-Uhren aus meiner Sammlung – ausgenommen der grünen Sub.
Und was eigentlich kann Herr Stern dafür, dass seit ein paar Jahren vor allem Nautilus und Aquanaut so begehrt sind?
Die Patek-Werbung in Hochglanzmagazinen galt meiner Erinnerung nach am allerwenigsten diesen beiden Modellreihen.
Eine „künstliche Verknappung“ wird es nicht sein, sondern einfach eine Produktion im ursprünglich geplanten Umfang. PP will sich offenbar anders als AP nicht auf eine einzige Modellreihe verlassen, sondern setzt vielmehr auf ein abwechslungsreiches Portfolio. Dazu Thierry Stern:
„Zum einen will ich nicht, dass ein einziges Modell plötzlich 50% oder mehr unserer Kollektion ausmacht und das Image von Patek dominiert. Es ist uns in der Vergangenheit auch schon passiert, dass wir zu viele Exemplare von einem Modell produziert haben, und ich wollte nicht, dass dies noch einmal geschieht. (...) Nehmen Sie die Royal Oak von Audemars Piguet. Das ist eine tolle Uhr, aber ab einem gewissen Punkt wird es gefährlich, wenn ein Modell zu dominant wird. Der Geschmack der Leute kann sich plötzlich ändern, und dann hat man keine Alternativen anzubieten. Das will ich bei Patek unbedingt verhindern.“
https://www.nzz.ch/wirtschaft/patek-phi ... ld.1600615
Auf mich wirkt er in diesem Interview ausgesprochen ehrlich - oder anders formuliert: unverstellt; beispielsweise dann, wenn er sich über den Graumarkt äußert, auf den er keinen nennenswerten Einfluss hat:
„dagegen komme ich eh nicht an. Schauen Sie nur, was jetzt passiert ist. Seit unser Entscheid bekanntwurde, sind die Graumarkt-Preise für die Nautilus sogar noch weiter gestiegen. Aber das gehört wohl zum Spiel: Wenn man ein begehrtes Modell aus dem Markt nimmt, nutzt der Parallelhandel das aus. Ich versuche es zu vermeiden, aber ich kann mit meinen Leuten nicht alles kontrollieren.“
Angsichts deiner Wortwahl ließe sich wohl eher hier eine gewisse Dünnhäutigkeit vermuten:
Was kann die Uhr für die Warteliste?
Wer eigentlich sagt dir, welche Uhr „man“ haben „muss“?
Und selbst wenn es jemanden gäbe, die dir das sagen könnte: Was juckt es die Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt?